Sinnvolle Freizeit (1962)

Inhalt

Der Film schildert die Arbeit des kurz zuvor eröffneten ersten hannoverschen Freizeitheims, des FZH Linden: Werken, Töpfern, Textilarbeiten, Musizieren, die Stadtbücherei, Schach- und Skatspiel und Briefmarkenclub, Gymnastik, Tanz, Tischtennis wie auch Orchester und Theater zeigen das breite Spektrum der dort möglichen Aktivitäten.


DVD „Sinnvolle Freizeit“

Der Film „Sinnvolle Freizeit“ ist 2015 von der GFS auf DVD mit zugehörigem Booklet herausgegeben worden und zum Preis von 6 € an folgenden Verkaufsstellen zu beziehen:

  • Antiquariat lngeborg Becker, Lister Meile 49, 30161 Hannover
  • Buchhandlung am Klagesmarkt mit Büchergilde, Otto-Brenner-Str. 1,
    30159 Hannover
  • www.citymanager.de / service@citymanager.de
  • Gesellschaft für Filmstudien e.V., Expo Plaza 12,30539 Hannover
  • Historisches Museum, Pferdestraße 6, 30159 Hannover
  • Kino im Künstlerhaus, Sophienstraße 2, 30159 Hannover
  • KronenSieben FilmKunstRaum, Kronenstraße 7, 30161 Hannover
  • Schloss-Shop Herrenhausen, Henenhäuser Str. 5, 304’19 Hannover

Filmansicht

Relevanz für folgende Themen

Ein Film von Heinz Koberg
Produktionsjahr: 1962
Länge: 20 Min.
Originalformat: 16mm, sw

 

Nr.
Inhalt
Länge
Zeit im Film
0
Vorspann: Zwischen Bildern von Musizierenden im Freizeitheim sind Szenen des hannoverschen Arbeits- und Verkehrslebens geschnitten. Titel: Heinz Koberg zeigt: Sinnvolle Freizeit Begegnen Betätigen Besinnen in Hannovers erstem Freizeitheim.
0.42
0.00 – 0.42
1
Einführung durch Kommentator: Freizeitheim – ein neues Wort. Arbeitswelt wird gezeigt: „Der Mensch rotiert wie das Rad, das er vorher selbst angeworfen hat.“ Rat der Stadt Hannover gibt im Juli 1959 Freizeitheim Linden in Auftrag. Kommentator: Erste Besucher glaubten, in einem Märchen zu sein, trauten ihren Augen kaum, und sie glaubten gar nicht, dass das alles Wirklichkeit war.
2.45
0.42 – 3.27
2
Karl Sperling, Leiter des Freizeitheims, in einer Diskussion über den Sinn des Freizeitheims. Nutzer bei Tischlerarbeiten, Kinder bei Laubsägearbeiten und beim Modellflugzeugbau; anschließend Schmuck- und Metallarbeiten; danach Töpfer- und Keramikarbeiten, Textilmalerei, Näharbeiten. Kommentar: „Durchaus nicht immer ist das Produkt überhaupt wichtig“. „Von einer Woche zur anderen werden hier Künstler geboren … sogar der Schüchternste spürt ein neues Gefühl in sich aufsteigen: Selbstbewusstsein“.
4.18
3.27 – 7.45
3
Ausstellungen zeigen die Ergebnisse schöpferischer Arbeit. Junger Bläserkreis führt Konzert auf. Musikunterricht und rhythmisches Bewegungsspiel für Kinder; Klavierunterricht im schalldichten Kellerraum. Aufnahmen im Tonstudio; Gesangsübungen, Schlagzeugunterricht.
2.40
7.45 – 10.25
4
Stadtbücherei Limmerstraße mit mehr als 10.000 Büchern, auch Kinderbücherei vorhanden. Kindern werde große Aufmerksamkeit geschenkt. Das Gespräch, symbolisiert auch in der Plastik der Bildhauerin Maria Becker-Rausch, spielt hier eine große Rolle, „wird in allen Stimmlagen geführt“. Überall wird das Gespräch geführt, im Erfrischungs-raum, in allen Sälen, zwischen Jung und Alt.
1.47
10.25 – 12.12
5
Weitere Aktivitäten: Schachspiel und -unterricht; Briefmarken, Skatrunden; Tageszeitungs-Lektüre, Fernsehen. Sportliches: Tischtennis, Gymnastik und Tanzen, Jugendtanz, zu dem die jungen Leute regelmäßig zusammenkommen. „Mit ihren modernen Tänzen und ihrer modernen Musik bleiben sie natürlich meist unter sich“. Gesellschafts-tanz der „reiferen Paare“; Volkstanz.
4.02
12.12 – 16.14
6
Ursula Simada, Jugendpflegerin, im Gespräch. Volkshochschulkurs diskutiert Berlin-Besuch, Thema: Die Mauer. 
0.44
16.14 – 16.58 
7
Hannoversche Orchestergemeinschaft trifft sich einmal wöchentlich zum Üben; führt Konzert vor Lindener Bevölkerung auf. Theatervorführung.
2.10
16.58 – 19.08
8
Zum Abschluss Kammermusikkonzert mit selbstgebauten Instrumenten; dann Kommentator, während Hausmeister spätabends Türen schließt und Licht löscht: Begegnen Betätigen Besinnen – diese Worte sind hier wahr geworden. Seit Eröffnung im Januar 1960 wurden Tausende und Abertausende zu einander geführt. Ein Haus, wie in Hannover eigentlich noch ein paar mehr stehen sollten.
0.52
19.08 – 20.00

Der Verfasser des Films ist der im Jahr 2013 im Alter von 99 Jahren verstorbene Redakteur und Fotojournalist Heinz Koberg, der von 1949 bis in die 1970er Jahre auch als Dokumentarfilmer die Entwicklung der Stadt Hannover
begleitet hat. Am bekanntesten sind seine in Form von Jahresberichten verfassten Filme über den Wiederaufbau der Stadt, die mit,,Alle machen mit“ (1960) ihren Abschluss finden. Zu Anfang der 1960er Jahre rücken verstärkt Themen aus dem Erholungs- und Freizeitbereich in Kobergs Focus, darunter das Freizeitheim Linden, das erste seiner Art in Hannover, dem er mit ,,Sinnvolle Freizeit“ einen Film widmet.

,,Sinnvolle Freizeit“ thematisiert die Sphäre der Erholung und sinnvollen Freizeitgestaltung als Ergänzung und Kompensation zur anstrengenden und monotonen Arbeitswelt, die hier durch Bilder einer Baustelle, von Fließbandarbeit und hektischem Verkehr dargestellt wird. Demgegenüber ermögliche das Freizeitheim vielfältige Formen von Kreativität und Selbstverwirklichung – über Werken, Töpfern, Textilarbeiten, Musizieren, Lesen, Schach- und Skatspiel, bis zu sportlichen Aktivitäten, Gymnastik, Tanz und Theaterspiel: Freizeitaktivitäten, die im Film ausführlich gezeigt werden. Wenn wir heute mit über 50 Jahren Abstand zurückblicken, so verdeutlicht der Film einerseits das damalige Konzept für den Aufbau von Freizeitheimen in Hannover, andererseits erlaubt er einen Blick auf die Besucher und Nutzer des Freizeitheims und ihre Aktivitäten in dem Haus. Der Film ist so ein Dokument für ein Stück Stadtgeschichte Hannovers und seiner Bewohner.

Die hier vorliegende DVD basiert technisch gesehen auf einer Rekonstruktion des damaligen Films. Da alle vorhandenen l6mm-Vorführkopien verschlissen waren, haben wir das Bild von dem überlieferten stummen Umkehroriginal hochwertig digitalisiert. lm Schnittsystem Avid wurde der ebenfalls digitalisierte Ton neu angelegt und das Ganze als neue Digitalkopie ausgespielt.

Dr. Peter Stettner

 

Von der Begegnungsstätte zur Stadfteilkultureinrichtung

Am 28. Januar 1961 wurde das Freizeitheim Linden als erste Einrichtung dieser Art in Hannover durch den damaligen Oberstadtdirektor Karl Wiechert eröffnet. Es verdankt seine Existenz vielfältigen lnitiativen. lnsbesondere der,,Kulturkreis Linden“ griff die Raumnot vieler Lindener Vereine und das Bedürfnis nach einem öffentlichen Treffpunkt auf. Ein Stadtteilkulturzentrum sollte entstehen. Trotz gemeinsamer Hausplanung mit den späteren Nutzern gab es von Beginn an viel Kritik: an der Lage, dem Zuschnitt der Räume, den Arbeitsmöglichkeiten der Vereine und Arbeitsgruppen. Die Lindener übten sich von Anfang an in kritischen Beteiligungsprozessen und Diskussionsrunden.

Die inhaltliche Ausrichtung der Einrichtung war neuartig, innovativ und hatte in den 1960er Jahren Modellcharakter, denn es wurden zielgruppen- und spartenübergreifende Angebote für Kultur-, Jugend- und Seniorenarbeit unter einem Dach vereint. ln den 1970er und 1980er Jahren prägten die Schwerpunkte ,,Stadtteilgeschichte“ und politisch-kulturelle Bildung die Arbeit im Haus. Dies fand 1986 bundesweit Anerkennung, indem die Kulturpolitische Gesellschaft e.V. die Auszeichnung für soziale Kulturarbeit verlieh, die für die Entwicklung demokratischer Kultur und Projekte des Stadtteils ausgelobt wurde. Bis heute wird das Haus von politischen Gruppen als Treffpunkt genutzt und hat seinen Charme der Begegnungsstätte mit historischen Wurzeln nicht verloren. Neue gesellschaftliche Entwicklungen stellen für die Arbeit im Freizeitheim immer wieder Herausforderungen dar. Diesen Veränderungen im Stadtteil stellt sich die Einrichtung mit Schwerpunkten, Angeboten und Kooperationen. Seit Bestehen ist das Freizeitheim Linden ein kultureller Mittelpunkt in Linden und leistet über das eigene Haus hinaus weitreichende lntegrations-, Bildungs- und Stadtteilkulturarbeit. So sind insbesondere die interkulturelle Öffnung des
Hauses und die Einbeziehung der Menschen mit Wuzeln in der Ferne von großer Bedeutung.

Im Jahr 2015 wird der Stadtteil Linden 900 Jahre alt und feiert mit vielen Veranstaltungen und Festen seinen Geburtstag. Anlässlich des Jubiläums werden diese alten Filmaufnahmen neu aufgelegt, um an die Entstehung des Freizeitheims zu erinnern, das in der Geschichte des Stadtteils eine große Rolle spielt.

Stefan Schostok
Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Hannover (2015)

 

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