S – Filmschaffende aus Niedersachsen

Otto Sander auf der Berlinale 2008

* 30.6.41 Hannover † 12. September 2013 in Berlin

Otto Sander gehört zu Deutschlands erfolgreichsten Schauspielern. Sowohl auf der Bühne als auch vor der Kamera überzeugt er als subtiler Charakterdarsteller und ebenso als Vollblutkomödiant.

Dabei will Otto Sander eigentlich Regisseur werden, als er – nach Schulbesuch in Hannover und Kassel – nach München geht und dort Germanistik, Kunstgeschichte, Theaterwissenschaft und Philosophie studiert. Die Otto-Falckenberg-Schule für Schauspiel absolviert er mehr „nebenbei“. Von 1970 bis 1979 wirkt er in fast allen Inszenierungen der Berliner Schaubühne mit, arbeitet zusammen mit Regisseuren wie Peter Stein, Claus Peymann, Klaus Michael Grüber und Luc Bondy. Von der Leinwand her kennt man ihn u.a. als ewig betrunkenen Trompeter Meyn in Schlöndorffs DIE BLECHTROMMEL (1979), als Ritterkreuzträger Thomsen in Wolfgang Petersens DAS BOOT (1981), als lebenslustigen Karl Liebknecht in Margarethe von Trottas ROSA LUXEMBURG (1985) oder als melancholischen Engel Cassiel in Wim Wenders DER HIMMEL ÜBER BERLIN (1986/87).

Gelegentlich greift Otto Sander auf seinen ursprünglichen Berufswunsch zurück. So schreibt und inszeniert er zusammen mit Bruno Ganz den Dokumentarfilm GEDÄCHTNIS (1981/82), ein Schauspieler-Doppelporträt über Curt Bois und Bernhard Minetti.

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* 20.11.1940 Emden † 27. Mai 2014 in Berlin

Helma Sanders-Brahms gehört zu den international erfolgreichsten deutschen Regisseurinnen. Ihre Filme UNTER DEM PFLASTER LIEGT DER STRAND (1974) und DEUTSCHLAND BLEICHE MUTTER (1979/80), in denen sich Abschnitte der deutschen Geschichte in Einzelschicksalen spiegeln, sind ihre größten Erfolge.

Sie besucht in Hannover die Schauspielschule, studiert Theaterwissenschaften, Anglistik und Germanistik, arbeitet als Fernsehansagerin beim WDR und hospitiert bei Sergio Corbucci und Pier Paolo Pasolini. 1969 beginnt Helma Sanders-Brahms damit, Filme zu machen. Sozialpolitisches Engagement kennzeichnet das gesamte Werk dieser streitbaren Regisseurin. Neben zahlreichen Spielfilmen, darunter ERDBEBEN IN CHILI (1974), HEINRICH (1967/77), DIE BERÜHRTE (1981), LAPUTA (1985/86) und MANÖVER (1987/88) dreht Helma Sanders-Brahms viele Dokumentarfilme, zuletzt den 1995 im Forum der Berlinale vorgestellten JETZT LEBEN – JUDEN IN BERLIN (1994).

1991 wird die Emdenerin, die auch als Publizistin, Roman- und Hörspielautorin arbeitet, vom französischen Kulturminister Jack Lang zur „Chevalier des Arts et des Lettres“ ernannt.

A.V.

Helma Sanders-Brahms (2011)

* 6.3.48 Bienrode bei Braunschweig † 17.9.1987 München

Die Angestellten beim Künstlerdienst des Münchner Arbeitsamtes staunen nicht schlecht, als eines Tages ein junger norddeutscher Jurastudent bei ihnen auftaucht und erklärt, dass er Schauspieler werden will. Was er denn da machen müsse, will er von ihnen wissen. Ja, eine Schauspielschule habe er besucht, flunkert er und lässt ein Foto von sich da.

Ähnlich märchenhaft klingt auch der weitere Verlauf der Schauspielkarriere von Dieter Schidor: Nachdem Peter Zadek ein Bild von ihm gesehen hat, verpflichtet er ihn für seinen Film PIGGIES (1970). Dadurch wird der Regisseur Peter Lilienthal auf ihn aufmerksam und dreht mit ihm DIE SONNE ANGREIFEN (1970). In der Folgezeit ist Dieter Schidor u.a. in Filmen von George Moorse, Rainer Werner Fassbinder und Sam Peckinpah zu sehen.

Doch ein Vollblutschauspieler ist er nach eigener Aussage nicht. Genauso gern betätigt er sich als Regisseur, Kameramann und – wie bei dem Fassbinder-Film QUERELLE (1982) – als Produzent. DER BAUER VON BABYLON (1982) nennt Dieter Schidor seine filmische Dokumentation über die Dreharbeiten zu diesem letzten Werk Rainer Werner Fassbinders, welche auf diversen Festspielen Preise gewinnt und von Kritikerlob überschüttet wird.

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* 27.9.65 Hannover

Maria Schraders Talent wird nicht in Hamburg, Berlin oder München, sondern tatsächlich in ihrer Heimatstadt Hannover entdeckt. Und zwar von Dieter Hufschmidt, seines Zeichens Schauspieler und Regisseur am hiesigen Staatstheater. Ihm fällt die Schülerin des Gehrdener Matthias-Claudius-Gymnasiums während eines Praktikums, welches sie am hannoverschen Ballhof absolviert, auf. Er holt die Erlaubnis der Eltern ein und engagiert die Sechzehnjährige für seine Inszenierung des Stückes „Der Vater“.

An ihrem 18. Geburtstag wird sie am Max-Reinhardt-Seminar in Wien aufgenommen. Nach Ende ihrer Ausbildung und diversen Engagements bei freien Theatergruppen begegnet sie dem Filmregisseur und Autor Dani Levy und geht mit ihm nach Berlin. Zusammen drehen sie ROBBYKALLEPAUL (1988) und I WAS ON MARS (1991). In Letzterem spielt sie eine junge Polin, die in New York den amerikanischen Traum sucht, jedoch schon in Brooklyn strandet. Dieser Rolle hat Maria Schrader sowohl den Max-Ophüls-Preis als beste Nachwuchsdarstellerin 1992 als auch die erste Begegnung mit Doris Dörrie zu verdanken.

1995 wird sie für ihre Rollen in den Filmen BURNING LIFE (1993, Peter Welz), EINER MEINER ÄLTESTEN FREUNDE (1993, Rainer Kaufmann) und der Hauptrolle in Doris Dörries Komödie KEINER LIEBT MICH (1994) mit dem Filmband in Gold ausgezeichnet.

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Maria Schrader (2011)

* 28.4.1954 Groß-Bülten (Kreis Peine)

Schrader kommt aus der öden Industrie- und Großlandwirtschaftsregion um Peine“, formuliert ein Filmlexikon. Da die Äußerung offenbar auf den Regisseur selbst zurückgeht („die langweiligste Gegend, die es gibt“), bekommt sie Authentizität. Da der Autor dieser Zeilen ebenfalls aus jener Ecke Niedersachsens kommt, existiert eine Nähe, die allerdings das Gegenteil behauptet. Der Ort, in dem Schrader die Zwergschule besucht, heißt übrigens Ölsburg, nicht Ülsburg.

Vor den großen und bekannten realistischen „Milieu-Filmen“ KANAKERBRAUT (1983), SIERRA LEONE (1986/86) und MAU MAU (1991/92) verzeichnet Schraders Filmografie bereits Script-Mitarbeiten, Produktionen innerhalb des Filmstudiums oder auch Kamera- und Ton-Arbeiten bei anderen Regisseuren. Seine Filme sind Meisterwerke an Beiläufigkeit, Resultate perfekter Integration des Film-Apparates in gegebene Situationen. SIERRA LEONE wird mit Meisterwerken wie MENSCHEN AM SONNTAG (1929, Robert Siodmak) und KUHLE WAMPE (1932, Slaton Dudow) verglichen. Schrader zeichnet ein Gespür für Schauspieler aus. Es ist ein Verdienst, Ann Gisel Glass in SIERRA LEONE eingesetzt zu haben. Oft arbeitet er mit Theaterschauspielern, die er zu glänzenden Filmschauspielern macht (u.a. Brigitte Janner, Peter Franke, Christian Redl).

Uwe Schrader, der in Berlin lebt, wird 1994 auf eine Professur für die Filmklasse am Fachbereich Bildende Kunst an der Fachhochschule Hannover berufen. Seit 2003 lehrt er als Professor für künstlerischen Film an der Stiftung Universität Hildesheim.

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* 19.12.1919 Braunschweig † 12.5.1993 München

Edda Seippel, die laut eigener Aussage nie „Hornhaut um die Seele rumhat“, bleibt dem großen Publikum vor allem durch ihre Darstellung der Margarethe Kempowski in Eberhard Fechners TADELLÖSER & WOLFF (1974) und EIN KAPITEL FÜR SICH (1978/79) unvergessen. Ihr „Nein, wie isses nu bloß möchlich?“ macht Fernsehgeschichte. Für diese Rolle bezieht sie vieles aus ihrer eigenen Familie.

Ihren Eltern – der Vater ist Buchhändler, die Mutter Lehrerin – haben wir es auch zu verdanken, dass sie statt einer Ballettausbildung die „solidere“ Schauspiellaufbahn einschlägt. Denn Edda weiß bereits mit elf Jahren, dass sie Tänzerin werden möchte. Ihr Bühnendebüt als vierzehnjährige Balletteuse im Braunschweiger „Kabarett der Namenlosen“ wird vom Lokalkritiker lobend erwähnt. Mit siebzehn folgt sie dennoch dem Rat der Eltern und fängt beim Theater an, das über 50 Jahre ihre künstlerische Heimat bleibt. „Nebenbei“ steht Edda Seippel vor der Filmkamera, so etwa 1950 in Bendestorf für DIE WUNDERSCHÖNE GALATHEE. Für ihre Rolle in Peter Schamonis SCHONZEIT FÜR FÜCHSE (1966) erhält sie das Filmband in Gold. Sie spielt die „Mutter“ in Rohmers MARQUISE VON O.(1975) und Loriots ÖDIPUSSY (1987).

Zum Tod der Schauspielerin schreibt der „Tagesspiegel“: „Sie zeigte sich immer mit heiterem Gemüt, tatkräftig und realitätsnah und doch wieder wie weggerückt von allem. Zugehörig dem Allgemeinen und doch wie von anderswoher eingepflanzt.“

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* 7.10.1894 Hannover † 13.6.1946 Santa F‚, Kalifornien

Eine Selbstbiografie des Kameramanns Theodor Sparkuhl lautet: „Als Sohn des Bankdirektors Karl Sparkuhl in Hannover geboren, absolvierte ich das Lyzeum I (bis U.-Prima), trat dann für kurze Zeit in ein Übersee-Haus in Bremen ein und von dort zu Gaumont nach Berlin, wo ich – ein leidenschaftlicher Amateurphotograph – Gelegenheit hatte, mich auszubilden.“ (Lexikon des Films, 1926)

Nach eigenen Angaben ist er seit April 1911 bei verschiedenen Gesellschaften in der Filmbranche tätig. Während des Ersten Weltkrieges arbeitet er als Wochenschau-Kameramann, seit 1916 als Chefkameramann bei Spielfilmen, wobei ihn vor allem mit Ernst Lubitsch eine enge Zusammenarbeit verbindet. Er fotografiert von 1918 bis 1922 die meisten großen Lubitsch-Filme.

Gemeinsam mit Adolf Trotz inszeniert Sparkuhl 1927/28 seinen einzigen Film, die Liebes- und Mordgeschichte DER STAATSANWALT KLAGT AN!/DER HENKER. Nach seinem letzten Stummfilm in Deutschland ABWEGE (1928, G.W. Pabst) ist er bei British International Pictures in London beschäftigt. In den Jahren 1930/31 dreht er französische Filme, darunter Jean Renoirs LA CHIENNE (1931), sowie deutsch-französische Co-Produktionen.

Im Dezember 1931 betritt Sparkuhl US-amerikanischen Boden. Bis 1945 dreht er seine Filme zumeist für Paramount, darunter William Wellmans BEAU GESTE (1939) und Stuart Heislers THE GLASS KEY (1942).

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* 29.7 1941 Twistringen bei Bremen

May Spils studiert nach dem Abitur Sprachen, arbeitet als Sekretärin und nimmt Schauspielunterricht. 1962 zieht sie nach München, arbeitet zunächst als Fotomodell und später als Kleindarstellerin beim Film.

Ihr Regie-Debüt gibt sie 1966 mit den beiden Kurzfilmen DAS PORTRAIT und MANÖVER. In ihrem ersten abendfüllenden Spielfilm ZUR SACHE SCHÄTZCHEN (1968) gelingt ihr mit der turbulenten Komödie um einen zynischen Schwabinger Edelgammler, der von Werner Enke verkörpert wird, ein Sensationserfolg. Hierzu trägt auch die Besetzung der weiblichen Hauptrolle mit Uschi Glas bei. Die Arbeit mit Werner Enke erstreckt sich auf alle späteren Filme May Spils‘. NICHT FUMMELN LIEBLING (1970) und HAU DRAUF KLEINER (1974) können jedoch nicht an ihren frühen Erfolg anknüpfen.

Erst mit der Komödie WEHE, WENN SCHWARZENBECK KOMMT (1979) gelingt der Regisseurin mit der skurrilen Geschichte um einen von der Steuerfahndung verfolgten Schrotthändler und einen bankrotten Flohzirkusdirektor ein Comeback.

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* 21.3.1961 Braunschweig

Wenzel Storch lebt in Hildesheim. Seine abendfüllenden Spielfilme sind hier gedreht: DER GLANZ DIESER TAGE (1987-89) und SOMMER DER LIEBE (1988-92). Gefilmt hat er sie auf Super 8 – als Liebeserklärung an ihr Material. Gnadenlos fies und rettungslos unakademisch führt Wenzel Storch vor, was die Super 8-Kamera, ehedem Inbegriff kleinbürgerlicher Familienspießigkeit, als Waffe gegen deren Tugenden anzurichten in der Lage ist.

Die „Titanic“ liebt diesen Wenzel Storch. Er habe „den guten Geschmack des schlechten Geschmacks“ und „Er ist überhaupt ein guter Mann“. (Susan Sontag) Angefeindet wird der gute Mann von Kirchenkreisen, gegen die sein erster Film ein wahres Propagandamanifest ist.

Göttinger Feministinnen beschlagnahmen kurz vor der Vorführung die Kopie des Hippie-Epos DER SOMMER DER LIEBE wegen Frauenfeindlichkeit, und auch in der „seriösen“ Filmkritikergilde braucht Wenzel Storch nach Antiwerbung nicht lange zu suchen.Eine große Fangemeinde hält ihm aber vielleicht gerade deshalb die Treue.

A.V.

Wenzel Storch (2014)

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