W – Filmschaffende aus Niedersachsen

Otto mit Ottifant (2005)

* 22.7.1948 Emden

Seine erste Gitarre bekommt der ostfriesische Komiker, Schauspieler und Regisseur Otto Waalkes mit zwölf Jahren und spielt mit sechzehn in der Emdener Band „The Rustlers“. Ab 1969 studiert er in Hamburg kurz Erziehungswissenschaften und ab 1970 Bildende Kunst. Doch es sind nicht die Hörsäle, sondern die Kneipen Hamburgs, in denen er als „Otto“ erste Erfolge feiert. Auf eigene Kosten schneidet er einen Live-Auftritt im Audimax mit und vertreibt seine erste LP „Otto“ 1972 selbst. Plattenfirmen werden auf ihn aufmerksam. Die Komiker-Karriere beginnt.

1973 hat er bereits DIE OTTO-SHOW beim WDR, es folgen bis 1981 zahlreiche Shows, Tourneen und LPs in Gold und Platin. Für seine zehnte Show HILFE OTTO KOMMT (ZDF) wird er 1984 mit dem Adolf-Grimme-Preis in Silber ausgezeichnet. Außerdem schreibt Otto Waalkes Bücher, zeichnet „Ottifanten-Comics“ und hat Gastauftritte als „Frosch“ in der Oper „Die Fledermaus“ (u.a. 1983 in Hannover). OTTO – DER FILM (1985, Xaver Schwarzenberger), sein erstes Leinwandwerk, wird zum Kassenknüller. OTTO – DER NEUE FILM (1987, Xaver Schwarzenberger, Otto Waalkes) kann an diesen Erfolg ebensowenig anknüpfen wie sein filmischer Ausflug in die ostfriesische Heimat OTTO – DER AUSSERFRIESISCHE (1989, Otto Waalkes, Marijan Vajda) und der vierte, vorerst letzte OTTO – DER LIEBESFILM (1992, Otto Waalkes, Bernd Eilert).

1995 kehrt Otto mit der in Bendestorf gedrehten Edgar-Wallace-Persiflage OTTO – DIE SERIE (1995) auf den Bildschirm zurück und begibt sich nach langer Pause erneut auf Tournee. Wahren Fans bleibt außerdem sein schon zu Lebzeiten eingerichtetes Museum „Dat Otto Huus“ in Emden.

Hertha von Walther um 1927 auf einer Fotografie von Alexander Binder

* 12.6.1903 Hildesheim † 12.4.1987 München

Hertha von Walther, eigentlich „Hertha Stern und Walther von Monbary“, reißt mit 17 Jahren aus einem Internat in Wolfenbüttel aus, geht an das Schauspielhaus Leipzig und besucht mittels eines Stipendiums die dortige Schauspielschule. Finanzielle Engpässe bringen sie zu Beginn der zwanziger Jahre zum Film.

Ihren ersten Erfolg als junge Bergsteigerin neben Luis Trenker hat sie in DER BERG DES SCHICKSALS (1924). G.W. Papst, der später ihren Filmtypus als leicht anrüchige Halbweltgestalt prägen wird (GEHEIMNISSE EINER SEELE, 1925/26; DIE LIEBE DER JEANNE NEY, 1927; ABWEGE, 1928), engagiert sie neben Asta Nielsen und Greta Garbo für die Rolle der Else, die den Schlachter in DIE FREUDLOSE GASSE (1925) tötet. Unter Fritz Lang spielt sie eine opiumsüchtige Lady in SPIONE (1927/28) und eine handgreifliche Dirne in M. (1930/31).

Da sie nicht für die Gestapo arbeiten will, flieht sie 1943 aus Deutschland und lebt unter abenteuerlichen Umständen mit ihrem zweiten Mann in Brasilien. 1960 kehrt sie allein zurück. Neben zahlreichen Theaterengagements steht sie sowohl für Bergmann (DAS SCHLANGENEI, 1976/77) und Geissendörfer (JONATHAN, 1969) als auch in Softpornos (SCHULMÄDCHENREPORT, 1970, Walter Boos) vor der Kamera.

S.L.

* 22. April 1923 in Göttingen; † 24. Juni 1974 in Berlin

Gero Wecker war der Sohn des Gymnasiallehrers Otto Wecker (1882–1965). Nach seinem Einsatz als Panzeroffizier im Zweiten Weltkrieg stieg er nach Kriegsende beim Filmverleih ein und verbuchte 1952 einen beträchtlichen Erfolg, als er den schwedischen Film Sie tanzte nur einen Sommer in Deutschland in die Kinos brachte, der wegen eines kurzen Nacktauftrittes von Ulla Jacobsen für Aufsehen sorgte.

1953 gründete er die Arca-Filmproduktion GmbH, Firmensitz war in Göttingen. Mit dem Kinderfilm Die Mädels vom Immenhof traf er 1955 die Erwartungen seines Publikums. 1956 und 1957 sowie 1973 und 1974 folgten weitere Immenhof-Filme.

Anfang 1955 legte Wecker der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) seinen abendfüllenden Dokumentarfilm So war der deutsche Landser vor. Dieser Film war vor allem aus Filmmaterial von Wochenschauberichten zusammengeklebt und mit einem neuen Text unterlegt. Die FSK kritisierte diesen Text wegen „militaristischer, nationalistischer und nationalsozialistischer Tendenzen“. Wecker äußerte die Überzeugung, einen ausgesprochenen Antikriegsfilm gemacht zu haben, der wegen seiner pessimistischen, negativen, gewissermaßen wehrkraftzersetzenden Grundhaltung nicht eben aktuell sei.

„Sämtliche Filme, die er bisher [März 1955] in Wiesbaden vorlegte, wurden in erster Instanz beanstandet – immer aus moralischen Gründen. Als Importeur schwedischer und französischer Filme eckte er zum erstenmal mit dem Ulla-Jacobsen-Film „Sie tanzte nur einen Sommer“ an, dann mit den Françoise Arnoul-Filmen „Verbotene Frucht“, „Zur Liebe verdammt“, „Im Schlafsaal der großen Mädchen“ und „French Can Can“.[1]

Wecker produzierte neben Musik-, Kriegs- und Heimatfilmen frühzeitig immer wieder Filme mit exotisch-erotischem Hintergrund. Besonders bekannt wurden seine Liane-Filme mit seiner Entdeckung Marion Michael, die er in einem Siebenjahresvertrag für seine Filmgesellschaft verpflichtete. In den sechziger Jahren schuf er nach dem Vorbild der erfolgreichen Edgar-Wallace-Filme auch mehrere Kriminalfilme.

Im April 1966 versuchte er sich durch die Gründung der Team Filmverleih GmbH erneut im Filmverleih, machte damit aber weniger als ein Jahr später Konkurs und konzentrierte sich nur noch auf die Filmproduktion. Am Ende des Jahrzehnts leitete er mit den Aufklärungsfilmen von Oswalt Kolle die Sexwelle ein. Seine letzten Produktionen zu Beginn der 1970er Jahre knüpften noch einmal an die Immenhof-Episoden an.

Wecker starb 51-jährig an Herzversagen. Er wurde auf dem Friedhof Zehlendorf (Feld 006) beigesetzt.

(Text bis zur eigenen Bearbeitung übernommen aus wikipedia [abgerufen 25.10.2023]

*27.2.1903 Hannover † 2.10.1970 bei Bad Tölz

Die Hannoveranerin Grethe Weiser, die sich selbst als „Berliner Herz mit Schnauze“ beschreibt, möchte schon früh entweder indische Schönheits- und Schlangentänzerin werden oder Zirkusclown. Als Teenager nimmt sie Tanz- und Sprechunterricht, später dann auch Schauspielunterricht. Mit 18 Jahren heiratet Grethe, eigentlich Gertrud Nowka, den Wiener Bankierssohn Joseph Weiser, der in Berlin das Kabarett „Charlott“ am Kurfürstendamm pachtet. Hier hat sie ihre ersten Auftritte und wird für den Film entdeckt.

Seit 1927 wirkt Grethe Weiser in über 200 Filmen mit. Überwiegend in der Nebenrolle, ist ihr Fach das Komische: Sie spielt quirlige, überdrehte, fröhlich vor sich hinplappernde Zofen, wie in KASERNENZAUBER (1930, Carl Boese), Köchinnen, Platzanweiserinnen oder Dienstmädchen, wie in MARTHA (1936, Karl Anton), die mit charmantem doppeldeutigem Witz pragmatisch ins Geschehen eingreifen. Den Durchbruch zum Star erreicht sie mit ihrer Interpretation der Titelrolle von DIE GÖTTLICHE JETTE (1937, Erich Waschneck).

In den fünfziger und sechziger Jahren spielt sie vorwiegend die ältere Dame, Schwiegermutter oder Witwe, die sich mit schnoddrigem, aber liebenswertem Humor behauptet.

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Grethe Weiser, Auftritt im Berliner Wintergarten (1932)

* 30.9.1893 Osterode im Harz † 7.11.1965 München

Buchhändlerlehre und Schauspielunterricht gerade beendet, beginnt die Darstellerkarriere für den erst sechzehnjährigen Otto Wernicke in Erfurt und Eisenach. Nachdem er den Krieg als Soldat erlebt, führt es ihn an die Staatstheater München und Berlin. Seit 1921 wirkt er in einigen Stummfilmen mit, doch der Durchbruch gelingt ihm 1931 in Fritz Langs Tonfilm M. Wernicke spielt hier den etwas kopflastigen Kommissar Lohmann. In über 80 weiteren Filmen stellt er meist den „kleinen Beamten, Angestellten, Handwerker oder Unteroffizier“ (CineGraph) dar: „Wernicke gab (…) diese Menschen so, wie der einfache Mann im Zuschauerraum sich haben will und selbst zu sein glaubt.“ (Ihering)

1950 versucht er sich als Darsteller und Regisseur zugleich: WER FUHR DEN GRAUEN FORD? ist ein Krimi, der „Verständnis für die Spätfolgen des Krieges“ (Lexikon des int. Films) wecken will. Durch die fatalen Folgen eines Bühnenunfalls (Lähmungen und Verlust des Sprachvermögens) im Jahre 1951 ist ihm die Ausübung seines Berufs vier Jahre lang unmöglich.

Seit seiner Genesung wirkt er eher im Hintergrund, in kleineren Filmrollen oder Hörspielen und lehrt als Gastdozent an der Falkenbergschule in München.

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* 23.6.1902 Osnabrück † 3.12.1969 Hamburg

Nach dem frühen Tod seines Vaters übersiedelt Mathias Wieman mit seiner Mutter von Osnabrück erst nach Wiesbaden, später nach Berlin. Dort studiert er nach dem Abitur vier Semester Kunstgeschichte und Philosophie, besucht dann für drei Monate die Schauspielschule des Deutschen Theaters Berlin und schließt sich 1922 einer norddeutschen Wanderbühne an. Später spielt er an verschiedenen Theatern in Berlin und Wien und wird 1937 zum Staatsschauspieler ernannt.

Sein Filmdebüt gibt er 1925 unter der Regie von Martin Berger in FREIES VOLK. Zahlreiche Filmrollen folgen, wobei Wieman lange Zeit auf die Darstellung junger, einsamer und unverstandener Charaktere festgelegt scheint (DER SCHIMMELREITER, 1933, Curt Oertel, Hans Deppe; VORSTADTVARIETE, Österreich 1934, Werner Hochbaum; DIE EWIGE MASKE, Österreich 1935, Werner Hochbaum). Doch dann „wandelt er sich in den Militärfilmen Karl Ritters, an deren Drehbüchern Wieman gelegentlich mitarbeitet, zum pathetischen Offizier, unter der Regie Wolfgang Liebeneiners zum salbungsvollen Ehrenmann im Dienst nazistischer Propaganda (ICH KLAGE AN, 1941).

Doch am besten gelingen ihm Rollen, in denen er mit kalter Boshaftigkeit (so als Gegenspieler von Werner Krauss in MENSCHEN OHNE NAMEN, 1932, Gustav Ucicky), mitunter gefühlsarmer Brutalität (deren Opfer in ANGST, I/BRD 1954, Roberto Rosselini, Ingrid Bergman ist) auf Sympathien nicht rechnen kann.“ (CineGraph)

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* 16.4.1966 Hannover

Bereits im zarten Alter von fünf Jahren steht für den kleinen Kai fest: Er wird nicht Lokomotivführer, Fußballstar oder Pilot, nein, Schauspieler lautet sein erklärter Berufswunsch. Zu diesem Zweck nimmt er bereits vor seinem Abitur 1985 privaten Schauspielunterricht bei Günter Kütemeyer und Wolfgang Pauls am Niedersächsischen Staatstheater.

Diese Ausbildung erweitert er nach Schulabschluss und Zivildienst an einer Privatschule in München. Dort steht er auch erstmalig auf der Bühne, u.a. auf der des Bayerischen Staatstheaters, bevor er 1992 sein Kinodebüt in Sönke Wortmanns Komödie KLEINE HAIE feiert. Für seine Darstellung des scheuen, prüfungsängstlichen Schauspielschüleranwärters Johannes wird der 26jährige mit dem Bayerischen Filmpreis als bester Nachwuchsschauspieler ausgezeichnet.

Nach einem Auftritt in Iain Softleys Prä-Beatles-Film BACKBEAT (1993/94) spielt Kai Wiesinger – neben Barbara Auer und Thomas Heinze – die Hauptrolle in Sherry Hormanns FRAUEN SIND WAS WUNDERBARES (1993). 1994 kommt es in DER BEWEGTE MANN zu einer erneuten Zusammenarbeit mit Sönke Wortmann, und 1995 verpflichtet ihn Claus-Michael Rohne für seine Komödie DER LEIHMANN. Auch Sherry Hormann hat noch weitere Pläne mit dem Wahl-Hamburger: In ihrem neuen Film soll er einen Menschenfresser spielen.

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Kai Wiesinger, 2012

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