Vom Bau des Ihme-Zentrums (2021)

 

Inhalt

Das lhme-Zentrum sollte eines von mehreren hochverdichteten Wohn-, Arbeits- und Einkaufszentren sein, die in den 1960er Jahren für das innere Stadtgebiet von Hannover geplant waren. Mit diesen Zentren sollte die lnnenstadt entlastet und gleichzeitig zentral gelegener Wohnraum geschaffen werden. Das lhme-Zentrum war das einzige dieser Zentren, das tatsächlich gebaut wurde. Konzipiert wurde das lhme-Zentrum als ,,Stadt in der Stadt“. Auf dem Baugrundstück des lhme-Zentrums befanden sich zuvor die 1837 gegründete Mechanische Weberei, die im Jahr 1961 ihren Betrieb eingestellt hatte, sowie die Lindener Backpulver- und Brotfabrik. Noch bevor die letzten Werksgebäude 1972 abgerissen wurden, begann im Herbst 1971 der Bau des lhme-Zentrums. Der gesamte Komplex wurde in einem Stück gebaut, was es zu einer der umfangreichsten Baustellen mit dem größten gegossenen Betonfundament Europas machte.

Über die Entstehung des lhme-Zentrums in Hannover gibt es keinen zusammenhängenden zeitgenössischen Film. ln dem umfangreichen Produktionsarchiv des hannoverschen Redakteurs, Fotojournalisten und Filmemachers Heinz Koberg (1914-2013) befinden sich jedoch an verschiedenen Stellen Filmaufnahmen, die einzelne Phasen der Entstehung des lhme-Zentrums zeigen. Diese wurden von uns in chronologischer Reihenfolge zusammengefügt und durch Zwischentitel strukturiert.

Zusammenstellung von Aufnahmen aus dem Produktionsarchiv Heinz Koberg
Zeitraum ca. 1960 -1975
Länge: 5 min
Originalformat: 16mm, s/w und f
Herausgabe auf DVD: 2021

Nr. Inhalt Dauer Laufzeit
0 Titel 00.06 00.00 – 00.06
1 Das Gelände vorher: Blick auf das alte Fabrikgelände mit Mechanischer Weberei und Lindener Backpulver- und Brotfabrik (Luftaufnahme vor Bau des Heizkraftwerks Linden ca. 1960), Farbaufnahmen der vorherigen Bebauung ca. 1970 00.51 00.07 – 00.58
2 Der Abriss: Sprengung Schornstein, vorbereitende Erdarbeiten 00.59 00.59 – 01.58
3 Das Modell (so nicht realisiert) 01.12 01.59 – 02.18
4 Die Bauphase: Die Großbaustelle aus verschiedenen
Perspektiven und Phasen der Fertigstellung
01.12 02.19 – 03.31
5 Der fertige Bau aus verschiedenen Perspektiven: Ihmeplatz, Brücke zum Küchengarten, künstlerische Fassadenelemente, Gesamtkomplex von oben, Ladenzeile 01.14 03.32 – 04.46
6 Abspann 00.08 04.47 – 04.55

 

Das Gelände vorher

Der Abriss

Das Modell

Die Bauphase

Der fertige Bau

Nach dem Wiederaufbau der kriegszerstörten Stadt Hannover beginnt um 1970 eine zweite Phase des Um- und Ausbaus der lnnenstadt. Neben dem UBahnbau stehen hierfür vor allem drei architektonische Großprojekte: das lhme- Zentrum, das Bredero-Hochhaus am Raschplatz und das (inzwischen abgerissene) Kröpcke-Center – alle entstanden unter der Perspektive ,,Die Stadt menschlicher machen“, wie es im Titel eines zeitgenössischen Films
heißt. Dieser Fortschrittsglaube und die damit verbundene Planungseuphorie, insbesondere was Großprojekte dieser Art betraf, geriet noch in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre in die Kritik und erschien zunehmend unverständlich. Für architektonische Großkomplexe mit Sichtbeton bürgerte sich bald der Begriff Brutalismus ein. Ursprünglich abgeleitet von béton brut (roher Beton, Sichtbeton) wurde der Begriff bald zum Synonym für einen als brutal
empfundenen Baustil.

Auch wenn Großprojekte wie das lhme-Zentrum heute immer noch ein städtebauliches Problem bilden, dessen Lösung nicht geklärt ist, so erscheint die Entstehungsphase aus dem zeitlichen Abstand von fast 50 Jahren doch historisch. Um sich zu vergegenwärtigen, welche Vorstellungen und Hoffnungen mit der damaligen Umbau- und Modernisierungsphase verbunden waren, dafür sind die hier wiedergegebenen zeitgenössischen Filmdokumente über die Entstehung der fraglichen Bauwerke eine wertvolle Quelle. Bei aller heutigen
Kritik an dem damaligen Zeitgeist: der Mut, die Zuversicht und der Gestaltungswille, mit dem man seinerzeit an die Aufgaben heranging, lassen den heutigen Betrachter nicht unbeeindruckt.

Dr. Peter Stettner

 

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