K – Ausgewählte Filmschaffende für die Zeit von 1945 bis zu den frühen 60er Jahren

Hildegard Knef (28.12.1925 – 1.2.2002)
„Sie war so schön, so provokant, so deutsch“ umschreibt die Regisseurin Helma Sanders- Brahms 1985 zum Start ihres Films FLÜGEL UND FESSELN das Profil ihrer Hauptdarstellerin Hildegard Knef (epd Film 4/1985, S.7f.). Eine Hommage, die in der Vergangenheit kaum ungeteilten Zuspruch gefunden hätte und auch in der Gegenwart nicht findet, denn die Biographie der Knef ist ein ständiges Auf und Ab von Erfolgen und Fehlschlägen, Anerkennung und Geringschätzung.

Am 28. Dezember 1925 in Ulm geboren, wächst sie in Berlin auf, nimmt als Fünfzehnjährige Schauspielunterricht und wird 1942 Trickzeichnerin bei der Ufa. Hier entdeckt sie der Produktionschef Wolfgang Liebeneiner. Ihr erster Filmauftritt, die Rolle einer schwedischen Prinzessin in Harald Brauns TRÄUMEREI (1944), fällt jedoch noch der Schere zum Opfer. Bis zum Kriegsende spielt sie einige Nebenrollen, u. a. eine enttäuschte „Zufallsbekanntschaft“ des Schiffers Hendrik (Carl Raddatz) in Helmut Käutners melancholischer Liebesgeschichte UNTER DEN BRÜCKEN (1944/ 45).

Ihr Auftritt als Susanne Wallner in Staudtes DIE MÖRDER SIND UNTER UNS (1946) verleiht der Knef erstes Renommee in der Filmbranche, die Kritik lobt ihre „herbverhaltene Erscheinung“, ihr Spiel als eine „schöne Mischung von zupackender, unsentimentaler Sachlichkeit und einer bemühungsvollen Liebe“ (Walter Lenning, Berliner Zeitung, 17.10.1946). Hildegard Knef als

Verkörperung der neuen Moral von Hoffnung und Wiederaufbau? Entsprechend ist zumindest auch die Konnotation ihrer Rolle in Harald Brauns „Trümmerfilm“ ZWISCHEN GESTERN UND MORGEN (1947); als Mädchen Kat, „großäugig und vertrauend“, wird sie die anderen davon überzeugen, „dass es weitergehen muss, trotz Trümmer, trotz Erinnerung, trotz Elend und Unehrlichkeit“ (WTS in: Westdeutsches Tageblatt, 18.2.1948).

Ein Auftritt in Rudolf Jugerts FILM OHNE TITEL (1947) festigt ihr Ansehen, bevor Hilde Knef 1947, inzwischen verheiratet mit dem amerikanischen Filmoffizier Kurt Hirsch (von 1947- 52), den Sprung nach Hollywood wagt. In den USA zunächst wenig erfolgreich, kehrt sie 1950 nach Berlin zurück. Hier sorgt ihre Hauptrolle in Willi Forsts Melodrama DIE SÜNDERIN (1950) im restaurativen Kolorit der 50er Jahre für einen Skandal: Eine Nacktszene sowie die Amoralität der Protagonistin: Knef spielt eine Frau, die sich prostituiert, um ihrem kranken Geliebten (Gustav Fröhlich) eine Operation zu ermöglichen, vergiftet am Ende sich und ihn, erhitzt die Gemüter. Der Film trifft die optimistische „Wiederaufbaugesellschaft“ an einer empfindlichen Stelle, denn: „dieser Sünderin, die als Opfer der Zeit gezeigt wird, fällt niemals ein, dass man vielleicht auch schlicht und einfach durch Arbeit leben könnte .“ (Gunter Groll, in: Süddeutsche Zeitung 15.2.1951). Bezüglich der gezeigten (Un-) Moral des Sujets richtet der Katholische Film-Dienst den „Appell an alle Christen, diesem Film jede Unterstützung durch den Kauf einer Kino-Karte zu verweigern“ (KB, in: Katholischer Film- Dienst, 2.2.1951).

Der Eklat begründet das neue Image der Knef, sie wird „eine zentrale Protagonistin des westdeutschen Nachkriegsfilms, eine Schauspielerin gegen ein Weiblichkeitsklischee, das der Nazifilm pflegte und das wiederbelebt auch durch den Film der 50er Jahre geistert“ (Wolfgang Jacobson, in: CineGraph, Lg.8, Hildegard Knef)

Geltung verschafft sich Hilde Knef zu dieser Zeit auch in internationalen Filmproduktionen, sie spielt neben Gregory Peck in Henry Kings THE SNOW OF KILIMANJARO (1952), in Carol Reeds THE MAN BETWEEN (1953), Julien Duviviers LA FÊTE À HENRIETTE (1952) und überdies tanzt und singt sie zwei Jahre (1954-56) die Rolle der Ninotchka in Cole Porters Broadway-Musical „Silk Stockings“. In den 60er Jahren spielt sie auch in Deutschland wieder Theater, in Film und Fernsehen indes werden ihr kaum noch attraktive Rollen in Aussicht gestellt, u. a. spielt sie die Spelunken- Jenny in Wolfgang Staudtes DREIGROSCHENOPER (1962/63).

Wesentlich erfolgreicher ist sie seit 1963 mit ihrer „zweiten Karriere“ als Chansonsängerin oder 1970 als Autobiographin („Der geschenkte Gaul“). 1975 spielt sie in Alfred Vohrers Fallada-Adaption JEDER STIRBT FÜR SICH ALLEIN, 1978 die Fedora in Billy Wilders gleichnamigem Film. Eine „kläglich im Sande verlaufende“, zudem von der Presse heftig attackierte, Welttournee der Knef (1980) wird zum Debakel, sie zieht 1982 nach Hollywood. 1986 versucht sie als Sängerin mit der Chanson-Tournee „Stationen meines Lebens“ ein Comeback. Abermals folgt hitzige Kritik: „Statt einen ehrenvollen Schlussstrich unter die eigene Legende zu setzen, buhlt sie, wie von Hassliebe getrieben, nochmals um die Zuneigung ihrer Landsleute.“ (FAZ, zitiert nach Sammelrezension, in: Der Spiegel 6/1986, S. 173). Die Fähigkeit, (vornehmlich) deutsche Gemüter zu entrüsten, ist Hilde Knef ohne Zweifel bis zu ihrem Tod geblieben.

Hildegard Knef stirbt am 1.2.2002 in Berlin.

Lotte Koch (* 9. März 1913 in Brüssel; † 7. Mai 2013 inUnterhaching)
Lotte Koch (eigentlich Luise Charlotte Koch) wird am 9.3.1913 in Brüssel geboren. Sie strebt zielstrebig den Beruf der Theaterschauspielerin an und besucht die Hochschule für Bühnenkunst. 1931 geht sie ans Stadttheater Heidelberg, von 1935 bis 1936 spielt sie am Schauspielhaus Zürich. 1938 ist sie für ein Jahr am Deutschen Volkstheater in Wien.

Ihre Arbeit beim Film tritt vor ihrer Bühnentätigkeit zurück. Ihr Kinodebüt gibt sie in der Komödie „Lumpacivagabundus“ aus dem Jahr 1936 und spielt hauptsächlich Nebenrollen. In „Käpt’n Bay-Bay“ von Helmut Käutner, ebenfalls mit Hans Albers aus dem Jahr 1952 hat sie ihren letzten Filmauftritt. 1953 beendet sie ihre Karriere fast vollständig. Lediglich 1975 übernimmt sie ein letztes Mal für die Fernsehserie Motiv Liebe eine Gastrolle. 

Lotte Koch verstirbt im Mai 2013 im Alter von 100 Jahren in Unterhaching bei München.

 

Hilde Krahl (10.1.1917 – 28.6.1999)
Hilde Krahl, als Hildegard Kolacny in Brod an der Save (Kroation) geboren, wächst in Wien auf, studiert Musik und Schauspiel. Ab 1936 spielt sie an verschiedenen Bühnen, u.a. in Wien und am Deutschen Theater in Berlin. Parallel zum Bühnendebüt spielt Hilde Krahl ihre erste Filmrolle 1936 in PUPPENFEE, Regie E.W. Emo. Der Aufstieg zum Star gelingt ihr 1940 in Gustav Ucickys Puskin-Verfilmung DER POSTMEISTER. 1944 heiratet Hilde Krahl den Regisseur und Produktionschef der Ufa Wolfgang Liebeneiner. Ihre Tochter Johanna Liebeneiner, 1945 geboren, wird gleichfalls Schauspielerin. Nach Kriegsende erhält Hilde Krahl 1945 ein Engagement an den Hamburger Kammerspielen unter Ida Ehre. In der Folgezeit spielt sie an zahlreichen Schauspielhäusern, u.a. in Zürich, München, Wien, Berlin. In LIEBE 47 gibt sie – wiederum parallel zur ihrer Theaterarbeit – ihr Nachkriegs-Filmdebut. In den 50er Jahren spielt Hilde Krahl in einigen ambitionierten westdeutschen „Antikriegsfilmen“: HERZ DER WELT (Harald Braun, 1951/52), KINDER, MÜTTER UND EIN GENERAL (Laszlo Benedek, 1954/55), NACHT DER ENTSCHEIDUNG (Falk Harnack, 1955/56). In den 60er und 70er Jahren arbeitet sie, neben fortlaufenden Theaterengagements, vornehmlich für das Fernsehen. Sie spielt u.a. in DIE TROERINNEN DES EURIPIDES (Erfurth, 1966) sowie in den Serien HALLO – HOTEL SACHER – PORTIER (Fritz Eckhardt, 1973) und DIE LIEBE FAMILIE (Marboe / Stoss 1980). Ihre Arbeit als Theaterschauspielerin setzt Hilde Krahl bis in die 90er Jahre fort.
Hilde Krahl stirbt am 28. Juni 1999 in Wien.

Werner Krien (7.3.1912 – 6.3.1975) – Kameramann
Am 7.3.1912 wird Werner Krien in Berlin als Sohn eines Kameramanns geboren. Den Fußstapfen des Vaters folgend, bringt ihn bereits seine erste Ausbildung mit dem Kino in Verbindung, als er eine Lehre in Kopieranstalten macht. Danach wird er Kamera-Assistent. Seit 1936 ist er selbständiger Kameramann und leitet die Photographie zahlreicher Filme, darunter „…reitet für Deutschland“ (1941, Regie Arthur Maria Rabenalt) sowie „Münchhausen“ (1943, Regie Josef von Baky) und „Große Freiheit Nr. 7“ (1944, Regie Helmut Käutner).

Der Film „Und über uns der Himmel“ ist damit bereits Kriens zweite Zusammenarbeit mit dem Regisseur Josef von Baky. Insgesamt drehen sie vier Filme zusammen, nach „Und über uns der Himmel“ noch „Der Ruf“ (1949) und zehn Jahre später „Marili“.

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