Gesellschaftskompetenzen – Modell zur Bildung als gesellschaftliche Selbstermächtigung
Bildung denken – gesellschaftlich, reflexiv, zukunftsoffen
Detlef Endeward (07/2025)
Wir leben in einer Zeit, in der sich Schule und Bildung grundlegend wandeln müssen. Angesichts globaler Krisen, digitaler Öffentlichkeiten, wachsender Ungleichheit und demokratischer Erosion reicht es nicht, alte Modelle zu modernisieren oder neue Buzzwords einzuführen. Bildung braucht einen tieferen Wandel – einen, der nicht in Effizienz, sondern in Mündigkeit, nicht in Rankings, sondern in Verantwortung, nicht in Standardisierung, sondern in Reflexion gründet.
Dieses Buch stellt ein Kompetenzmodell vor, das auf den emanzipatorischen Bildungstheorien von Oskar Negt aufbaut – und diese um zwölf gesellschaftsbezogene Kompetenzdimensionen erweitert. Es versteht Bildung nicht als Anpassung, sondern als Selbstverortung im gesellschaftlichen Gefüge. Es will nicht administrieren, sondern zum Denken anregen. Und es zwingt sich selbst dazu, das zu leisten, was es von Bildung einfordert: sich infrage zu stellen.
Denn dieses Modell ist kein festes Raster, kein didaktisches Werkzeugkasten-System. Es ist ein reflexiver Rahmen, der dazu auffordert, über Bildung, Gesellschaft und Subjektivität neu nachzudenken – in der Schule, in der Lehrer:innenbildung, in der Bildungspolitik.
Das Modell geht von zwölf zentralen Kompetenzdimensionen aus – darunter philosophische Reflexionsfähigkeit, politische Urteilsfähigkeit, kulturelle und mediale Deutungskompetenz, interkulturelle Sensibilität, demokratische Handlungskraft und utopische Gestaltungslust. Diese Dimensionen sind nicht additiv, sondern interdependent. Sie überschneiden sich, spiegeln sich, brechen sich aneinander. Genau darin liegt ihre Stärke: in der komplexen Einfachheit gesellschaftlich wirksamer Bildung.
Und weil Bildung kein abgeschlossener Zustand ist, sondern ein offener Prozess, muss auch dieses Modell ein lernendes Modell sein. Es lädt zur Kritik ein, zur Ergänzung, zur Revision – und hofft, dass es nicht bloß übernommen, sondern weitergedacht wird.
Wer Bildung neu denken will, muss die Welt neu deuten lernen. Und wer die Welt neu deuten will, muss sich selbst in Frage stellen können.
Die folgenden Ausführungen hätten ein Buch werden können. Aber ein Buch suggeriert immer etwas Fertiges.
Diese Seiten sind ein Versuch, zu solchem Denken beizutragen und der Lernwerkstatt ein auf die gegenwärtige Gesellschaft bezogenes bildungstheoretisches Fundament zu geben.
Gesellschaftskompetenzen
Warum wir Bildung immer wieder neu denken müssen
Bildung denken – historisch, kritisch, emanzipatorisch
Die Reformpädagogik der 1920er – Erbe und Grenzen
Das erweiterte Kompetenzmodell – Struktur und Begründung
Das Modell als Denkrahmen – vom Raster zur Reflexionsmatrix
Lernen in vernetzten Lernfeldern
Schule als Erfahrungsraum gesellschaftlicher Gestaltung
Professionalisierung neu gedacht
Perspektiven einer Bildungspolitik der Ermöglichung
Bildung als unabschließbares Projekt
Die Lernwerkstatt im Lichte des Kompetenzmodells