Georgstraße von Steintor zum Kröpcke

Die Georgstraße vom Steintor zum Kröpcke unterschied sich vom vornehmen Teil der Straße vom Kröpcke zum „Aegi“ mit ihrem Promenadencharakter und Nobelgeschäften. Hier zeigte sich das großstädtische Leben eher von seiner alltäglichen Seite.

Um die Jahrhundertwende entwickelte sich dieser Teil immer mehr zur Geschäftsstraße mit überwiegend großen und auch preiswerten Warenhäusern, die auch für ein nicht bürgerliches Publikum attrakliv war. Vorteilhaft wa rauch die günstige Verkehrsanbindung, die es ermöglichte, daß zahlreiche Menschen aus den Vorstädten und der weiteren Umgebung Hannovers in die Stadt zum Einkaufen fuhren. Von besonderem Interesse waren die Großkaufhäusermit ihrer verbilligten Massenproduktion von Kleidung und Konsumgütern. Somit wurde eine breitgefächerte Kundschaft angesprochen, die auch vor allem dem alten Geschäftsleben der Altstadt entzogen wurde.

Die ständig steigende Zahl von Vergnügungsstätten, wie zum Beispiel Kinos, Kneipen und Cafés, lockten ein vielschichtiges Publikum in die Georgstraße. Eine besondere Sehenswürdigkeit der City war die Georgs-Passage, eine überdachte Ladenzeile, die von der Georgstraße zur Heiligerstraße führte und auf alle Bevölkerungsschichten eine große Anziehungskraft ausübte. Die Hauptattraktion dieser Passage war ein ,,Automatisches Restaurant“, das Friedrich Georg Jünger in seiner Erzählung ,,Afrikanische Spiele“ folgendermaßen beschreibt:

,,… auf der anderen Seite des Ganges lag ein erleuchtetes Restaurant. Beim Eintreten sah ich, daß es automatisch betrieben war. Die verschiedensten, für das Auge bunt zubereiteten, Speisen standen auf runden Platten oder in kleinen Aufzügen zur Wahl, und man brauchte nur ein Geldstück einzuwerfen, um durch ein schnurrendes Uhrwerk bedient zu werden. Ebenso konnte man kleine Hähne veranlassen, alle Getränke, die man sich denken mochte, in ein darunter gehaltenes Glas zu sprudeln. Für den, der so, von unsichtbaren Kräften bedient, gespeist und getrunken hatte, standen andere Apparate bereit, die bunte Bilderzeigten oder in Hörmuscheln kurze Musikstücke ertönen ließen. Selbst der Geruchsinn war nicht vergessen, denn es gab auch sinnreiche Zerstäuber, aus denen man sich durch winzige Düsen wohlriechende Flüssigkeiten mit exotischen Namen auf den Anzug sprühen lassen konnte…“.(1)

Das pulsierende Geschäftsleben erreichte auch bald die kleinen Seitenstraßen, wie zum Beispiel die Große und Kleine Packhofstraße und die Seilwinderstraße.

Am Beispiel des Kaufhauses Karstadt lässt sich die Entwicklung der Georgstraße zur Geschäftsstraße gut darstellen: Auf dem Eckgrundstück Georgstraße, Ecke Schillerstraße, auf dem sich heute Karstadt befindet, stand seit 1856 die Hannoversche Bank, die bis 1889 nach dem Vorbild der Bank von England das Recht erhielt, eigene Banknoten auszugeben. Danach war die Hannoversche Bank als reine Geschäftsbank tätig, bis sie 1920 mit der Deutschen Bank vereinigt wurde. Doch zur Zeit der Gründung war das Institut sicherlich das erste Haus am Platz. Dementsprechend fiel die Wahl des Entwurfes des Geschäftshauses aus. Nach Plänen des Bremer Baudirektors Schröder wurde ein Backsteinbau auf erdgeschoßhohem Sandsteinsockel mit drei Fassaden errichtet.

Von dem Bau der Hannoverschen Bank ging eine Signalwirkung für andere Unternehmer aus. Die vorher etwas abseits gelegene Schillerstraße war bis 1880 lückenlos bebaut. 1900 zog die Hannoversche Bank in einen Neubau am Georgsplatz um. 1903 riss die Firma Karstadt das alte Geschäftshaus ab und eröffnete 1906 das erste große Warenhaus der Stadt.

Der Bau des Geschäftshauses machte zwei Trends deutlich: Das Alltagsgesicht der Georgstraße gewann zunehmend an Profil und der Konzentrationsprozess der Geschäftshäuser mit preiswerten Angeboten im Verkehrsmittelpunkt der Stadt wurde deutlich. Öffentliche Gebäude und Einrichtungen wurden immer stärker verdrängt.

Das Karstadtgebäude wurde durch die Bombeneinwirkung 1943 zerstört, aber kurz nach Kriegsende wieder hergestellt. 1953 wird das Warenhaus grundlegend umgestaltet und vergrößert. Nachdem im Innenstadtbereich die Straßenbahn unter die Erde verlegt wurde, sind die Georgstraße und ein Teil der Schillerstraße in die Fußgängerzone des Einkaufszentrums einbezogen.

Die Georgstraße vom Steintor zum Kröpcke ist nach wie vor die Haupteinkaufstraße Hannovers und immer noch dominieren in diesem Bereich die großen Kauf- und Warenhäuser.

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