Flohmarkt (1968/69)

Inhalt

Flohmarkt (1968/69) ist ein privat gedrehter Kurzfilm von Thomas Garzke im 8mm-Format, der Szenen vom Altstadt-Flohmarkt am Leineufer festhält. Die Filmaufnahmen vom Flohmarkt am Hohen Ufer zeigen diesen in einer Anfangsphase, die noch wenig reglementiert bzw. kommerzialisiert war. 


DVD-Edition Hannover-Filme:  „Die ‚bunten‘ Siebziger“

Die Filme FLOHMARKT, WOCHENENDE und DER ROTE FADEN sind von der GFS unter dem Titel Die ‚bunten‘ Siebziger auf DVD mit zugehörigem Booklet herausgegeben worden und zum Preis von 10 € an folgenden Verkaufsstellen zu beziehen:

  • Antiquariat lngeborg Becker, Lister Meile 49, 30161 Hannover
  • Buchhandlung am Klagesmarkt mit Büchergilde, Otto-Brenner-Str. 1,
    30159 Hannover
  • www.citymanager.de / service@citymanager.de
  • Gesellschaft für Filmstudien e.V., Expo Plaza 12,30539 Hannover
  • Historisches Museum, Pferdestraße 6, 30159 Hannover
  • Kino im Künstlerhaus, Sophienstraße 2, 30159 Hannover
  • KronenSieben FilmKunstRaum, Kronenstraße 7, 30161 Hannover
  • Schloss-Shop Herrenhausen, Henenhäuser Str. 5, 304’19 Hannover

Ein Film von Thomas Garzke
Format: Normal 8mm
Laufzeit: 3 Min.

 

 
Aufbruchsstimmung, Freude, Vielfalt! Ich habe nur „draufgehalten“

Von einem einjährigen Aufenthalt als Austauschschüler im Juni 1967 aus den USA zurückgekehrt, erlebte ich ein völlig verändertes Hannover. In Amerika hatte ich mit einer kleinen japanischen Kamera (Elmo pocket auto) gefilmt, jetzt machte ich mit der Normal-8-Kamera meines Vaters, einer Leicina, meine Erfahrungen. Sie hatte die Anmutung eines Ziegelsteins mit Handgriff, aber war auf Grund der leicht zu wechselnden Objektive gut zu handhaben. Insbesondere das 6,25-mm-Weitwinkel hatte es mir angetan: fast von der Frontlinse bis ins Unendliche war alles scharf abgebildet. Dieses Objektiv und das Tele führte ich bei meinen Erkundungen lose in der Jackentasche mit, das fest eingebaute Normalobjektiv war ein 15-mm-Objektiv. Beim Flohmarkt reizte mich die Buntheit. In einer Einstellung ist Reinhard Schamuhn von hinten zu sehen, wie er an einem Klavier Wein einschenkt. Ich glaube mich zu erinnern, dabei gewesen zu sein, als das erste Mal der Flohmarkt am Hohen Ufer stattfand, wobei dieses Klavier eine Rolle spielte. Immerhin musste es neben den Hahnebuth-Gang gewuchtet werden. In dem Film gibt es zwei Einstellungen einer Gruppe von Menschen, die am anderen Leineufer unter einem großen Baum Musik machen, einer davon – mit Gitarre – könnte Mike Gehrke gewesen sein. Ebenfalls Gitarre spielend ist Peter Sauer zu sehen, später bekannt als Peter Petrel. Und schließlich erscheint in einer kurzen Einstellung der Fotograf und Besitzer eines Fotogeschäfts mit einem sehr ausgefallenen Angebot von bizarren technischen Geräten in der Altstadt, Augenreich, wie er das Federwerk seiner Bolex-H16-Kamera aufzieht (wo sind seine Filme geblieben?). Tiere auf dem hannoverschen Flohmarkt, heute undenkbar! Aufbruchsstimmung, Freude, Vielfalt! Ich habe nur „draufgehalten“. Der Film ist hier in einer leicht bearbeiteten Fassung zu sehen. Die ursprünglich stummen Aufnahmen sind mit einem Projektorgeräusch unterlegt. Auf Wikipedia findet sich ein recht anschaulicher Artikel über den Flohmarkt Hannover.

Thomas Garzke

Die „bunten“ Siebziger

lm Zuge der gesellschaftlichen Entwicklung in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre gab es in Hannover verschiedene Aktivitäten engagierter Bürger, die die Stadt kulturell weiterentwickeln wollten. Bekannt ist die Schenkung der Kunstsammlung des Schokoladenfabrikanten Sprengel (1969), die den Grundstock für das gleichnamige Museum bildete und darüber hinaus lmpulse gab. Auf anderer Ebene zu nennen sind z.B. die Gründung des Jazzclubs Hannover (1966) und der Beginn des hannoverschen Flohmarktes (1967). Parallel dazu wuchs auch in der hannoverschen Stadtverwaltung das lnteresse, der Stadt insgesamt ein moderneres und lockereres lmage zu geben. Dazu waren unter anderem eine entsprechende lmagestudie und eine Werbekampagne in Auftrag gegeben worden. Eines der Resultate war der 1971 realisierte ,,Rote Faden“. Bereits ein Jahr zuvor hatte das ,,Experiment Straßenkunst“ begonnen, für welches das erste Altstadtfest den Auftakt bildete. Einen Höhepunkt stellte schließlich die lnstallation der drei bunten voluminösen „Nanas“ am Leibnizufer im Jahr 1974 dar.

Als Mitte der 70er Jahre infolge der sogenannten Ölkrise auch die finanziellen Spielräume der Stadt enger wurden, sah man sich nicht in der Lage, diese Phase der kulturellen Experimente fortzusetzen. Allerdings sind zahlreiche Kunstwerke im öffentlichen Raum aus dieser Zeit erhalten geblieben, und die neuen Akzente sind seit damals in verschiedene Formen der Alltagsarchitektur und des städtischen Lebens eingeflossen, etwa in Form bunter Bauzäune und Häuserfassaden.

Die auf der DVD DIE „BUNTEN“ SIEBZIGER präsentierten Filmdokumente spiegeln diese kulturelle Auf- und Umbruchszeit wieder.


Die Filmaufnahmen vom Flohmarkt (1968/69) am Hohen Ufer zeigen diesen in einer Anfangsphase, die noch wenig reglementiert bzw. kommerzialisiert war.

Der Film WOCHENENDE  (1974) ist ein breit angelegter lmagefilm, der neben einer originellen Form auch hinsichtlich Der aufgegriffenen Themen bisher nicht gezeigte Randbereiche des städtischen Lebens präsentiert.

DER ROTE FADEN (1975) wirft einen betont lockeren, frechen und auch kritischen Blick auf den gleichnamigen Wegweiser mitsamt der künstlerischen Experimente jener Jahre.


Darüber hinaus liegen bereits zwei weitere Filmdokumente in der Reihe ,,DVD-Edition Hannover-Filme“ vor, die (auch) in diesen Kontext der ,bunten, Siebziger‘ gehören – die ,,Rote-Punkt-Aktion, Hannover 1969 und vor allem der Film ,,Die Kunst geht auf die Straße“ (1970).

Dr. Peter Stettner

 

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