L -Filmschaffende aus Niedersachsen

Gudrun Landgrebe, 2015

* 20.6.1950 Göttingen

In Göttingen geboren, wächst Gudrun Landgrebe in Bochum auf. Von 1968 bis 1971 besucht sie die Schauspielschule in Köln und spielt anschließend bis 1981 an zahlreichen deutschen Bühnen.

Fortan kehrt sie dem Theater den Rücken und arbeitet ausschließlich für Film und Fernsehen. Mit Robert Van Ackerens Kinohit DIE FLAMBIERTE FRAU (1983) avanciert sie zum Medienstar. Der stilisierte Film, in dem sie eine Prostituierte darstellt, die sich in einen männlichen Kollegen verliebt, verschafft ihr das Image einer sexuell attraktiven, kühlen und beherrschenden Frau. In der Folgezeit spielt Gudrun Landgrebe zahlreiche Hauptrollen in Filmen bekannter Regisseure, u.a. in ANNAS MUTTER (1983, Burkhard Driest), HEIMAT (1984, Edgar Reitz), OBERST REDL (1984, Istvan Szabo) und DIE KATZE (1987, Dominik Graf).

In den neunziger Jahren wirkt Gudrun Landgrebe vornehmlich in Fernsehproduktionen mit, zuletzt in der Gesellschaftssatire DAS SCHWEIN an der Seite Götz Georges sowie in ICH LIEBE DEN MANN MEINER TOCHTER unter der Regie von Vivian Naefe.

* 1930 Hannover † 25.09.2012 Hannover

Horst Latzke (1930 –2012) ist einer der bedeutendsten Dokumentarfilmer aus Hannover – regional und überregional.
Nach einer Ausbildung zum Feinmechaniker, arbeitet er zunächst bei Hanomag sowie bei Westinghouse und ist aktiver IG-Metaller. Eine Fußballkarriere als Torwart, u.a. bei Hannover 96, muss er wegen einer schweren Knieverletzung beenden.
Über sein Hobby Fotografie kommt er zum Film und dreht Ende der 50er Jahre u.a. einen Gewerkschaftsfilm sowie die Dokumentation Begegnung in Herrenhausen. 1965 wird Horst Latzke Teilhaber der Filmproduktion Graf von Bethusy-Huc, ab 1977 führt er dann eine eigene Produktionsfirma.

Der Produzent und Regisseur Horst Latzke fertigt mehrere Dutzend Filme über die Stadt Hannover (z.B. Die Kunst geht auf die Strasse), das Land Niedersachen, Sportthemen sowie Tier- und Naturfilme an.


Der filmische Nachlass von Horst Latzke wurde von der Stiftung Niedersachsen erworben und dem Filminstitut zur Aufarbeitung und Auswertung übergeben. Dieses Filmarchiv umfasst neben ca. 50 Filmen auch ein umfangreiches Produktionsarchiv aus den 90er Jahren mit zahlreichen gesellschaftlichen Ereignissen der Stadt Hannover.

Christoph Lauenstein
Wolfgang Lauenstein

* 7.2.1939 Meppen (Ems) † 28. März 2005 in Hamburg

Seine Stimme verfügt über die fast schrillen Töne eines erwachsenen, aber schmächtigen Jungen, eines großartigen Theaterschauspielers, der es geschafft hat, sich auf die so ganz andere Arbeit beim Film einzustimmen.

Nach dem Studium der Archäologie sowie „anderem Unsinn“ nimmt Hermann Lause in München privaten Schauspielunterricht. Der Deutsche Bühnenverein erkennt ihn als „darstellernden Klamaukmacher“ an. Ab 1963 macht er Bühnenkarriere. Früh schon ist er in TV-Vorabendserien, Krimis und Fernsehspielen zu sehen – etwa in TILL, DER JUNGE VON NEBENAN (1967/68, Wolfgang Teichert) und SMOG (1972, Wolfgang Petersen). Später ist er der windige Reiner Pfeiffer in Heinrich Breloers spielerischen TV-Rekonstruktionen der Barschel-Engholm-Dramen DIE STAATSKANZLEI (1989) und EINMAL MACHT UND ZURÜCK (1994/95) sowie der Informant in KOLLEGE OTTO (1991), dem Fernsehspiel zur Co-op-Affäre. Zuletzt spielt er Erich Honecker in Horst Königsteins Doku-Drama DICKE FREUNDE (über die Strauß/Schalck-Golodkowski-Verbindung).

Als miesgelaunter „Allerweltsbewohner eines Mietshauses im Ruhrpott, der mit schriller Stimme herumquengelt in Adolf Winkelmanns Filmen“, wird er einmal beschrieben. Gemeint sind DIE ABFAHRER (1978) und JEDE MENGE KOHLE (1981). Einen besessenen Brieftaubenzüchter aus Bottrop spielt er in Arend Agthes Öko-Krimi DER SOMMER DES FALKEN (1988). Lause wird von der Zeitschrift „Theater heute“ 1977 und 1982 zum „Schauspieler des Jahres“ gewählt.

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Hermann Lause in einer Porträtaufnahme des Berliner Fotografen Werner Bethsold.

* 10.6.1903 Hannover † 10.11.1978 Wien

Theo Lingen debütiert als Bühnendarsteller in seiner Heimatstadt Hannover. 1929 kommt er über Umwege an das Staatstheater Berlin und wird 1930 für die Rolle des Schlagerkomponisten Conny Coon in DOLLY MACHT KARRIERE (1930, Anatole Litvak) entdeckt und steht von nun an häufig vor der Kamera.

„Der Exzentriker unter den Komikern des deutschen Films erreichte, obwohl selten handlungstragender Interpret, die Popularität eines großen Stars. Hochgezogene Augenbrauen, die näselnde Stimme und andere Spielmerkmale seiner ausgeprägten ‚motorischen Komik‘ verbanden sich zu einer unnachahmlichen Mischung aus Esprit und Arroganz, die den Erfolg seiner Darstellungen ausmachte. Sein zusätzliches Charakteristikum, sein agogisch eingesetzter Staccato-Sprechstil (…) vergrößerte seine groteske Wirkung. (…)

Nach 1945 konnte der besessene Charakterkomiker seine große Produktivität aufrechterhalten, nicht aber – bedingt durch das schwankende Niveau des Unterhaltungsfilms – seinen darstellerischen Standard. Er alternierte zwischen Klamauk und plakativen Gags.“ (z. B. in DER THEODOR IM FUSSBALLTOR, 1950, E.W. Emo) „und ambitionierten Produktionen mit leisen Zwischentönen“ (z.B. HIN UND HER, Österreich 1948).

(Reclams deutsches Filmlexikon)

* 10.4.1929 Hannover † 11.3.1967 Hamburg

Hanns Lothar, jüngerer Bruder der Schauspieler Horst-Michael und Günther Neutze, steht erstmals mit zwölf Jahren als „standhafter Zinnsoldat“ auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Mit sechzehn ist er bereits Ensemblemitglied der hannoverschen Städtischen Bühne, gemeinsam mit seinen Brüdern spielt er in der „Komödie der Irrungen“. Lothar profiliert sich als Theaterschauspieler mit einer faszinierenden Vielseitigkeit. Von Shakespeare bis Tennessee Williams und O‘ Neill scheint er sich bei allen Autoren gleichermaßen zu Hause zu fühlen. Die Leichtigkeit seines Spiels behält er auch vor der Kamera bei.

1955 erhält er seine erste Rolle in DAS HEISSE HERZ, einem Fernsehfilm von Rudolf Steinböck. Seinen größten Kinoerfolg hat er in Alfred Weidenmanns BUDDENBROOKS (1959): „Die Glanzleistung aber liefert Hanns Lothar, der den Christian nicht darstellt, sondern, so scheint es, beinahe lebt, in einem eigenartigen kalten Identifizierungsrausch.“ (Süddeutsche Zeitung)

Neben zahlreichen anderen Filmen ist Lothar 1961 in Billy Wilders ONE, TWO, THREE als Assistent von James Cagney zu sehen. Hinreißend komödiantisch und mit unglaublichem Tempo stellt er einen „zackigen“ Deutschen dar, der für so viele seiner Landsleute stehen könnte: auch Hitler, „Adolf wer?“, sei ihm kein Begriff.

Während der Proben zum Bühnenstück „Meuterei auf der Caine“, er spielt die Rolle des Verteidigers und führt zugleich das erste Mal Regie, stirbt Hanns Lothar im März 1967.

E.L

Hans Lothar in DIE BUDDENBROOKS (Filminstitut Hannover)

* 10.6.1912 Hannover † 10.5.1986 Ascona

Werner Jörg Lüddecke ist Autor zahlreicher Drehbücher. Nicht wenige Filme der fünfziger und frühen sechziger Jahre, die als anspruchsvoll und kritisch gelten, basieren auf seiner Vorlage.

Bevor Lüddecke als Drehbuchautor avanciert, arbeitet er als Journalist und Verleger in Kassel und Dresden. Zusammen mit Wolfgang Staudte schreibt er 1951 das Drehbuch zu DAS BEIL VON WANDSBEK (Falk Harnack). Fortan arbeitet Lüddecke für zahlreiche deutsche Spitzenregisseure, die ein Renommee als „Gesellschaftskritiker“ haben: etwa Wolfgang Staudte (LEUCHTFEUER, 1954; HERRENPARTIE, 1963/64), Robert Siodmak (NACHTS, WENN DER TEUFEL KAM, 1957), Georg Tressler (DAS TOTENSCHIFF, 1959) und Falk Harnack (DER 20. JULI, 1955; NACHT DER ENTSCHEIDUNG, 1955/56).

Lüddecke liefert indes nicht nur „Vorlagen“, er gehört zu den deutschen Filmautoren, die ihren Beruf, ihre gesellschaftliche Stellung und ihre Einflussmöglichkeiten selbstkritisch reflektieren. Kurz bevor der „Neue Deutsche Film“ handfeste Formen annimmt, konstatiert er: „Die Liste der Leute, die den deutschen Filmautor umzubringen bemüht sind, ist lang. An ihrem Anfang steht er selbst. Der Autor! (…) Aber das müsste nicht so sein, das liegt daran, dass der Autor sich nicht stark macht, nicht um seine Sache kämpft (…).“

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Volker Lüdecke, 2016

* 28.3.1961 Hannover

Volker Lüdecke ist vielseitig. Als Autor, Regisseur und Schauspieler arbeitet er für die Bühne und den Film, gelegentlich übernimmt er auch Fernsehrollen und inszeniert Hörspiele. SALMIAK NOIR (1990/91), eine Persiflage auf den Gangsterfilm der Schwarzen Serie, ist sein Spielfilmdebüt. Er schreibt das Drehbuch und inszeniert den Film, der ohne öffentliche Fördergelder von der Berliner „Filz-Filmproduktion“ finanziert und auf internationalen Festivals zu sehen ist.

Volker Lüdecke wächst in Hannover auf. Seine Eltern haben keinen Fernseher. Der erste Kontakt mit den bewegten Bildern wird bei Oma und Opa geknüpft und heißt BONANZA. In der „Theater AG“ der Lutherschule gibt Volker sein Bühnendebüt. Die erste freie Produktion „Die Gerechten“ von Albert Camus darf dort 1978 wegen der Auseinandersetzung mit dem Thema Terrorismus nur in Ausschnitten gezeigt werden. Nach dem Zivildienst und einem Afrika-Aufenthalt zieht Volker Lüdecke 1983 nach Berlin. Auf die Schauspielschule folgen zahlreiche Engagements und Inszenierungen.

Für das Stück „Darja“ erhält er 1997 den Else-Lasker-Schüler-Dramatikerpreis.

shö

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