Film und Politik im Ersten Weltkrieg

Staatsnahe Filmproduktion

Filme sind seit ihren Anfängen politisch genutzt worden, ihre Hersteller waren an solche Aufträge schon aus wirtschaftlichen Gründen interessiert. In allen Phasen der deutschen Geschichte sind Beispiele der politischen Inanspruchnahme des Mediums Film zu finden: im Ersten Weltkrieg, in der Weimarer Republik, in der Zeit des Faschismus und im Kalten Krieg, wobei Grad und Form der politischen Beeinflussung ganz unterschiedlich waren

Mit Beginn des Ersten Weltkriegs wurde die „Zentralstelle für Auslandsdienst“ geschaffen, die im neutralen und befreundeten Ausland propagandistisch für das Reich wirken sollte.

In diesem Rahmen wurden nach dem Wegfall der bis dahin dominierenden französischen Wochenschauen die deutsche Produktion der Firmen Messter und Eiko vertrieben. Eine direkt finanzielle Unterstützung des Reiches für deutsche Filmpropaganda gab es zu nächst nicht.

Mit der Verschlechterung der Kriegssituation, der Kriegsmüdigkeit der Bevölkerung, der Auslandskonkurrenz auf den Absatzmärkten und der ausländischen Filmpropaganda gegen das Deutsche Reich entstand eine Drucksituation, aus der nach langwierigen Verhandlungen am 30. Januar 1917 der Gründungserlass für das Bild- und Filmamt (Bufa) hervorging. Am 18. November 1916 war die Deutsche Lichtspielgesellschaft(DLG) gegründet worden zum Zweck planmäßiger Werbung für Deutschlands Kultur, Wirtschaft und Fremdenverkehr. Einflussreiches Mitglied war Alfred Hugenberg. Zwischen dem staatlichen Bufa und der von der Schwerindustrie getragenen DLG entstand eine harte Konkurrenz, weil die DLG versuchte, Aufgaben der Bufa zu übernehmen. Da das Bufa eine Kriegseinrichtung war, mussten Pläne für seine Verwendung nach Kriegsende entwickelt werden. Vorgesehen war ein großes deutsches Filmunternehmen, dessen Aktienmehrheit das Reich erwerben sollte, in dem aber selbständige Unternehmen wie Messter u.a. mitarbeiten sollten. Der Plan war in einem Brief General Ludendorffs vom 4. Juli 1917 entwickelt worden. Gegründet wurde die Universum Film AG (Ufa) am 18. 12.1917. Ende März 1918 kam es trotz der alten Konflikte zu einer Beteiligung der DLG an der Ufa. Trotz dieser späten staatlichen Dominanz in der deutschen Filmproduktion waren die privat produzierten Filme der Reichsbank (Werbefilme zur Zeichnung der Kriegsanleihen, Produktionsfirm Pinschwer) oder anderer Unternehmen entsprechend der eigenen Interessenlage politisch und staatsnah.

Interesse an Propaganda – Für Militär und Kolonien

Interessant ist das politische Gespür konservativer Interessenverbände für die propagandistischen Möglichkeiten des neuen Mediums. Der Deutsche Flotten-Verein nannte ganz unverhohlen den Zweck seiner kinematographischen Vorführungen vom 8. Februar 1906: Demonstration zur Notwendigkeit einer Erweiterung der gegenwärtigen Flottenvorlage. Auch kolonialen Interessen war der Film nützlich. Unter dem Protektorat des kommandierenden Generals v. Stützner wurden „zum Besten unserer Truppen in Südwest-Afrika“ u.a. „lebende Fotografien“ aus deren Lagerleben vorgeführt (15.10.1906). Der Ertrag der Vorführung (450 M) kam dem „Liebesgabenfonds für die Krieger in Südwestafrika zugute.

Selbst in der Kommunalpolitik gewann der Film Bedeutung, wie z.B. in Hannover. Bilder aus Hannover wurden seit Januar 1897 angekündigt, sind aber wohl nicht erhalten. Bei der Auseinandersetzung um frühe Maschseepläne (28.03.1907) wurden Filmaufnahmen als Quellen bemüht.

Film im Ersten Weltkrieg

Film und Politik im Ersten Weltkrieg

Werbefilme für Kriegsanleihen

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