Sie (1954)

Inhalt

Der junge ungarische Zeichner Ypsilon (Walter Giller) trennt sich von seiner untreuen Freundin Louise (Wera Frydtberg) und lernt die 17-jährige Céline (Marina Vlady) kennen. Die beiden heiraten in einer Privatzeremonie, indem sie sich einfach in Notre Dame vor den Altar knien, und beziehen eine kleine Hinterhof-Wohnung.

Regie: Rolf Thiele
Regie-Assistenz: Ilona Juranyi
Buch: RolfThiele; nach dem Roman von Gabor von Vaszary.
Kamera: Karl Schröder.
Kamera-Assistenz: Heinz Hölscher, Wolf Wirth
Bauten: Walter Haag, Erich Kutzner
Kostüme: F W. Adlmüller
Maske: losef Coesfeld, Gertrud Coesfeld.
Schnitt: Caspar van den Berg.
Ton: HeinzMartin.
Musik: Hans Martin Majewski

Darsteller :

Marina Vlady (Celine)
Walter Giller (Ypsilon)
Nadja Tiller (Din)
Wera Frydtberg (Louise)
Hilde Hildebrand (Nachbarin)
Klaus Behrendt (Semmelhans)
Kurt A. Jung (Joska, Reporter)
Gregor von Rezzori (Redakteur)
Walter M. Wulf (Hausmeister)

Produktion: Filmaufbau GmbH, Gottingen
Produzent: Hans Abich, Rolf Thiele.
Produktionsleitung: Hans Abich; Assistenz: Gottfried Wegeleben
Aufnahmeleitung: Frank Roell, Eberhard Krause
Drehort: Atelier Göttingen
Außenaufnahmen: Göttingen, Osterode (Harz), Paris
Länge: 95 min, 2612 m.
Format: 35 mm, s/w, l:1.33.
Uraufführung: 9.9.1954, Hannover(Theater am Kröpke).

Im Film geht’s besser aus als in Gabor v. Vaszary’s Buch, aber das macht ihn nicht schlechter. Rolf Thiele, der sich hiermit wiederum als einer der ergiebigsten deutschen Regisseure ausweist, hat den Roman ganz einleuchtend zum Drehbuch abgeändert und für Filmbedürfnisse transponiert. Dennoch bleibt viel von der Tonart erhalten, von dieser Pariser Tonart, die der seltsamen, ganz unkonventionellen Liebesgeschichte Einsamkeit, Melancholie, Alltagsferne und verhohlene Süße gibt. Nur selten passiert sentimentales Malheur. Thiele ist behutsam, und er hat ein Ohr für die Nuancen des Leisen. So vermeidet er, die Szenen zu weit auszuspielen. Gefühl wird ökonomisch behandelt.

Das Paar ist so unkonventionell wie die Geschichte.

Sie: Marina Vlady, slawisch-französisch, mit kindhaften Händen und erwachsenen Augen, dazwischen alle Übergänge, mit zögernden, von innen sich entfaltenden Gebärden, verIetzlich und unantastbar zugleich.
„Er“: Walter Giller, bernhardinerhaft, grob vor Zartheit, schlechter Lügner, ungekünstelt. (…)

Die Kamera spielt genießerisch französisch, ist manchmal etwas zu neugierig. Hans Martin Majewskis Musik ist zurückhaltend und milieutreu.


R.S., Die Welt, 27.11.1954

Von der chaplinesken Heiterkeit und dem melancholischen Charme der Romanvorlage (Gabor v. Vaszary: »Sie“) blieb kein Hauch. Auch durch häufigen Gebrauch der Anreden »Monsieur« und »Mademoiselle« sowie durch fleißiges Vorzeigen von Arc de Triomphe und Eiffelturm wird das Klima nicht recht pariserisch. Über den ermüdenden Leerlauf der aneinander gestückelten Liebesgeschichte (Buch und Regie Rolf Thiele) vermag selbst das pikante Gesicht der jungen Französin Marina Vlady nicht wegzutäuschen.

Der Spiegel 50/1954, 07.12.1954

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