G – Ausgewählte Filmschaffende für die Zeit von 1945 bis zu den frühen 60er Jahren

Otto Gebühr (29.5.1877 – 13.3.1954)
Otto Gebühr wird am 29.5.1877 in Kettwig (Ruhr) geboren. Nach einer kaufmännischen Ausbildung nimmt er während seines Engagements als Fremdsprachenkorrespondent den ersten Schauspielunterricht. Von 1898 bis 1907 spielt er am Hoftheater Dresden, ab 1917 unter Max Reinhardt am Deutschen Theater in Berlin.

In dieser Zeit beginnt Gebührs Arbeit beim Film. Seine physiognomische Ähnlichkeit mit dem Preußenkönig Friedrich II. legt ihn schon früh auf die Verkörperung dieser Rolle in zahlreichen Filmen fest, angefangen in der Weimarer Zeit mit „Die Tänzerin Barberina“ aus dem Jahr 1920 bis hin zu Veit Harlans „Der große König“ (1942), dem Höhepunkt ideologisch-propagandistischen Filmkults um Friedrich den Großen während der Zeit des Nationalsozialismus. In dieser Rolle erlangt er Starruhm.

Trotzdem versucht Gebühr, sich darstellerisch nicht völlig einengen zu lassen und übernimmt die Rollen sanftmütiger Ehemänner, liebevoller Väter und schrulliger Junggesellen. Parallel zu seiner erfolgreichen Filmarbeit steht er auch erfolgreich auf der Bühne.

Sein erstes Engagement nach 1945 ist die des Lehrers Heise in „Und über uns der Himmel“. Friedrich den Großen spielt er nie wieder. Später wirkt er in zahlreichen „Heimatfilmen“ mit.

Otto Gebühr stirbt am 13.3.1954 in Wiesbaden.

Erwin Geschonneck (* 27. Dezember 1906 in Bartenstein, Ostpreußen; † 12. März 2008 in Berlin)
Erwin Geschonneck wird als Sohn des Flickschusters Otto Geschonneck im ostpreußischen Bartenstein (heute Bartoszyce, Polen) geboren. Ab den 1920er Jahren arbeitet er in Berlin als Bürobote, Hausdiener und Hilfsarbeiter. Er schließt sich der Arbeitersportbewegung an und wird 1929 in die KPD aufgenommen. Geschonneck tritt unter anderem mit der Agitprop-Gruppe „Sturmtrupp links“auf, spielt im „Roten Kabarett“ Tucholskys und wirkt als einer von 4000 Arbeitersportlern in KUHLE WAMPE (1931/32) von Bertolt Brecht und Slatan Dudow mit. Geschonneck geht 1933 mit jüdischen Schauspiel-Kollegen nach Polen, wird 1934 verhaftet und in die CSR abgeschoben. In den 30er Jahre arbeitet er zeitweilig in Moskau, u.a. mit Wangenheim. 1938 wird er zum NKWD bestellt und ausgewiesen. Beim Einmarsch der Deutschen Wehrmacht in die CSR taucht Geschonneck unter. Beim Versuch, über Polen nach London zu fliehen, wird er verraten und von der SS festgenommen. Er wird nach Gestapo-Verhören zunächst im Polizeipräsidium Berlin inhaftiert, dann im KZ Sachsenhausen, ab 1940 im KZ Dachau, wo er aktiv in der Widerstandsorganisation des Lagers mitwirkt. Ab 1944 im KZ Neuengamme wird Geschonneck bei der Evakuierung des Lagers auf dem ehemaligen Passagierdampfer „Cap Arcona“ eingesperrt. Als das Schiff am 3.5.1945 von britischen Bombern versenkt wird, gehört er zu den 350 Geretteten. Nach seiner Entlassung durch die Briten geht Geschonneck nach Hamburg, arbeitet im Komitee ehemaliger politischer Häftlinge (später VVN) und spielt – engagiert von Ida Ehre – Theater an den Hamburger Kammerspielen. In Käutners IN JENEN TAGEN gibt er sein Kinodebüt. Im Mai 1949 geht Geschonneck nach Berlin ans Deutsche Theater, wird jedoch bald von Helene Weigel ans Berliner Ensemble engagiert. Es folgen zahlreiche Filmrollen bei der DEFA, so zunächst in DER BIBERPELZ (1949) und DAS BEIL VON WANDSBEK (1950/1951). Geschonneck avanciert in der Folge zum bedeutendsten Darsteller seiner Generation in der DDR, u.a. in SONNENSUCHER (1957/58), NACKT UNTER WÖLFEN (1962), KARBID UND SAUERAMPFER (1963) und JACOB DER LÜGNER (1974).

Geschonneck war seit 1929 Mitglied der KPD und wurde 1949 (?) Mitglied der SED. Ab 1967 war er Vizepräsident des Verbandes der Film- und Fernsehschaffenden, ab 1969 ordentliches Mitglied der Akademie der Künste der DDR. Geschonneck war bis 2007 Mitglied der PDS und nach deren Fusion mit der WASG bis zu seinem Tod in der neu konstituierten Partei Die Linke. Er bekannte sich auch nach dem Ende der DDR noch ausdrücklich zum Kommunismus, für den er sein Leben lang gekämpft hat.

Erwin Geschonneck stirbt am 12. März 2008 in Berlin.

Robert Graf (* 18. November 1923 in Witten; † 4. Februar 1966 in München)

Graf ist der Sohn des Musiklehrers und Chorleiters Max Albinus Graf und seiner Frau Cäcilie, geborene Koszarek. Er besucht die Höhere Stadtschule Annen und anschließend das Realgymnasium Witten. Hier hat er seine ersten darstellerischen Erfolge bei Gedichtvorträgen.

1946 stellt er den Kontakt zu einer Wanderbühne her und wird 1947 an das Stadttheater Straubing verpflichtet. 1949 spielt er am nur kurze Zeit existierenden Hessischen Theater der Jugend in Wiesbaden und 1950/51 am Landestheater Salzburg. 1951 nimmt er schließlich ein Engagement an den Münchner Kammerspielen an, wo er sich als Mitglied des Ensembles etabliert.

Einige Jahre später wird er auch im Filmgeschäft tätig, ab 1954 zunächst und dann in den sechziger Jahren wieder verstärkt in Fernsehfilmen, häufig unter der Regie von Franz Peter Wirth oder Ludwig Cremer. Abgesehen von einer kleinen Nebenrolle in Rudolf Jugerts Illusion in Moll (1952), gibz Graf sein Kinodebüt 1957 in der Titelrolle des mehrfach preisgekrönten Avantgardefilms Jonas von Ottomar Domnick, für die er auch umgehend beim Deutschen Filmpreis desselben Jahres für ein Filmband in Gold als bester männlicher Hauptdarsteller nominiert wird. Einem breiteren Publikum wird Graf vor allem durch seine Mitwirkung in Kurt Hoffmanns Wir Wunderkinder (1958) (in der antagonistischen Rolle des sinistren Opportunisten Bruno Tiches) und ein Jahr später in Alfred Weidenmanns Buddenbrooks (als Bankrotteur und Mitgiftjäger Bendix Grünlich) bekannt. Für seine schauspielerische Leistung als Bruno Tiches wird er im Rahmen des Deutschen Filmpreises 1959 mit einem Filmband in Silber als bester männlicher Nachwuchsdarsteller ausgezeichnet.

1965 musst Robert Graf sich wegen einer Gefäßkrankheit einen Fuß amputieren lassen. Nur wenig später stirbt er 42-jährig in seinem Haus in München.

 

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