Berge in Flammen (1931)
Inhalt
„Berge in Flammen“ ist ein alpines Kriegsdrama, das im Jahr 1917 an der Südfront des Ersten Weltkrieges angesiedelt ist. Erzählt wird von zwei Bergfreunden, dem Tiroler Florian Dimai (Luis Trenker) und dem Italiener Artur Franchini (Luigi Serventi), die durch die italienische Kriegserklärung im Jahr 1915 zu Feinden werden und sich, ohne es zunächst zu wissen, als Gegner am Coll’alto gegenüberstehen – einer österreichischen Dolomitenstellung, die von Dimais Kaiserjägern gehalten wird. Als die Italiener die Stellung unterminieren, um sie in die Luft zu sprengen, spitzt sich die Lage der Verteidiger zu. Dimai, der als Späher ausgeschickt wird, muss sich entscheiden, ob er sich zu Frau und Kind in sein Heimatdorf absetzen oder aber das Leben seiner Kameraden retten will.
Produktion: | Marc Vandal & Charles Delac, Paris / Berlin |
Drehzeit: | Frühjahr 1931 |
Regie: | Karl Hartl, Luis Trenker |
Buch: | Karl Hartl (nach einem Manuskript von Luis Trenker) |
Kamera: | Sepp Allgeier, Albert Benitz, Giovanni Vitrotti, Siegfried Weinmann |
Musik: | Guiseppe Becce |
Ton: | Hermann Birkhofer, Hans Grimm, Hans Bittmann |
Bauten: | Leopold Blonder |
Uraufführung: | 28. September 1931, Berlin |
Länge: | 109 Minuten (DVD: 94 Min) |
Darsteller: | |
Luis Trenker | Florian Dimai |
Claus Clausen | Leutnant Kall |
Luigi Serventi | Artur Franchini |
Lissy Arma | Pia Dimai |
Ähnlich wie Morgenrot bietet sich auch Berge in Flammen zum Vergleich mit den pazifistisch ausgerichteten Weltkriegs-Spielfilmen Im Westen nichts Neues und / oder Westfront 1918 an. In den Mittelpunkt wäre dabei die Frage zu stellen, welchen Mustern die Kriegsdarstellung von Berge in Flammen folgt und welche Tendenzen aus ihr herauszulesen sind. Um dieses Urteil zu präzisieren, kann als vierter Film Morgenrot hinzugezogen werden, dessen nationalkonservativer Standpunkt leichter zu fixieren ist.
Zur Einordnung des Films siehe auch die Beiträge:
- Filme zum Thema ‚Krieg‘ in der Endphase der Weimarer Republik – Lernwerkstatt Film und Geschichte
- Einordnung der zu Beginn der Tonfilm-Ära entstandenen Weltkriegsdramen in das Thema „Film und Erster Weltkrieg“
- Der Bergfilm – Anmerkungen und Einschätzungen zu einem umstrittenen Genre
Nächtlicher Angriff der Alpini auf die Col’Alto-Stellung. Abbildung mit freundlicher Genehmigung von Film101
Unterrichtsvorschlag und erkenntnisleitende Fragen
Der Erste Weltkrieg im frühen Tonfilm
Im Rahmen der gymnasialen Oberstufe und der außerschulischen Bildungsarbeit kann Berge in Flammen in einen Komplex mit Im Westen nichts Neues und / oder Westfront 1918 eingebettet und ggf. Morgenrot zum weiteren Vergleich herangezogen werden. Als Zeitrahmen wären 10-11 Stunden zu veranschlagen. Eine auf diesem Konzept aufbauende Unterrichtseinheit könnte wie folgt aussehen:
1./2. Stunde: Sichtung des Films Berge in Flammen
3./4. Stunde: Festhalten von Ersteindrücken und Meinungsaustausch, Untersuchung der zentralen Motive, im Einzelnen:
- „Bergfreundschaft“ zwischen Florian Dimai und Artur Franchini: Wie differenziert wird das Verhältnis der beiden zueinander gezeichnet? Wie verhält sich Franchini gegenüber der Familie Dimais?
- Verhältnis der Tiroler Kaiserjäger zum Krieg: Wie gehen die Männer in der Bergstellung mit ihrem bedrohlichen Schicksal um? Inwieweit werden heroische oder auch pazifistische Haltungen dargestellt?
- Florian Dimai, der fahnenflüchtige Held: Inwieweit werden durch die Figur Dimai und die Darstellung Trenkers Heldenklischees bedient? Wie ist das Verhalten Dimais im letzten Filmdrittel (Sequenz 14 ff) vom menschlichen, aber auch vom militärischen Standpunkt zu bewerten?
- Sport- und Kriegsereignis: Inwieweit findet durch Einbettung der Kriegshandlung in die alpine Bergwelt und das Genre des Bergfilms eine Überblendung zwischen Sport- und Kriegsereignis statt, und was für Konsequenzen ergeben sich daraus für die Bewertung der Kriegsdarstellung? Siehe hierzu Material M 2: Anmerkungen und Einschätzungen zum Genre des Bergfilms
5./6. ggf. 7. Stunde: Sichtung des Vergleichsfilms Im Westen nichts Neues oder Westfront 1918 oder ausgewählter Szenen daraus
7./8. bzw. 8./9. Stunde: Festhalten von Ersteindrücken und Meinungsaustausch, vergleichende Untersuchung der zentralen Motive:
Im Westen nichts Neues: Kriegsbegeisterung und Kasernendrill; Stellungskrieg und Grabenkämpfe; Pauls Kampf mit dem französischen Soldaten und Ausharren bei dem Sterbenden; Besuch bei den Französinnen; Heimaturlaub;
Westfront 1918: Stellungskrieg und Grabenkämpfe; Konflikt Pflicht/Romanze; Heimaturlaub; Tod an der Front; Tod im Lazarett;
9./10. bzw. 10./11. Stunde: Diskussion und abschließende Bewertung der Kriegsdarstellung von Berge in Flammen unter Einbeziehung der retrospektiven Kritiken / Analysen von Christian Rapp (K 1) und Barbara Ziereis (K 2):
- Wo sind die deutlichsten Unterschiede zur pazifistischen Kriegsdarstellung zu erkennen? Inwieweit weist Berge in Flammen Züge des Action-Kinos auf? Sind Heroisierungs- oder Verharmlosungstendenzen feststellbar?
- In welchem Verhältnis steht Berge in Flammen nach Aussagen Trenkers zu Im Westen nichts Neues? (Siehe K 1)
- Welche gegensätzlichen militärischen Strategien werden Italienern und Österreichern in Trenkers Film zugeschrieben? Mit welchen filmischen Mitteln geschieht dies? (Siehe K 1)
- Inwieweit tritt Dimai als tatsächlicher Anführer der Österreicher an die Stelle Leutnant Kalls? (Siehe die These von Christian Rapp in K 1) Gibt es Argumente, die gegen diese Interpretation sprechen?
- Wie werden die Italiener im Film dargestellt? Inwieweit erscheint Dimas Bergfreund Franchini als „Italiener mit ‚deutschen Vorzeichen’“? (Siehe K 2)
Alternativ zu der oben dargestellten Unterrichtseinheit könnte der U-Boot-Film Morgenrot in der 9./10 bzw. 10./11. Stunde ganz oder in signifikanten Ausschnitten (z.B. Sequenzen 15, 17, 19) in die Diskussion einbezogen werden. Erkenntnisleitende Fragen sind unter den Arbeitshinweisen zum Film zu finden.
Darüber hinaus kann Berge in Flammen auch im Rahmen des Unterrichsvorschlags Erzwungene Trennung: Ehe und Liebe im Ersten Weltkrieg eingesetzt werden.