Der Rätekongress im Dezember 1918
Rätesystem oder Parlamentarismus?
Detlef Endeward 06/2025
Die Revolution von 1918/19 steht als Zäsur am Übergang vom deutschen Kaiserreich zur parlamentarischen Republik. Ausgelöst durch die kriegsbedingte soziale Notlage, das Versagen der monarchischen Führung sowie den zunehmenden Druck einer organisierten Arbeiterschaft, entfaltete sich ab dem Herbst 1918 eine revolutionäre Bewegung, die nicht nur den Sturz des Kaisers bewirkte, sondern grundsätzliche Fragen nach der künftigen politischen und wirtschaftlichen Ordnung aufwarf.
Zentral für das Verständnis dieser Umbruchphase ist der Gegensatz zwischen zwei konkurrierenden Demokratiemodellen: dem parlamentarischen System auf der einen, und der auf Räten basierenden, unmittelbaren Demokratie auf der anderen Seite. Diese Gegensätze traten besonders deutlich beim Reichsrätekongress im Dezember 1918 zutage. Während der SPD-Sprecher Max Cohen für eine zügige Wahl einer Nationalversammlung plädierte, forderte Ernst Däumig von den Revolutionären Obleuten eine Fortsetzung und institutionelle Verankerung der Räteherrschaft. Die Entscheidung fiel zugunsten der parlamentarischen Lösung – ein Schritt, der von vielen Linken als „Verrat an der Revolution“ empfunden wurde.
Im Zuge der weiteren Entwicklungen kam es zur Spaltung der Arbeiterbewegung, zu gewaltsamen Auseinandersetzungen, der Etablierung kurzlebiger Räterepubliken sowie zur Eskalation staatlicher Repression, die in der Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht kulminierte. Diese Ereignisse wurden in der Folgezeit nicht nur historisch aufgearbeitet, sondern auch ideologisch aufgeladen und erinnungspolitisch verarbeitet.
Chronik relevanter Ereignisse 1917 bis 1919
Marinemeutereien 1917
Die Matrosenaufstände
Die revolutionären Ereignisse 1918/19 in Berlin
Revolution und Räterepubliken in anderen Regionen
Zeitgenössische Revolutionsbetrachtungen
Der Rätekongress im Dezember 1918
Dokumente der Arbeiter- und Soldatenräte
Revolutionstheorien und Geschichtszuweisungen
Novemberrevolution: Erinnerungskultur heute
Literatur