Die Grunewald-Rampe – Ein deutscher Bahnhof (1990)

Inhalt

Viehwaggons an der Grunewald-Rampe

Pim Richters Dokumentation „Die Grunewald-Rampe – Ein deutscher Bahnhof“ beschreibt den Bahnhof Berlin-Grunewald als Ausgangspunkt der Deportation der jüdischen Gemeinde Berlins in den Tod. Dabei kommen Zeitzeugen und Überlebende zu Wort. Der Fokus liegt auf der Zeit von Oktober 1941 mit Beginn der Deportation der Berliner Juden bis Juni 1943 mit der Auflösung der jüdischen Gemeinde. Beschrieben werden die Szenen bei der Abfahrt der Züge, die Zustände in den Waggons, die Enteignungsvorgänge und die Verstrickung der Deutschen Reichsbahn in die NS-Verbrechen.


Die Grunewald-Rampe – Ein deutscher Bahnhof (Deutschland 1990)
Eine Produktion der MedienOperative Berlin
Regie: Pim Richter
Kamera: Burkhard Voiges, Eckart Lottmann, Alexander Ris und Gert Rahn
Schnitt: Friederike Anders
Ton: Arndt Schäfer und Peter Stricker
Laufzeit: 30 Minuten.

Nr. Inhalt

Länge

Zeit

01. Ein jüdischer Geistlicher trägt Gesänge vor, zwischengeschnittene Aufnahmen aus einem fahrenden Personenzug, Einfahrt in den Bahnhof Berlin-Grunewald.
Der Überlebende Heinz Galinski stellt die Rampe in Grunewald als Ausgangspunkt der Rampe am Zielort in Auschwitz gegenüber. Titeleinblendung.
Der Kommentator schildert die erste Transportwelle im Oktober 1941 und die vorhergegangenen Repressionen.
Frau Heinemann berichtet von der Verbringung der Menschen in Viehwaggons und Szenen auf dem Bahnsteig.

8.42

0.00 – 8.42

02. Der Kommentator führt aus, dass die jüdische Gemeinde Berlin von der Gestapo zur Mitorganisation der „Umsiedlungen“ gezwungen wurde, der Bericht einer Vorsitzenden wird verlesen. Einrichtung einer Sammelstelle in einer Berliner Synagoge. Filmausschnitte von einem Sammellager in Stuttgart. Der Kommentator beschreibt die zweite Deportationswelle vom Dezember 1941 und Januar 1942. Ein Überlebender berichtet von seiner Deportation nach Riga.
Das Berliner Landesarchiv: Der Kommentator veranschaulicht durch Aktenauszüge die Enteignung der Berliner Juden.

6.22

8.42 – 15.04

03. Erwähnung der Wannsee-Konferenz: Die Villa am Berliner Wannsee ist zu sehen. Eine Karte veranschaulicht die geographische Lage der Vernichtungslager. Bericht einer Zeugin, dass die Juden zum Marsch durch die Stadt gezwungen wurden.
Waggons mit Stacheldrahtverschlägen. Bericht von Hildegard Henschel von den Deportationen im Winter 1942 wird verlesen. Dann dazu der Überlebende Heinz Galinski. Kamerafahrt auf das Tor von Auschwitz zu, Einblendung von S/W-Fotos: Transportankunft an der Rampe in Auschwitz.

5.26

15.04 – 20.30

04. Der Staatsanwalt Dr. Alfred Spieß (vom Auschwitz-Prozess) schildert die Transportumstände. Bericht eines Transportführers über Fluchtversuche wird verlesen. Der Kommentator berichtet von der Auflösung der jüdischen Gemeinde Berlin im Juni 1943 und die Organisation der Transporte durch die Abteilung 4b4 des Reichssicherheitshauptamtes unter Adolf Eichmann. Dr. Spieß über die Rolle der Reichsbahn bei der Realisierung der Judenvernichtung.

6.25

20.30 – 26.55

05. Ein Zugführer von Personenzügen aus Berlin-Grunewald wird nach seinem Wissen um die Deportationszüge befragt.
Der Kommentator berichtet von der Übernahme zahlreicher leitender Beamter der Reichsbahn in die deutsche Bundesbahn: „Auch deswegen ist Grunewald ein ganz normaler deutscher Bahnhof.“
Abspann.

2.50

26.55 – 29.45

Der Film vermittelt mit Hilfe von Kommentaren bzw. Interviews mit Zeitzeugen einen Eindruck über den zeitlichen Verlauf der Judendeportation ab 16.101941 bis 16.06.1943 sowie das Ausmaß und die Organisation der Deportation. (…)

Unverholen wird am Schluss eine Anklage erhoben und eine Schuldzuweisung vorgenommen, auch wenn keine Anklagen nach 1945 erhoben wurden und die meisten ehemaligen Reichsbahnbediensteten in die Deutsche Bundebahn übernommen wurden, auch in höhere Positionen.

Dr. Evers, NLVwA – Landesmedienstelle Niedersachsen

Berlin-Grunewald, benannt nach dem Forst Grunewald, ist ein Ortsteil im Westen des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf in Berlin. Die Villenkolonie (auch genannt: Millionärskolonie) Berlin-Grunewald war bis in die Nachkriegszeit ein beliebter Wohnort für Angehörige der Berliner Oberschicht. Ganz in der Nähe des Bahnhofs Grunewald befand sich der Sportplatz der jüdischen Gemeinde mit ihren Sportvereinen Maccabi und Bar Kochba. Der S-Bahnhof Berlin-Grunewald führt stadteinwärts ins alte Villenviertel und stadtauswärts in den Wald.

Unter dem Druck der Gestapo richtete die jüdische Gemeinde im Oktober 1941 sogenannte Sammellager in der Synagoge Levetzowstraße (Tiergarten) und im jüdischen Altersheim in der Großen Hamburger Straße (Mitte) ein. Beginnend am 16. Oktober 1941 verließen die Deportationszüge den Bahnhof Berlin-Grunewald, ab 1942 fuhren sie ab vom Bahnhof Putlitzstraße (Tiergarten) oder vom Anhalter Bahnhof . Bei den ersten Deportationen wurden noch Personenzüge eingesetzt, später dann Viehwaggons. Insgesamt 184 Sonderzüge deportierten 50.535 Berliner Juden, von denen der Großteil nach Riga und Auschwitz verbracht wurden.

1991 wurde ein Mahnmal am Ausgang Fontanestraße eingeweiht. Am stillgelegten Gleis 17, auf dem die Deportationszüge den Bahnhof Grunewald verließen, wurde ein Schild angebracht.

Bildmaterial und Informationen zum Mahnmal sind abrufbar unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Mahnmal_Gleis_17

Mahnmal zum Gedenken an die Berliner Juden, die vom Bahnhof Berlin-Grunewald deprotiert wurden (aus der Begleitpublikation zum Film)

Begleitpublikation zum Film

Die Grunewald-Rampe – Die Deportation der Berliner Juden. Hrsg. vom Zentrum füraudio-visuelle Medien: Landesbildstelle Berlin, Berlin 1933

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