Niedersachsen ’45 (1982)
Inhalt
Der Film zeigt zunächst den Vormarsch alliierter Truppen auf niedersächsischem Gebiet Anfang April 1945, wobei das im März weitgehend zerstörte Hildesheim und Hannover im Bild erscheinen, später auch Lüneburg und Uelzen, der Frontverlauf ansonsten mit einer Karte dargestellt wird. Nach dem Ende der Kampfhandlungen und der Kapitulation in Montgomerys Feldlager bei Lüneburg werden die Deutschen mit ihren Verbrechen konfrontiert: Ein hannoverscher Krematoriumsdirektor soll die große Zahl junger Menschen erklären, deren Leichen eingeäschert wurden; die Briten befreien das Lager Bergen-Belsen und zwingen die Wachmannschaften, die massenhaft herumliegenden Leichen zu bestatten. Anschließend wird der Beginn der Nachkriegszeit gezeigt: der Aufbau der Militärverwaltung, die Indienstnahme deutscher Hilfspolizisten, die Aufräumarbeiten, die Versorgung der Bevölkerung, die Ankunft der Flüchtlinge, nicht zuletzt aber auch der Wiederbeginn politischer Arbeit in Deutschland, verkörpert durch Kurt Schumacher und die Neugründung der SPD.
Der Film ist weitgehend aus Filmsequenzen montiert worden, die amerikanische und britische Armee-Kameraleute während ihres Vormarsches im Frühjahr 1945 aufgenommen haben.

Buch: Jürgen Corleis
Schnitt: Evelyne Mundin
Produktion: Chronos-Film, in Zusammenarbeit mit der Niedersächsischen Landeszentrale für politische BildungLänge: 43 Minuten
Format: 16mm, sw
Nr. | Inhalt |
Länge |
Zeit im Fim |
00 |
Vorspann und Titel |
00:00 – 00:16 | |
Vormarsch der alliierten Truppen in Norddeutschland | 09:19 | 00:16 – 09:35 | |
01 | Kampfszenen, Vorrücken einer Einheit der US-Armee von Kassel nach Norden | 00:16 – 01:12 | |
02 | Einnahme eines Dorfes südlich von Hildesheim, Gefangennahme deutscher soldaten, „Entwaffnung an Ort und Stelle“ | 01:12 – 02:08 | |
03 | militärische Lage am 9. April 1945 (Schaubild) | 02:40 – 03:00 | |
04 | Einmarsch von US-Truppen in Hildesheim nach dem 7. April 1945, Bilder aus der zerstörten Stadt | 03:00 – 04:30 | |
05 | Raum nördlich Hannovers; vereinzelt Widerstand gegen vorrückende britische Einheiten | 04:30 – 05:18 | |
06 | militärische Lage am 10. April 1945 (Schaubild) | 05:18 – 06:18 | |
07 | US-Panzer von Nienburg aus auf dem Vormarsch nach Hannover | 06:18 – 07:20 | |
08 | deutsche Panzer in US-Panzerkollonne in Hainholz | 07:20 – 07:40 | |
09 | Einmarsch der US-Truppen in Hannover, Straßenszenen mit winkender Bevölkerung, lachende US-Soldaten, dann Schüsse un die Menschenmenge zerstreut sich | 06:17 – 07.20 | |
10 | Vormarsch der US-Truppen von Hannover aus Richtung Osten | 09:10 – 09:23 | |
11 | Gefangennahme deutscher Soldaten | 09:23 – 09:35 | |
Die Suche nach Schuldigen beginnt | 4:59 | 09:35 – 14:34 | |
12 | langes Verhör durchgeführt von einem US-Offizier und Dolmetscher mit einem Bediensteten des Krematoriums in Hannover-Seelhorst und einem Beamten der Gartendirektion Hannover | 09:35 – 13:35 | |
13 | Die „Suche nach Schuldigen“ beginnt: Registrierung der deutschen Zilvilbevölkerung, Entlassung von deutschen Kriegsgefangenen, britische Militärverwaltung setzt deutsches Hilfspersonal ein | 13:35 – 14:34 | |
Befreiung des Konzentrationslagers Bergen-Belsen durch britische Truppen | 5:23 | 14:34 – 19:57 | |
14 | Bilder aus dem Frauenlager, Räumung des Lagers, Szenen vom Abführen des Wachpersonals, Bilder aus dem Lager nach der Befreiung (Überfüllung, überlebende Opfer, Ausheben von Massengräbern, Aufräumungsarbeiten, Niederbrennen der Holzbebäude) | 14:34 – 19.57 | |
Kriegszerstörungen | 3:36 | 19:57 – 23:33 | |
15 | (Luft-)Bilder aus dem zerstörten Hannover (Mitte April 1945): zerbombte Infrastruktur, Kirchen, Hauptbahnhof etc. | 19:57 – 21:34 | |
16 | Ausschnitte aus einem britischen Wochenschaufilm über Luftangriffe während des Krieges (Lüneburg, Uelzen) | 21:34 – 23:11 | |
17 | militärische Lage Ende April/Anfang Mai: britische Truppen in Bremen, Hamburg und Berlin | 23:11 – 23:33 | |
Kapitulationsverhandlungen | 10:07 | 23:33 – 33:40 | |
18 | Verhandlungen im britischen Hauptquartier in der Lüneburger Heide (3. und 4. Mai 1945) über eine Teilkapitulation, Eintreffen der deutschen Delegation | 23:33 – 26:45 | |
19 | militärische Lage Anfang Mai 1945 (Schaubild) | 26:45 – 27:30 | |
20 | Bilder von den Verhandlungen zwischen Amerikanern und Deutschen bei Stendal zur Übergabe der sog. Armee Wenck, Szenen von deutschen Kriegsgefangenen bei Tangermünde, deutsch Soldaten gehen in US-Kriegsgefangenschaft | 27:30 – 30:20 | |
21 | Lautsprecherdurchsage in Lüneburg: Bekanntgabe der Kapitulation der deutschen Wehrmacht | 30:20 -31:37 | |
22 | Bilder des toten Himmler (Selbstmord) | 31:37 – 31:50 | |
23 | erste Bekanntmachungen und Aushänge der Militärregierung, Abgabe von Waffen, Exekution eines Werwolf-Angehörigen | 31:50 – 33:40 | |
Erste Neuanfänge – |
8:43 | 33:40 – 42:23 | |
24 | Teile von Niedersachsen werden von den Amerikanern an die Briten übergeben, symbolisiert durch Flaggenparade und Nationalhymnen (USA, GBR) | 33:40 – 34:26 | |
25 | Bilder von der Aufstellung einer deutschen Hilfspolizei im Juli mit Verweis auf „marodierende Gruppen ehemaliger Zwangsarbeiter“ | 34:26 – 35:09 | |
26 | Szenen von Bahnhöfen, Hamsterfahrten, zerstörte Bahnanlagen | 35:09 – 35:32 | |
27 | Behelfsmäßig erstellte Unterkünfte in zerstörten Häusern und Kellern | 35.32 – 36:00 | |
28 | Lebensmittelmarken, leere Geschäfte, Käuferschlangen | 36:00 – 36:34 | |
29 | Hamsterfahrten aufs Land, Szeenen von überfüllten Zügen | 36:34 – 38:16 | |
30 | Aufräumarbeiten in Hannover | 38:16 – 38:45 | |
31 | Kurt Schumacher und Annemarie Renger vor Schumachers Wohnung in Hannover | 38:45 – 39:20 | |
32 | „Ein Volk auf der Suche“ und „einVolk auf der Wanderung“: Bilder von Zettelwänden, Flüchtlingsszenen, Bilder aus Friedland | 39:20 – 42:23 | |
33 | Abspann | 42:23 – 42.43 |
Vormarsch der alliierten Truppen (Sequenzen 1 – 11)
- Vorrücken von US-Einheiten
- Einnahme eines Dorfes
- Militärische Lage
- Lageskizze 09.04.1945
- Einmarsch in Hildesheim
- Vereinzelter Widerstand
- Lageskizze 10.04.1945
- Militärische Lage
- US-Panzer im Norden Hannovers
- Deutsche Panzer in US-Panzerkolonne
- Einmarsch in Hannover-Linden
- Lachende Soldaten
- Entspannte Situation…
- … dann fallen Schüsse
- Vorrücken nach Osten
- Gefangennahme von deutschen Soldaten
Die Suche nach Schuldigen beginnt (Sequenzen 12 13)
Befreiung des Konzentrationslagers Bergen-Belsen durch britische Truppen (Sequenz 14)
Kriegszerstörungen (Sequenzen 15 – 17)
Kapitulationsverhandlungen (Sequenzen 18 – 23)
Erste Neuanfänge (Sequenzen 24 – 32)
Die Stärke des Films liegt in der Aussagekraft des auf mehrere Schwerpunkte konzentrierten Bildmaterials. Es geht nicht um die Vermittlung eines Erklärungszusammenhangs für die deutsche Nachkriegssituation, sonder Anschauung soll Erinnerung bei den älteren und Vorstellungskraft bei den Jüngeren Betrachtern ativieren.
Die Sinnlosigkeit von vereinzeltem deutschen Widerstand wird deutlich in den Anfangsbildern von der bereitwilligen Übergabe deutscher Einheiten, in Grafiken zum Frontverlauf, der auf deutscher Seite nicht mehr übersehen wurde.
Luftbilder und Nahaufnahmen zeigen den Grad der Zerstörung in Großstädten, hier Hildesheim und Hannover: zerstörte alte Stadtkerne, Wohnhäuser, Verkehrsverbindungen, Bahnhöfe, Brücken, kaum Industrieanlagen.
Die Reaktion derZivilbevölkerung (Nahaufnahmen bei der Besetzung von Hildesheim und Hannover) reichen von skeptischem Abwarten bis zu Begeisterung und Erschrecken.
Das Entsetzen der Alliierten über das Ausmaß der NS-Verbrechen und die Suche nach den Schuldigen werden dokumentiertin der Verhörszene auf dem Seelhorster Friedhof und in Bildern von der Befreiung des Lagers Bergen-Belsen.
Der Film schließt mit eindruchsvollen Sequenzen über Flüchtlingsströme und Anfänge des Wiederaufbaus.
Der gesprochene Kommentar unterstreicht die Bildwirkung und liefert zusätzliche Informationen nur im Zusammenhang der Veränderungen des Frontverlaufs und der Kapitulationsverhandlungen. Das heißt, der Film ist kein „Selbstläufer“ in dem Sinn, dass der Betrachter ein vollständiges Bild der Lage im späteren Land Niedersachsen gewinnt und sich von daher den relativ schnellen Wiederaufbau erklären könnte.
Vielmehr muss ein Erklärungszusammenhang für die Nachkriegsentwicklung mit zusätzlichem Informationsmaterial hergestellt werden. So vermittelt der Film mit Luftbildern und Nahaufnahmen sehr konkrete Eindrücke vom Zerstörungsgrad der Städte Hildesheim und Hannover. Der elativ schnelle Wiederaufbau wird aber nur verständlich, wenn man weiß, dass industrielle Produktionskapazitäten durchschnittlich nur zu etwa 11% zerstört waren, dass Kleinstädte und Dörfer als Rückzugs- und Versorgungsgebiete für die großstädtische Bevölkerung genutzt werden konnten. Die britische Einschätzung der voraussichtlichen LVerkehrsituation und Flüchtlingskonzentrationage in den zu besetzenden deutschen Gebieten vom 4.4.1945 stellt eine ausgezeichnete Prognose für die Situation in den verschiedenen deutschen Regionen dar. Zieht man die unterschiedlichen Möglichkeiten hinsichtlich Ernährung, Wohnraum, Verkehrssituation und Flüchtlingskonzentration nicht in Betracht, muss der wiederaufbau in der Tat als reines Wunder erscheinen (vgl. das entsprechende Zitat des englischen Besatzungsoffiziers im Filmkommentar!)
Ein anderer Schwerpunkt des Films bedarf ergänzender Informationen: die Suche der Alliierten, hier der Amerikaner, nach Hauptschuldigen der NS-Verbrechen und der Umgang mi den für schuldig gehaltenen Deutschen. Die Szenen über die Befreiung des Konzentrationslagers Bergen-Belsen sprechen für sich selbst (Vgl. dazu den Beitrag vonEberhard Kolb), die Verhörszene auf dem Seelhorster Friedhof bedarf dagegen der Ergänzung.
aus: Ulrich Schneider/Irmgard Wilharm: Niedersachsen ’45. Filme zur politischen Bildung 6.1. Beschreibungen und Begleitmaterial, hrsg. von der Niedersächsischen Landeszentrale für politische Bildung, Hannover 1983, S.3/4

Der Film eignet sich als Einstieg in einen Themenblock zur deutschen Nachkriegsgeschichte – mit regionaler Akzentuierung.
Er thematisiert ausgewählte Ereignisse eines räumlich (Niedersachsen) und zeitlich (Frühjahr/Frühsommer 1945) begrenzten Raum-Zeit-Kontinuums – politisch gesehen: die Vorgeschichte des heutigen Niedersachsen – sozial gesehen: der Erlebnishintergrund der Menschen unmittelbar nach Kriegsende, geprägt durch unterschiedlich erfahrene Zerstörungen und Verluste, materielle Not und Unsicherheit, häufig auch Angst. Eine andere Angst, als die vor den Bombenangriffen – es ist Angst vor der der ungewissen Zukunft und vor der eigenen Verantwortung für die Verbrechen der Vergangenheit.
Die Filmemache 1982 haben diese Zukunft gekannt und auch, wie in den Folgejahren nach dem Kriegsende mit der eigenen Verantwortung umgegangen wurde.
Woran lässt sich dieses Wissen im Film festmachen?
Die praktische Arbeit orientiert sich an den didaktischen Modellen von Albrecht, Korte und Endeward und erfordert die Arbeit in den vier Realitätsebenen des Film-Verstehens. Wir stellen hier Aufgabenvorschläge zu den vier Analysedimensionen vor, die jeweils für einen konkreten Verwendungszusammenhang ausgewählt und umgesetzt werden können.
Ausgangspunkte für eine filmkritische zusammenfassenden Diskussion und Beurteilung sind:
- Bestimmung der Gattung des Films.
- Quelle und/oder Darstellung/Geschichtserzählung?
- Individuelle kritische Beurteilung
Wichtig für die abschließende Beurteilung des Films ist: Jeder Film erzählt aus einer definierten Perspektive und verfolgt dabei definierbare Absichten.
Sind Perspektive und Intentionen erkennbar?
Beschäftigung mit dem gesamten Film
Ausgangsfrage für die Beschäftigung mit dem Film:
In welcher Zeit und in welchem Raum spielen sich die Ereignisse im Film ab?
Notieren sie die historischen Ereignisse und Ort, die im Film thematisiert werden!
Was wird durch die Auswahl der Themen deutlich?
- Beschreiben Sie Besonderheitendes Films!
Durch welche Gestaltungsmittel werden diese hervorgehoben?
Exemplarische Analyse von Filmsequenzen
Aufgabe 1
Analyse der Sequenzen 1 bis 11: Vormarsch der alliierten Truppen in Norddeutschland
Was wird durch die Filmbilder gezeigt?
Was für eine Atmosphäre geben diese Bilder wider?
Warum und für wen sind diese Aufnahmen von wem angefertigt worden.
Welche Schlüsse ziehen sie daraus?
Aufgabe 2.
Vergleichen Sie die Sequenz 9 mit den gleichen unkommentierten Aufgaben im Film: EINMARSCH AMERIKANISCHER TRUPPEN IN HANNOVER-LINDEN – APRIL 1945
Ändert sich an der Aussage der Filmsequenz durch die Kommentierung etwas? Wenn ja, was und warum?
Aufgabe 3
Analyse der Sequenz 12: Verhör im Krematorium Hannover-Stöcken
Aufgabe 4
Analyse der Sequenz 18: Verhandlungen im britischen Hauptquartier in der Lüneburger Heide (3. und 4. Mai 1945) über eine Teilkapitulation, Eintreffen der deutschen Delegation
Schauen Sie sich die Sequenz ohne Ton an!
Was zeigen die Bilder?
Was für eine Atmosphäre geben diese Bilder wider?
Welche Schlüsse ziehen sie daraus?
Lesen sie die Textauszug aus den Erinnerungen von Feldmarshall Montgomery!
Verändern sich dadurch ihre Schlüsse?
Vergleichen Sie die Filmdarstellung, die Zeitzeugenerinnerung und den retrospektiven Text von 20
Diskutieren Sie Unterschiede im Informationsgehalt der verschiedenen Medien!
Aufgabe:
Wählen Sie Filmbilder über die Kriegsfolgen aus und ordnet sie diese zu:
Dorf /Land – Stadtzentrum Großstadt – Stadtzentrum Mittelstadt – Peripherie Großstadt
Setzen Sie diese Bilder in Beziehung zu den statistischen Angaben zur Kriegszerstörung!
Welches Bild ergibt sich für die Situation in Niedersachsen?
Filmsequenz 12: Doppelte Bedingungsrealität – gleiche Bezugsrealität
Aufgabe 1.
Ordnen Sie die Filmsequenz 12: Verhör in den zeitlichen Kontext der Entstehung der Filmaufnahmen ein!
Beurteilen Sie vor diesem Hintergrund die im Film gemachten Aussagen.
Aufgabe 2
Was weiß man über die Entstehung der Filmsequenz und über mögliche Absichten der Hersteller in den 80er Jahren?
Durch welche zusätzlichen Materialien sind welche Besonderheiten des Films belegbar?
Historischer Hintergrund der im Film dargestellten Ereignisse
Aufgabe
Notieren Sie die Ereignisse, die im Film dargestellt werden, in ihrer zeitlichen Folge und bewertetn Sie:
Was ist nach ihrer Meinung für die Menschen damals von besonderer Bedeutung gewesen?
Was ist fürdie nachfolgende Geschichte aus ihrer Sicht bedeutsam?
Begründen Sie ihre Entscheidungen!
Nach Abschluss einer Unterrichtseinheit zur Nachkriegsgeschichte:
Frage:
Was ist aus dem Film noch in Erinnerung geblieben ?
Nacherzählungen von einigen SuS (siehe auch: Übung zu Filmwahrnehmung)
Diskutieren Sie die Unterschiede in der Filmwahrnehmung/-erinnerung und reflektieren Sie die Bedeutung dieser Tatsache!?
Dem für die Kameras gestellten Verhör vom 5. Mai 1945 war die entdeckung von Massengräbern auf dem Seelhorster Friedhof vorausgegangen mit erschosssenen russischen kriegsgefangenen und toten Häftlingen aus den hannoverschen Außenlagern des Konzentrationslagers Neuengamme. Die Amerikaner vermuteten nach dem grausigen Fund in Hannover ein Zentrum für Verbrechen der Gestapo und verhörten den stellvertretenden Leiter der Gartendirektion Hannover, gegen den in der Fimszene von einem Krematoriumsangestellten Beschuldigungen erhoben werden. Die Beschuldigungen des Beamten, Blutsordenträger un SS-Mitglied gewesen zu sein, sind falsch. (Vgl. Entnazifizierungsbogen) Dagegen geht aus dem Gedächtnisprotokoll und Kommentar des Beamten zu seinem Verhör (Schreiben an Oberbürgermeister Bratke) hervor, daß seit 1944 ein Abkommen mit der Polizeileitstelle (Gestapo) Ahlem (Außenlager Neuengamme) bestand, monatlich fünf Verbrennungen auf demSeelhorster Friedhof vorzunehmen. Die Zahl 5 entsprach den durchschnittlichen Sterbeziffern aufgrund von Überanstrengung, Schwäche, Krankheit.Laut Gedächtnisprotokoll wurde diese vereinbarte Zahl „in den letzten Wochen“, d.h. wohl nach den Hinrichtungen nach März 1945 überschritten, so daß wegen der drohenden Seuchengefahr entgegen den Anweisungen der Gestapo auch Erdbestattungen vorgenommen wurden. Die Karten mit den Daten der verbrannten Häftlinge sind ausgangspunkt derFilmszene. Die gezeigte Sequenz von etwa 4 Minuten ist Teil von zwei insgesamt fast 30 Minuten dauernden Filmstreifen, aus denen die von dem Beamten in seinem Gedächtnisprotokoll skizzierten Zusammenhänge auch hervorgehen. Die Krematoriumsszene bedarf ergänzender Informationen, weil einerseits die von dem Ofenwärter erhobenen Beschuldigungen falsch sind, andererseits der größere Zusammenhang mit den Konzentrationslagern nicht deutlich wird und so beim zuschaer der <eindruck entstehen kann, die Amerikaner seien einem absurden Verdacht nachgegangen.
aus: Ulrich Schneider/Irmgard Wilharm: Niedersachsen’45. Filme zur politischen Bildung. Beschreibungen und Begleitmaterial. Hrsg. v .d Niederäschsischen Landeszentrale für piltischen Bildung. Hannover 1983, S.4
Übersicht über das Arbeitsmaterial in der Begleitbroschüre
(ab S. 7)
Dok. 1: Auszug aus einem Memorandum für das britische Kabinett über die voraussichtliche Lage in den von den anglo-amerikanischen Truppen zu besetzenden Teilen Deutschlands vom 4. 4. 1945
Dok. 2: Auszug aus: Herbert Schwarzwälder: Bremen und Nordwestdeutschland am Kriegsende 1945, Teil III: Vom „Kampf um Bremen“ bis zur Kapitulation
Dok. 3: Bericht eines Offiziers aus dem Stab des Kampfkommandanten von Hannover über das Kriegsende in Hannover (9./10.4. 1945)
Dok. 4: Auszug aus: Von der Normandie zur Ostsee. Von Feldmarschall Montgomery.
Dok. 5: Auszug aus: With the 102 d Infantry Division Trough Germany, edited by Major Allan H. Mick, Washington 1947,5.227
Dok. 6: Bericht des ehemaligen Kreisoberinspektors des Kreises Grafschaft Diepholz über das Kriegsende und die ersten neun Monate der Besatzungszeit
Dok. 7: Anordnung der Militärregierung für die Stadt Vechta (undatiert; Anfang Mai 1945)
Dok. 8: Bericht der Gendarmerie-Hauptmannschaft Lüneburg über eine Bereisung der Kreise Uelzen und Celle vom 18. 5.1945
Dok. 9: Auszug aus einem Bericht des Chefs der Militärregierung für Niedersachsen vom Juni 1945
Dok. 10: Aus den Protokollen Über die Besprechungen der Behördenleiter im Dienstgebäude des Oberpräsidenten in Hannover
Dok. 11: Auszüge aus der Personalakte des Herrn Ernst Paul Friedrich Grauel. (Die Benutzung der Akte wurde von Angehörigen der Familie gestattet.)
Dok. 12: Auszug aus: Eberhard Kolb, Bergen-Belsen, Geschichte des „Aufenthaltslagers“ 1943-1945, Hannover 1962
Dok. 13: Schreiben der Landesverwaltung des Landes Schaumburg-Lippe an die Militärregierung in Bückeburg betr. Aufnahme von Evakuierten im Land Schaumburg-Lippe
Dok. 14: Anweisung des Präsidenten des Landesernährungsamtes Hannover und Leiters der Landesbauernschaft Hannover vom 25. 5. 1945
Dok. 15: Anweisung betr. Ernte des Chefs der Militärregierung für den Regierungsbezirk Hannover vom 20. Juli 1945
Dok. 16: Ernteberichte der Kreisbauernschaft des Kreises Lingen vom August und September 1945
Dok. 17: Bericht des Medizinaldezernates der Regierung Hildesheim für den Monat November 1945
Dok. 18: Zonenexekutivanweisung Nr. 10 der britischen Kontrollkommission betr. Flüchtlingsbetreuung vom 21. 11. 1945
Dok. 19: Auszug aus: Ullrich Schneider: Niedersachsen unter britischer Besatzung 1945 (Kapitel: Das Problem der Displaced Persons; Flüchtlinge, Vertriebene und die Wohnungsnot; Ernährungslage und Nahrungsmittelversorgung)