A – Filmschaffende aus Niedersachsen

 
 

Filmschaffende in Niedersachsen

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* 1949 Rastede bei Oldenburg (Ammerland)

Sein schönster Film wird meistens gar nicht mit dem Regisseur Arend Agthe in Verbindung gebracht. In Das Casanova-Projekt (1980), einem Glanzstück deutscher Hochkomik, kann er sich vollkommen auf den brillanten Alfred Edel als Casanova-Darsteller verlassen, der einem Jungregisseur mit Leichtigkeit seinen Casanova-Film vermasselt. Drehbuch, Inszenierung, Kamera und Produktion bei diesem fast vergessenen Meisterstück liegen in den Händen von „Arnold Hau“ alias Bernd Eilert, Robert Gernhardt, F.K. Waechter und Arend Agthe.

Die Kinoleidenschaft beginnt für Agthe mit einem Job in den „Rasteder Lichtspielen“. Seit dem spannenden Abenteuerfilm Flussfahrt mit Huhn (1983) und weiteren ähnlichen Produktionen schlägt er sich mit dem Etikett des „Kinderfilm-Regisseurs“ herum. Dabei hat er für Kinder und Jugendliche bereits 1976 mit Beiträgen für die Sesamstraße gearbeitet. Seine erste Fernsehregie, das satirische TV-Unterhaltungsmagazin Die Hau Schau (Regie und Buch neben Agthe: natürlich Eilert, Gernhardt und Waechter) stellt 1974 den Schauspieler-Philosophen Alfred Edel als ziegenbärtigen (und dilettantischen) Filmemacher Arnold Hau in den Mittelpunkt einer genialen Kurzfilmschau. Agthes Talent bezeugen auch lustige Kurzfilme der frühen siebziger Jahre mit Titeln wie Hier ist ein MenschDer junge BrechtAuf falscher Bahn und Jetzt bist du dran, Feilchen, die heute nur noch selten zu sehen sind.

3.4.1888 Hannover † 30.10.1945 Berlin

„Er ist der Elegant, ob in Frack oder Uniform, immer mit gestriegeltem Scheitel, ein Charmeur, der leichtfüßig übers Parkett schweben kann“. (CineGraph)

Auf der Bühne und im Film ist Georg Alexander, Sohn des Schauspielers Georg Lüddeckens, schon früh auf die Rolle des „Bonvivants“ festgelegt. Von 1915 (Der Schwiegervater seines Leutnants) bis 1944 (Die Frau meiner Träume, Georg Jacoby) variiert der vielbeschäftigte Filmstar diesen Typ in unzähligen Rollen, etwa als Prince of Wales in Richard Oswalds Lady Hamilton (1921) oder in seinem ersten Tonfilm Liebeswalzer (1929/30, Wilhelm Thiele). Der sportliche Darsteller betätigt sich außerdem als Rennfahrer und Herrenreiter und stellt 1921 sogar einen Rekordhochsprung „zu Pferde“ auf.

Darüber hinaus ist er Regisseur und gründet als Produzent zwei Filmfirmen: 1917 gemeinsam mit seiner Frau, der Schauspielerin Aud Egede-Nissen, die „Egede-Nissen-Film Comp“ und 1919 die eigene „Alexander-Film GmbH“. Die erste Gesellschaft konzentriert sich auf die Produktion von Serienfilmen, bei denen meist Frau Nissen vor und Alexander hinter der Kamera agiert. In der nach ihm benannten Firma widmet sich Alexander dagegen der Herstellung von Filmen aus der Welt des Sports.

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* 12.1.1903 Hannover † 28.2.1994 Bremen

Elterliche Unterstützung beim Erlernen des Schauspielerberufes bleibt Jürgen von Alten versagt. Als einfacher Arbeiter finanziert er sich nach dem Abitur und einem abgebrochenen Studium den Schauspielunterricht.

Diese Ausbildung ermöglicht ihm 1923 ein Volontariat bei den Städtischen Bühnen Hannover. Eine schnelle Theaterkarriere führt ihn nach Berlin und zu seiner ersten Filmrolle in Gustav Ucickys Yorck (1931). Die Tobis verpflichtet ihn 1936 als Regisseur für vier Spielfilme, darunter Stärker als Paragraphen (1936) und Der Biberpelz (1936/1937). Er führt Regie bei zahlreichen Kurzspielfilmen und arbeitet für das noch in den „Kinderschuhen“ steckende Fernsehen. 1938 inszeniert Jürgen von Alten die Fernsehspiele Das verlorene Lächeln und Wer bist du?. Wegen seiner Weigerung, ein Drehbuch zu akzeptieren, wird er 1942 zur Wehrmacht eingezogen und kann erst acht Jahre später wieder als Filmregisseur arbeiten.

Nach dem Krieg gründet er die Kammerspiele Hannover und die ihnen angeschlossene Schauspielschule. 1949 wird das Theater geschlossen, die Schule von der Stadt übernommen. Von Alten inszeniert noch vier Filme und ist ab 1957 hauptsächlich als Schauspieler für Film, Fernsehen und Theater sowie seit 1967 als Regisseur am Theater der Jugend der Berliner Kammerspiele tätig. Für seine darstellerische Leistung in dem Kurzfilm Die Geige (1986, Rudolf Ruzicka) erhält er 1987 das Filmband in Gold.

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* 17.7.1962 Braunschweig

Einem wie Thomas Arslan müsste die Zukunft gehören. Seine Arbeiten sind ganz entschieden dem Leben zugewandt, so wie es ist. Leider aber macht er realistische Filme, und dass die in Deutschland noch eine Zukunft haben, darf man höchstens wünschen. Mach die Musik leiser (1994) erzählt unvergleichlich einfach von Jugendlichen, und das tut er, höchst überlegt, mit den Mitteln, die nur von wenigen noch einer Überlegung unterworfen werden: mit der Kamera und dem Mikrofon. Was passiert, wenn der Apparat geöffnet ist, das dokumentiert eben dieser Apparat.

Man weiß nicht, wie das gelingt in den besten Filmen, aber es gelingt immer wieder: Zwischen den Menschen, der Handlung, die sie spielen, und den Menschen, die das alles verfolgen, herrscht eine reine Beziehung. Das ist ganz sicher eine Frage der Qualität der Regie und hat zu tun mit Einflüssen und Traditionen.

Vor dem Filmstudium ab 1986 absolviert Thomas Arslan den Zivildienst, studiert ein wenig Germanistik und betreibt viel Fotografie. Anschließend entstehen kurze und mittellange Filme, und es bildet sich ein Kern an Mitarbeitern, darunter als Tonmann Christian Petzold, dessen eigener Hochschul-Abschlussfilm Pilotinnen (1995) für Aufsehen sorgt. Seit dem mittellangen Abschlussfilm Im Sommer – Die sichtbare Welt (1992), der ganz zauberhaft und noch etwas verbockt ist, arbeitet Arslan als freiberuflicher Filmemacher.

* 1.7.1946 Stade

Stefan Aust gilt als „einer der besten kritischen Journalisten in Deutschland“ (Ulrich Wickert). Bereits als zwanzigjähriger Soziologiestudent beginnt er seine journalistische Laufbahn bei der Zeitschrift „konkret“. Ab 1970 arbeitet Stefan Aust für Hörfunk und Fernsehen, unter anderem für Panorama. Aust schafft sich durch kritische und gut recherchierte Reportagen, die zum Teil als Buchveröffentlichungen erscheinen, einen Namen – u.a. Der Filbinger Report (1978), Der Baader-Meinhof-Komplex (1985/86) und Mauss – Ein deutscher Agent (1988).

Im Mai 1988 übernimmt Stefan Aust den Aufbau und die Leitung von SPIEGEL TV, eine Position, die er bis heute innehat. In jüngster Zeit allerdings eingeschränkt, denn Anfang 1995 wird er auf Wunsch von Rudolf Augstein Chefredakteur des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“.

Neben seiner Tätigkeit für Printmedien, Hörfunk und Fernsehen hat Stefan Aust auch an Kinofilmen mitgewirkt. Aus der gemeinsamen Arbeit mit anderen Regisseuren, etwa Alexander Kluge und Volker Schlöndorff, entstehen die Kollektiv-Filme Der Kandidat (1979/80) und Krieg und Frieden (1982/83). Nach Wortprotokollen des gleichnamigen Prozesses schreibt Aust das Drehbuch zu Stammheim (1985/86, Reinhard Hauff).

pst

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