Die NSDAP und ihre politischen Wegbereiter auf dem Weg zur Diktatur


Auswahl, Zusammenstellung und Einordnung der Materialien: Detlef Endeward (2021ff)

Die Rolle der ökonomischen Eliten in den Schicksalsjahren 1932/33 aufzuzeigen, bedeutet, die Frage zu beantworten: Wie konnte es dazu kommen?
Der Kapitalismus muss nicht zum Faschismus führen, aber – um ein Wort von Primo Levi zum Holocaust leicht abzuwandeln – bei uns ist es geschehen, und es kann wieder geschehen.

Ulrich Sander: Rüstungsindustrie setzt wieder auf Krieg, in: Ossietzky 10/2022

Eine Frage am Anfang:

Warum bemühen nicht wenige Historiker unentwegt das Narrativ von der „bösen NSDAP“ und dem „Unschuldslamm Wirtschaft“, das erst nach der „Machtergreifung“ – gezwungenermaßen – der NSDAP Folge leistete?

Formaldemokratisch fanden Entscheidungsprozesse in den – gewählten – demokratischen Gremien statt. Doch wie sieht es mit diesen zumindest teilweise offenen Prozessen aus, wenn faktische Machtungleichgewichte die formalen Grundlagen untergraben? Es wird wohl niemand widersprechen, dass in der Endphase der Weimarer Republik die Interessenvertreter der gesellschaftlichen Eliten aus Adel, Militär, Großgrundbesitz und (Groß)Industrie deutlich mehr Einfluss auf politische Entscheidungen nehmen konnten als die Vertreter der Arbeiterorganisationen.

Das sind eigentlich banale Erkenntnisse, wenn durch die eigenen Wahrnehmungs- und Denkschemata die Augen davor nicht verschlossen würden. Diese Schemata führen dazu, die rechtskonservativen und nationalistischen Organisationen abzugrenzen von der NSDAP und nicht als das zu nehmen, was sie waren – ein demokratiefeindliches Netzwerk unter Einschluss der Faschisten oder , wenn das kaum noch geht, diese Grupperungen dann als weniger einflussreiche Minderheiten zu kennzeichnen.

Die folgenden Ausführungen müssen unbedingt im Kontext  mit den Materialien zum Verhältnis zwischen Politik und Ökonomie am Ende der Weimarer Republik  gelesen werden. Nur vor diesem strukturellen Hintergrund kann das Handeln der Personen historisch bedeutsam eingordnet werden.

Detlef Endeward

„Das Konzept des „Wegbereiters“ [hat sich] als fruchtbarer Ansatz erwiesen, da die Etablierung des NS-Regimes nur unter der Berücksichtigung all jener Akteure verstanden werden kann, die sich völkischem, nationalem und antisemitischem Gedankengut verschrieben, auch wenn sie selbst nicht Teil der NS-Bewegung waren.“


Aus:
Astrid Mohr, Tagungsbericht: Wegbereiter des Nationalsozialismus: Personen, Organisationen, Netzwerke des völkisch-antisemitischen Aktivismus 1919-1933, In: H-Soz-Kult, 12.04.2014, <www.hsozkult.de/conferencereport/id/fdkn-123928>.

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