Inhalt und Entstehung von „Im Westen nichts Neues“

Inhalt

Der Film „Im Westen nichts Neues“ erzählt die Geschichte des deutschen Soldaten Paul Bäumer, der sich wie seine gesamte Schulklasse freiwillig zum Einsatz im Ersten Weltkrieg meldet, an der Westfront die brutale Realität des Krieges erfährt, verwundet wird und schließlich kurz vor Kriegsende fällt.

Zu Beginn des Films sind in den Krieg ziehende Soldaten zu sehen, die von zahlreichen Zuschauern bejubelt werden. In der Abiturklasse Bäumers hält der Klassenlehrer Kantorek unterdessen eine fanatische Rede, die in der Aufforderung an seine Schüler mündet, sich freiwillig zum Fronteinsatz zu melden. Nach kurzem Zögern willigen schließlich die meisten ein und überzeugen noch unentschlossene Mitschüler. Nach ihrer Meldung zum Militär kommen die Rekruten in ein Ausbildungslager, wo sie von dem ihnen bekannten ehemaligen Briefträger Himmelstoß bis zur Erschöpfung gedrillt und schikaniert werden. Der kurzen Ausbildung folgt der Transport der Kompanie an die Front. Im Quartier lernen die naiven jungen Rekruten die erfahrenen Soldaten Kat und Tjaden kennen, die sie auf die Wirklichkeit des Stellungskrieges vorbereiten. In einem nächtlichen Kampfeinsatz wird der erste ehemalige Schüler getötet.

Während eines weiteren Einsatzes harrt die Gruppe tagelang im Unterstand am Schützengraben aus und leidet unter Granatbeschuss, klaustrophobischen Ängsten und Ratten. Der Rekrut Kemmerich dreht durch, rennt aus dem Graben und wird schwer verwundet. Es folgt ein Angriff der Franzosen, der in brutalem Kampf zurückgeschlagen wird, und ein Gegenangriff der deutschen Truppen, dem ebenfalls ein strategischer Rückzug folgt.

Die Kompanie kehrt stark dezimiert aus der Schlacht zurück, erhält die gesamte ursprünglich vorgesehene Verpflegung und hat ein wenig Zeit zum Ausruhen. Paul besucht mit Freunden den beinamputierten Kemmerich im Notlazarett. Nach Kemmerichs Tod gibt Paul dessen Stiefel an seinen Klassenkameraden Müller weiter, der kurz darauf ebenfalls fällt. Die ehemals naiven Rekruten sind inzwischen desillusioniert und abgestumpft und sehen für sich keine Perspektiven im zivilen Leben nach dem Krieg. Als die Kompanie wieder einmal im Unterstand auf ihren Einsatz wartet, trifft Himmelstoß an der Front ein und verlangt in herrischem Ton von den Soldaten, vor ihm stramm zu stehen. Doch im Schützengraben sind Dienstgrade nicht mehr von Bedeutung – er wird von Paul zurechtgewiesen und im folgenden Sturmangriff auf die Franzosen zum Weiterlaufen gezwungen, als er sich drücken will.

Paul, der in einem Granattrichter Deckung genommen hat, verletzt einen französischen Soldaten mit dem Bajonett. Nachdem er einige Stunden mit diesem im Trichter gelegen hat, bereut er seine Tat und erkennt in dem vermeintlichen Feind einen Mitmenschen. Der Franzose stirbt schließlich, obwohl Paul versucht hat, ihm zu helfen. Er schläft neben der Leiche ein und verlässt erst in der übernächsten Nacht nach dem Angriff sein Versteck, um zur Truppe zurückzukehren. Nachdem er sich etwas erholt hat, lernen Paul und zwei Kameraden beim Baden im Fluss drei Französinnen kennen, die sie in der folgenden Nacht heimlich besuchen und mit Lebensmitteln versorgen. Nach der Liebesnacht wird Paul Bäumer verletzt und muss zusammen mit seinem Freund Albert ins Lazarett. Er schafft es, vom Sterbezimmer, in das er zwischenzeitlich verlegt worden war, auf die Station zurückzukehren. Während Albert nach einer Beinamputation zurückbleibt, kann er das Hospital schließlich verlassen und geht auf Heimaturlaub. Paul muss enttäuscht feststellen, dass seine Heimatstadt ihm fremd geworden ist und die Menschen keine Vorstellung vom Leben an der Front haben. Als er an seiner ehemaligen Schule vorübergeht, hört er Kantorek, der wieder eine Abiturklasse zum Kriegseinsatz bewegen will. Er tritt ein und erzählt den Schülern von der grausamen Realität des Krieges, worauf er von diesen als Feigling beschimpft wird.

Nachdem Paul sich von seiner todkranken Mutter verabschiedet hat, kehrt er zurück an die Front. Von seinen Kameraden sind nur Kat und Tjaden übrig geblieben, der Rest der Kompanie besteht fast ausschließlich aus frisch an der Front eingetroffenen Rekruten. Auch Kat wird kurz darauf bei einem Flugzeugangriff getötet. Kurz vor Kriegsende liegt Paul wieder im Schützengraben und geht kurz aus der Deckung, um nach einem Schmetterling zu greifen. Dabei wird er von einem Scharfschützen erschossen.


Entstehung des Films

„Im Westen nichts Neues“ ist ein Klassiker des Antikriegsfilms. Er ist nicht nur als gelungene Literaturverfilmung eines Bestsellers oder wegen seiner pazifistischen Gesinnung so berühmt geworden, sondern hat auch als erfolgreiche Hollywoodproduktion für Furore gesorgt. Der Film hat Bestürzung beim Publikum und Hass bei Nazis und Faschisten bewirkt. Kein anderer Film hat von seiner Entstehung bis in unsere Zeit hinein international so viele Auslassungen, Verstümmelungen, Zensuren, Terroraktionen und Verbote erfahren. IM WESTEN NICHTS NEUES erzählt nicht nur eine Geschichte, er hat auch Geschichte gemacht. Obwohl die erzählte Geschichte („story “ und „history“) genuin deutsch ist, ist dieser Film ein amerikanisches Produkt. Amerika war immer der Hauptlieferant von Kriegsfilmen. Allein über den Ersten Weltkrieg wurden in den USA bis 1945 mehr als 200 Filme produziert. Doch mit dem Stoff von IM WESTEN NICHTS NEUES brachte man nicht den amerikanischen Standpunkt ein, sondern versuchte, den Krieg aus deutscher Sicht in einem amerikanischen Film zu zeigen. Das war neu.

nach: Hans Beller: Gegen den Krieg – Im Westen nichts Neues im Begleitheft zum Medienpaket


Dreharbeiten

Kamerakran

Auch ein Antikriegsfilm, gerade wenn er Kasernendrill, Gefechtsausbildung, Grabenkämpfe, MG-Salven und Attacken zeigen will, verlangt nach einer filmadäquaten Produktionslogistik, die einer militärischen Logistik kaum nachsteht.

Der ehrgeizige Executivproducer Julius Laemmle hatte zwar als der Sohn des Studiopräsidenten direkte Verbindung zur Spitze, aber bei den Machern war der Zwanzigjährige bis zu dieser Produktion nicht wie sein Vorgänger und Vorbild Irvin Thalberg anerkannt. Thalberg hatte in Junior Laemmles Alter die Großproduktionen der Universal gemanagt und sich nicht gescheut, den genialen Regisseur Erich von Stroheim zu feuern, als dieser die Kosten bei MERRY GO ROUND (1923) horrend überschritt. Später war Thalberg zu Louis B. Mayers MGM übergewechselt und hatte dort 1925 den Kriegsfilm THE BIG PARADE (Regie: King Vidor) produziert. Ein finanziell erfolgreicher Film, der den Krieg als dramatisches Abenteuer darstellte, wo nach anfänglichem Zweifel zuletzt doch Ehre, Pflicht und patriotisches Heldentum siegten und dessen Realismus auch von der Kritik gerühmt wurde.

IM WESTEN NICHTS NEUES sollte auch ein solcher Erfolg werden; es war das einzige A-Picture, in das die Universal im Produktionsjahr 1929 in größerem Umfang investierte. Der Börsenkrach vom 25. Oktober und die Weltwirtschaftskrise tangierten die Filmindustrie zwar anfangs nicht so stark, äußerten sich aber später über die Verarmung des Publikums (und daher nachlassenden Kinobesuchen) in Verlustziffern.

Als mit der Produktion symbolisch am 11. November 1929 begonnen wurde (dem Tag des Waffenstillstands im Wald von Compiegne, 1918), setzten alle am Film Beteiligten ihr ganzes Können daran, den Film wirklichkeitsgetreu zu gestalten. Die deutschen Weltkriegsveteranen Hans von Morhart, Wilhelm von Brincken (beide ehemalige Offiziere) und Otto Biber drillten die Filmprotagonisten im Stechschritt. Sie inspizierten als technische Berater die Waffen (sechs schwere Artilleriegschütze, MGs, Gewehre und unzählige andere Kriegsrequisiten) und die Uniformen (in Preußischblau und Feldgrau) der amerikanischen Darsteller, bis sich diese mit ihren Rollen körperlich identifizierten. „Wir waren damals sehr jung, und sie haben uns wie Soldaten behandelt. So wie beim Militär, als ob man eine Grundausbildung durchmacht. Für die bekannten Szenen mussten wir durch den Dreck robben; lauter solche Sachen. Wir waren oft erschöpft. Ich weiß gar nicht, wie oft wir die Nacht durchgearbeitet haben“, erinnert sich der Hauptdarsteller Lew Ayres.


nach: Hans Beller: Gegen den Krieg – Im Westen nichts Neues im Begleitheft zum Medienpaket

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