Der Marshallplan – Wiederaufbauprogramm, Propagandakampagne und Mythos
Drei aktuelle Beiträge – drei Sichtweisen
Die beiden hier gegenübergestellten Beiträge stammen aus zwei sehr unterschiedlichen Welten. „Der große ’sensationelle‘ Marshallplan“ ist ein Beitrag aus dem Internetportal finanzmarktwelt.de, eine sicher nicht wirtschaftskritisches Portal. Der Reaktionsbeitrag ist von Menschen geschrieben, die aus dem Bereich der Finanzwirtschaft stammen und ihre Erfahrungen im Börsen und Bankengeschäft gemacht haben.
Der Beitrag „Die westlichen Alliierten kurbeln den deutschen Außenhandel an“ stammt vom Bildungsportal Planet Wissen und ist von der Journalistin Beate Krol verfasst.
Mit „Marshallplan. Die USA retten sich selbst“ ist der französische Dokumentarbeitrag bei .arte-TV aus dem Jahr 2017 überschrieben.
Aspekte der politisch-ökonomischen Nachkriegsentwicklung in Deutschland
Deutschland nach dem Krieg – Alltag der Menschen
Politischer Neubeginn nach 1945
Re-Organisation der Arbeiterbewegung
Ökonomische Entwicklung im Nachkriegsdeutschland
- Die Währungsreform 1948
- Der Marshall-Plan – ein europäisches Wiederaufbauprogramm?
- Der Marshall-Plan: Wirtschaftsprogramm, Propagandakampagne und ein Mythos!
Grundlagen der Spaltung Deutschlands
Die westlichen Alliierten kurbeln den deutschen Außenhandel an (2019)
Nach dem Zweiten Weltkrieg lagen weite Teile Europas in Schutt und Asche, es fehlten Wohnungen, und die Menschen hatten nicht genug zu essen. Um die Verelendung zu stoppen, beschlossen die westlichen Alliierten, den Wiederaufbau der europäischen Wirtschaft zu fördern und den innereuropäischen Handel anzukurbeln. Davon profitierte auch das Land, das den Krieg angezettelt hatte: der zukünftige Exportweltmeister Deutschland.
Das Herzstück des Wiederaufbau-Programms war der US-amerikanische Marshall-Plan, der im April 1948 in Kraft trat. Die Bundesrepublik (anfangs die Regierungen der Westzonen) erhielt mit fast 1413 Millionen US-Dollar gut ein Zehntel der gesamten Fördersumme, wovon ein großer Teil über die Kreditanstalt für Wiederaufbau weiter an die Unternehmen floss.
Weil auch die anderen europäischen Staaten Geld aus dem Marshallplan bekamen und die USA die Länder zudem zur wirtschaftlichen Zusammenarbeit verpflichtet hatten, entwickelte sich schnell ein europäischer Markt, über den auch die Bundesrepublik Waren bezog und lieferte.
Zur Ironie der Geschichte gehört, dass die deutsche Industrie ausgerechnet auf diejenigen Produkte spezialisiert war, die Europa für den Wiederaufbau nach dem von Deutschland angezettelten Krieg dringend brauchte: Fahrzeuge für die Landwirtschaft, Maschinen, Elektronik, Autos und Stahl.
aus: Beate Krol: Wie Deutschland zur Exportnation wurde, planet Wissen (abgerufen: 07.09.2022]
Marshallplan. Die USA retten sich selbst (2017)
Der Marshallplan gilt als philanthropischer Akt der USA, doch wie selbstlos war er tatsächlich?
Am 12. März 1947 schlug der US-amerikanische Präsident Truman Alarm: Der Kommunismus breite sich zunehmend aus – und für eine freie Welt gelte es, diese Geißel der Menschheit einzudämmen. In diesem neuen „Krieg nach dem Krieg“, der sich vor allem gegen die Sowjetunion wandte, waren ihm alle Mittel recht. Zu den unscheinbarsten Waffen gehörte der Marshallplan, benannt nach seinem damaligen US-Außenminister, der dem westlichen Europa einen wirtschaftlichen Neuanfang nach dem zerstörerischen Zweiten Weltkrieg ermöglichte – auch im großen Interesse der Vereinigten Staaten. Allgemein herrscht die Auffassung, der Marshallplan habe Europa aus dem kriegsbedingten Chaos und Elend befreit. Tatsächlich verstärkten die amerikanischen Hilfsgelder die von den europäischen Regierungen initiierten nationalen Konjunkturprogramme der Nachkriegszeit. Hinter dem Motiv der Philanthropie verbargen sich aber auch andere, weniger edle, dafür sehr gewichtige Gründe für die Wirtschaftshilfe. Der Marshallplan war kein selbstloser Akt, sondern das Ergebnis einer wohlkalkulierten politischen Strategie. Die USA wollten die Internationalisierung der Wirtschaft zu ihren Gunsten vorantreiben und den amerikanischen Traum als universelles Modell propagieren. Vor dem Hintergrund des Kalten Krieges erwies sich der Marshallplan als das passende Pendant zu Trumans Politik der Eindämmung des Kommunismus und der Schwächung der Sowjetunion. Eine Medaille mit zwei Seiten, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Diese Folge der Dokumentarreihe beleuchtet beide gleichermaßen und ordnet sie neu in den Kontext ein.
Technische Informationen
- RegisseurIn : Bernard George
- ProduzentInnen : ARTE France, Cinétévé
- Jahr : 2017
- Herkunft : Frankreich
“Wahre Geschichte“ – Marshallplan. Die USA retten sich selbst | Educ’ARTE