„Wir Wunderkinder“

1957 erscheint Hugo Hartungs engagierter Roman über die „dennoch heiteren Geschichten unseres Lebens“: „Wir Wunderkinder“. An den Stoff wagt sich Kurt Hoffmann, der Filmregisseur mit dem „sechsten Sinn für das Heitere“ (FAZ), ein Jahr später. 40 Jahre deutsche Geschichte gilt es auf Kinofilmlänge zu bringen. Hoffmann löst das Problem, indem er in einer Rahmenhandlung das Geschehen durch zwei Bänkelsänger (Wolfgang Neuss und Wolfgang Müller) kommentieren lässt.

Erzählt wird der Lebenslauf zweier grundverschiedener Menschen. Da ist Hans Boeckel (Hansjörg Felmy): anständig bis auf die Knochen, vielleicht etwas naiv und sehr sympathisch; auf der anderen Seite Bruno Tiches (Robert Graf), der grundsätzlich den Weg des geringsten Widerstandes geht. Tiches kommt immer gut durch, ob als SA-Mann, als Schieber in der Nachkriegszeit oder als Manager im Wirtschaftswunder-Nachkriegsdeutschland.

Wir Wunderkinder ist der erste deutsche Film, der nach 1945 in Israel aufgeführt wird. Er gewinnt mehrere Preise im In- und Ausland. Einige zeitgenössische Pressestimmen bemängeln zwar die zu „schwarz-weiß gezeichneten Charaktere“ und den „für eine Satire zu versöhnlichen Grundtenor“. Doch gerade für die Leichtigkeit, mit der Hoffmann das ernste Thema inszeniert, erntet er auch viel Lob: „Der Rückblick, den Hoffmann tut, ist ein schmunzelnder Rückblick, wenngleich niemals so unverbindlich heiter, dass er verniedlichen würde. Hinter Scherz, Satire und Ironie steht auch hier – die tiefere Bedeutung.“ (Neue Berliner Woche vom 14.11.58)

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