Film im Nachkriegsdeutschland 1945 bis 1950

Mit der Kapitulation am 8. Mai 1945 beginnt auch für den Film eine neue Zeit. Sämtliche neuen deutschen Filmprojekte sind genehmigungspflichtig, wobei die Alliierten recht unterschiedliche Vorstellungen von der Gestaltung der zukünftigen Filmlandschaften entwickelten. So bemerkt der zuständige amerikanische Filmoffizier – später im deutschen Film als Peter van Eyck ein bekannter Schauspieler – zu einem bis dahin völlig unbekannten Jungregisseur: „Wie war der Name? Staudte? In den nächsten fünf Jahren wird in diesem Land überhaupt kein Film gedreht, außer von uns.“ Mit dieser Einschätzung liegt er allerdings nicht ganz richtig: Wolfgang Staudte dreht in der russischen Besatzungszone mit Die Mörder sind unter uns (1946) den ersten deutschen Nachkriegsfilm und avanciert in den Folgejahren neben Helmut Käutner, der in Hamburg mit In jenen Tagen (1947) beginnt, zu einem der wichtigsten Nachkriegsregisseure der beiden deutschen Staaten.
In den Jahren von 1946 bis 1950 entstehen insgesamt 75 deutsche Filme. Den größten Anteil hatten daran die Produktionen der DEFA inder sowjetischen Zone bzw. dann DDR (Siehe: Liste der in Deutschland von 1945 bis 1950 produzierten Spielfilme).
Viele Filme streben eine „Bewältigung“ der Vergangenheit an, einige setzen sich mit dem Antisemitismus auseinander (Ehe im Schatten von 1947, Regie: Kurt Maetzig) oder – in den Filmen der DEFA – thematisieren Sozialkritik und Antikapitalismus und propagieren ein neues, sozialistisches Deutschland. In der überwiegenden Mehrzahl der Filme werden Probleme und Schicksale der Nachkriegszeit dargestellt. Schließlich gibt es noch die Versuche einer Zeitsatiere in kabarettistischen Filmkomödien sowie die reinen Unterhaltungsfilme ohne äußeren Zeitbezug.
Vorherrschende Themen und Motive in diesen „Trümmerfilme“ genannten Werken waren: der Krieg mit seinen Folgen physischer und psychischer Zerstörung – Hunger und Existenznot in Trümmern, Schwarzmarkt einerseits, Flüchtlingsschicksale, Kriegsheimkehrer sowie die Entlastung der Mitläufer andererseits. Die Menschen erscheinen als „Opfer“ der Geschichte. Werteverlust und die Perspektivlosigkeit werden häufig thematisiert, verbunden mit Appellen an die Moral und den Willen zum Aufbau. Arbeit und Leistung sowie Familienglück sind zentrale Ideale und weisen den Weg in eine besseren Zukunft:
Diesem filmischen „Neuanfang“ steht der Vorwurf der Kontinuität im deutschen Film gegenüber: Wer jetzt für den Film arbeitet, hat in der Regel auch eine Vergangenheit im Dritten Reich gehabt – und die fällt recht unterschiedlich aus.
Im Rahmen dieses Themenbereichs werden Filme vorgestellt, die unterschiedliche Sichtweisen der Nachkriegs-Gegenwart präsentieren und auch alternative Strategien im Umgang mit dem Neubeginn anbieten.
Von den 75 Spielfilme auraufgeführten Spielfilmen haben wir bisher 19 Spielfilme aus den westalliierten Besatzungszonen/BRD und 10 Spielfilme aus der SBZ/DDR dokumentiert. Dazu kommen jeweils 2 Produktionen aus 1950, die als „Vorboten“ der folgenden Filmproduktionszeit gesehen werden können.Der Bearbeitungsstand ist dabei sehr unterschiedlich. Zum Film DIE MÖRDER SIND UNTER UNS existiert eine Dokumentation, wie wir sie uns für alle Filme vorstellen, zu den meisten anderen gibt es mehr oder minder ausführliche Anfänge.
Einen „Sonderfall“ stellen in dieser Filmauswahl die Produktionen der Junge-Film Union und der Filmaufbau GmbH dar, weil wir alle Filmproduktionen dieser beiden bedeutenden Nachkriegsproduktionsfirmen aus Niedersachsen bearbeiten wollen.

Filme in ihrer Zeit – Überblick
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