Als der Krieg zu Ende ging. Zwei Berliner Trümmerfrauen berichten (1978/1986)

Inhalt

Die bearbeitete TV-Dokumentation enthält zwei Interviews mit Berliner Trüm­merfrauen verbunden mit zeitgeschichtlichem Bild- und Dokumentarfilmmateri­al. Da der Film rückblickende Zeitzeugenberichte, subjektive Erfahrungen, mit zeitgeschichtlichen Informationen kombiniert, ist eine ausführliche Inhaltsangabe für die Erarbeitung notwendig.

Der Videofilm behandelt das Kriegsende in Berlin, die Lebensbedingungen und die Wiederaufbauarbeit von Frauen bis 1948. Er ist chronologisch nach folgenden Themenkomplexen strukturiert:

  • Letzte Kriegstage in Berlin
  • Kriegsende
  • Versorgungslage der Bevölkerung
  • Arbeitsbedingungen der Trümmerfrauen
  • „Klage der Trümmerfrauen“
  • Resümee der interviewten Frauen

Produktion und Realisation: Norddeutscher Rundfunk, Hamburg
unter Verwendung von Bildern und Filmausschnitten von: Chronos-Film GmbH, Berlin; Deutsche Wochenschau, Hamburg; Landesbildstelle, Berlin

Buch: Hannelore Schäfer

Regie: Hannelore Schäfer

Produktionsjahr: 1978

Laufzeit: 21 MIn.

Bearbeitete Fassung für das Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht (FWU): Suse Reichel (1986)

Technische Hinweise: VHS-Videofilm schwarz/weiß, Farbe

Die Beiträge von Dora Naß und Käthe Krawitz

Dora Naß:

„Wenn man das heute sieht, ist es eigentlich unbegreiflich, was die Frauen geleistet haben. Und ich möchte auch sagen — als junges Mädchen — man hat ungeahnte Kräfte gehabt, und das hat einen irgendwie beflügelt. Man hat’s geschafft.“

Käthe Krawitz:

„Die Frauen haben viel geleistet, ganz egal, ob es nun im Bombenkrieg war am En­de des Krieges oder bei der Enttrümmerung, denn die Hauptlast haben ja die Frau­en getragen. Die Männer waren ja zum größten Teil noch weg. Da haben die Frau­en, zumindest die Jüngeren, gemerkt, daß es auch ohne Männer ganz gut geht.“

Kommentarsprecher:

„So sah es aus, in Berlin, damals als der Krieg zu Ende ging. Am 21. April 1945 rückten erste Panzertruppen der Roten Armee in Berlin ein. Die ehemalige Vier-Millionen-Stadt wird zum Schlachtfeld. Da sich die Hitler-Regierung gegen eine Evakuierung der Zivilbevölkerung entschieden hat, sind ganz besonders Frauen, Kinder und alte Menschen von diesem sinnlosen Kampf betroffen. Zwölf Tage un­ter Beschuß erleiden sie die Schrecken der wehrlos Ausgelieferten in Bunkern, flüchten aus brennenden Häusern vor dem Hagel der Granateinschläge und dem Pfeifen der Stalinorgeln. In Panik rennen viele um ihr Leben, werden von Geschos­sen getroffen oder unter Trümmern begraben.

Käthe Krawitz hat die letzten Kriegstage miterlebt. Sie war damals 19 Jahre alt. Sie lebte zusammen mit ihrer Mutter und einem jüngeren Bruder im Bezirk Kreuzberg. Sie sorgte für die Familie, sie besorgte vor allem etwas zu essen.“

Käthe Krawitz erzählt, wie sie, als die Kriegshandlungen noch andauerten und un­verhofft ein Lebensmittelzug zur Plünderung freigegeben war, ein paar Kartoffeln und eine Konserve ergatterte. Dabei hat sich ihr besonders eingeprägt, wie die Menschen, „weil sie so habgierig sind“, übereinander stürzten, selbst „feine Leute, wie die sich benahmen!“ . ..

Kommentarsprecher:

„Dora Naß, gelernte Verkäuferin, sie war, als der Krieg zu Ende ging, ebenfalls 19 Jahre alt.“

Dora Naß berichtet, wie sie, um dem ständigen Beschüß in ihrem Viertel zu entge­hen, mit vielen anderen Menschen durch unbeleuchtete und bereits wasserdurch-flutete S-Bahn-Tunnels in den letzten freien Teil Berlins gelangt.

Interviewerin (off):

„Hatte man da keine Hoffnung mehr, daß man da lebend rauskommt?“ Dora Naß:

„Wissen Sie, in dem Moment, man hat nicht sehr daran geglaubt. Ich würde sagen, ich hab’s bald nicht geglaubt. Und dann Licht zu sehen nach den Bunkertagen ohne Licht! . . .“

. . . Kommentarsprecher:

„Nach zwölf Tagen hat die Rote Armee alle Bezirke besetzt. Der Krieg ist zu Ende am 2. Mai 1945. Die Berliner, die die letzten zwei Wochen vorwiegend im Keller zugebracht haben, ohne Informationen, immer in Angst, vor allem Frauen vor der gewalttätigen Rache russischer Soldaten, sie alle wagen sich nun nach draußen. Das Wichtigste ist jetzt Wasser.

Auf ersten Bekanntmachungen werden die Namen der neuen Herren verbreitet, die mit organisatorischem Geschick überraschend schnell wieder etwas Ordnung in das Chaos bringen. Vor allem die Russen sorgen dafür, daß alle sofort etwas zu essen bekommen. Gegen Vorlage des Personalausweises gibt es Brot. Oft muß man Schlange stehen, oft wartet man vergeblich. Immerhin, es fallen keine Schüsse mehr. Die Sieger feiern sich in heroischen Posen.“

Käthe Krawitz:

. . .„Ich hatte vorher noch . . . versucht, hier in einer Fabrik irgendwo anzukom­men, aber das klappte nicht, da waren so gut wie keine Plätze zu haben. Und da ich auch nicht mehr länger warten wollte und auch nicht konnte, bin ich dann zur Ent­trümmerung gegangen.“

Interviewerin (off):

„Und wie haben Sie das gemacht?“ Käthe Krawitz:

„Da habe ich mich bei einer Firma gemeldet,… entweder war es über’s Arbeits­amt, weiß ich jetzt nicht mehr genau oder auch von einer Kollegin hatte ich gehört, daß diese Firma sucht. Und die hatten damals ihre Baustelle am Lausitzer Berg in Kreuzberg.“

 

Interviewerin (off):

„Welche Mittel hatte man denn damals?“ Käthe Krawitz:

„Man hatte damals eigentlich nur Schippe, Picke und Vorschlaghammer und Brechstange und die Hände. Das waren die hauptsächlichsten Mittel, die man da­mals zur Verfügung hatte.“

Dora Naß:

„Man hatte das Gefühl, das muß schnellstens hier weg. Also, ich weiß nicht, ob man heute diese ganze Einstellung so hätte, aber das Gefühl, es muß schnell sauber wer­den, es muß irgendwie schnell wieder in Ordnung kommen und das kann einfach nicht so liegen, das muß Gestalt annehmen. Dann gab es auch schon ein kleines Entgelt, würde ich sagen, was ja nun auch schon sehr wichtig war.“

Interviewerin (off):

„Für die Enttrümmerung?“ Dora Naß:

„Für die Enttrümmerung, ja. Ich hab‘ hier zum Beispiel vom 1. Juni, da haben wir eigenartigerweise 3,90 Mark pro Tag bekommen. Und nachher ging das hier schon ein bißchen ordentlicher, da bekamen wir Lohnabrechnungen immer für die Wo­che mit 15 % Abzügen, 40 Stunden ä 72 Pfennig. Also 28,15 bekam ich dann die Woche raus, also es war wunderbar. Aber ich würde sagen, das Geld war gar nicht mal so wichtig, das Wichtigste war, daß ich zwei oder drei Scheiben mehr Brot be­kam und trotzdem ich das Brot gar nicht mal gegessen habe. Ich würde sagen, ich hab‘ die Mohrrübe und die zwei Scheiben Brot, die ich morgens mitnahm, hab‘ ich noch nach Hause gebracht. Denn diese Pause, die wir auf dem Bau hatten, da ha­ben wir dann Holz gesägt, so Beherzte, die dann noch mitmachten, haben wir Bal­ken zersägt, haben wir für die älteren Leute mit nach Hause genommen. Der Ruck­sack war voll, dann hab‘ ich am Nollendorfplatz erstmal ’nen vollen Rucksack mit Holz und auf den Schultern noch einen kleinen Balken, so sind wir dann nach Hau­se gezogen. Und dann machten sich zu Hause die anderen drüber her, die zerklei­nerten das.“

Käthe Krawitz:

„Außerdem haben wir dann noch zu Hause überflüssige Möbel,… das haben wir auch noch in den Ofen gesteckt. Und dann haben wir wochenlang überhaupt keine Feuerung gehabt, das kam auch vor. Dann ist man eben im Wintermantel ins Bett gegangen, denn die Fenster waren ja noch raus, die waren ja bloß Pappe. Und der Winter ’46/47, da war ja praktisch die ganze Stadt eingefroren. Die Wasserleitun­gen waren eingefroren, die Toiletten, alles war eingefroren. Da hatten sie die Gullys aufgemacht, damit man die Toiletteneimer da auskippen konnte. Es war scheuß­lich. Und da setzten natürlich die meisten Enttrümmerungsarbeiten aus, bloß lei­der wurde bei uns weitergearbeitet. Man hatte nicht die Bekleidung danach. Ich, zum Beispiel, hatte eine alte Hose an. .., Strümpfe hatte ich nicht,… Schuhe auch nicht.“

Sie beschreibt, daß es ihr wie ein Wunder vorkam, als sie ein Paar festgefrorene Socken fand: „Das war so was Schönes, das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen!“

Kommentarsprecher:

„Anfangs spontan organisiert, dann unter der Leitung von Baufirmen, leisten die Trümmerfrauen schwerste körperliche Arbeit. Unterernährt, in mangelhafter Kleidung und mit wenig Werkzeug ausgerüstet, schaffen sie tonnenweise Schutt weg. Unfälle sind an der Tagesordnung. Das Leben wird nach der Zahl der Lebens­mittelrationen gemessen und die Trümmer müssen weg.“

Dora Naß:

„Man hat eigentlich, also, Angst kaum gekannt. Man hat immer das Gefühl gehabt, na gut, wenn du das andere überlebt hast, dann, dann ja, was soll schon sein, ir­gendwie muß es weitergehen, wenn’s dich auch trifft, vielleicht auch gar nicht ge­dacht. Ich würde bald sagen, man hat das ganze Denken ausgeschaltet.“

Kommentarsprecher:

„Die Männer kehren aus der Gefangenschaft zurück. Die Frauen werden abge­schoben, verlieren ihren Arbeitsplatz. Ihre Klage, gerichtet an Bezirks- und Ar­beitsämter, wird nicht gehört:

Wir Trümmerfrauen klagen jetzt, ja, wir können und müssen klagen, weil wir jetzt so ohne weiteres das Feld, also unseren Arbeitsplatz, räumen müssen.“

Käthe Krawitz hatte Glück, sie kommt bei der Reichsbahn unter, heiratet. Heute arbeitet sie beim Bezirksamt. Das Leben hat sich für sie normalisiert. Auch für Do­ra Naß, auch sie heiratet, bekommt ein Kind, wird Hausfrau. Doch was damals war, wirkt nach, bei ihr, bei vielen Frauen.“

Käthe Krawitz:

„Ich sehe doch die Sache ganz anders an, als wie die Leute heute, ja. Ich hab‘ viel mehr Achtung vor Werten und so. Da man ja wußte, weiß, wie schlimm es ist, in ei­ner kalten Stube zu sitzen und nichts zu essen zu haben und wie schön es ist, eine heile Stadt zu sehen, mal wieder, ja. Deswegen kann ich das heute schlecht begrei­fen, wenn die Leute so mutwillig zertrümmern, das kann ich nicht ganz fassen, ja. Damals hat man sich über jede heile Fensterscheibe gefreut. Man hatte auch eine ganz andere Einstellung zum Glück. Zum Beispiel Glück war eben, mal so viel Brennstoff zu finden, daß man mal einmal ’ne warme Stube hatte oder so viel Le­bensmittelmarken zu haben, daß man sich einmal satt essen konnte. Das war eben ganz reell — und über anderes konnte man gar nicht groß nachdenken.“

Der Film verknüpft zeitgeschichtliches Bild- und Dokumentarfilmmaterial mit subjektiven Erinnerungen von Zeitzeuginnen. Wichtig sind hierbei die Montage dieser beiden Informationsträger sowie deren Bewertung.

Die Interviewbeiträge werden durch kommentierte Dokumentarfilmausschnitte ergänzt und sind gut aufeinander abgestimmt. Dies gilt ebenso für das Verhältnis zwischen Bild und Kom­mentar. Bei Zeitzeugenberichten sind die Präsentation des Interviewmaterials im Gesamtzusammenhang des Films sowie die Interviewgestaltung von besonderem Interesse. Leider weist der Film unter heutigen Gesichtspunkten Mängel auf. Die Interviewerin wird niemals als Fragende in der Gesprächssituation gezeigt. Die Fragen werden ausschließlich aus dem „Off“ gestellt. Allerdings muß dabei das Produktionsjahr (1978) berücksichtigt werden und die Unmöglichkeit, dieses De­fizit in einer nachträglichen Bearbeitung auszugleichen. Darüber hinaus ermög­licht die Interviewform eine Erzählstruktur, die subjektive Interpretationen zuläßt, auch im eingeschränkten zeitlichen Rahmen dieser Kurzfassung.

Das Kriegsende wird weniger im politischen und gesellschaftlichen Kontext the­matisiert, sondern hinsichtlich der Auswirkungen auf das Alltagsleben der Men­schen in Berlin. Von zentraler Bedeutung ist das durch den Kommentar entworfe­ne Bild der Trümmerfrauen und die Bewertung von Frauenarbeit. Die Lebensbe­dingungen werden in Beziehung zur notwendigen „Überlebensarbeit“ von Frauen in der Nachkriegszeit gesetzt (vgl.  Kommentar). Im Mittelpunkt stehen die konkreten Arbeitserfahrungen, deren „Realismus“ noch nicht in der — zumeist nachträglichen — Idealisierung aufgegangen ist .

Ein Beispiel hierfür ist die „Klage der Trümmerfrauen“ in Zusammenhang mit der veränderten gesellschaftlichen Bedeutung von Frauenarbeit nach der Rückkehr der Männer aus dem Krieg. Der Kommentar und das Resümee der interviewten Frauen betonen das Weiterwirken der Nachkriegserfahrungen in den gegenwärti­gen Einstellungen. Hier wird deutlich, daß der Film Erinnerung, verbale Kommu­nikation und Erfahrung verknüpft und deshalb auch methodische Probleme der oral history, der erzählten Geschichte beinhaltet.

Insgesamt ist der Film sinnvoll einsetzbar, weil er aufschlußreiche Erfahrungen von Zeitzeuginnen und interessantes Bild- und Filmmaterial über den Frauenalltag und die Trümmerarbeit in der Nachkriegszeit enthält. Er ermöglicht deshalb die Bearbeitung vielfältiger Fragestellungen.

Der Film ist in erster Linie für den Sekundarbereich I (ab Klasse 9) zu empfehlen, obwohl er, mit entsprechender Schwerpunktsetzung im Unterricht, auch im Se­kundarbereich II Verwendung finden könnte.

Er eignet sich in besonderer Weise für die außerschulische oder projektorientierte Bildungsarbeit.

Die Inhalte des Films markieren seine Verwendung im Rahmen folgender Arbeits­schwerpunkte:

  1. Frauenalltag und Frauenarbeit in der Nachkriegszeit
  2. Frauenarbeit als gesellschaftliches und historisches Problem
  3. Oral history: Forschungsmethode und filmische Dokumentationsform
Frauenarbeit und Frauenalltag in der Nachkriegszeit

Thematisch ist der Film in erster Linie im Zusammenhang mit Frauenarbeit und Frauenalltag in der Nachkriegszeit einsetzbar, weil er hierzu die meisten Informa­tionen liefert. Er kann exemplarisch der Bearbeitung von Problemen der Frauen­arbeit dienen. Die Informationen des Films und die Interviewbeiträge der Frauen müssen durch schriftliche Quellen ergänzt werden. Am Ende einer Unterrichtsein­heit sollte eine kritische Gesamtanalyse stehen, in der die Interpretationsansätze der Frauen vor dem Hintergrund der gesellschaftspolitischen Entwicklung näher untersucht werden.

Ein Vergleich mit anderen Filmen bietet sich an. Vor allem zeitgenössische Spielfil­me wie UNSER TÄGLICH BROT oder UND ÜBER UNS DER HIMMEL las­sen Rückschlüsse auf die gesellschaftliche Bedeutung der Trümmerarbeit und die Situation der Trümmerfrauen zu. Der Film „TRÜMMERFRAUEN“ sollte als Er­gänzung hinzugezogen werden. Beide Filme („Trümmerfrauen“, „Als der Krieg zu Ende ging“) stammen aus einer umfassenden TV-Dokumentation des NDR aus dem Jahr 1978. Im Vergleich betrachtet liefert der Film „Trümmerfrauen“ weniger Informationen über die Arbeitsbedingungen und zeichnet im ganzen ein eher idea­lisiertes Bild der Trümmerarbeit. Darüber hinaus ist der zeitgenössische Doku­mentarfilm ALLTAG NACH DEM KRIEG. DORTMUND 1947 aus dem Jahr 1948 interessant.

Folgende Fragestellungen können behandelt werden:

Welche gesellschaftlichen Bedingungen zwangen Frauen zur Trümmerarbeit?

„Überlebensarbeit“ nach dem Krieg: Was bedeutete es für Frauen?

Welche subjektive Bedeutung messen die interviewten Frauen der Trümmerar­beit heute zu?


Frauenarbeit als gesellschaftliches und historisches Problem

Im Rahmen des zweiten Schwerpunktes kann der Film als Beispiel für eine be­stimmte, historisch bedingte Form der Frauenarbeit dienen. Er kann Ausgangs­punkt sein für grundsätzlichere Fragen nach der Bedeutung von Frauenarbeit in der Gesellschaft, nach ihrer historischen Bedingtheit, nach ihrer Struktur und ihren Funktionsveränderungen. Beispielsweise kann die Frauenarbeitslosigkeit in der Nachkriegszeit verglichen werden mit gegenwärtigen Problemen der Arbeits­marktpolitik im Zusammenhang mit dem Rollenverständnis von Frauen.

Der Film ROSIE, DIE NIETERIN könnte hinzugezogen werden. Er dokumen­tiert die Kriegs- und Nachkriegsarbeit amerikanischer Frauen in der Rüstungsin­dustrie. Dabei wird die gesellschaftliche Funktion der Frauenarbeit in Krisensitua­tionen thematisiert und ihre Verwertung als „industrielle Reservearmee“. Weitere Fragestellungen sind:

Welche Zusammenhänge bestehen zwischen der gesellschaftlichen Bewertung von Frauenarbeit und den ökonomischen Bedingungen?

Wie haben Frauen die Rückkehr in ihre traditionelle Arbeitsbereiche erlebt? Welche Funktion hat Frauenarbeit in der heutigen Gesellschaft?

Darüber hinaus bietet sich an, die Leistungen der Trümmerfrauen in der Nach­kriegszeit mit der Frage nach Formen der gesellschaftlichen Anerkennung ihrer Arbeit in Beziehung zu setzen: Soziale Unterstützungen oder versprochene Erst­wohnungen (Berlin) blieben aus, stattdessen Urkunden und „Gedenkfeiern“.

Auch die Diskussion um den Rentenanspruch von Trümmerfrauen (1986) ist hier bedeutsam (vgl. Anlage 8).

Oral history: Forschungsmethode und filmische Dokumentationsform

Im dritten Arbeitsschwerpunkt sollte die Frage aufgegriffen werden, inwieweit Er­innerungen einen Beitrag zur Rekonstruktion von historischen Ereignissen und Zusammenhängen leisten, was sie über Geschichte aussagen. Das heißt, es müßte, zumindest ansatzweise, eine Auseinandersetzung mit der oral history angestrebt werden. Die Analyse von Zeitzeugenberichten verweist auf ihre besondere Bedeu­tung als Träger subjektiver Bewußtseinsstrukturen und Verarbeitungsformen von Geschichte. Dabei könnten auch andere filmische Dokumentationsformen be­rücksichtigt werden, die dem methodischen Ansatz der oral history eher entspre­chen als diese TV-Dokumentation.

 

 

 

  1. Deutsche Nachkriegsgeschichte allgemein

Berger, Thomas/Müller, Karl-Heinz (Hg.): Lebenssituationen 1945—1948. Ma­terialien zum Alltagsleben in den westlichen Besatzungszonen 1945—1948, Han­nover 1983

Grebing, Helga/Pozorski, Peter/Schulze, Rainer: Die Nachkriegsentwicklung in Westdeutschland 1945—1949. 2 Bände. Ausgabe A: Die wirtschaftlichen Grund­lagen, Stuttgart 1980. Ausgabe B: Politik und Gesellschaft (Studienreihe Politik Bände 7 a und 7 b), Stuttgart 1980

Kleßmann, Christoph: Die doppelte Staatsgründung. Deutsche Geschichte 1945— 1955, Bonn 1982

Winkler, Heinrich August (Hg.): Politische Weichenstellungen im Nachkriegs­deutschland 1945—1953. Geschichte und Gesellschaft, Sonderheft 5, Göttingen 1979

  1. Frauengeschichte in der deutschen Nachkriegszeit

Bredemeyer, B. IPusch, L. F. /Trümmerfrauen, in: Seitz, Norbert (Hg.): Der 8. Mai. Die Unfähigkeit zu feiern, Frankfurt/M. 1985

Freier, Anna-Elisabeth/Kuhn, Annette (Hg.): „Das Schicksal Deutschlands liegt in der Hand seiner Frauen“ — Frauen in der deutschen Nachkriegsgeschichte, Düsseldorf 1984

Kuhn, Annette (Hg.): Frauen in der deutschen Nachkriegszeit. Band 1: Frauenar­beit 1945—1949. Quellen und Materialien, Düsseldorf 1984

Wiggershaus, Renate: Geschichte der Frauen und der Frauenbewegung in der Bundesrepublik Deutschland und der DDR nach 1945, Wuppertal 1979

Geschichte betrifft uns. Unterrichtsmaterialien mit OH-Folien. „Da haben sie uns gebraucht“ — Frauenalltag im Nachkriegsdeutschland 1945—1949, Ausgabe 4/1986

 

  1. Einführung in oral history

Niethammer, Lutz (Hg.): Lebenserfahrung und kollektives Gedächtnis. Die Pra­xis der „Oral History“, Frankfurt/M. 1980

  1. Zeitzeugenberichte

Jenk, Gabriele: Steine gegen Brot: Trümmerfrauen schildern den Wiederaufbau in der Nachkriegszeit, Bergisch Gladbach 1988

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