Verkehrsknotenpunkt Hannover

Das Cafe Kröpcke im Wandel der Zeit – Ausschnitte verschiedener Filme des Filminstituts Hannover


Der Kröpcke als Verkehrsknotenpunkt oder Platz entstand erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.1) Dort, wo heute die Bahnhofstraße einmündet, knickt die Georgstraße, den ehemaligen Wallanlagen der Altstadt folgend, in Richtung Steintor ab. Bis zu diesem Punkt reichten die spitz zulaufenden Anlagen des Theaterplatzes. Der Bahnhofsbau (1848) und die Eingemeindung der Ernst-August-Stadt rückten die Georgstraße aus ihrer Rand- in eine zentrale Lage. Der Ausbau der Bahnhofstraße und vor allem der Karmarschstraßen-Durchbruch, der die Ernst-August-Stadt mit der Altstadt verband, und die Einrichtung der Straßenbahn machten aus dem ehemaligen ,,Straßenknie“ schon Ende des 19. Jahrhunderts den bedeutendsten und verkehrsreichsten Knotenpunkt mit Verteilerfunktionen für den gesamten städtischen Verkehr. Die wichtigsten Verkehrsachsen Hannovers liefen an diesem Platz zusammen und fast jede Straßenbahnlinie hielt an dieser Kreuzung.

Diese Kreuzung wurde, obwohl nicht einmal ein weiträumiger und einen städtebaulichen Akzent setzender Platz dabei entstand, zum neuen Mittelpunkt der Stadt. Der Platz erhielt seinen Namen von dem sich seit 1969 dort befindenden Café Kröpcke: Man traf sich am Kröpcke! 2) 1885 wurde die „Kröpcke-Uhr“ vor dem Café zum beliebtesten Treffpunkt Hannovers; die Uhr hatten Hannovers Bürger als „Wettersäule“ gestiftet. Die Litfaßsäule dicht dabei war eine Zeitlang, als diejenigen, die sich verfehlt hatten, darauf Nachrichten hinterließen, das größte Treffbuch der Welt.

Seit 1893 die Straßenbahnen die Pferdebahnen ersetzt hatten und in den folgenden Jahrzehnten der Autoverkehr stetig zunahm, war an ein freies Überqueren der Kreuzung nicht mehr zu denken. Sperrende Gitter und Ampeln regelten in den 30er Jahren das Passieren der einzelnen Straßen.

Die Stadtmitte Hannovers wurde im Zweiten Weltkrieg fast vollkommen zerstört. Da es 1946 kaum noch Autos gab, stand die Straßenbahn, deren Schienennetz als erstes wieder instandgesetzt worden war, als einziges Verkehrsmittel zur Verfügung. Im Juni 1950 war das Verkehrskreuz Kröpcke wieder ausgebaut. Um den Platz entstanden neben neuen Geschäftshäusern z.T. provisorische Bauten, da man schon zu dieser Zeit mit einer Verlegung der Straßenbahn unter die Erde und einem dafür notwendigen Abbruch rechnete. Um jedoch bis dahin den zu erwartenden Verkehr bewältigen zu können, wurden die Fluchten der Georg- und Karmarschstraße zurückgesetzt und die Straßen verbreitert. 3)

Ein weiterer Ausbau ist in den 60er Jahren zu erkennen: Die Straßenbahn ist in Mittellage gerückt und Haltestellen trennen die verbreiterten Fahrbahnen, bei denen auch besondere Abbiegespuren eingeführt worden sind. Erst 1970 wird das U-Bahnvorhaben realisiert. Ein riesiges Loch von 25 Metern Tiefe entsteht am Kröpcke, um die übereinanderliegenden, sich kreuzenden und abbiegenden Straßenbahnlinien mit ihren Stationen aufzunehmen. Nach mehr als zehnjähriger Bauzeit war der neue Kröpcke fertig. Aus dem Verkehrskreuz ist eine zweigeschossige Platzanlage entstanden, die zum Zentrum und Treffpunkt des neu angelegten Fußgängerbereichs wurde.

Heute [1991 D.E.] stellt sich die Frage, ob diese Gestaltung eine glückliche Lösung war. Der Platz wirkt „zubetoniert“ und scheint neueren Ansichten einer Platzgestaltung nicht mehr gerecht zu werden. Eine durch Begrünung aufgelockerte Bebauung würde sicherlich mehr Beifall finden.


Anmerkungen

1) Siehe dazu auch: Gestaltung der City (1880 – 1914/18)
2) Siehe dazu auch: Café Kröpcke
3) Siehe dazu auch: Neugestaltung des Kröpcke

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