P – Filmschaffende aus Niedersachsen

* 15.10.1929 Quakenbrück (Emsland) † 7. August 2018 in München

Enno Patalas ist seit über 40 Jahren als Filmkritiker und -historiker, als Filmpublizist und -restaurator tätig.

Er lebt bis zu seinem zehnten Lebensjahr in Quakenbrück und macht hier seine ersten Kinoerfahrungen. Ständige Ortswechsel der Familie bestimmen die Kriegs- und Nachkriegszeit. Patalas kehrt 1949 mit seiner Mutter nach Quakenbrück zurück und legt das Abitur ab. Anschließend beginnt er ein Studium der Publizistik in Münster. Enno Patalas gehört 1950 zu den Gründern des Münsteraner Filmclubs. Im gleichen Jahr beginnt seine Tätigkeit als Filmkritiker. Gemeinsam mit anderen Filmclub-Aktivisten gründet er die Zeitschrift „Film 56“, kurze Zeit später die „Filmkritik“. Zusammen mit Ulrich Gregor verfasst Patalas das Standardwerk „Geschichte des Films“. Er publiziert weitere Filmbücher, großenteils gemeinsam mit seiner Frau Frieda Grafe. Die beiden werden zu den „bedeutendsten Mittlern französischer Filmliteratur in Deutschland“.(Witte)

Von 1973 bis 1994 leitet Patalas das Münchener Filmmuseum und baut eine national und international beachtete Filmsammlung auf. Seinen Ruf, die „Filmstadt München“ eigentlich begründet zu haben, verdankt er nicht zuletzt den Rekonstruktionen von Filmen wie DAS CABINET DES DR. CALIGARI (1919, Robert Wiene) und METROPOLIS (1926, Fritz Lang).

Patalas tritt auch als Autor von Regisseurportraits für das Fernsehen in Erscheinung, u.a. zu Josef von Sternberg, Jean Renoir und Ernst Lubitsch. Als Vortragender und Erzähler besitzt er unbestrittene Fähigkeiten. Seine mit Amüsement und Witz vorgetragene Kennerschaft lässt nichts zu wünschen übrig.

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Nach seiner Pensionierung führt Patalas im Auftrag verschiedener Institutionen einige Filmrestaurierungsprojekte durch. Daneben schreibt er ein  Buch über Alfred Hitchcock (1999) und eine Lesefassung von Fritz Langs Metropolis (2000). Im Jahr 2005 erscheimt ein Buch mit dem Titel „Südseebilder“ mit Materialien und Dokumenten rund um den Film Tabu von Friedrich Wilhelm Murnau.

Er stirbt im August 2018 im Alter von 88 Jahren in München.

Petra Peters in ihrem ersten Film Das Mädchen Christine, 1948

* 31.3.1925 Hannover † 31. Juli 2004 in München

Petra Peters‘ Karriere als Schauspielerin beginnt ungewöhnlich: Auf dem Kleefelder Bahnhof in Hannover entdeckt sie im Herbst 1943 ein Regieassistent der Ufa und arrangiert für die achtzehnjährige Probeaufnahmen. Doch der Krieg verhindert ihr erstes Engagement. Im Nachkriegs-Berlin spielt die „dunkle fremdländisch wirkende Schönheit“ (Ulrich Kurowski) zunächst beim Kabarett und Theater und arbeitet für den Rundfunk.

Ihr Filmdebüt gibt sie 1949 als MÄDCHEN CHRISTINE (Arthur Maria Rabenalt), für Petra Peters die Rolle ihres Lebens. Es folgen zahlreiche weitere Filmauftritte, etwa in ANONYME BRIEFE (1949, Arthur Maria Rabenalt), MÄDCHEN HINTER GITTERN (1949, Alfred Braun), MAN SPIELT NICHT MIT DER LIEBE (1949, Hans Deppe), DER KAHN DER FRÖHLICHEN LEUTE (DDR 1950, Hans Heinrich) und GIFT IM ZOO (1951, Hans Müller). In Ferdinand Dörflers MÖNCHE, MÄDCHEN UND PANDUREN (1952) spielt die Hannoveranerin mit Erfolg das „Münchner Madel“ Gusti. Gerhard Lamprecht besetzt sie 1954 in DER ENGEL MIT DEM FLAMMENSCHWERT in der Rolle einer Ehezerstörerin.

Ihre letzte Rolle ist 1997 die Marie Ducrot in dem Theaterstück „Der Prozeß der Mary Dugan“ von Bayard Veiller unter der Regie von Ellen Schwiers.

Petra Peters, Witwe des Schauspielers Albert Lieven, lebt bis zu ihrem Tod 2004 in München.

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* 14.3.1941 Emden † 12. August 2022 in Los Angeles

Die gängigen Vorurteile Ostfriesen gegenüber lassen sich angesichts der steilen Karriere des gebürtigen Emdeners ganz sicher nicht bestätigen. Wolfgang Petersen wird mit 19 Jahren Regie-Assistent am Ernst-Deutsch-Theater in Hamburg, wo man ihm bereits 1962 die Chance gibt, selbst zu inszenieren. Das anschließende Studium an der Film- und Fernsehakademie Berlin schließt er als einer der ersten Absolventen ab und arbeitet zunächst für das Fernsehen. Petersen dreht u.a. den Öko-Thriller SMOG (1973) sowie mehrere TATORT-Folgen, darunter das berühmte REIFEZEUGNIS mit Nastassia Kinski. Für seinen ersten Spielfilm EINER VON UNS BEIDEN erhält er 1973 den Bundesfilmpreis als bester Nachwuchsregisseur. DIE KONSEQUENZ (1977), eine aufsehenerregende Auseinandersetzung mit Homosexualität, wird international diskutiert. Als Drehbuchautor und Regisseur von DAS BOOT (1980/81) wird Petersen für zwei Oscars nominiert; die dreiteilige Fernsehversion erhält den Emmy Award. Sein erster englischsprachiger Film DIE UNENDLICHE GESCHICHTE (1984) steht stilistisch zwar in starkem Kontrast zu bisherigen Arbeiten, wird jedoch zum größten Kassenerfolg der deutschen Filmgeschichte.

1986 siedelt „Mister Pietörsen“, wie er in den USA genannt wird, mit seiner Frau Maria nach Hollywood um und versucht, sich dort zu etablieren. Nach einer Anzahl mäßig erfolgreicher Filme schafft er 1993 mit IN THE LINE OF FIRE den internationalen Durchbruch. Der Thriller mit einem überragenden Clint Eastwood in der Hauptrolle wird ein bombastischer Kassenerfolg in den USA. 1994 folgt mit OUTBREAK – LAUTLOSE KILLER ein weiterer „box-office hit“.

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Petersen dreht in Hollywood weitere Filme für den internationalen Markt und konzipiert Blockbuster wie zum Beispiel AIR FORCE ONE, DER STURM; POSEIDON und TROJA. Sechs Filme, für die Wolfgang Petersen verantwortlich zeichnet, erzielen dabei Einspielergebnisse von (inflationsbereinigt) jeweils über 100 Mio. Dollar, mit DAS BOOTtsogar sieben. Alle seine Filme bringen es zusammen auf 15 Oscarnominierungen.

Er stirbt im August 2022 in seinem Zuhause in Brentwood, einem Stadtteil von Los Angeles, im Alter von 81 Jahren.

Wolfgang Petersen 2006
Erich Pommer (links) mit Carl Zuckmayer und Emil Jannings 1929 in seinem UFA-Büro

* 20.7.1899 Hildesheim † 8.5.1966 Hollywood

Erich Pommer ist einer der einflussreichsten deutschen Filmproduzenten der zwanziger und beginnenden dreißiger Jahre, wenn nicht sogar der bedeutendste überhaupt. Der Talententdecker und -förderer ist als Produktionschef der Berliner Ufa für Stummfilm-„Klassiker“ wie DIE NIBELUNGEN (1922-24, Fritz Lang), DER LETZTE MANN (1924, Friedrich W. Murnau), FAUST (1925/26, Friedrich W. Murnau) und METROPOLIS (1925/26, Fritz Lang) verantwortlich. Auch die Tonfilme DER BLAUE ENGEL (1930, Josef von Sternberg), DIE DREI VON DER TANKSTELLE (1930, Wilhelm Thiele), DER KONGRESS TANZT (1931, Eric Charell) und F.P.1 ANTWORTET NICHT (1932, Karl Hartl) produziert Pommer für die Ufa.

Der gebürtige Hildesheimer lebt nur sieben Jahre in seiner Geburtsstadt. Die Familie zieht zuerst nach Göttingen und 1905 nach Berlin. Nach einer kaufmännischen Lehre landet Pommer früh im Filmgeschäft und gründet 1915 seine eigene Produktionsfirma, die „Decla-Filmgesellschaft Holz & Co“, die u.a. DAS CABINETT DES DR. CALIGARI (1919/20, Robert Wiene) herstellt. 1921 fusioniert die Decla mit der Ufa. 1926 wird sein Vertrag mit der Ufa jedoch aufgrund der kostspieligen METROPOLIS-Produktion nicht verlängert. Pommer arbeitet fast zwei Jahre als Produzent in den USA. 1927 kehrt er zur Ufa zurück. 1933 emigriert er nach Paris, London und in die USA.

Nach Kriegsende ist er von 1946 bis 1949 als oberster Filmoffizier der amerikanischen Militärregierung (OMGUS) für die Neuordnung der deutschen Filmproduktion verantwortlich. Nach einem kurzen USA-Intermezzo gründet er 1951 in München die „Intercontinental GmbH“, die u.a. NACHTS AUF DEN STRASSEN (1951, Rudolf Jugert) und seinen letzten Film KINDER, MÜTTER UND EIN GENERAL (1954/55, Laszlo Benedek) produziert. Sein letztes Lebensjahrzehnt verbringt Pommer wieder in den USA.

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