Das Brot oder der Himmel – Unterrichtseinheit

Unterrichtseinheit Sek II (18 Unterrichtsstunden)

Geschichten von Hoffnungen und Wünschen, vom Scheitern und erfolgreich sein

Wie meisterten die Menschen nach dem Ende des Krieges das tägliche Leben, welche Sorgen und Nöte bestimmten ihren Alltag. Das sind zentrale Fragen, wenn man sich mit der deutschen Nachkriegsgeschichte beschäftigt. Neben historischen Studien, Statistiken und Zeitzeugenberichten sind es Filme und hier vor allem zeitgenössiche Soielfilme, die Auskunft darüber geben können. Sie erzählen Geschichte aus und über den Alltag. Sie stellen dabei Menschen in den Mittelpunkt, die im Rahmen ihres „Filmlebens“ Hoffnungen udn Wünsche äußern, Erfolge erzielen und/oder Niederlagen erleiden. Diese Geschichten offenbaren  – in ihren zentralen Motiven – zeitgenössische Mentalitäten, Handlungsdispositionen, die Einfluss gehabt haben auf den geschichtlichen Verlauf nach 1945.

In der Unterrichtseinheitfeht es also vor allem um die Arbeit mit Spielfilmen als Quelle ihrer Entsteheungszeit.


Siehe dazu:
Detlef Endeward/Peter Stettner: Das Brot und der Himmel. Zwei deutsche Spielfilme als historische Quelle der frühen Nachkriegszeit. In: Irmgard Wilharm (Hg.): Geschichte in Bildern. Von der Miniatur bis zum Film als historische Quelle, Pfaffenweiler 1995, S. 199-254


 

Dem ersten Eindruck nach hat man es bei UND ÜBER UNS DER HIMMEL und UNSER TÄGLICH BROT mit zwei völlig verschiedenen Filmen zu tun. Diese Wahrnehmung ergibt sich vor allem aus der sehr unterschiedlichen Bauweise und Inszenierung der Filme, wenngleich in beiden Produktionen Menschen vorgestellt werden, die versuchen, mit der Zersörung der alten Verhältnisse fertig zu werden, sich neu zu orientieren und dabei in Konflikt miteinander geraten.

Der Film UNSER TÄGLICH  BROT ist ein exakt kalkuliertes und konstruiertes Stück „filmische Realität“, welches seinen Charakter als Film nirgends leugnet und auf Überzeugung und Einsicht setzt. Hier wird ein „Modell“ vorgestellt, ein Modell im brechtschen Sinne – gemeint ist die Methode der Darstellung im Lehrstück und im epischen Theater.

Der Film UND ÜBER UNS DER HIMMEL ist dagegen „Star-Kino“:  Hans Albers – der Kriegsheimkehrer Hans Richter, der mit den Problemen und Anfechtungen der Zeit zurecht kommen muß – wird entsprechend ins Bild gesetzt. Seine Suche nach Identität bzw. moralisch verbindlichen Werten und einer Lebensperspektive wird erzählt. Die Zeitprobleme werden kaleidoskopartig ausgebreitet, sind bloße Kulisse. Der Film knüpft so bruchlos an die Tradition des UFA-Unterhaltungsfilms an.

Die Filme dokumentieren so zwei sehr unterschiedliche Varianten der Anknüpfung an die deutsche Filmgeschichte. Geht man allerdings näher auf die inhaltlichen Gesichtspunkte ein, unterscheiden sie sich zwar auf der intentionalen Ebene, den sog. „Botschaften“ voneinander, nähern sich in den dargestellten Motiven teilweise aber bis zur Übereinstimmung einander an.

Die folgende Unterrichtseinheit soll sich genau mit diesen skizzierten Unterschieden wie Parallelen beschäftigen und daraus Schlüsse auf die Nachkriegsgesellschaft ziehen.


Die Unterreichtseinheit ist in drei Phasen zu je 6 Unterrichtsstunden gegliedert:

Zu Beginn geht es darum, die Filmbeispiele zur Kenntnis zu nehmen (Wahrnehmungsphase). Ziel sollte sein, daß die Schüler ihre Ersteindrücke festhalten und im Gespräch die Subjektivität der Wahrnehmungen erkennen  und gegenseitig tolerieren lernen. Die Schülerinnen und Schüler beschäftigen sich hier als, ausgehend von der Filmrealität vor allem mit der Wirkungsrealität – bezogen auf sie selbst – der Filme.

In der zweiten Phase (Analysephase) sollen die verschiedenen Untersuchungsfelder bearbeitet werden. Ziel ist dabei, daß die Schüler lernen, genau zu beobachten und ihre Beobachtungen festzuhalten. (Filmrealität) Dabei können verschiedene Verfahren der gemeinsamen Ergebnissicherung erprobt werden. Im Rahmen dieser Ergebnissicherung soll eine erste interpretierende und systematisierende Beschäftigung mit den jeweils behandelten Teilaspekten des Themas erfolgen.

In der dritten Phase (Auswertungsphase),  die – wenn zeitlich möglich – durch eine zweite Sichtung der Filmbeispiele eingeleitet werden kann, sollen  die Schülerinnen und Schüler die interpretierende Arbeit über die Auseinandersetzung mit den Ergebnissen ihrer Mitschüler vertiefen und einen Transfer leisten, indem sie sie auf den Kontext des gesamten Kurses beziehen.

Übergeordnetes Ziel ist dabei, daß die Schüler erkennen, welche Werte, Ideale und  Perspektivvorstellungen  das Bewußtsein und das Verhalten der Menschen geprägt haben und welche Bedeutung diese  Verhaltensdispositionen (das kollektive Bewußtsein) der Menschen und ihr alltägliches Handeln für die Herausbildung gesellschaftlicher Strukturen gehabt haben. (Bezugsrealität)

In dieser Unterrichtsskizze sind die Stunden der zweiten Phase sicher sehr arbeitsintensiv. Der Umfang  der Aufgaben kann durchaus – entsprechend den Vorkenntnissen und Fähigkeiten der jeweiligen Lerngruppe – unterschiedlich gestaltet werden: entweder  in der hier vorgeschlagenen umfassenden oder aber in einer reduzierten Form. Um die notwendige Komplexität in der Ergebnissammlung zu  wahren, schlagen wir vor, daß in dieser zweiten Phase arbeitsteilig in Kleingruppen gearbeitet wird. Dies bietet sich auch aus zeitökonomischen Gründen an.

Die dritte Phase bietet  genügend Zeit, die Ergebnisse zu reflektieren und zu diskutieren. Auf die hier vorgeschlagene „Zweitsichtung“ der Filme kann, wenn nicht genügend Zeit ist, auch verzichtet werden.




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