K – Filmschaffende aus Niedersachsen

* 5.5.1911 Braunschweig † 24.9.1988 Malcesine (Gardasee)

Herbert Kirchhoff besucht das Real-Gymnasium in Bad Gandersheim und studiert im Anschluss in Göttingen Medizin. Nach dem Physikum bricht er das Studium ab, um 1932 an die Kunstakademie in Berlin zu gehen. 1939 nimmt er an der neugegründeten Deutschen Filmakademie in Babelsberg ein Studium der Filmarchitektur auf. Sein erstes selbständiges Bühnenbild für den Film KAMERAD HEDWIG (1944/45, Gerhard Lamprecht) bleibt wegen der Kriegshandlungen unvollendet.

Nach dem Krieg geht er nach Hamburg und wird Chef-Architekt von Walter Koppels Real-Film. Dort realisiert er neben bunten Revuefilmen wie DIE DRITTE VON RECHTS (1950, Geza von Cziffra) und Alltagsgeschichten wie KEINE ANGST VOR GROSSEN TIEREN (1953, Ulrich Erfurth) auch Filme mit hartem Realismus (u.a. ENDSTATION LIEBE, 1957, Georg Tessler). Die interessantesten Filmbauten entwickelt er zusammen mit Albrecht Becker für Filme des Regisseurs Helmut Käutner (DES TEUFELS GENERAL, 1954/55; DER HAUPTMANN VON KÖPENICK, 1956).

Ab Mitte der sechziger Jahre ist er vornehmlich für das Fernsehen tätig. Dort übernimmt er die Gestaltung für Egon Monks dokumentarische Fernsehspiele (SCHLACHTVIEH, 1962/63) und für Eberhard Fechners TV-Spiele (VIER STUNDEN VON ELBE 1, 1967/68, Buch: Helga Feddersen).

 S.L

Gustav Knuth (1981)

* 7.7.1901 Braunschweig † 1.2.1987 Neu-Münster bei Zürich

Gustav Adolf Karl Friedrich Knuth, genannt Bubi, ist Sohn eines Eisenbahners und soll auch einer werden. Heimlich nimmt er während einer Schlosserlehre Schauspielunterricht und bekommt sein erstes Engagement mit 17 am Stadttheater Hildesheim. Weitere Stationen sind Hamburg-Harburg, Altona und Hamburg. 1937 holt ihn Gustaf Gründgens an das Preußische Staatstheater nach Berlin. Seit 1949 spielt er bis zu seinem Abschied von der Bühne am Schauspielhaus in Zürich.

Sein Filmdebüt gibt Knuth 1935 in DER AMMENKÖNIG (Hans Steinhof), die verhasste Schlosserlehre kann er hier als Dorfschmied anwenden. Helmut Käutners GROSSE FREIHEIT NR. 7 (1943/44) und UNTER DEN BRÜCKEN (1944/45) – Knuths Lieblingsfilm – kommen seinem Talent jedoch mehr entgegen: „Sie widersprechen dem verordneten Ideal vom kernigen Mann. Aufrichtig, schlicht und ein wenig ungelenk (…)“ (CineGraph).

Bis 1982 ist Knuth in fast 150 Film- und Fernsehrollen zu sehen. Am Theater eher dem ernsthaften Fach zugewandt, sind es im Film der fünfziger Jahre meist die komödiantischen Figuren, die er als polternder aber liebenswerter Kauz in Szene setzt, etwa in DER FRÖHLICHE WEINBERG (1952, Erich Engel) oder in der SISSI-Trilogie (1955, 1956, 1957, Ernst Marischka). Seit Anfang der sechziger Jahre ist Knuth vor allem beim Fernsehen engagiert. Ob in ALLE MEINE TIERE (1962/63, Otto Meyer), SALTO MORTALE (BRD/CH 1968, 1971, Michael Braun) oder als vielfacher Familienvater Baltus in DIE POWENZBANDE (BRD/CH/A 1974, Michael Braun), Knuth ist immer Publikumsliebling.

S.H.

 * 16. März 1914 in Neustadt a. Rbge; † 1. Mai 2013)

Erst spät wurde der Öffentlichkeit die historische Bedeutung von Kobergs Werk bewusst. Heute gilt er zurecht als der wichtigste Bild-Chronist und Dokumentarfilmer der hannoverschen Nachkriegszeit.
Seine Kindheit und die ersten Schuljahre verbrachte Koberg im Leinetal. 1931 Abitur an der Herschelschule in Hannover. Ab 1932 bis 1939 Volontär und Reportertätigkeit im Pressedienst Axel Dieter Mayen in Hannover. Nach 1945 Arbeitsmöglichkeit durch alliierten Presseausweis der Millitärregierung. Es entstehen zahlreiche Bilder des durch den Krieg zerstörten Hannovers. Von 1946 bis 1971 arbeitete Koberg unter anderem als Redakteur und Fotograf der Hannoverschen Presse unter dem Kurzzeichen „heiko“. 1956 erwirbt Koberg eine Luftbildlizenz, es beginnt eine 20 Jahre dauernde Tätigkeit auf diesem Gebiet. 1)

Koberg dokumentiert in Zehntausenden Fotos den Wiederaufbau und das Geschehen in Stadt und Landkreis. Im Auftrag des städtischen Presseamtes produziert er von 1949 bis in die 60er Jahre regelmäßig Filmdokumentationen über den Wiederaufbau. Thematischer Schwerpunkt Kobergs war auch  in diesen Filmen die Stadtentwicklungs- und Baugeschichte Hannovers.

1) vgl. https://bildarchiv.archivrh.de/fotograf/


Der filmische Nachlass befindet sich im Filminstitut Hannover und umfasst auch ein Produktionsarchiv mit bisher unveröffentlichten Filmaufnahmen aus den 1950er bis in die 1970er Jahre.

Mehrere Tausend Fotografien von Heinz Koberg sind im Bildarchiv der Region Hannover online zur Verfügung gestellt.

* 8.1.1953 Hannover

Die Künstlerin und Experimentalfilmerin Hille Köhne ist Tochter einer Fotografin. Ihr wird zunächst verboten, „brotlose Kunst“ zu studieren. Aber die Ausbildung zur Technischen Zeichnerin verhindert glücklicherweise nicht, dass Hille Köhne ihren künstlerischen Weg geht. Nach dem frühen Tod der Mutter beginnt eine intensive Auseinandersetzung mit der Schwarzweiß-Fotografie, dem Super 8-Film und Video.

Beeindruckt von experimentellen Filmen anderer Frauen entstehen erste eigene Arbeiten, die sich von Anfang an mit dem Prinzip der Collage auseinandersetzen: „Eine seltsame Mischung aus Poesie, Selbstreflexion, Witz (der bis zur Alberei geht), vielschichtiger Transparenz und Textcollage.“(Geschichte des Deutschen Films). Hille Köhne studiert Gestaltung und freie Kunst in Braunschweig und wird Meisterschülerin in der Filmklasse Gerhard Büttenbenders. Ihre Filme ZITRUSFRÜCHTE (1983) und UND SIE, SIE LIEBTE RAUBTIERE, TRITT AUCH IN DEN GARTEN (1987) sind preisgekrönt.

Hille Köhne hat in Hannover mit der Gruppe „Lichtblick 16 e.V.“ eine Filmwerkstatt für Experimentalfilm aufgebaut.

A.V.

* 17.5.1945 Osterode/Harz † 25. Mai 2020 in Mahlow

Renate Krößner kommt in der Harzstadt Osterode zur Welt, doch schon bald übersiedelt die Familie nach Ostberlin. Dort besucht Renate die Oberschule, spielt nebenbei am Laientheater, studiert an der Staatlichen Schauspielschule und schließt 1964 ihre Ausbildung mit dem Diplom ab.

Es folgen Engagements an verschiedenen kleineren Theatern (in Parchim, Stendal und Senftenberg), schließlich am Theater in Brandenburg. 1965 spielt sie in TIEFE FURCHEN ihre erste Filmrolle, im selben Jahr hat sie auch ihr Fernseh-Debüt. Bis Mitte der siebziger Jahre ist sie verschiedentlich in TV-Produktionen zu sehen, eine junge Schauspielerin unter vielen. Das ändert sich 1979, als sie mit Heiner Carow den Defa-Film BIS DASS DER TOD EUCH SCHEIDET dreht. Ein Jahr später erlangt sie auch internationale Anerkennung: In Konrad Wolfs Film SOLO SUNNY spielt sie eine unangepasste, eigenwillige Schlagersängerin, eine Rolle, für die sie bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin 1981 den Silbernen Bären erhält.

In der Folgezeit ist Renate Krößner u.a. in dem Defa-Spielfilm EINER VOM RUMMEL (1982) von Lothar Großmann, der Fontane-Verfilmung MATHILDE MÖHRING (1982) von Karin Hercher und diversen TATORT-Episoden zu sehen. Für die Rolle der Uschi Klamm in Adolf Winkelmanns NORDKURVE (1991) erhält sie 1993 das Filmband in Gold.

con

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