Geschichten von Hoffnungen und Wünschen

Die eigene Gegenwart im Nachkriegs-Spielfilm

Niederlage, Befreiung, Zusammenbruch, „Stunde Null“, Neuanfang und/oder Wiederaufbau sind Begriffe mit denen das Kriegsende und die Jahre nach dem Ende der faschistischen Diktatur und des Zweiten Weltkrieges benannt und beschrieben werden.

Wie haben die Menschen in jenen Jahren die Zeit erlebt? Nachwievor ist es ein Problem, diese Frage zu beantworten, obwohl es mittlerweile einige Untersuchungen zur „inneren Verfassung“ der Nachkriegsgesellschaft – zur „Mentalitätsgeschichte“ gibt. Insbesondere Oral-History- Projekte haben hier viel geleistet. Aber die Erinnerungen von Zeitzeugen sagen zumeist mehr über die Verarbeitung von erlebter Geschichte aus – variieren deshalb auch bei einundderselben Person im Laufe der Zeit – als über die erinnerte Zeit selbst.

Immer noch viel zu wenig werden die Spielfilme der Zeit genutzt, dieser Frage nachzugehen. Siegfrid Kracauer hat für die Weimarer Zeit nachgezeichnet, dass Filme sehr komplexe Quellen für die Mentalitäten von Menschen sein können. Das gilt auch für die Nachkriegsjahre.

In diesem Themenbereich werden ausgewählte Spielfilme für so aufbereitet, dass – ausgehend von der Analyse und Kontextualisierung der Filme – Aussagen über Bewusstseinsstrukturen und Mentalitäten gemacht werden können. Vorherrschende Themen und Motive in diesen, „Trümmerfilme“ genannten , Werken  waren: der Krieg mit seinen Folgen physischer und psychischer Zerstörung –  Hunger und Existenznot  in  Trümmern, Schwarzmarkt, Flüchtlingsschicksale, Kriegsheimkehrerprobleme sowie die Entlastung der Mitläufer. Die Menschen erscheinen als  „Opfer“ der Geschichte. Werteverlust und die Perspektivlosigkeit werden häufig thematisiert,  verbunden mit Appellen an die Moral  und den Willen zum Aufbau.  Arbeit und  Leistung sowie Familienglück sind  zentrale Ideale und weisen den Weg in eine besseren Zukunft:

Wir versuchen hier, deutsche Spielfilme aus der Nachkriegszeit (1946-1950) als zeitgenössische Quellen zu bearbeiten und zu interpretieren. Die ausgewählten Filme sind in einer geschichtlich wichtigen Phase des Umbruchs und der Neuorientierung entstanden. Die Filme haben zudem einen ungewöhnlich hohen Realitätsbezug. Diese Gründe lassen sie besonders geeignet erscheinen, um einen Blick in die Vergangenheit zu werfen: Nicht im Sinne einer 1 : 1 -Abbildung, sondern als Quellen für die zeitgenössische Wahrnehmung, das Empfinden der Menschen, ihre Ängste und Hoffnungen.

Detlef  Endeward


Die Filme


Dokumente und Beiträge

In den schweren Nachkriegsjahren müssen die Webers um das tägliche Brot kämpfen. Während sich Sohn Ernst auf das „Abenteuer“ Sozialismus einlässt und am Aufbau eines volkseigenen Betriebes mitarbeitet, lassen sich die anderen Familienmitglieder in ihrer Kleinbürgerlichkeit nicht darauf ein. > weiter

Eine Gruppe von Umsiedlern kommt nach dem Krieg in einer mitteldeutschen Kleinstadt an, froh, ein neues Zuhause gefunden zu haben. Doch die Einheimischen begegnen den „Fremden“ mit Mißtrauen, Ablehnung, ja sogar Haß. Michaelis, Sprecher der Umsiedler, ist um gutes Zusammenleben bemüht. > weiter


Film über junge Menschen, die während einer Kanufahrt auf der Weser nach dem verlorenen Zweiten Weltkrieg darüber diskutieren, wie es am besten weitergehen sollte. > weiter

In ländlicher Idylle diskutieren ein Filmregisseur, ein Drehbuchautor und ein Schauspieler den gemeinsamen Film, der entstehen soll. Sie können sich nicht einigen, was für ein Film es werden soll, sind sich aber einig, dass es kein Trümmerfilm, kein Heimatfilm, kein Anti-Nazi-Film und kein Fraternisierungsfilm werden soll. > weiter

Kriegsheimkehrerfilm, in dem Hans Albers zunächst auf dem Schwarzmarkt Karriere Macht und dann über Umwege auf den Pfad der Tugend zurückfindet. > weiter

Eine satirische Parabel der deutschen Nachkriegsrealität, präsentiert als „Rückblick“ aus dem Jahr 2048: Ein unsichtbarer Erzähler führt den Zuschauer aus der schönen, modernen Welt des Jahres 2048 zurück in das Berlin der frühen Nachkriegszeit und lenkt den Blick auf Otto Normalverbraucher, einen quasi synthetischen Durchschnittsdeutschen, der in der Folge typische Probleme jener Jahre durchlebt.

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Mit Charme und Übermut erobert der Vagabund Hannes die Frauen. Auch das Fräulein Lehrerin kann ihm nicht widerstehen. Ist er doch das genaue Gegenteil ihres strebsamen Verlobten.

 

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„In mindestens 30% der deutschen Nachkriegsspielfilme spielt das Motiv Schwarzmarkt eine wichtige Nebenrolle.Vom ersten deutschen Nachkriegsspielfilm an klagen moralisch positiv gezeichnete Personen die Ungleichheit in der Vrsorgung und in den Existenzbedingungen der Deutschan an.“ (Greffrath: a.a.O., S. 223)

Zu den hier examplarisch ausgewählten Spielfilmen bietet sich der von den britischen Besatzungsbehörden in Auftrag gegebene Kurzfilm STADTMEIER UND LANDMEIER (1948) zum Vergleich an.

 

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