Filmpolitik in der Sowjetischen Zone

Geschichtliche Entwicklung bis 1949

Peter Stettner

In der UdSSR wurde der Film bereits seit den zwanziger Jahren als wichtigstes Propagandamedium angesehen. Um sein Beeinflussungspotenzial auch in Deutschland zu nutzen, begann die Sowjetische Militär-Administration (SMA) schon im Juli 1945 mit der Förderung deutscher Filmaktivitäten. Daneben wurden synchronisierte russische und unbedenkliche deutsche Filme aus NS-Produktion in den wenigen unzerstörten Kinos aufgeführt.

Um die beabsichtigte politische Beeinflussung der Massen direkt kontrollieren zu können, setzte man auf die Konzentration sämtlichen Filmschaffens in einer zentralen Produktionsgesellschaft. Die Neuorganisation des Filmwesens wurde schon früh in deutsche Hände gelegt – wenn auch stets unter Kontrolle der SMA. Im August 1945 gründete sich das Filmaktiv, eine hauptsächlich aus ehemaligen Moskau-Emigranten bestehende Gruppe, die die Bildung einer Filmgesellschaft vorbereiten sollte.

In Absprache mit den zuständigen deutschen und sowjetischen Behörden wurde von den zunächst fünf Mitgliedern des Filmaktivs die beabsichtigte politische Ausrichtung des neuen deutschen Films formuliert. Da die ehemaligen UFA-Studios in Babelsberg für unbestimmte Zeit von der Besatzungsmacht okkupiert worden waren, mussten alternative Produktionsstätten, vor allem im Raum Berlin, gefunden werden. Außerdem gab es, trotz der vergleichsweise großzügigen Unterstützung durch die Sowjets, immer wieder Schwierigkeiten bei der Finanzierung, der Instandsetzung filmtechnischer Anlagen und der Rohfilmbeschaffung.

Anfang 1946 konnte mit der praktischen Filmarbeit begonnen werden. Inzwischen war mit Wolfgang Staudte ein Regisseur zum Filmaktiv gekommen, der schon während der NS-Zeit Filme gedreht hatte, politisch aber als unauffällig galt. Er brachte die Idee zu einem Film mit, der bereits von den Amerikanern, Briten und Franzosen abgelehnt worden war: Die Mörder sind unter uns. Zunächst begann man allerdings mit Dokumentaraufnahmen im zerstörten Ost-Berlin, die den Grundstock für die in immer kürzeren Intervallen aktualisierte Ost-Wochenschau „Der Augenzeuge“ bildeten.

Im Mai 1946 folgte schließlich die sowjetische Lizenz für die neue Filmproduktionsgesellschaft, die den Namen DEFA (Deutsche Film-AG) erhielt. Jetzt wurde auch mit den Dreharbeiten für „Die Mörder sind unter uns begonnen“ – der erste deutsche Nachkriegsfilm. Finanziell unterstützt wurden die Filmemacher durch die SMA und die russische Verleihgesellschaft Sovexport, die im Gegenzug die Verleihrechte erhielt und somit eine weitere politische Kontrollinstanz darstellte.

Der Film galt den Sowjets in erster Linie als Beeinflussungs-, weniger als Unterhaltungsmedium. In der Direktion der DEFA, die von Beginn an eine Monopol-Stellung inne hatte, saßen denn auch fast ausschließlich SED-Mitglieder. Gleichwohl wurde die Filmpolitik zunächst durch den liberalen Kurs der sogenannten „Leningrader Gruppe“, einer Gruppierung von für den Kulturbereich zuständigen Offizieren, geprägt – eine direkte Einflussnahme auf Thematik und Handlung der Filme blieb meist aus.

Das änderte sich im Sommer 1947 mit dem Austausch der „Leningrader Gruppe“ gegen linientreues Personal. Die DEFA wurde zudem in eine sowjetische Aktiengesellschaft umgewandelt, deren Hauptanteile beim Sowjetischen Ministerium für Filmindustrie lagen – das bedeutete eine direkte Partizipation der UdSSR an den Gewinnen der DEFA.

1948 erfolgten auch personelle Umbesetzungen bei der DEFA selbst – schließlich wurde das AG-System abgeschafft und der linientreue Funktionär Sepp Schwab zum alleinigen Direktor ernannt. Im selben Jahr gaben die Sowjets die Babelsberger Studios für DEFA-Produktionen frei. Es folgte bis Ende 1949 der planmäßige Wiederaufbau der Produktionsstätten.


Lizenzierung und Zensur

Die Ziele der SMA bezüglich ihrer Kulturpolitik waren:

  • die Kunst von nationalsozialistischen, rassistischen, militaristischen und reaktionären Ideen zu befreien
  • die Kunst zu anti-faschistischen und pro-demokratischen Zwecken zu nutzen
  • der Bevölkerung die russische und die Weltkunst nahezubringen

Die Einhaltung dieser Regeln im Bereich Film wurde in die Hände der SMA-Filmabteilung gelegt. Eine aus SMA und SED zusammengesetzte Kommission führte die Vorzensur eines Filmprojekts durch – nach einer Begutachtung des vorgelegten Produktionsplans bzw. des Drehbuchs oder Exposés wurden Beanstandungen und Änderungswünsche geäußert. Bei der Lizenzierung und der Genehmigung des fertiggestellten Films hatte dann die SMA das letzte Wort.

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