Die Vergangenheit in der Gegenwart

Auseinandersetzung mit der NS-Zeit im Nachkriegs-Spielfilm

Im Rahmen dieses Themenbereichs werden Filme vorgestellt, die unterschiedliche Sichtweisen der Nachkriegs-Gegenwart präsentieren und auch alternative Strategien im Umgang mit dem Neubeginn anbieten. Zentrale Fragen sind dabei, wie die Zeit des Faschismus thematisiert wird, also wie der Blick zurück aussah und welche Kontinuitäten sich in den Filmen wiederfinden lassen.

Filmvergleiche bieten sich an, um der Beantwortung dieser Fragen nachzugehen:

  • Die ersten Filme: DIE MÖRDER SIND UNTER UNS – IN JENEN TAGEN
  • Neuanfang und Perspektiven: UND ÜBER UNS DER HIMMEL – UNSER TÄGLICH BROT
  • Zurück aus dem Exil: ZWISCHEN GESTERN UND MORGEN – DER RUF
  • Die „gute alte Zeit“: ZWISCHEN GESTERN UND MORGEN – FILM OHNE TITEL
  • (Über)Leben im Faschismus: ROTATION – DIE BUNTKARIERTEN
  • Verfolgung und Terror: EHE IM SCHATTEN – MORITURI
  • Unliebsame Erinnerung: ZWISCHEN GESTERN UND MORGEN – DER RUF

 


Die Filme

Dokumente und Beiträge


Von ihrem Gründungsjahr 1946 an war die Beschäftigung mit der NS-Vergangenheit ein zentrales Thema der DEFA: Viele der bekanntesten Kinospielfilme gehören in die „antifaschistische Traditionslinie“. Der erste DEFA-Spielfilm DIE MÖRDER SIND UNTER UNS (1946) eröffnete die lange Reihe von Antifaschismusfilmen. Bis 1950 folgten noch EHE IM SCHATTEN (1947), ROTATION (1948) und DER RAT DER GÖTTER (1950) Die Antifaschismus-Thematik prägte die Gesamtwerke so verschiedener DEFA-Regisseure wie Konrad Wolf, Frank Beyer, Slatan Dudow, Wolfgang Staudte und Kurt Maetzig.

Der Chirurg Hans Mertens ist aus dem Krieg in das zerstörte Berlin zurückgekehrt. In einer halbzerbombten Mietshauswohnung hat sich der mittlerweile dem Alkohol verfallene Arzt zurückgezogen. Er lebt dort isoliert und ohne Hoffnung,…

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Der Film erzählt das Schicksal des Schauspielers Joachim Gottschalk nach, der gemeinsam mit seiner jüdischen Ehefrau und seinem Sohn Selbstmord begeht. Er konnte sie nicht mehr vor der Deportation bewahren. Der Film schildert die Situation zugespitzt, im Sinne einer klassischen Tragödie. EHE IM SCHATTEN ist mit mehr als zwölf Millionen Besuchern der erfolgreichste deutsche Film der Nachkriegszeit, wird mehrfach ausgezeichnet.

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Der Film erzählt das Schicksal eines Berliner Arbeiters, der überzeugungslos unter wirtschaftlichem Druck der NSDAP beitritt. Er büßt im Krieg seine poltische Gleichgültigkeit durch den Verlust seiner Familie.

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Die Geschichte des Films umfasst den Zeitraum 1933 bis 1948. Ausgehend von den Protokollen des Nürnberger IG-Farben-Prozesses und dem von Richard Sasuly verfassten Buch „IG Farben“, das weit über die USA hinaus die Öffentlichkeit beschäftigte, wird der Anteil des IG-Farben-Konzerns am Aufstieg Hitlers, am Krieg und an den Verbrechen des Faschismus dargestellt.


In den Westzonen bzw. der BRD gab es eine vergleichbare Tradition nicht. Gleichwohl beschäftigten sich viele Filme der unmittelbaren Nachkriegszeit mit der jüngsten Vergangenheit: IN JENEN TAGEN (1946) machte den Anfang und so unterschiedliche Filme wie ZWISCHEN GESTERN UND MORGEN (1947), LANG IST DER Weg (1948), MORITURI (1948) und DER RUF (1949) folgten.

In sieben Episoden wird die Zeit des Nationalsozialismus dargestellt. Eine Rahmenhandlung hält die Episoden zusammen: Am Beginn und am Ende des Films schlachten auf einem Rummelplatz der Nachkriegszeit zwei Männer ein altes Auto aus und unterhalten sich darüber, ob es „in jenen Tagen“ Menschen und Menschlichkeit gegeben habe. Das Auto mischt sich, nur für den Kinozuschauer hörbar, in das Gespräch und erzählt die folgenden sieben Episoden aus seiner „Lebenserfahrung“ in Form von Rückblenden, um die fragliche Menschlichkeit zu bezeugen.

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Michael Rott (Victor de Kowa) kehrt 1948 aus dem Schweizer Exil ins heimatliche München zurück. Einstige Freunde schneiden ihn. Sie glauben, der Regimekritiker sei vor zehn Jahren mit dem Schmuck der Jüdin Nelly geflohen. Die hatte sich das Leben genommen, um der Deportation zu entgehen.

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Fünf KZ-Häftlinge verschiedener Nationalität flüchten mit Hilfe eines polnischen Arztes aus dem Lager. Im Wald treffen sie mehrere Familien, die sich dort vor den Deutschen verbor­gen halten und die russischen Fronttruppen erwarten. Die Schicksale der für Wochen der Not in dem polnischen Wald­versteck zusammentreffenden Menschen werden in der Folge dargestellt. Als ihnen ein deutscher Soldat, selbst nur Voll­strecker einer höheren Befehlswillkür, in die Hände fällt, ringen sie sich zu der Erkenntnis durch, daß Unrecht nur durch Gnade aus der Welt geschafft werden könne. Der Soldat weist ihnen in der Stunde der Entscheidung als Gegengabe den Weg zur Freiheit.

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„Wenn die Vergangenheit eine Last und Überlebende eine unliebsame Erinnerung daran sind, ist jede Geste des Bedauerns schon ein Schuldeingeständnis“, so leitet T. Gallwitz seine Analyse der Nachkriegsspielfilme ein, „in denen die Erinnerung oder Nicht-Erinnerung an den Holocaust in Be­ziehung tritt zur damals aktuellen gesellschaftspolitischen Situation. Also um Filme, in denen eine Gegenwärtigkeit des Holocaust für die frühe deutsche Nachkriegsgesellschaft erkennbar ist.“ Für Gallwitz und uns sind das die Filme  ZWISCHEN GESTERN UND MORGEN (1947), LANG IST DER Weg (1948), UNSER TÄGLICH BROT (1949), DER RUF (1949) und RAT DER GÖTTER (1950).

 

Professor Mauthner kehrt 1948 nach 15-jährigem Exil auf Einladung der Universität Göttingen in seine Heimat zurück. Deutschland aber bereitet dem Heimkehrenden große Enttäuschungen. Noch immer spürt Mauthner – selbst unter Berufskollegen – die alte Abneigung gegen seine jüdische Abstammung.

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