I – Filmschaffende aus Niedersachsen

Herbert Ihering (1946)

* 29.2.1888 Springe am Deister † 15.1.1977 Berlin

Herbert Georg Albrecht E. Gustav Ihering – häufig auch Jhering -, die theater- und filmkritische Instanz der Weimarer Republik, wächst in Kleinstädten Niedersachsens und Schleswig-Holsteins auf. Er besucht das Gymnasium in Aurich und das Kaiser-Wilhelm-Gymnasium in Hannover. Sein Germanistik-Studium führt ihn nach Berlin, wo er vier Jahre als Dramaturg und Regisseur und später als Kritiker arbeitet. Er fühlt sich dem Theater mehr verbunden als dem Film. So wächst sein Impuls, sich mit dem neuen Medium zu befassen, aus einer als bedrohlich empfundenen Konkurrenzsituation. „Der Film pfuscht ins Theater hinein.“

Dennoch erkennt er bald dessen Ausdrucksmöglichkeiten. Der Film ist für ihn nun eine „Bewegungskunst“, die „durch Gebärdengliederung die Sprache aufhebt“. Den „Rhythmus der Lautlosigkeit“ und den „antinaturalistischen Charakter“ des Stummfilms bewertet er höher als die „reproduzierte Wirklichkeit“ des „sprechenden Films“. Mit seinen Besprechungen des expressionistischen und des sowjetischen Films der zwanziger Jahre setzt er Maßstäbe für die Filmkritik.

Wegen seines ungebrochenen Verhältnisses zu den kulturellen Produkten des Faschismus ist sein Einfluss auf die Kultur der Nachkriegszeit ohne Bedeutung.

S.L.


Zum Jahresende 1933 musste der Berliner Börsen-Courier sein Erscheinen einstellen. Alfred Kerr, der Theaterkritiker des Berliner Tageblatts, floh ins Exil am 15. Februar 1933. Hermann Sinsheimer übernahm seine Tätigkeit, aber ab 1. Januar 1934 durften Juden nicht mehr ins Theater und Ihering wurde Theaterkritiker des Berliner Tageblatts. Ihering führte auch in der Zeit des Nationalsozialismus unbeirrt seine theaterkritische Tätigkeit fort. Klaus Mann karikierte ihn deshalb 1936 in seinem Roman Mephisto in der Figur des opportunistischen Journalisten und Schwätzers Dr. Ihrig, und Alfred Kerr verspottete ihn in einem Gedicht als Rezensenten Hering.

1936 schloss man ihn aus der Reichsschrifttumskammer aus, und die Reichspressekammer untersagte ihm die weitere Tätigkeit als Kritiker. Er arbeitete nun als Besetzungschef bei der Tobis Filmgesellschaft, wo er vor allem „vorbereitende Arbeit“ für Filme von Emil Jannings leistete. Ab 1941 konnte er in NS-Deutschland mehrere Schauspieler-Biografien publizieren. 1942 berief ihn Lothar Müthel als Dramaturg an das Wiener Burgtheater. Sein Jahresgehalt in Wien betrug 24.000 RM, weshalb Heinz Hilpert ihn als „bestbezahlten Theaterbesucher der Welt“ bezeichnete. Iherings aktives Wirken als Publizist und Dramaturg während der NS-Zeit schadete seinem Ruf erheblich. Als er seinen Tätigkeitsschwerpunkt in den Nachkriegsjahren in die DDR verlagerte, führte dies zu weiterer Schelte; der Theaterkritiker Hans Sahl sprach vom „zweimal gleichgeschalteten Ihering“.

1945 wurde Ihering unter Intendant Gustav von Wangenheim Chefdramaturg des Deutschen Theaters Berlin, das nun in der Sowjetischen Besatzungszone lag. Sofort begann er mit der Neuorganisation des Berliner Theaterlebens und nahm wieder den Kontakt zu Brecht auf, den er beim Aufbau des Berliner Ensembles unterstützte. 1950 wurde er ordentliches Mitglied der Berliner Akademie der Künste. Zu Beginn der 1950er Jahre war er Gründungsmitglied der Sektion Darstellende Kunst der Akademie der Künste Ost. Aufgrund von Differenzen mit von Wangenheims Nachfolger Wolfgang Langhoff musste Ihering seine Tätigkeit als Chefdramaturg des Deutschen Theaters 1953 aufgeben. 1955 starb Iherings langjährige Lebensgefährtin Lisette Königshof.

Ihering lebte wie früher im West-Berliner Stadtteil Zehlendorf, schrieb jedoch fast ausschließlich für die DDR-Presse, besonders für die Berliner Zeitung und für den Sonntag, die Wochenzeitung des Kulturbundes der DDR. Dort erschienen ab 1955 regelmäßig seine Bemerkungen über Theater und Film. 1956 wurde er zum ständigen Sekretär der Sektion Darstellende Kunst der Akademie der Künste Ost berufen (bis 1962).

Ende 1962 musste er seine Rubrik einstellen und konnte nicht mehr als Sekretär der Sektion Darstellende Kunst fungieren. Ab den späten 1960er Jahren wurden dem Theater- und Filmkritiker in der DDR und der Bundesrepublik zahlreiche Ehrungen zuteil. Sein Einfluss auf das Kulturleben der Bundesrepublik blieb jedoch begrenzt, nur einzelne bundesdeutsche Zeitungen wie die Recklinghäuser Zeitung veröffentlichten gelegentlich seine Kritiken. Iherings letzte Kritiken erschienen 1974.

(wikipedia, 12.12.2022)

* 8.11.1926 Holzminden

Eberhard Itzenplitz arbeitet seit über vier Jahrzehnten als Film-, Theater- und vor allem als Fernsehspielregisseur und -autor. Seine zahlreichen Inszenierungen sind vielfach preisgekrönt, trotzdem gehört er unverdient „zu denen, die nie als große Medienstars gefeiert werden.“ (Süddeutsche Zeitung)

Der Spross einer brandenburgischen Familie wird in Niedersachsen geboren, wächst in Sachsen auf und macht in Berlin 1943 das Abitur. Nach Krieg und Gefangenschaft in der UdSSR beginnt er 1948 das Studium der Germanistik, Kunstgeschichte und Philosophie in München und Göttingen, wo er 1953 promoviert. Während des Studiums in Göttingen arbeitet Itzenplitz als Regie-Assistent am Deutschen Theater bei Heinz Hilpert und lernt im dortigen Filmatelier sein Handwerk „richtig von der Pieke auf“.

Sein Interesse gilt dem engagierten und zeitkritischen Film, den er – seiner Zeit weit voraus – ab 1963 für das Fernsehen inszeniert. Nur als bekannteste Beispiele seien hier genannt: DIE DUBROWKRISE (1969, Buch: Wolfgang Menge), BAMBULE (1970, Buch: Ulrike Meinhof) oder DIE NEUEN LEIDEN DES JUNGEN W. (1976, Buch: Ulrich Plenzdorf), der auch im Kino erfolgreich ist.

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