Die NSDAP und ihre politischen Wegbereiter auf dem Weg zur Diktatur


Die Rolle der ökonomischen Eliten in den Schicksalsjahren 1932/33 aufzuzeigen, bedeutet, die Frage zu beantworten: Wie konnte es dazu kommen?
Der Kapitalismus muss nicht zum Faschismus führen, aber – um ein Wort von Primo Levi zum Holocaust leicht abzuwandeln – bei uns ist es geschehen, und es kann wieder geschehen.

Ulrich Sander: Rüstungsindustrie setzt wieder auf Krieg, in: Ossietzky 10/2022

Vom Zerfall der Demokratie zur Machtübertragung an die NSDAP

Detlef Endeward (07/2025)

Die Etablierung der NS-Diktatur im Jahr 1933 war kein plötzlicher Umsturz, sondern das Ergebnis eines schrittweisen Erosionsprozesses demokratischer Strukturen in der späten Weimarer Republik. Die NSDAP agierte dabei nicht isoliert, sondern war Teil eines breiten Netzwerks aus konservativen, nationalistischen und völkischen Kräften, die gemeinsam an der Aushöhlung der parlamentarischen Demokratie arbeiteten.

Zentrale Akteure wie Großindustrielle, Militärs, Adelige und konservative Politiker unterstützten – teils offen, teils indirekt – die faschistische Bewegung, weil sie sich von ihr die Sicherung ihrer Machtpositionen und die Zerschlagung der Arbeiterbewegung versprachen. Die Harzburger Front (1931) kann als Symbol für die strategische Allianz zwischen NSDAP, DNVP, Stahlhelm und wirtschaftlichen Eliten gelten – ein Schulterschluss, der den Weg zur Diktatur ebnete. Die sogenannte „Machtergreifung“ war in der Realität eine Machtübertragung, bei der demokratisch gewählte Institutionen formal beteiligt waren, aber faktisch durch massive Machtungleichgewichte unterlaufen wurden.

Der Historiker Henry A. Turner stellte in den 1970er Jahren dagegen die These auf, dass die Großindustrie erst nach 1933 zur Unterstützung der NSDAP gezwungen worden sei. Dies gilt bis heute in der historischen Bildung vielfach noch als „Lehrmeinung“, obwohl diese Sichtweise durch neuere Forschungen – etwa von Karsten Heinz Schönbach – differenziert und teilweise widerlegt worden sind.

Die Lernwerkstatt Film und Geschichte bietet zu diesem Themenkomplex auch eine Auswahl an Spielfilmen und Dokumentationen, die sich mit der Rolle der NSDAP und ihrer Unterstützer befassen.

Auswahl, Zusammenstellung und Einordnung der Materialien: Detlef Endeward (2021ff)

Die Ausführungen in diesem Bereich stützen sich vor allem auf die Arbeiten von Martin Broszat, Jürgen W. Falter, Kurt Gossweiler, George W. F. Hallgarten, Peter Heller, Ulrich Herbert, Eike Henning, Niels Kadritzke, Reinhard Kühnl, Reinhard Neebe, Kurt Pätzold, Dietmar Petzina, Karl-Heinz Roth, Karsten Heinz Schönbach, Alfred Sohn-Rethel, Dirk Stegmann, Bernd Weisbrod und Klaus Wernecke. (Siehe Literaturangaben)

„Das Konzept des „Wegbereiters“ [hat sich] als fruchtbarer Ansatz erwiesen, da die Etablierung des NS-Regimes nur unter der Berücksichtigung all jener Akteure verstanden werden kann, die sich völkischem, nationalem und antisemitischem Gedankengut verschrieben, auch wenn sie selbst nicht Teil der NS-Bewegung waren.“


Aus:
Astrid Mohr, Tagungsbericht: Wegbereiter des Nationalsozialismus: Personen, Organisationen, Netzwerke des völkisch-antisemitischen Aktivismus 1919-1933, In: H-Soz-Kult, 12.04.2014, <www.hsozkult.de/conferencereport/id/fdkn-123928>.

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