„Großfilme“ mit Spitzenstars

Nach den Erfahrungen der verschärften Konkurrenz im Jahre 1950 änderte die JFU/Rolf Meyer ihr Produktionskonzept. Es sollten nun möglichst sogenannte “Großfilme“ mit renommierten Stars produziert werden.  

Bevorzugt werden dabei „heitere“ Stoffe. Den Anfang macht die Komödie PROFESSOR NACHTFALTER (1950/51, Regie: Rolf Meyer) mit dem singenden und tanzenden Johannes Heesters in der Titelrolle. Heesters spielt hier den umschwärmten Gesangslehrer eines Mädchenpensionats, der sich nur durch eine Scheinehe vor seinen jugendlichen Verehrerinnen retten kann. Zu guter Letzt wird aus der in einer Sektlaune geschlossenen Verbindung echtes Liebesglück.

Alkohol spielt auch in HILFE ICH BIN UNSICHTBAR (1951, Regie: E. W. Emo) eine Rolle. Fritz Sperling (Theo Lingen) bringt sein Vertretergehalt in der heimischen Küche durch. Hier arbeitet er an geräuschvollen, aber ergebnislosen Experimenten und träumt davon, unsichtbar zu sein. Auf einem Jahrmarkt findet er tatsächlich einer Entmaterialisierungsmaschine. Diese lässt ihn zwar verschwinden, stellt jedoch kurz darauf ihre Funktion gänzlich ein. Nur noch hochprozentiger Alkohol kann Sperling kurzzeitig sichtbar machen, was schwerwiegende Komplikationen auslöst. Durch einen Sturz aus dem Bett findet der Alptraum sein Ende.

Bei ES GESCHEHEN NOCH WUNDER (1951) führt Willi Forst nicht nur Regie, er spielt auch an der Seite von Hildegard Knef die männliche Hauptrolle. Das Liebeslustspiel um eine wundersame Melodie unterscheidet sich deutlich von Forsts Sünderin. Von Kritik und Kinogängern wird der Film kaum wahrgenommen.

Die Sünderin  ist der wohl bekannteste Film der JFU Er ist der erste Film, in dem Willi Forst nach 1945 Regie führte. Zugleich war es der erste in der neuen großen Atelierhalle gedrehte Film. Mit DIE SÜNDERIN gelang Rolf Meyer der erste Kinoerfolg nach der Währungsreform, ein Erfolg, der sich allerdings nicht deswegen einstellte, weil hier der Publikumsgeschmack getroffen worden wäre, sondern weil sich hier – unter Mitwirkung der Kirchen – ein Skandal entwickelte, der medienwirksam ausgebreitet wurde und viele Menschen ins Kino zog. (6)

Anders sah es bei den Marika Rökk-Filmen SENSATION IN SAN REMO und DIE CSARDASFÜRSTIN aus, die beide 1951 unter der Regie von Georg Jacoby in Farbe entstanden. Die kommerziellen Erfolge, die sich hier abzeichneten, kamen allerdings zu spät. Als Rolf Meyer im November 1951 einen schweren Verkehrsunfall erlitt und der zwanzigste Film der JFU, DIE KÖNIGIN DER ARENA, in dem er selbst Regie führen sollte, verschoben werden musste – auch die weibliche Hauptdarstellerin wurde bei dem Unfall verletzt – , brach die Kette ständigen Produzierens ab. Neue Kredite, mit denen die Altschulden hätten abgetragen werden können, wurden nicht gewährt, und der Atelierbetrieb mit 150 bis 200 festangestellten Mitarbeitern verursachte täglich hohe Kosten.

Diesmal war das Land Niedersachsen nicht bereit, einen Überbrückungskredit zu gewähren. Der Grund lag in einer beabsichtigten Trennung von Atelierbetrieb und Produktionsfirma. Die bisherige Verflechtung wurde vor allem im niedersächsischen Wirtschaftsministerium als ungünstig angesehen, da man – wollte man den Atelierbetrieb (und damit Arbeitsplätze etc.) halten – auch stets die hochverschuldete Produktionsfirma stützen musste. Als Vorbild für eine solche Trennung wies man auf Göttingen hin, wo sich bereits 1949 die Produktionsgesellschaft Filmaufbau nach einem Konkurs von den Atelierbetrieben getrennt hatte. (7) In der Folge stellte die Niedersächsische Landesbank die Ateliers in Bendestorf unter Zwangsverwaltung und setzte einen Treuhänder ein, der die Ateliers mit Wirkung vom 15.7.7952 an die Hamburger Firma ,,Fink-Film“ verpachtete. Gegen die JFU/Rolf Meyer wurde am 19.8.1952 das Vergleichs- und am 6.11.1952 das Anschlusskonkursverfahren eingeleitet. Wenngleich Rotf Meyers Karriere im Filmgeschäft damit beendet war (das Konkursverfahren erstreckte sich noch lange über seinen Tod im Jahre 1963), so begann doch nun das zweite Leben der Filmstadt Bendestorf.

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