„Linden – Ein Arbeiterlied“ – Erinnerungen an eine Gegenwart (1991)

Inhalt

Der Film „Linden – Ein Arbeiterlied“ von Winfried Wallat und Wolfgang Jost entwirft mittels Zeitzeugeninterviews ein Panorama der Lebensbedingungen im Arbeiterstadtteil Linden während der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts. Neben der Alltagsgeschichte, der Armut und Beengtheit in den Wohnquartieren, thematisiert der Film den sozialen Zusammenhalt und die Politisierung der Arbeiter bis zur Zäsur der nationalsozialistischen Machtübernahme im Jahr 1933.



Filmansicht
Linden – ein Arbeiterlied

Produzent: Winfried Wallat, Wolfgang Jost
Länge: 75 Minuten
Format: f/sw
Zeitzeugen: Fritz und Anni Röttger, Walter und Henni Ballhause, Karl Borchert, Heinrich Hartmann, August Holweg, Walter Pauling, Dora Gassmann, Heinrich Bruer, Karl Heinz Sander, Heinz Rudolph, Fred Kaiser, Kurt Schwarz, Heinrich Frede, Käte Brenner


Der Film Linden – ein Arbeiterlied kann von der Medienwerkstatt Linden  als VHS-Digitalisat auf DVD bezogen werden.

„Linden hat eine interessante Geschichte vorzuweisen. Das ehemalige Dorf, von der früheren Residenzstadt Hannover durch den Ihme-Fluß getrennt, hat sich seit den Anfängen der Industrialisierung zu einer eigenständigen Industreistadt entwickelt. Von 1850 bis 1925 ist die Einwohnerzahl Lindens von 4900 auf 67600 gestiegen. Miserable Wohnverhältnisse auf engem Raum und menschenunwürdige Arbeitsbe-dingungen in den Fabriken haben zur Politisierung der Lindener Arbeiter beigetragen.
Neben Parteien und Gewerkschaften entstand um die Jahrhundertwende durch Gründung von Arbeitersport-vereinen, Gesangsvereinen und anderen Organisationen eine eigene Arbeiterkultur, die aber von der bürgerlichen Gesell-schaft nie anerkannt wurde. Sie war geprägt durch den Arbeitsalltag, der nur wenig Raum für persönliche und gemeinschaftliche Entfaltungsmöglichkeiten ließ. Viele Wünsche und Bedürfnisse mußten mangels finanzieller Möglichkeiten unerfüllt bleiben. Es war eine Kultur der armen Leute, die ab 1933 zum großen Teil zerschlagen wurde.
Augenzeugen, die in den 30er Jahren in Linden lebten, berichten im Film über ihre persönlichen Lebens- und Arbeitsbedingungen und erinnern sich an ihre politischen Aktionen in der unruhigen Zeit.
Wir ziehen mit der Kamera durch die Straßen und Kneipen des Viertels, wollen wissen, was von den Lindener Arbeiter-Traditionen nach so langer Zeit noch übrig geblieben ist.“

Apollo / Kommunales Kino. „Linden – Ein Arbeiterlied“

Alte Menschen kommen zu Wort, erzählen von ihren beengten Wohnverhältnissen im Linden der zwanziger Jahre, wo die Familien das heiße Badewasser nacheinander nutzen mußten. Der Dokumentarfilm „Linden – Ein Arbeiterlied“ erzählt in fünf Kapiteln von den Lebensverhältnissen, der politischen Jugendarbeit am Beispiel der roten Falken, den Arbeitsbedingungen, der Arbeiterkultur und Freizeitgestaltung in Vereinen sowie den Aktivitäten auf der Straße vor der Machtübernahme der Nazis.

Fast sechs Jahre lang sind Wolfgang Jost und Winfried Wallat mit der Kamera durch Straßen und Kneipen des hannoverschen Viertels gezogen, haben Augenzeugen befragt und versucht herauszufinden, was von der Lindener Arbeitertradition nach so langer Zeit noch übrig ist. „Wir haben immer wieder Pause machen müssen, weil wir unseren Film ohne Förderung selbst produzieren mußten“, sagt Wolfgang Jost. In ihrem 80 Minuten langen 16-Millimeter-Film wird in Farbe und in Schwarzweiß ein Stück Zeitgeschichte wieder lebendig.

Der Umgang mit authentischem Material habe sie gereizt, ergänzt Wolfgang Jost. „Wir wollten kein journalistisches Feature, sondern den Originalton der Leute.“ So lassen die beiden Autoren die Erinnerungen der Zeitzeugen unkommentiert für sich sprechen. Gerade diese Zurückhaltung macht diesen Film so sehenswert.

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