Mitgliederstruktur der NSDAP

Wer waren die Nationalsozialisten?

Detlef Endeward

So lautet die Überschrift der Textsammlung von Ulrich Herbert aus dem Jahr 2021. Und Herbert beantwortet die Frage in seiner Einleitung gleich zu Beginn:

Die NSDAP-Mitglieder waren weit überwiegend männlich und rekrutierten sich in deutlich überrepräsentativem Maße aus der „Kriegsjugendgeneration“ der zwischen 1900 und 1915 Geborenen, also der im Jahr 1935 zwischen 20 und 35 Jahre alten Männer. In dieser Altersgruppe war der Anteil der Arbeiter auch höher als in der Generation der zwischen 1880 und 1900 Geborenen, in der Personen aus dem Mittelstand stärker vertreten waren. Insgesamt aber war der Prozentsatz der Arbeiter bei den Parteimitgliedern deutlich geringer als in der Gesamtbevölkerung. Angestellte und Beamte hingegen stießen in den dreißiger Jahren „geradezu in hellen Scharen“ zur Partei. NSDAP-Mitglieder kamen eher aus Kleinstädten als aus den urbanen Zentren, sie waren eher protestantisch als katholisch, und in den Zentren der sozialistischen Arbeiterbewegung war ihre Zahl besonders niedrig. Zu den Motiven ihres Parteieintritts gehörten Antisemitismus, Antimarxismus und die Idee des nationalen Sozialismus, nach dem Krieg gaben sie bei Befragungen indes besonders häufig jugendlichen Idealismus, Opportunismus und äußeren Druck an. (1)

In der Tendenz bestätigt er damit die Untersuchung von Kater, deutet die Ergebnisse aber Differenzierter. Nach Kater  war die NSDAP schon in ihrer Entstehungsphase eine Organisation, in der die Angehörigen der selbständigen und unselbstäindigen Mittelklasse eindeutig überrepräsentiert gewesen sind; wobei die unteren Schichten – Handwerker, kleine Kaufleute und Beamte – weitaus stärker vertreten waren. Die Bilanz seiner Untersuchung (3): „die NSDAP (hat) im Herbst 1923 überwiegend ländlichenCharakter und (ist) fast ausschließlich als untere Mittlstandspartei anzusehen“.

Aussagen zur Sozialstruktur der Partei werden aber bedeutender mit dem erhebliche Mitgliederzuwachs seit den erfolgreichen Septemberwahlen von 1930. Mit der Zunahme von etwa 720.000 Mitgliedern zwischen 1930 und 1933 (4) wurde ein Bevölkerungsteil organisiert, der unabängig von Gewichtungen allein in den absoluten Ausmaßen Beachtung verdient – und die Partei „interessant machte“ als möglicher Bündnispartner.

Für die Partei in der Krisenzeit der Endphase der Weimarer Republik lässt sich zusammenfassend  feststellen:

  • Die NSDAP war eine Massenorganisation geworden.
  • In der Partei waren, gemessen am jeweiligen Anteil an der Gesamtbevölkerung, die Mittelklasse überrepräsentiert und die Lohnarbeiter unterrepräsentiert,
  • Angehörige des Großkapital und der Großagrarier waren eher in geringer Zahl Mitglieder der Partei
  • In absoluten Zahlen machten die Mittelklassenzugehörigen das größte Kontingent aus.  Zu einem großen Teil handelte es sich  dabei um Personen, die von der Proletarisierung bedroht bzw. schon „deklassiert“ waren.
  • Nun war auch das Potential an Lohnarbeitern recht bedeutend, allerdings eher bestehend aus Lohnarbeiter aus der Klein und Mittelindustrie und der Landwirtschaft als aus der Großindustrie
  • In der A1tersstruk wurde die Partei weiterhin von jungen Mitgliedern geprägt.
  • Der Frauenanteil unter den Mitgliedern waren nur sehr gering.

Dieser Sachverhalt spricht dafür, dass es eine Spannungsverhältnis zwischen sozialer
Basis und gesellschaftlicher Funktion der NSDAP gab.

Die NSDAP

Konservativ-nationalistische Netzwerkstrukturen

Zur gesellschaftlichen Funktion der faschistischen Massenbewegung

Beiträge aus dem Internet und weitere Literaturhinweise

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