Die Währungsreform 1948

Die Währungsreform war einerseits Glied in der Reorganisation alter Wirtschaftsstrukturen, verlieh einem wirtschaftlichen Aufschwung andererseits zusätzliche Schubkraft. Sie war notwendig geworden, weil die nationalsozialistische Wirtschafts- und Finanzpolitik die deutsche Währung zugrunde gerichtet hatten. [1]

Der Zweite Weltkrieg wurde vom Dritten Reich vor allem über die Notenpresse finanziert, so dass nach Kriegsende eine gigantische Geldmenge einer geringen Menge produzierter Güter gegenüberstand. Die aus diesem Missverhältnis resultierende Inflation wurde zwar durch die rigorose staatliche Preiskontrolle äußerlich zurückgestaut, äußerte sich aber in der Verlagerung des Warenaustausches auf den „Schwarzmarkt“ und währungspolitisch im Funktionsverlust der Reichsmark, die partiell durch die „Zigarettenwährung“ – amerikanische Zigaretten als Tauschmittel und Rechnungseinheit – ersetzt wurde.

Um das Gleichgewicht zwischen Geldmenge und Warenangebot wieder herzustellen, war eine Währungsreform unumgänglich.  Mit der Währungsreform wurde aber zugleich die Gründung eines westdeutschen Staates forciert. „Das Modell dazu existierte schon seit Anfang 1947 in Gestalt der >Bizone<, dem Zusammenschluss des amerikanisch und des britisch besetzten Territoriums zum >vereinten Wirtschaftsgebiet<“. [2]

Die USA bestimmten, wie die Währungsreform ablaufen sollte – eine wirkliche Beteiligung deutscher Währungsexperten gab es nicht, ihre Vorschläge wurden schlicht ignoriert. Auch Ludwig Erhard war in die Planungen nicht eingebunden – er hatte allerdings das politische Geschick, sich als erster deutscher Politiker öffentlich zur Währungsreform zu äußern.[3]

In der Art, wie sie durchgeführt wurde, brachte sie aber auch große Ungerechtigkeiten für die Bevölkerung mit sich. An diesem Tag waren die Deutschen alles andere als ,,gleich“: Bargeldbesitzer wurden in einer bis dahin nicht gekannten Größenordnung enteignet, Produktionsmittelbesitzer in ihrem Eigentum dagegen nicht berührt. Diejenigen, die weder das eine noch das andere besaßen, waren nach wie vor darauf angewiesen, ihre Arbeitskraft zu verkaufen.

Gleichzeitig mit der Währungsreform wurden auch zahlreiche Bewirtschaftungs- und Preisvorschriften außer Kraft gesetzt – der Lohnstopp erst neun Monate später.

Der größte Teil der Bevölkerung hatte am Aufschwung zunächst nur geringen Anteil. Die Arbeitsbedingungen in all diesen Jahren waren sehr schlecht: lanqe Arbeitszeit, überwiegend harte Arbeit und niedrige Löhne (Lohnstopp) prägten den Alltag der Arbeiter und Angestellten.

  • Die privaten Versorgungsmängel blieben noch lange in vielen Bereichen lebensbestimmend. Rationierungen waren z. T. noch bis 1950 notwendig und viele von den Waren, die nach der Währungsreform plötzlich wieder regulär gekauft werden konnten, waren so teuer, dass die meisten Menschen sie sich nicht leisten konnten. Vor allem in den Monaten nach der Geldreform liefen die Preise den Löhnen davon, Alle Preiskontrollen und Appelle an die Produzenten und Händler nutzten wenig.

Der Wirtschaftsaufschwung war zudem mit einer hohen Zahl von Arbeitslosen verbunden. Solange die Produktionskapazitäten noch nicht voll ausgelastet werden konnten, mussten Millionen Menschen auf einen Arbeitsplatz warten. Zahlreiche Proteste gegen die hohen Preise und gegen die Arbeitslosigkeit sowie Streiks kündeten von der verbreiteten Unzufriedenheit. Erst in den 50er Jahren erfasste der Aufschwung auch die Masse der Bevölkerung und deren Lebensverhältnisse verbesserten sich deutlich.

„Ungeachtet zeitweiliger wissenschaftlicher Kontroversen über die reale Bedeutung der Währungsreform für das „Wirtschaftswunder“ in der BRD muss die Schaffung einer soliden Währungsbasis als ein Schlüsselfaktor für die  Soziale Marktwirtschaft angesehen werden.“[4]


Anmerkungen

[1]Andersen (2013)
[2] Benz (1995), S.5
[3] Vgl. die entsprechende Sequenz im Film „ Unser Wirtschaftswunder –  Die wahre Geschichte“ 
[4] Andersen (2013)


Literatur

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