Der Große Garten (1965)

Inhalt

Der Große Garten ist ein Film des auch international bekannten Kultur- und Dokumentarfilmregisseurs Herbert Seggelke (1905-1990). Der Film entstand zum 300. Jahrestag der Entstehung des Großen Gartens in Hannover-Herrenhausen.

Bezugsquelle

Der Film Der Große Garten ist von der GFS auf DVD mit zugehörigem Booklet herausgegeben worden und zum Preis von 10 € an folgenden Verkaufsstellen zu beziehen:


Produzent: Herbert Seggelke
Mitarbeit: Sabine Wegeleben
Musik: Georg Friedrich Händel, Karl von Feilitzsch
Kamera: Wolfgang Borges, Werner Struck
Schnittassistenz: Volker de Bruycker
Beratung und Unterstützung: Professor K.H. Meyer und seine Gärtner
Länge: 11 Minuten
Format: 35mm, Farbe
Neuherausgabe auf DVD durch die GFS 2013

 

Nr.
Inhalt
Länge
Gesamtlänge
1
Decke des Barock-Saales im Galeriegebäude; Titel und Credits
2.00
0.00 – 2.00
2
Der Große Garten im Winter: Impressionen der mit Schnee bedeckten gärtnerischen Anlagen und Statuen sowie der historischen Architektur
2.05
2.00 – 4.05
3
Frühling im Großen Garten: Gärtner legen kunstvolle Beete an und schneiden Hecken; Impressionen der Gartenarchitektur und der historischen Statuen; Gartenbesucher kommen, auf der Freilichtbühne findet eine Theateraufführung statt
2.25
4.05 – 6.30
4
Sommer im Großen Garten; Fontänen und Wasserspiele, Statuen, unter anderem die Goldenen Figuren, barocke Gartenornamente, Besucher im Großen Garten
2.57
6.30 – 9.27
5
Nächtliches Feuerwerk im Großen Garten. Ende-Titel.
1.20
9.27 – 10.47

 

Der Große Garten ist ein Film des auch international bekannten Kultur- und Dokumentarfilmregisseurs Herbert Seggelke (1905-1990). Neben seinem wohl berühmtesten Film Strich – Punkt – Ballett (1943/49) arbeitete und filmte Seggelke u.a. mit Jean Cocteau, Marcel Marceau, dem satirischen Graphiker A. Paul Weber, dem Tänzer Harald Kreutzberg und den Clowns Charlie Rivel und Grock. In der Vielfalt der Künste fand Seggelke seine Themen. Die filmischen Dokumentations- und Ausdrucksmöglichkeiten erschienen ihm prädestiniert, eine neue Dimension künstlerischer Realität zu schaffen, indem die Einzelkünste im künstlerischen Film zu einer Symbiose verschmelzen: zu einer „Hochzeit der Künste“.

In Der Große Garten ist es die barocke Gartenanlage in Verbindung mit Händels Wassermusik, die durch die filmischen Mittel zum Ausdruck gebracht wird. Dabei wird auf einen gesprochenen Kommentar verzichtet und stattdessen ganz auf das künstlerisch gestaltete Bild in Verbindung mit Musik gesetzt. In den Überblendungen von gärtnerischen Elementen mit Musiknoten verschmelzen idealtypisch die künstelrischen Ausdrucksfornmen im Bild, um nur ein Beispiel zu nennen. In den Erinnerungen an die Entstehung des Films weist Sabine Seggelke auf verschiedene konzeptionelle Überlegungen und die filmästhetische Umsetzung bei der Realisierung des Films hin.

Der Film Der Große Garten fand bereits kurz nach seiner Fertigstellung nationale und internationale Anerkennung. Er erhielt die Bundesfilmprämie im Jahr 1965, die Filmbewertungsstelle in Wiesbaden verlieh das Prädikat „Besonders wertvoll„, der Film lief auf zahlreichen Filmfestivals, u.a. in Venedig, Barcelona und Melbourne sowie im Programm von „Internationales„. Schließlich erhielt der Film eine Oscar-Nominierung der Bundesrepublik im Jahr 1965 und war im gleichen Jahr das Gastgeschenk der Stadt Hannover an Queen Elizabeth II.

Die Originalkopien des Films wurden von Sabine Seggelke, der Witwe des Filmemachers, zusammen mit dem übrigen filmischen Nachlass dem Bundesarchiv-Filmarchiv zur Archivierung übergeben. Eine dort aufbewahrte, technisch sehr gut erhalten 35mm-Kopie ließ die Gesellschfat für FIlmstudien e.V. fast 50 Jahre nach Herstellung des Films hochwertig digital abtasten. Auf dieser Basis konnte die vorliegende DVD hergestellt werden. Für die Einwilligung hierzu danken wir ganz herzlich Sabine Seggelke.

 

Im Januar 1962 entstand in Gesprächen mit dem Direktor der Herrenhäuser Gärten, Prof. Dr. Karl H. Meyer, die Idee zum Film Der Große Garten mit Blick auf den 300. Geburtstag im Jahr 1966. Der Film sollte die vier Jahreszeiten beinhalten – von der winterlichen Kahlheit bis zur Sommerblüte, vom Sonnenlicht bis zum nächtlichen Feuerwerk, von den vielen Plastiken im Garten bis zur Belebtheit durch Spaziergänger, von der Gartenarbeit am „Schachbrettgarten“ bis zur Aufführung im „Heckentheater“. Als Grundlage für alles sollte die Wassermusik von Georg Friedrich Händel dienen, zumal er selber Orchesterleiter in Herrenhausen gewesen war.

Die primäre Idee des gesamten Filmschaffens von Herbert Seggelke war immer die „Hochzeit der Künste“. Das trifft sich hier mit der Einheit der Künste im Barock: Pracht und Ordnung, mathematisch streng angelegt, Bewegung der Linien und immer auf ein Zentrum hin bezogen mit großer Sinnenfreudigkeit, Statuen, bewegtem Wasser (Fontänen), exakt geschnittenen Hecken im Kleinen und Großen, Ornamente im Buchsbaum, Achsen mit markanten Aus- und Durch-Sichten, akzentuierte Farben.

Die Aufnmahmen begannen im September 1963 und dauerten bis Februar 1965, gedreht wurde an ca. 25 Terminen mit jeweils 1-4 Tagen. Entgegen der üblichen Gewohnheiten beim Film sollten sich die Dreharbeiten den kulturhistorischen Gegebenheiten unterordnen: Kamerafahrten auf Achsen, Schwenks auf Zentren, Standort – Gegenstandort. Darüber hinaus vermittelten Detailaufnahmen ungewöhnliche Ausschnitte, spezielle Eindrücke und verborgene Züge des Gartens.

Sehr oft lief Händels „Wassermusik“ vom Grammophon parallel zu den Aufnahmen. Der Komponist Karl von Feilitzsch war zugegen bei den Aufnahmen zu den „Schachbrettgärten“. Die Stadt Hannover „spendierte“ ein Extra-Feuerwerk ohne Publikum.

Der Winter, in dem die Dreharbeiten statfanden, war sehr hart, die unteren (Groß-)Hecken-Segmente mußten mit Pappe vor „Sonnenbrand“ durch Schnee-Licht-Reflektion geschützt werden; wir mussten sie häufig entfernen und wieder neu platzieren. Da die Aufnahmen zu 98% im Freien stattfanden, waren wir äußerst wetterabhängig, und da zu dieser Zeit die Wetterprognosen noch nicht so präzise waren wie heute, holten wir sehr oft Rat und Auskünfte vom Flughafen Hannover.

Die Filmaufnahmen reichten über alle vier Jahreszeiten. Wir benutzten immer das gleiche Filmmaterial, aber die Lichtverhältnisse veränderten sich doch stark. Daher war der Farbbestimmer des Kopierwerkes sehr wichtig. Das gesamte belichtete Filmmaterial umfasste ca. die 8-fache Menge des fertigen Films. Die Schneidearbeiten zu dem Film dauerten von April 1964 bis zum Sommer 1965.

(Sabine Seggelke, geb. Wegeleben, Witwe des 1990 verstorbenen Filmemachers Herbert Seggelke)

 

(…) Die Vorbereitungen zum dreihundertjährigen Jubiläums des Großen Gartens ab 1959 hatten das Ziel, den Garten in der Form von 1937 wiederherzustellen. Dazu kamen Restaurierungen und teilweise Neugestaltungen. Am 1. Januar 1962 gingen das Trümmergrundstück des Schlosses sowie Galerie, Orangerie und die angrenzenden Gartenbereiche durch Ankauf in das Eigentum der Stadt Hannover über. Mit der provisorischen Herrichtung des Schlossbereichs, bei der die Freitreppe an den südwestlichen Rand des Parterres versetzt wurde, hielt sich die Stadt alle zukünftigen Gestaltungsmöglichkeiten für das Areal offen. Im Bereich hinter der Kaskade eröffnete ein Cafégarten. 1965 wurde westlich der Aussichtsterrasse eine Probebühne für das Gartentheater eingerichtet. Die Gartenanlage war 1966 annähernd wiederhergestellt.[22] Mit den Feierlichkeiten wurde das Jahr 1666 als Gründungsdatum der Herrenhäuser Gartens festgeschrieben.[23]

Erhaltungs- und Restaurierungsarbeiten prägten die Zeit nach 1966. Es wurde jedoch deutlich, dass der Stadt Hannover finanzielle Mittel für notwendige Schadensbehebungen an den Fresken im Galeriegebäude, den Sandsteinfiguren, dem Goldenen Tor und anderen historischen Gartenelementen fehlten. Mit dem Appell „Rettet Herrenhausen“ trat eine hannoversche Tageszeitung an die Öffentlichkeit. In der Folge gründete sich im Denkmalschutzjahr 1975 der Verein „Freunde der Herrenhäuser Gärten“ unter dem Namen „Aktionsauschuß Rettet Herrenhausen“, der seitdem den Erhalt des Gartens ideell wie finanziell unterstützt.[24] (…)

Auszug aus: Großer Garten Hannover-Herrenhausen

 


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