Erzwungene Trennung – UE Sek II (8/10 Stunden)
Unterreichtseinheit für Sek II (8/10 Unterrichtsstunden)
Ehe und Liebe in Kriegszeiten
„Die Exmittierung [zwangsweise Entfernung; Anm. d. Red.] der Sexualität aus den getrennten Ehen eingezogener Soldaten stellte ein […] bislang unbekanntes Massenphänomen dar. Besondere Schärfe erhielt das Problem der außerehelichen Sexualität […] durch seine enge Verbindung zu den Idiosynkrasien [Eigenheiten; Anm. d. Red.] einer kriegführenden Gesellschaft. Sie machten aus dem sexuellen Verhalten von Militärs und Zivilpersonen in verschiedener Hinsicht eine Angelegenheit von nationalem Belang: Das sexuelle Verhalten eines Millionenheers lediggehender Soldaten und seine möglichen gesundheitlichen Folgen waren untrennbar verbunden mit dem Problem der „Wehrertüchtigung“ bzw. „Wehrzersetzung“. Die Sexualität der weiblichen Zivilbevölkerung wiederum war Gegenstand besonderen Interesses wegen ihrer befürchteten Auswirkung auf die Stimmung an der Front; dies galt in erhöhtem Maß für die „Kriegerfrauen“, d.h. die Ehefrauen eingezogener Soldaten, und für die Beziehungen deutscher Frauen zu Kriegsgefangenen und ausländischen Arbeitern. […]“ (aus: Ute Daniel über Sexualität, Prostitution und Ehe im Ersten Weltkrieg)
Darstellung im Film
In Pabst Film Westfront 1918 dominiert die Zurschaustellung von Kriegsgreueln. Damit verbunden war die politische Intention, mit dem Film einen „klarsichtigen Angriff auf die Kriegstreiber“ zu realisieren. Weitgehend entpolitisiert erscheint das Kriegsgeschehen dagegen in dem Stummfilm-Melodram Heimkehr, das Erich Pommer 1928 für die Ufa produzierte. Hier bildet die Heimkehr zweier Soldaten, die gemeinsam als Kriegsgefangene in Sibirien waren, den Rahmen eines vordergründigen Eifersuchtsdramas.
Eine interessante Parallele ergibt sich zwischen den beiden Filmen in der Thematisierung der erzwungenen Trennung von Ehemann und Ehefrau. Im Film Westfront 1918 schildert Georg Wilhelm Pabst aus männlicher Perspektive, wie der Soldat Karl auf Heimaturlaub seine Frau in flagranti mit einem Fleischergesellen ertappt. Ihren Fehltritt begründet seine Frau mit der materiellen Notlage, der die Zivilbevölkerung während des Krieges ausgesetzt ist.
Auch wenn dieser Aspekt in Heimkehr nicht thematisiert wird, behandelt der Film die Problematik der zurückgelassenen Ehefrau mit einem stärkeren Fokus auf die weiblichen Perspektive, sodass sich hier Vergleichsmöglichkeiten ergeben. Statt der materiellen ist es die seelische Not, d.h. Annas Einsamkeit und Verlassenheit, die dazu führen, dass sie sich in der Wohngemeinschaft mit dem Freund ihres Mannes zu diesem hingezogen fühlt.