Friederike von Barring (1956)

Szenenfoto mit Nadia Tiller und Martin Held (Foto: Filminstitut Hannover)

Inhalt

Friederike von Barring entstammt einer alten Gutsbesitzerfamilie aus Ostpreußen. Aber mit Traditionen hat sie nichts im Sinn. Selbständig und frei sein, so lautet ihre Devise. In Berlin stürzt sie sich ins wilde Glamour-Leben der Zwanziger Jahre, wird Tänzerin und Chansonsängerin und lässt sich gegen den Willen der Familie mit dem jüdischen Revue-Direktor Falkenstein ein. Als die Nazis die Macht ergreifen, flieht Friederike mit ihm nach New York. Nach Falkensteins Tod packt sie endgültig das Heimweh. Friederike reist nach Deutschland zurück. Doch es herrscht Krieg, und in der alten Heimat Ostpreußen steht der Einmarsch der Russen schon bevor …

(Foto: Filminstitut)

Regie: Rolf Thiele
Regie-Assistenz: Ilona Juranyi
Buch: Rolf Thiele
Kamera: Werner Krien
Kamera-Assistenz: Gerhard Kniger, Gerhard Girbig.
Standfotos: Karl Lindner.
Bauten: Walter Haag, Hans Kutzner.
Kostüme: Manon Hahn.
Maske: Franz Mayrhofer, Gerda Scholz-Grosse.
Schnitt: Erwin Mamo.
Ton: Günther Bloch
Musik: F riedrich Meyer

Darsteller:

Nadja Tiller (Fritzi von Barring)
Carl Raddatz (Archi von Barring)
Martin Held (Falkenstein)
Hilde Weissner (Frau von Barring)
Dietmar Schönherr (Müller-Staenjr.)
Klaus Behrendt (Inspektor Klaus)
Tilo von Berlepsch (Emanuel von Eyff)
Nora Hagist (Mathilde von Barring)
Evi Kent (Olly Saretzky)
Dieter Straub (Otto von Barring)
Margitta Sonke (Hannelore von Barring)

Produktion: Filmaufbau GmbH, Gottingen
Produzent: Hans Abich, Rolf Thiele
HersteIlungsleitung: Hans Abich.
Produktionsleitung: Eberhard Krause
Aufnahmeleitung: Frank Roell, Hans Bolco Marcard.
Drehort: CCC-Atelier Berlin-Spandau.
Länge: 10O min, 2707 m.
Format: 35mm, s/w, I : 1.33.
Uraufführung: 17.8.1956, Berlin (Marmorhaus).

  • Fortsetzung von DIE BARRINGS, R: Rolf Thiele,
    Produktion: Rory-Film GmbH, München, 1955.

Rolf Thieles neuer Film ist, wie bereits mehrfach dargelegt wurde, keine Verfilmung der Barring-Fortsetzung „Der Enkel“, sondern ein frei erfundener
Stoff der die Romane William von Simpsons bis zum Zusammenbruch Hitler-
Deutschlands weiterführt. Hauptperson ist die Enkelin jener Gerda von Eyff die den Niedergang der Barrings verschuldete. Diese Enkelin ist ein Mensch, der mit unruhigem Blut zwar in einer ruhigen Epoche geboren wurde – sie ist
Jahrgang 05 – aber in einer wirren Zeit über ihr Leben entscheiden mußte. Sie wird ein Revuestar und die Geliebte eines jüdischen Theaterdirektors, mit dem sie emigriert. Thiele läßt sie nach dessen Tode in der ostpreußischen Heimat ihrer Vorfahren Frieden finden. Als die anderen vor den Russen fliehen, bleibt sie und wird das Opfer einer Panzergranate.

Es ist so manches an diesem Film, was zumindest befremdet. Es wird entschieden zuviel Lebensweisheit geredet, wobei die Betonung nicht immer
dem gedanklichen Gehalt entspricht. Es wird auf eine auf die Dauer manieriert wirkende Art das Berlin der (…) zwanziger Jahre fast ausschließlich aus der Atmosphäre anrüchiger Amüsierlokale heraus geschildert.

Und was die Kleider der Manon Hahn anbelangt, so brauchte bei aller Rücksicht auf die zeitgenössische Mode das Häßliche und Unvorteilhafte ja
schließlich nicht zum Selbstzweck erhoben werden. Aber immer, wenn einem etwas mißfallen hat – etwa wie die einfach unmögliche Alpenkulisse -, geschieht etwas, was dem Autor oder Regisseur Thiele ausgesprochen gut gelungen ist und auf eine Distanz hin für den Film einnimmt. Zum Schluß sagt man sich, daß ein solches Filmwerk, dessen Schöpfer sich ernsthaft etwas gedacht haben, einem mit all seinen Schwächen doch entschieden lieber ist als so manches äußerlich glatte Produkt der thematisch überhaupt nicht diskutierbaren Unterhaltungskonfektion.

Georg Herzberg, Film-Echo, Nr 67168, 25.8.1956

Rolf Thiele, der schon »Die Barrings« des William von Simpson verfilmte, hat nun die Familienchronik ohne Romanvorlage weitergesponnen: Er hetzt Friederike, die Enkelin der leichtfertigen, landflüchtigen Gerda von Barring, als Tänzerin und Chansonette durch das Amüsierberlin der zwanziger Jahre und läßt sie 1933 mit dem jüdischen Geliebten, ihrem ehemaligen Revue-Direktor, nach Amerika emigrieren. Später kehrt sie zurück und »findet sich selbst« in Ostpreußen, wo sie – heroisch bodenverbunden – den Einmarsch der Russen abwartet und stirbt. Dem Regisseur Thiele ist mancher Zeitton und auch manche halbe Parodie geglückt. Der Autor dagegen mischt die zerfahrene Biographie recht kunstlos mit den bekannten politischen Fakten. Die einstige Schönheitskönigin Nadja Tiller („Miss Austria 1949“), die im ersten Barring-Film die böse Gerda spielte, stellt nun deren Enkelin so reizvoll und besonnen dar, daß auch das süßlichste Weh noch zu ertragen ist. (Filmaufbau Göttingen.)

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