Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull (1957)

Inhalt

Felix Krull, jugendlicher Bonvivant, soll zum Militär. Er übertölpelt die kaiserliche Musterungsbehörde. In der Pariser Hotellerie lebt er nach dem Motto „Liebe die Welt und die Welt wird dich lieben“ und macht Karriere. Die Liebschaft mit Madame Houpflé bringt Zugang zur internationalen Gesellschaft. Als angeblicher Marquis Venosta reist er durch die Welt, während der echte Venosta seiner Affäre mit Lebedame Zaza frönt. In Lissabon wird Krull verhaftet, weil ihm als Marquis der Mord an Zaza vorgeworfen wird. Er kommt noch ein Mal davon.

Regie: Kurt Hoffmann
Regie-Assistenz: Michael Braun, Wolfgang Kühnlenz
Script: Hansi Köck
Buch: Robert Thoeren; nach dem Roman von Thomas Mann
Mitarbeit: Erika Mann
Kamera: Friedl Behn-Grund
Kamera-Führung: Dieter Wedekind
Kamera-Assistenz: Richard Weihmayr
Standfotos: Leo Weisse
Bauten: Robert Herlth
Ausstattung: Gottfried Will
Requisite: Waldemar Hinrichs (Außen), Rudolf Dahlke (Innen)
Kostüme : Elisabeth Urbancic; Assistenz: Vera Otto
Maske: Georg Jauss, Gertrud Weinz(-Werner)
Schnitt: Capar van den Berg; Assistenz: Ursula van den Berg
Ton: Hans Ebel
Musik: Hans Martin Majewski

Darsteller:

Horst Buchholz (Felix Krull)
Liselotte Pulver (Zaza)
lngrid Andree (Zouzou)
Susi Nicoletti (Madame Houpflé)
Paul Dahlke (Professor Kuckuck)
Ilse Steppat (Maria Pia)
Walter Rilla (Lord Kilmarnock)
Peer Schmidt (Marquis de Venosta)
Alice Treff (Mama Venosta)
Karl Ludwig Lindt (Papa Venosta),
Werner Hinz (Stabsarzt)
Paul Henckels (Schimmelpreester)
Heinz Reincke (Stanko)
Heidi Brühl (Eleanor)
Ralf Wolter (Gestellungspflichtiger)
Heinz Klevenow (Machatschek)
Walter Klam (Concierge)
Jo Herbst (Bob)
Martin Rosenstiel (Jean Pierre)
Herbert Weicker (Hurtado)
Ehmi Bessel (Mutter Krull)
Gert Niemitz (Vater Krull)
Dinah Hinz (Olympia),
Erika Mann (Gouvernante)
Robert Meyn (Polizei-Kommissar)
Günther Jerschke (Polizei-Kommissar)
Benno Gellenbeck (Zöllner)
Eberhard Fechner(Zöllner)
Walter Weymann (Radicule),
Heinrich Ockel (Pensionsgast)
Florent Antony (Kriminalbeamter)
Erica Schramm

Produktion: Filmaufbau GmbH, Gottingen.
Produzent: Hans Abich, Rolf Thiele
Gesamtleitung: Hans Abich
Produktionsleitung: Eberhard Krause
Aufnahmeleilung: Frank Roell, Kurt Zeimert.
Drehzeit: 24.1 – 4.3.1957 (32 Tage).
Drehort: Real-Film-Studios Hamburg-Wandsbek;
Außenaufnahmen: Hamburg, Lissabon.
Länge: 107 min, 2933 m.
Format: 35mm, s/w, I :1.33.
Uraufführung: 25.4 1957, Berlin (Gloria-Palast).

Auszeichnungen:
Deutscher Filmpreis 1957: Filmband in Gold (Produktion).
IFF Bordighera 1955: Goldene Olive

Regie: Kurt Hoffrnann.
Regie-A.ssislenz.‘ Michael Braun, Wolfgang
Kühnlenz,
.Scl,p/.‘ Hansi Köck.
Buch: Robert Thoeren; nach dem Roman von
Thomas Mann.
Mitarbeit: Erika Mann.
Kamera: Friedl Behn-Grund.
Kame ra-Führung. Dieter Wedekind.
Kamera-Assisterz: Richard Weihmayr.
Standfotos : Leo Weisse.
Bauten: Robert Herlth.
Ausslat tung : Gottfried Will.
Requisite: Waldemar Hinrichs (Außen), Rudolf
Dahlke (Innen).
Koslüme : Elisabeth Urbancic;
Assislenz: Vera Otto.
Maske : Georg lauss, Gertrud Weinz(-Werner).
Schnill: Capar van den Berg; l.rsistenz: Ursula
van den Berg.
Iorr: Hans Ebel.
Musik: Hans Martin Majewski.
Darsteller: Horst Buchholz (Felix Krull), Liselotte
Pulver (Zaza), lngÄd Andree (Zouzou),
Susi Nicoletti (Madame Houpfld), Paul Dahlke
(Professor Kuckuck), Ilse Steppat (Maria Pia),
Walter Rilla (Lord Kilmarnock), Peer Schmidt
(Marquis de Venosta), Alice Treff (Mama
Venosta), Karl Ludwig Lindt (Papa Venosta),
Werner Hinz (Stabsarzt), Paul Henckels (Schimmelpreester),
Heinz Reincke (Stanko), Heidi
Bruhl (Eleanor), Ralf Wolter (Gestellungspflichtiger),
Heinz Klevenow (Machatschek),
Walter Klam (Concierge), Jo Herbst (Bob),
Martin Rosenstiel (Jean Pierre), Herbert Weicker
(Hurtado), Ehmi Bessel (Mutter Krult), Gert
Niemitz (Vater Krull), Dinah Hinz (Olympia),
Erika Mann (Gouvernante), Robert Meyn (Polizei-
Kommissar), Günther Jerschke @olizei-Kommissar),
Benno Gellenbeck (Zollner), Eberhard
Fechner(Zöllner), Walter Weymann (Radicule),
Heinrich Ockel (Pensionsgast), Florent Antony
(Kriminalbeamter), Erica Schramm.
Produktion : Filmaufbau GmbH, Gottingen.
Produzent: Hans Abich, Rolf Thiele.
Ge samllei lung : Hans Abich.
Produ kti ons le i lung : Eberhard Krause.
Aufnahmeleilung: Frank Roell, Kurt Zeimert.
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Drehzeit : 24.1 – 4.3.1957 (32 Tage).
Drehort: Real-Film-studios Hamburg-
Wandsbek;
Au$enaufinhmenr Hamburg, Lissabon.
Länge: 107 min,2933 m.
Format: 35mm, s/w, I :1.33.
Urauf/ührung: 25.4 1957, Berlin (Gloria-palast).

Auszeichnungen:
Deutscher Filmpreis 1957: Filmband in Gold (Produktion)
IFF Bordighera 1955: Goldene Olive
Golden Globe 195

Karl-Heinz Becker: Als Hamburg sich in Paris verwandelte. Die Hansestadt als Felix-Krull-Kulisse (1957). In: Hamburger Flimmern Die Zeitschrift des Film- und Fernsehmuseums Hamburg e.V, Heft 24/Dezember 2017, S. 4-9

Nach eingehender Diskussion und mit Bedenken hat der Bewertungsausschuss dem Film das Prädikat wertvoll erteilt. Er lässt bei seiner Beurteilung außer Betracht, dass es sich bei diesem Film nicht um eine gültige filmische Nachgestaltung des ironischen Romans von Thomas Mann handelt. Er stellt lediglich fest, dass es dem Buchautor gelungen ist, aus dem Mannschen Roman den Stoff für ein wirkungsvolles Lustspiel zu ziehen. Wenn das durch auch die verschiedenen Erlebnisse des Felix Krull nur episodenhaft aneinanderreiht und von vornherein darauf zu verzichten scheint eine innere Entwicklung dieser zweilichtigen Figur mit einzubeziehen, so rafft er doch die verschiedenen Phasen des Romans so geschickt, dass eine flotte und an einigen Stellen auch gehaltvolle Handlung den pointenreichen Szenen zugrunde liegt. Desgleichen scheint die Regie von vornherein darauf verzichtet zu haben, die Doppelschichtigkeit der Geschichte, die Thomas Mann durch seine eigentümliche Sprache realisiert, in einer entsprechenden Weise filmisch zu verwirklichen. Der Film bleibt ein vordergründiges Lustspiel. Die Szenen sind auf Situationskomik angelegt; diese allerdings, unterstützt durch den Mannschen Dialog, ist in den ersten zwei Dritteln des Films von einem Niveau, das sonst in deutschen Lustspielfilmen selten erreicht wird.

Der Bewertungsausschuss hat sich eingehend mit der Frage beschäftigt, ob die beiden schweren Mängel, die der Film aufweist, das Prädikat in Frage stellen. Der auffallendste Mangel ist der kompliziert und künstlich zusammen gebastelte Schluss des Films, der in seiner Breite und Unübersichtlichkeit, dazu durch seine flache Dialoggestaltung in einer bestürzenden Weise gegenüber den Hauptteilen des Films abfällt. Der Bewertungsausschuss gibt zu, dass für den Film ein eigener Schluss erfunden werden musste. Es wäre jedoch wünschenswert gewesen, wenn dieser Schluss sich nicht bemüht hätte, alle konventionellen Erfordernisse des anspruchslosen Unterhaltungsfilms noch nachträglich zu erfüllen. Es fehlt dem Schluss die wünschenswerte Kürze und die erforderliche Treffsicherheit. Der zweite ins Gewicht fallende Mangel ist das wohl vornehmlich der Regie zuzuschreibende Misslingen der Episode Buchholz-Nicoletti. Wenn man schon (mit Recht!) die auch bei Thomas Mann nicht ohne Peinlichkeit sich abwickelnde Szenerie umgehen wollte, so musste man dieser Begegnung einen eigenen Sinn geben; so bleiben nur unsinnige und der Grenze des Klamauks sich nähernde leere Reaktionen. Der Bewertungsausschuss ist schließlich zu dem Entscheid gekommen, dass diese Mängel nicht das Übergewicht haben über die treffsichere Durchführung der übrigen Filmteile.

Insbesondere gelingt es der Regie, die langen Dialogszenen lebendig und auch in ihren Pointen sicher herauszuarbeiten. Sie wird dabei, wiederum vornehmlich in den Dialogszenen, von der Kamera ausgezeichnet unterstützt. Der Kamera und den Bauten ist es auch zu verdanken, dass die Milieuschilderungen treffend sind, die Sorgfalt, die gerade in diesem Film der Milieuschilderung gewidmet wird, ist für den Lustspielfilm als besonders anerkennend hervorzuheben.

Die Vorzüge dieses Lustspielfilms finden ihre Zusammenfassung in der ausgezeichneten darstellerischen Leistung von Horst Buchholz. Sein Spiel enthält noch am ehesten etwas von der Zwielichtigkeit des charmanten und zugleich verlogenen Gebarens eines innerlich leeren Menschen, der sich mit äußeren Talenten einen falschen Lebensrang ergattert. Leider gerät die Entlarvung dieses sich selbst missverstehenden Sonntagskindes am Schluss sehr flach. Wenn das Buch schon die Entlarvung mit einbeziehen wollte, so hatte es hier eine besondere Chance für das Komische, die leider versäumt wurde. Besonders bemerkenswert ist auch die vorzügliche Besetzung einer Reihe von Nebenrollen, vor allem Werner Hinz und Paul Dahlke sind zu nennen.

Dichtung und ihre Verfilmung – ein ewiges Streitgespräch zwischen Leseratten und Flimmerkünstlern. Erhebliche Schockeffekte gegen den guten Geschmack sind vorangegangen wie bei der Illustrierung von Rilkes „Cornet“ oder
Hauptmanns „Fuhrmann Henschel“ in einer Folge bewegter Comic strips. Auch Dieter Borsche als Thomas Manns KÖNIGLICHE HOHEIT kann in keiner Weise als kongenial bezeichnet werden. Trotzdem hat Hans Abich, eine der wenigen durchgeistigten und musisch veranlagten Persönlichkeiten in der Schar westdeutscher Filmproduzenten, jetzt den Mut aufgebracht, die „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ in optische Visionen zu verwandeln, jene ironisch-heitere Schelmengeschichte, jene „Unvollendete“ von Thomas Mann.

Es ist das Märchen eines liebreizenden Jünglings aus verkrachtem bürgerlichem Hause, den es mit aller Macht nach der Pseudo-Eleganz der Jahrhundertwende gelüstet. Sein „Gesellenstück“ zum Start in die große Welt liefert er vor der militärischen Musterungskommission, die er zwar anfleht, ihn für alle Waffengattungen tauglich zu schreiben, und doch mit seinen virtuos gehandhabten Hochstaplermethoden dazu bringt, ihn auszumustern. Sodann beginnt er seine Karriere als Liftboy in einem hochnotvornehmen pariser Hotel und sproßt sich durch zahlreiche delikate Bettenabenteuer, durch Liebreiz und Blendwerk zum weltreisenden Marquis empor.

Wie aber verfährt nun der Film mit diesem Stoff, dem in einer Tageszeitung auf der letzten Seite “ Vermischtes“ allenfalls zehn Zeilen bewilligt würden, den Thomas Mann aber auf 450 Seiten ausgesponnen hat zu einem Filigranwerk brillanter Gedankenkombinationen, die eine ganze Welt aus der Perspektive eines moralisch abseits Stehenden sezieren?

Da ist zunächst der Verzicht auf das Ausstattungs-Spektakel bemerkenswert. Trotz zahlreicher Verlockungen zur Farbe wird schwarz-weiß gedreht, dafür aber mit einer ungewöhnlich großen Anzahl einzelner Kamera-Einstellungen, verschiedener Perspektiven und Großaufnahmen, in denen das zum Ausdruck kommen soll, was der Dichter in seine gedanklichen Betrachtungen gelegt hat. (… )

Letztlich steht und fällt der ganze Film aber mit dem Darsteller des Felix Krull, der überragenden Zentrafigur dieser Hochstaplerkomödie, mit Horst Buchholz also. Ein Schauspieler spielt einen Menschen, der überhaupt keinen Charakter
hat, sondern nur aus einer Maskenhülle in die andere schlüpft! Und tatsächlich scheint dieses ausschließlich auf äußere Wirkung abgestimmte Gebaren ein Teil von Horst Buchholz selbst zu sein, denn er schüttelt seine Rolle recht nonchalant aus dem linken, zuweilen noch etwas halbstarken Handgelenk. Dann aber wieder zwingt ihn die Schwierigkeit der geschliffenen und geschachtelten Dialoge Thomas Manns zu höchster Konzentration und aalglatt distinguierter Selbstbeherrschung. Teils pagenhaft arrogant, teils als selbstlos-egoistischer Galan becirct er die gesamte, aus schrulligen Charakteren der Jahrhundertwende zusammengewürfelte Komparserie und die ungehobeltsten Bühnenarbeiter. Ein Ästhet in den Gefilden der Unmoral und des Gaunerwesens, dem man nicht böse sein kann.

Vitus B. Dröscher, Frankfurter Rundschau, 11.2.1957

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