Königliche Hoheit (1953)

Inhalt

„Deutschland, um 1900. Der alte Großherzog von Grimmburg, Albrecht II. (Rudolf Fernau), hat die Regierungsgeschäfte seinem jüngeren Bruder Klaus Heinrich (Dieter Borsche) übertragen. Eines Tages kommt Samuel Spoelman (Heinz Hilpert), amerikanischer Millionär deutscher Abstammung, mit seiner Tochter Imma (Ruth Leuwerik) zur Kur in das Herzogtum. Die mondäne Lebensweise der Amerikaner sorgt in dem beschaulichen Ort für einiges Aufsehen. Klaus Heinrich interessiert sich allerdings vor allem für die hübsche Imma. Nachdem sie sich eher durch Zufall kennengelernt haben, treffen die beiden sich immer öfter zu gemeinsamen Ausritten oder zum Tee – jedoch stets begleitet von Karl Heinrichs kauzig-altmodischer Hofdame, der Gräfin Löwenjoul (Lil Dagover). In Imma und Klaus Heinrich begegnen sich zwei zutiefst unterschiedliche Welten und Lebenseinstellungen: hier der von Etikette geprägte Prinz, dort die quirlig-unverkrampfte, moderne Frau von Welt. Auf ebenso charmante wie direkte Art legt Imma Klaus Heinrich ihre Sicht auf die politischen Verpflichtungen des Hochadels dar: Es genüge nicht, würdevoll zu repräsentieren – ein Landesvater müsse sich vor allem um die Sorgen und Nöte seiner Bürger kümmern. Angeregt von Immas modernen Gedanken, beginnt Klaus Heinrich, so manche Tradition und das Selbstbild des Adels zu hinterfragen. Umgekehrt lernt Imma, den Prinzen zu verstehen und Werte wie Tradition und Herkunft zu respektieren.

So entwickelt sich eine tiefe Liebe – dann aber droht die Tradition der gemeinsamen Zukunft im Wege zu stehen, denn nachdem sein Bruder endgültig abgedankt hat, muss Klaus Heinrich den Thron des Herzogtums übernehmen. Diese Position verbietet es ihm, eine Frau bürgerlicher Herkunft zu heiraten.

Gefangen im Widerstreit von Traditionsbewusstsein und seiner Liebe zu Imma, hadert Klaus Heinrich mit seiner Pflicht, das Land zu regieren. Da hat der Großherzog eine Idee.

Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Thomas Mann, erzählt „Königliche Hoheit“ die romantische und dramatische Geschichte einer großen Liebe. Daneben handelt der Film auch vom Zusammenprall zweier Kulturen und von der Fähigkeit, Tradition und Moderne in harmonischen Einklang zu bringen. In den Hauptrollen glänzen Dieter Borsche und Ruth Leuwerik als ungleiches Traumpaar, in weiteren Rollen Rudolf Fernau und Lil Dagover. Letztere erhielt für ihre Darstellung 1954 den Filmpreis in Silber. Unmittelbar im Anschluss setzte Das Erste seine Dieter-Borsche-Reihe mit „Wenn wir alle Engel wären“ fort.“ (ARD-Programminformationen Dezember 20210)

(Foto: Filminstitut Hannover)

Regie: Harald Braun
Regie-Assistenz: Rainer Geis
Buch: Georg Hurdalek, Hans Hömberg nach dem Roman von Thomas Mann.
Mitarbeit: Erika Mann
Kamera: Werner Krien
Kamera-Führung; Gerhard Krüger
Bauten: Walter Haag; Assistenz: Heinz Kutzner.
Kostüme: Alfred Bücken
Maske: Charlotte Kersten, Franz Göbel.
Schnitt: Claus von Boro
Ton: Heinz Martin
Musik: Mark LoThar

Darsteller:

Dieter Borsche (Prinz Klaus Heinrich)
Ruth Leuwerik (Imma)
Lil Dagover (Gräfin Löwenjoul)
Mathias Wieman (Dr. Raoul Überbein)
Rudolf Fernau (Großherzog Albrecht)
Paul Henckels (Hofmarschall Buhl zu Bühl)
Günther Lüders (Kammerdiener Neumann)
Paul Bildt (Knobelsdorff)
Heinz Hilpert (Samuel Spoelmann)
Herbert Hübner (General)
Curt Vespermann (Finanzminister Krippenreuther)
Hans Hermann-Schaufuß (Hoteldirektor)
Oskar Dimroth (Dr. Sammel)
Ewald Wenck, Annemarie Hanschke, Eberhard Müller-Elmau, Tilo von Berlepsch

Produktion: Filmaufbau GmbH, Göttingen
Produzent: Hans Abich, Rolf Thiele
Produktionsleitung: Hans Abich
Assistenz: Gottfried Wegeleben.
Aufnahmeleitung: Frank Roell, H. G. Sass.
Drehort: Atelier Göttingen
Außenaufnhmer: Umgebung von Göttingen, im Solling, Fulda.
Länge: 107 min, 2929 m.
Format: 35 mm, Gevacolor, l:1.33.
Uraufführung: 22.12.1953, Frankfurt (Turmpalast).

Auszeichnungen:
Deutscher Filmpreis 1951: Filmband in Silber
(beste weibliche Nebenrolle) an Lil Dagover.

Bodenfelderin Hannelore Henke war 1953 Statistin im Film

Mit königlicher Hoheit im Solling vor der Kamera

Hannelore Henke (82) erinnert sich noch daran, dass es für die Zeit der Dreharbeiten zu dem Film „Königliche Hoheit“ 1953 arbeitsfrei gab. Und: Sie durfte als Statistin vor die Kamera.

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Der große deutsche Farbfilm

Frei nach dem Roman von Thomas Mann

Der mit nachsichtigem Humor geschriebene Roman von Thomas Mann führt uns in die Idylle des deutschen Großherzogtums Grimmburg. Um die Jahrhundertwende regiert hier Großherzog Albrecht II. Dieser Fürst, kränklich und weltmüde, hat die Regierungsgeschäfte seinem jüngeren Bruder Klaus Heinrich übertragen, der den Titel „Königliche Hoheit“ trägt.

Das Leben fließt in der kleinen Residenz in beschaulicher Ruhe dahin. Aufsehen verursacht die Ankunft des amerikanischen Millionärs deutscher Abkunft, Samuel Spoelmann, der mit seiner reizenden Tochter Imma zur Kur nach Grimmburg gekommen ist. Die schwarzen Bedienstlichen und das sagenhaft gefährliche Automobil sind Tagesgespräch. Da es Mister Spoelmann in dem altmodischen Badhotel „Quellenhof“ nicht gefällt, kauft er für – man bedenke – zwei Millionen Mark das Schlößchen Delphinenort der herzoglichen Verwaltung ab.

Auch Klaus Heinrich hat natürlich von den Gästen aus der anderen, für ihn völlig fremden Welt gehört. Vater Spoelmann und dessen Geld interessieren ihn wenig, umso mehr aber die eigenwillige Imma. Er möchte sie kennenlernen. Einem zufälligen Zusammentreffen folgen gemeinsame Ausritte und Teestunden, denen vor allem die Gesellschafterin Immas, die etwas schrullige, ganz in der Vergangenheit lebende Gräfin Löwenjoul, eine besondere Note verleiht. Selbstbewußt, von keiner Tradition und Etikette beschwert, spricht Imma in liebenswürdiger Weise über das Handeln und Wirken Klaus Heinrichs. Mit Hoheit und Würde, so erklärt sie, sei es nicht getan; ein guter Landesvater müsse vor allem die Nöte und Sorgen seines Volkes kennen und Mißstände beseitigen.

In Imma und Klaus Heinrich treffen die alte und die neue Welt aufeinander. Der junge Prinz erkennt plötzlich, daß Herkunft und Erziehung allein nicht ausreichen, den Pflichten und Forderungen der neuen Zeit gerecht zu werden. Leidenschaftlich diskutiert und streitet er mit seinem alten Lehrer. Indes beginnt Imma den Prinzen zu verstehen und damit Tradition und Herkunft zu achten. Die Liebe hat ein festes Band geknüpft. Doch über den Zukunftsplänen der Liebenden ziehen dunkle Wolken zusammen. Als Imma erfährt, daß die großherzogliche Regierung mit ihrem reichen Vater wegen der schlechten wirtschaftlichen Lage des Landes über eine Finanzhilfe verhandelt, fürchtet sie, daß Klaus Heinrichs angebliche Liebe nur ein Teil der Politik sei. Sie will ihn nie wieder sehen.

Kaum ist dieses Mißverständnis geklärt, kommt noch ein härterer Schlag: Großherzog Albrecht verkündet seinem Bruder, daß er abdanken wolle. Klaus Heinrich muß den Thron übernehmen. Damit wird Imma, die bürgerlicher Herkunft ist, für ihn unerreichbar. Klaus Heinrich sträubt sich. Aber da ist es Imma selbst, die ihn an seine königliche Pflicht erinnert.

Es wäre jedoch keine schöne Liebesgeschichte, wenn das Schicksal nicht in letzter Minute ein Einsehen hätte. Immas Liebe und Menschlichkeit besiegen Großherzog Albrecht: er erhebt sie zur Ebenbürtigkeit und führt sie Klaus Heinrich zu, dem er damit das Glück schenkt, das ihm selbst versagt blieb.

Illustrierte Film-Bühne 2197/1953

Fotos: Filminstitut Hannover)

Daß Drehbuchverfasser mit Romanstoffen nicht eben zimperlich tun, sind wir schon gewohnt. Man spricht gerne von filmischen Gesetzen, die da walten müßten, um aus einem breit und bunt und vielfältig gewebten Stück Epik etwas zu machen, was in zwei Stunden auf flimmerndem Bildbandvorbeigleiten noch einen Zusammenhang ergibt. Nun, wenn man es so summarisch hinnimmt, hat Harald Braun mit seiner Bearbeitung des Romans von Thomas Mann „Königliche Hoheit“ (am Drehbuch ist Erika Mann beteiligt) diesen Anspruch erfüllt. Es ist unter seiner Hand eine höchst eigenständige, dem eigenen Stand und Standards gemäße Arbeit geworden, die sich so weit vom Roman, vom literarischen Werk emanzipiert hat, daß sich die Autorenschaft Thomas Manns nur noch in einigen stofflichen Parallelen und einzelnen zusammengeklaubten Dialogen verrät. Übrig geblieben ist das fast aktuelle Thema der Begegnung und förderlichen Vereinigung von europäischer Tradition und militärischer Disziplin mit amerikanischem Geld und praktischer, auch ums Soziale bemühten Denkweis‘. Doch wird dieser bei Thomas Mann so kunstvoll verhüllte und umwickelte Hintersinn zur deutlichen Moral von der Geschicht‘, die ansonsten aus einer Reihe farbfotogener Motive zusammengepflückt ist und im Ton, in der Leichtflüssigkeit der Iogischen Unbeschwertheit, also in der Qualität, der Operette am nächsten kommt. Von daher ergeben sich die notwendigen Retuschen an den Charakteren. (…)

Die gröbste Umzeichnung hat sich der Milliardär Spoelmann selbst gefallen lassen müssen. Aus jenem Nachfahren eines deutschen Auswanderers, dessen Empfindlichkeit und gesellschaftliche Sonderstellung bei Thomas Mann mit der indianischen Bluteinmischung begründet ist („er war zierlich gebaut und von eigenartiger Physiognomie“), ist ein plumper, dicker, in Amerika reich gewordener Sohn eines Schöneberger Parvenu gewordern, dargestellt von Heinz Hilpert. Auf die Ebene dieser groben Typisierung passen dann einige Späße, die sich aus einer Situationskomik ergeben, wie sie sich Thomas Mann selbstverständlich versagt hat – grade, weil sie die heimliche Ironie, das Ingredienz auch dieses seines freundlichsten Werkes aufgelöst hätten.

Aber da gibt es „filmische Gesetze“. Thomas Mann habe den Film gesehen und Harald Braun seine Anerkennung gespendet, hieß es. Nun, vollendete Courtoisie ist wohl eine der angenehmsten Früchte der Altersreife.

Helene Rahms, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12. 1953

Die Verfilmung des bekannten Romans von Thomas Mann gehört zu den liebenswürdigsten Erfolgen der deutschen Filmgestaltung.
In den Pastelltönen geschmackvoller Farben, von ausgezeichneten Darstellern zurückhaltend gespielt, wird die romantische Liebesgeschichte an einem kleinen deutschen Fürstenhof zu einem reizvollen Erlebnis. Besondere Anerkennung verdient die Tatsache, daß es dem Film gelang, die bleibende und tröstende Aussage der Dichtung zur vollen Geltung zu bringen

Bandmann/Hembus führen den Film unter ihren deutschen Filmen aus den Jahren zwischen 1930 und 1960auf, die sie zu den „Klassiken des deutschen Tonfilms“ zählen und notieren dazu: „Der gelungenste Annäherungsversuch beim Dauerflirt des deutschen Films mit Thomas Mann. Der Autor lobte die beträchtlichen Ansehnlichkeiten von Film und Hauptdarstellerin.“

Ein Film aus dem Jahr 1953, der seinerzeit ein Publikumserfolg war und heute zum ständigen Repertoire des deutschen Fernsehens gehört, weckt auch in unseren Tagen Aufmerksamkeit. In Harald Brauns Adaption von Thomas Manns 1909 veröffentlichtem Roman „Königliche Hoheit“ entdeckt der Zuschauer überraschende Aktualität in einer für die Adenauer-Zeit niveauvollen Literaturverfilmung, die von einer Liebesgeschichte und der Bewältigung der Finanzkrise eines Landes erzählt. > weiter

Die Frage ist: Was war an diesem Jugendwerk Thomas Manns so wichtig, daß man es im Jahre 1953 verfilmen mußte? War das noch ein Vorbild der wirtschaftlichen Aufwärtsentwicklung für die Menschen, die gerade mit dem Wirtschaftswunder begonnen hatten, das aber durch ihren Fleiß und nicht durch die geschenkten Millionen eines amerikanischen Mister Moneymaker? 

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Millionärstochter Ruth Leuwerik verliebt sich in einen Prinzen. Komödie

Auf ihrer Europareise trifft die amerikanische Millionärstochter Imma (Ruth Leuwerik) den Prinzen Klaus Heinrich (Dieter Borsche). Amor verpasst beiden zielsicher seine Pfeile, doch altehrwürdige Vorurteile stehen dem Happy-End im Weg… Harald Braun drehte die rührende Schnulze nach dem gleichnamigen Roman von Thomas Mann. Dessen Tochter Erika schrieb mit am Drehbuch. FAZIT: Witzig-charmante Romanze mit Esprit
(Redaktionskritik cinema)

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