Vorbehaltsfilme der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung

Die Alliierten klassifizierten einen Teil der deutschen Filme, die zur Zeit des Nationalsozialismus entstanden waren, 1945 als Verbotsfilme. Von den mehr als 1000 produzierten abendfüllenden Spielfilmen wurden zunächst über 300 verboten. Dazu zählen Filme, die eine deutlich rassistische, antisemitische, volksverhetzende und/oder kriegsverherrlichende Botschaft beinhalten.[1]

„Diese Liste schrumpfte im Lauf der Jahrzehnte erheblich. Kommerzielle Interessen nagten an ihr, denn viele Produzenten wollten ihre alten Filme nach dem Krieg nochmals in die Kinos bringen, und als mit der Gründung der Freiwilligen Selbstkontrolle (FSK) 1949 die Filmzensur in deutsche Hände überging, wurden im Lauf der Jahre viele Filme neu angesehen und bewertet.“ (Rodek 2012)

Seit 1966 befindet sich ein sehr großer Teil der NS-Propagandafilme im Bestand der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung. Verboten sind diese Filme heute nicht mehr. Die Stiftung sieht aber ein wichtiges Aufgabenfeld im „verantwortungsvollen Umgang mit den Propagandafilmen der gleichgeschalteten und verstaatlichten Filmwirtschaft der NS-Zeit.“

„Die heute sogenannten Vorbehaltsfilme (d.h. die Filme, die vom Stiftungskuratorium als explizit propagandistisch kategorisiert sind) sind nicht für den allgemeinen Vertrieb freigegeben, jedoch sind diese Filme jederzeit – in den Räumen der Stiftung – für schulische, wissenschaftliche und produktionstechnische Zwecke zur Sichtung verfügbar. Die vielfältigen und fortwährenden bundesweiten öffentlichen Aufführungen in Kinos, Universitäten, Schulen etc. sind eingebunden in einen einführenden Vortrag und eine anschließende Diskussion.“[2]

Zu den Vorbehaltsfilmen zählen gegenwärtig etwa 40 Filmtitel:[3]


Liste der Vorbehaltsfilme im Bestand der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung

Titel

 

Regie

Produktionsjahr

Alarm in Peking

Militaristischer Abenteuerfilm

Herbert Selpin

1937

Anschlag auf Baku

antibritischer und antisowjetischer Propagandafilm

Fritz Kirchhoff

1942

Besatzung Dora

kriegsverherrlichender militaristischer Film

Karl Ritter

1943

Blutsbrüderschaft

Nationalistischer und militaristischer Propagandafilm

Philipp Lothar Mayring

1940

Carl Peters

antibritischer, antijüdischer und antiparlamentarischer Propagandafilm

Herbert Selpin

1941

D III 88

militaristischer Propagandafilm

Herbert Maisch

1939

Drei Unteroffiziere

militaristischer Propagandafilm

Werner Hochbaum

1939

Falschmünzer

die NS-Kriminalpolizei glorifizierender Kriminalfilm

Hermann Pfeiffer

1940

Feinde

kriegsverherrlichender, antipolnischer Propagandafilm

Viktor Tourjansky

1940

Flucht ins Dunkel

Antidemokratischer, revanchistischer Propagandafilm

Arthur Maria Rabenalt

1939

Fronttheater

Verbundenheit von Heimatfront und Kriegsfront propagierendes Drama

Arthur Maria Rabenalt

1942

GPU

antisowjetischer, antisemitischer und antikommunistischer Kriminalfilm

Karl Ritter

1942

Der Herrscher

Verherrlichung des Führerkults und Propaganda für NS-Wirtschaftideologie

Veit Harlan

1937

Himmelhunde

Plädoyer für Aufopferungsbereitschaft des Einzelnen für die Gemeinschaft.

Roger von Norman

1942

Himmelstürmer

Heroisierung und Glorifizierung des Militärs

Walter Jerven

1941 (Dokumentarfilm)

Hitlerjunge Quex

Nationalistischer, antikommunistischer „Jugendfilm“

Hans Steinhoff

1933

Ich klage an

Plädoyer für Legalisierung der Euthanasie

Wolfgang Liebeneiner

1941

Im Kampf gegen den Weltfeind

Heroisierung der deutschen Armee während des Spanischen Bürgerkrieges

Karl Ritter

1939 (Dokumentarfilm)

Jakko

propagandistischer Jugendfilm

Fritz Peter Buch

1941

Jud Süß

antisemitischer, rassistischer Propagandafilm

Veit Harlan

1940

Jungens

Propaganda für die Kameradschaft und das Vertrauen in der Hitlerjugend.

Robert Adolf Stemmle

1941

Kadetten

Antirussischer Propagandafilm

Karl Ritter

1941

Kameraden auf See

militaristischer Propagandafilm

Heinz Paul

1938

Kampfgeschwader Lützow

Militaristischer Propagandafilm

Hans Bertram

1941

Kolberg

Kriegsverherrlichender „Durchhaltefilm“

Veit Harlan

1945

Kopf hoch, Johannes!

propagandistische Jugendfilm

Viktor de Kowa

1941

Legion Condor

propagandistischer Kriegsfilm

Karl Ritter

1939 (unvollendet)

Mein Sohn, der Herr Minister

antiparlamentarischer Propagandafilm

Veit Harlan

1937

Ohm Krüger

antibritischer Propagandafilm

Hans Steinhoff

1941

Pour le Mérite

Demokratiefeindlicher, den Frieden von Versailles diffamierender Propagandafilm

Karl Ritter

1938

Ritt in die Freiheit

Kriegsverherrlichender, antirussischer Propagandafilm

Karl Hartl

1936

Robert und Bertram

Antisemitische Filmkomödie

Hans H. Zerlett

1939

Die Rothschilds

Antibritischer und antisemitischer Propagndafilm

Erich Waschneck

1940

Der Stammbaum des Dr. Pistorius

nationalsozialistische Propaganda-Komödie

Karl Georg Külb

1939

Stukas

Kriegsverherrlichender Propagandafilm

Karl Ritter

1941

Togger

Propaganda gegen Pressefreiheit und die angebliche Überfremdung von Wirtschaft

Jürgen von Alten

1937

U-Boote westwärts!

kriegsverherrlichende, antibritische Film

Günther Rittau

1941

Unternehmen Michael

Verherrlichung des sinnlosen heroischen Sterben

Karl Ritter

1937

Venus vor Gericht

Antisemitische Komödie

Hans H. Zerlett

1941

[1] Liste der unter alliierter Militärzensur verbotenen deutschen Filme bei Wikipedia [12.11.2018]

[2] http://www.murnau-stiftung.de/filmbestand/geschichte/drittes-reich. Siehe dazu die im Internet
  recherchierbaren Programm-Flyer diverser Veranstaltungen.

[3] Bei Wikipedia werden 42 Filme genannt, im Bestand der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung lassen sich
   folgende Filme ermitteln. [12.11.2018]

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