Der Bagnosträfling (1949)

Inhalt

Frankreich, in der spätnapoleonischen Ära. Robert de Troissaules und sein jüngerer Bruder Pierre sind von adeliger Herkunft und doch in ihrem Wesen grundverschieden. Frankreich erleidet bei der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 eine schwere Niederlage, und seitdem sind die heimischen Truppen nur noch auf dem Rückzug. In diesen Zeiten politischer Wirren verübt Robert einen Überfall auf einen für die Nationalbank Frankreich bestimmten Goldtransport. Der Coup gelingt, doch verrät Roberts eigene Ehefrau Cyprienne, die Roberts Bruder Pierre liebt, ihren Gatten an die Polizei, die bald daraufhin Robert verhaftet und in Ketten legt. Sein Strafmaß lautet 15 Jahre. Als so genannter Bagnosträfling wird der Verbrecher deportiert und eines Tages sogar für tot erklärt. Während Robert ein jämmerliches Dasein fristet, macht Bruder Pierre Karriere bei der Staatsmacht und steigt bis zum Polizeipräfekten auf.

Eines Tages wird erneut ein Überfall auf die Bank von Frankreich verübt, und Pierre nimmt sofort an, dass nur sein Bruder dahinter stecken kann. Tatsächlich ist Robert in der Zwischenzeit aus dem Bagno entflohen. Bald darauf hat seine Mutter sogar eine Begnadigung ihres fehlgeleiteten Ältesten durchgesetzt. Tatsächlich ist Robert wieder nach Paris zurückgekehrt und hat, nachdem er den Überfall begangen hatte, seine Spuren verwischt und auf den gesetzestreuen Pierre gelenkt. Der aber ist nicht bereit, für die Schlechtigkeit des großen Bruders einzustehen und stellt diesem eine Falle. Im Hause beider Mutter Eugénie, der Marquise de Troissaules, kann Robert gefasst und verhaftet werden. Nun ist auch Cyprienne endlich frei für Pierre, und beide können ihre gemeinsame Zukunft planen. (Wikipedia)

Regie: Gustav Fröhlich
Regieassistenz: Hans Wollinger
Buch: Gustav Fröhlich nach Motiven von Honore de Balzac
Kamera: Igor Oberberg
Kameraassistenz: Emil Eisenbach
Bauten: Franz Schroedter, Heinrich Beisenherz, Theodor Zwierski
Maskenbildner: Walter Wegener, Karl Schulz
Schnitt: Martha Dübber
Ton: Martin Müller
Musik: Wemer Eisbrenner

DarstellerInnen:
Paul Dahlke (Robert)
Winnie Markus (Cyprienne)
Käthe Dorsch (Eugenie, die Mutter)
Richard Häußler (Pierre)
sowie Udo Loeptin, Walter Franck, Paul Hörbiger, Ida Ehre, Jester Naefe, Albert Florath, Adrian Hoven, Peter Mosbacher, Josef Offenbach, Carl Heinz Peters, Otto Gebühr, Helmuth Rudolph

Produktion: Junge Film-Union, Rolf Meyer, Hamburg Bendestorf
Produktionsleitung: Helmuth Volmer
Aufnahmeleitung: Herbert Junghans, Willi Rother
Drehzeit: Mai – Juli 1949
Außenaufnahmen: Bendestorf und Umgebung
Atelier: Bendestorf
Länge: 2721 m (Westalliierte Militärzensur): 99 Min.
Zensurdatum: 14.9.1949 (FSK)
Erstverleih: Schorcht-Filmgesellschaft mbH. (Westdeutschland/West-Berlin)
Uraufführung: 23.9.1949, Hamburg; Berlin-West 5.2.1950
Austauschfilm der Defa: DER BIBERPELZ

Alle Zutaten für einen echten Abenteuerfilm werden aus der Weltliteratur gratis geliefert: Ueberfälle auf das Gold der Bank von Frankreich, Verfolgungsszenen im unterirdischen Paris. Giftmord und Bagnoqualen. Außer der napoleonischen Pariser Wildwest-Romantik gibt es starke Seeleneffekte. Von Käthe Dorsch als Mutter geht ein Strom der Menschlichkeit ins Parkett. Der Taschentuch-Verbrauch ist erheblich.

Der letzte Film des zweiten Produktionszyklus

DER BAGNOSTRAFLING wurde der erste große deutsche Kostümfilm in der Nachkriegszeit. Meyer setzte hier auf altbekannte Starschauspieler, wie Paul Dahlke, Winnie Markus, Käthe Dorsch, Richard Häußler usw. Dem Drehbuch lag der Balzac-Stoff „Der Galeerensträfling“ zugrunde, der von Meyer zusammen mit dem Autor Tjadens schon einmal vor  1945 bearbeitet, aber nicht verfilmt wordenwar. Die Produktionskosten von 750.000,– DM können für eine deutsche Produktion dieser Jahre als durchschnittlich gelten. Der Film spielte im Laufe der nächsten Jahre allmälrlich seine Herstellungskosten wieder ein, ohne einen nennenswerten Gewinn abzuwerfen.

Diese drei Produktionen (repräsentieren) ein breites Spektrum des sogenannten zeitlosen Unterhaltungsfilms: von der Verwechslungskomödie über den Kostüm-und Abenteuerfilm bis zur Liebesromanze im ländlichen Miheu. Es dürfte kein Zufall sein, daß Rolf Meyer nach der Währungsreform und dem Ende der alliierten Vorzensur zunächst eine solche Palette des Unterhaltungsfihns präsentierte. Dahinter dürfte auch das Bemühen gestanden haben, die Fühler in möglichst viele Richtungen auszustrecken und den Publikumsgeschmack zu testen.


Aus: Peter Stettner: Vom Trümmerfilm zur Traumfabrik, S. 66/67

Bis zum Herbst 1949 waren die JFU-Filme DIESE NACHT VERGESS‘ ICH NIE, DAS FRAULEIN UND DER VAGABUND und DER BAGNOSTRÄFLING in die Kinos gelangt und zwar wiederum über den Schorcht-Verleih. Obwohl die Filme DIESE NACHT VERGESS‘ ICH NIE und DER BAGNOSTRÄFLING einen vielversprechenden Start hatten,  die Presse prophezie hohe Besucherzahlen und zollte überdies DER BAGNOSTRÄFLING als „dichterischem“ Film ihre Achtung, stellte sich Ende 1949 immer deutlicher heraus, daß die Einspielergebnisse nicht den Erwartungen entsprachen. Rolf Meyer führte dies vor allem auf eine unbefriedigende Auswertung durch den Schorcht-Verleih zurück. Schorcht wiederum machte geltend, daß sich die Situation auf dem Verleihmarkt grundlegend geändert habe und zwar sowohl durch einen Zuschauerrückgang seit dem Winter 1948/49 als auch hinsichtlich des Angebotes auf dem Spielfilmmarkt.


Aus: Peter Stettner: Vom Trümmerfilm zur Traumfabrik, S. 79

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