Retrospektive Filmkritiken „Der Untertan“


Auszüge aus filmgeschichtlichen Werken


Wolfgang Gersch: Film in der DDR. Die verlorene Alternative (1993)

Diese ideologisierte Theorie (dass der Faschismus die Konsequenz des Kapitalismus sei) wurde freilich genährt durch das restaurierte Erscheinungsbild des deutschen Westens. Um dem entgegenzutreten, vor allem aber aus dem Nachgrübeln über die Ursachsen der deutschen Entwicklung, drehte Staudte 1951 den UNTERTAN, den künstlerisch bedeutendsten Film des Jahrzehnts.

„Ich will die Bereitschaft gewisser deutscher Menschen um 1900 zeigen, die über zwei Weltkriege hinweg zum Zusammenbruch Deutschlands im Jahre 1945 führte“, erklärte Staudte (in: 20 Jahre DEFA-Spielfilm. Berlin/DDR 1968), der Heinrich Manns gegen den wilhelminischen Zeitgeist gerichtete Satire zum Sinnbild des nationalistischen Untertan verkürzte. Willfährig sich der Obrigkeit unterwerfend, wird er selbst zum Instrument der Unterwerfung. Die Stationenfolge gibt die Geschichte einer bösartigen Marionette: Diederich Heßling, der erbärmliche, korrupte, aggressive Untertan. Die Darstellung von Werner Peters wurde dafür zum Synonym.

(…)

Die Kulturpolitiker fanden den Film „eindrucksvoll“ (Hermann Axen), zumal ihn die westdeutsche Seite durch Aufführungsverbot und hysterische Kritiken politisch bestätigte, aber er war nicht das, was sie eigentlich wollten.“

aus: Wolfgang Gersch: Film in der DDR. Die verlorene Alternative. In: Geschichte des duetschen Films. Hrsg. v. Wolfgang Jacobsen/Anton Kaes/Hans Helmut Prinzler, Stuttgart 1993, S.323-364, hier: S. 330/31Gersch S. 332/333

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