P – Ausgewählte Filmschaffende für die Zeit von 1945 bis zu den frühen 60er Jahren
Arno Paulsen (3.1.1900 – 17.9.1969)
Arno Paulsen wird am 3. Januar 1900 in Stettin geboren. Als Fünfzehnjähriger macht er, zuerst als Komparse, dann als Chorsänger, erste Theatererfahrungen. In den letzten Monaten des Ersten Weltkrieges wird Paulsen eingezogen und kann seine Opern-Theaterausbildung erst nach Kriegsende fortsetzen.
Seit 1919 nimmt er Gesangsunterricht und wird 1921 an der Oper von Osnabrück als Operettentenor verpflichtet. Es folgen weitere Engagements an diversen Opernhäusern, u.a. in Köln, Leipzig und Hamburg. Im Zweiten Weltkrieg tritt Paulsen von 1941- 1943, überwiegend mit der Theatergruppe „Conte Schwerin“, an Fronttheatern auf, bevor er 1944 erneut zum Wehrdienst verpflichtet wird.
Bereits im Mai 1945 kann er wieder als Schauspieler an Berliner Bühnen arbeiten. Im „Theater am Schiffbauerdamm“ sieht ihn Wolfgang Staudte in der „Höllenparade“ von Horst Lommer und engagiert Paulsen für die Rolle des Hauptmann Brückner in DIE MÖRDER SIND UNTER UNS (1946) (Vgl. Filmlexicon degli autori e delle opere, Roma 1962, S. 422.). Sein Debüt als Filmschauspieler wird von der zeitgenössischen Presse positiv aufgenommen: „das nirgendwo überbetonte Spiel Arno Paulsens [ist] besonders hervorzuheben. Sein Hauptmann Brückner wird niemals zu einer vom Hass verzerrten Karikatur. Sein Kriegsverbrecher Brückner bleibt als Hauptmann wie auch als biederer Bürger unserer neuen deutschen Demokratie von einer Portraittreue, die betroffen macht.“ (Peter Kast, in: Vorwärts, Berlin, 17.10.1946).
Bis Anfang der 60er Jahre spielt Arno Paulsen, neben ständigen Engagements am Theater (seit 1954 Schiller-Theater Berlin), auch in zahlreichen Spielfilmproduktionen, hier indes vornehmlich Nebenrollen.
Erich Ponto (14.12.1884 – 4.2.1957)
Erich Ponto beginnt seine Laufbahn als Schauspieler in München, hat Auftritte am Hoftheater, ab 1908 einen Vertrag am Stadttheater Passau. In der Folge spielt er an zahlreichen Bühnen. In Berlin spielt er 1928 unter anderem den Bettlerkönig Peachum in der Uraufführung von Brecht/Weills „Die Dreigroschenoper“. Als Filmschauspieler etabliert sich Ponto in den 30er Jahren. Bekannte Beispiele sind LIEBE, TOD UND TEUFEL (Hilpert/Steinbicker, 1934), die Figur des Puppenspielers in KLEIDER MACHEN LEUTE (Käutner, 1940). Der SCHNEIDER WIBBEL (Victor de Kowa, 1939) ist seine einzige Hauptrolle als Filmschauspieler. Nach Kriegsende übernimmt Ponto die Leitung des Dresdener Schauspielhauses, dann die Dresdener Generalintendanz. Er kandidiert 1946 zur Landtagswahl auf der Liste des Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands. 1947 geht Ponto ans Württembergische Staatstheater Stuttgart und von dort an verschiedene westdeutsche Bühnen. Als seine besten Nachkriegsfilme gelten internationale Produktionen, etwa THE THIRD MAN (Carol Redd, 1949), LOLA MONTEZ (Max Ophüls, 1955). Im westdeutschen Nachkriegsfilm steht Ponto bald für die Figur des altersweisen Patriarchen, ein Bild, für das seine Verkörperung der Gottesfigur in LIEBE 47 wohl das erste Beispiel liefert. Ponto stirbt 1957 in Stuttgart.