Interessenverbände der Wirtschaft und die NSDAP

Politisch opportun war, was dem Geschäftsinteresse diente (1)

In der Villa Springorum in Dortmund trafen sich am 7. Januar 1933 Franz v. Papen und führende Ruhrindustrielle der ‚Ruhrlade’, um über die Machtübertragung an Hitler zu beraten

Weder die Großagrarier noch die Großindustrie waren monolithische Blöcke, die stringent eine Strategie verfolgten. Der weitaus größte Teil der großindustriellen Eliten handelte nach ökonomischem Kalkül: politisch opportun war, was dem Geschäftsinteresse entsprach. Man kann wohl festhalten, dass dabei ein demokratisch strukturierter Staat für die Großindustrie kein verteidigungswürdiges Gebilde darstellte. Ihre Vertreter arrangierten sich, wenn es gar nicht anders ging, wie nach der Revolution von 1918; sie nutzten die demokratischen Spielräume, um die sozialpolitischen Zugeständnisse wieder einzukassieren und sie waren bereit, jede politische Grenze zu überschreiten – unabhängig von individuellen parteipolitischen Vorlieben – wenn es ökonomisch notwendig erschien. Zahlreiche Interessenverbände und Klubs und Vereinigungen existierten, mit denen versucht wurde, die jeweiligen partikularen Interessen in Politik umzusetzen. Durchaus auch gegen andere Partikularinteressen. Mit dem großagrarischen „Reichslandbund“ und dem schwerindustriell dominierten „Reichsverband der deutschen Industrie“ (RDI) verfügten sie über die beiden mächtigsten Interessenverbände.

Darauf deutet auch das Verhalten nach 1933 hin. Die meisten Vertreter der Großindustrie arrangierten sich nicht nur mit den neuen politischen Machtverhältnissen, sondern wurden zu aktiven Unterstützern der faschistischen Politik, politische Verfolgung bejahend, rassistische Verfolgung tolerierend und Kriegspolitik ermöglichend.

Das ist eines der erschreckenden Merkmale des Zusammenhangs von Kapitalismus und Faschismus – die kapitalistische ökonomische „Vernunft“ erfordert es eben manchmal, politische Demokratie und Humanität zur Disposition zu stellen.

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(1) Eine ausführliche Darstellung zu diesem Komplex von Interessen, Beziehungen und politischen Entwicklungen bieten folgende Texte:
Reiner Zilkenat: Das deutsche Großkapital, der „Keppler – Kreis“ und die NSDAP  vom Oktober 2012.
Karsten Heinz Schönbach: Die Illusion der „Volksgemeinschaft“ – Bündnis zwischen Großindustrie und NS-Führung gegen die Arbeiterschaft, in: JahrBuch für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung, 12. Jahrgang, Heft I -Januar 2013, S. 30-46

Interessenvertretung – „nur dem Gewissen unterworfen“

Daß solche stillen Pakte mit den Inhabern der eigentlichen Macht über dem parlamentarischen Alltag nicht in Vergessenheit gerieten, dafür sorgten in den Fraktionen schon die hauptamtlichen Industrievertreter: Im Reichstag des Jahres 1928 teilten sich, nur »ihrem Gewissen unterworfen und an Aufträge nicht gebunden«, 68 von insgesamt 490 Abgeordneten in 275 Aufsichtsratssitze.

Zwei Jahre später war zwar die Zahl der im Reichstag mit Sitz und Stimme präsenten Kapitalgesellschaften noch weiter angestiegen. Auf 311 Aufsichtsratssitze brachten es die getrennt marschierenden Industrielobbyisten beim Zentrum, bei der Deutschen und Bayerischen Volkspartei, den Deutschnationalen und der linksliberalen Deutschen Staatspartei. Die 19 Aufsichtsräte der SPD-Fraktion vertraten bis auf eine Ausnahme öffentliche Unternehmen, Gewerkschafts- und Parteibetriebe.

Von der Deutschen Bank bis zur Landshuter Keks- und Schokoladenfabrik, von der I. G. Farben bis zu den Vereinigten bayerischen Spiegel- und Tafelglaswerken reichte die Schar der gewerblichen Wohltäter, die Geld gaben und Einfluß nahmen – beides am liebsten unter der Hand.


Das Große Schmieren
Korruption in Deutschland (IV): Geld und Politik in der Weimarer Republik / Von Jörg-R. Mettke

aus: DER SPIEGEL 50/1984 – 09.12.1984

Die Großindustriellen und ihre Finanziers sind in der Lage gewesen, strategisch zu planen

Ich erwarte von unseren Ergebnissen schon einen kleinen Feuersturm in der Zunft der Historiker. In den vergangenen Jahren ist ja eine sehr groß angelegte unternehmensloyale Historikeroffensive gestartet worden, mit Henry A. Turner und dann der Gesellschaft für Unternehmensgeschichte, die die offizielle Daimler–Benz–Geschichte publiziert hat. Die Gesellschaft für Unternehmensgeschichte ist insofern nochmal interessant, als sie 1973/74 von der Deutschen Bank reorganisiert worden ist – Abs wie immer, geschichtsbewußt an erster Stelle. Und die haben versucht, die Wirtschaftsgeschichte aus der kritischen Aufarbeitung des Nazismus endgültig zu eliminieren. Ich glaube, daß es uns gelungen ist nachzuweisen, wie sich der Zusammenhang zwischen Finanzkapital und Großindustrie seit der wilhelminischen Ära konstitutiert hat. Wir haben gezeigt, was eine Industriefiliale der Deutschen Bank ist – das wußten wir bisher nicht. Und wir haben vor allem gelernt zu sehen, daß die deutsche Wirtschaft, die Großindustriellen und Finanziers in der Lage gewesen sind, strategisch zu planen und daß im Zentrum dieser Planung die wirtschaftspolitischen und die allgemeinpolitischen Rahmenbedingungen stehen. Das heißt: Das Finanzkapital plant die politischen Rahmenbedingungen strategisch vor und das, was dort drei Jahre zuvor diskutiert wird, wird dann in der politischen Klasse in merkwürdigen Ausuferungen umgesetzt, debattiert, strukturiert. Wir haben gezeigt, wie 1943/44, als die Analyse des Finanzkapitals zu dem Ergebnis kommt, daß der Krieg verloren ist und der Hauptsieger die USA sein werden, wie gerade bei Daimler–Benz, dem am weitesten nazifizierten Konzern der Motoren–Kraftfahrtindustrie, eine Absetzbewegung von der politischen Macht stattfindet. Für die Führung des Konzerns begann 1943/44 das politische Schicksal des Machtsystems, das sie 1931/32 selbst etabliert hatten, völlig uninteressant zu werden und sie begannen die Früchte ihrer Politik zu sichern: die taylorisierte Massenproduktion, das Fließband, modernisierte Produktionsanlagen. Das wurde in den Nachkrieg gerettet. Wir haben mit diesem Nachweis einen Punkt erreicht, wo wir synthetisch darstellen könne, was den Linken in der amerikanischen Militärregierung schwante – mit diesem Buch beenden wir also ein Stück weit die Aufarbeitung einer zerstörten kritischen Analyse des nazistischen Wirtschafts– und Machtpotentials durch linke Amerikaner und beginnen mit unseren eigenen Forschungen.

Karl–Heinz Roth zum Verhältnis von Finanzkapital, Großindustrie und Politik im Nationalsozialismus. Interview in der taz vom 15.04.1987

 

„Sowohl die Kriegsziele [des Ersten Weltkriegs] als auch der Drang zum üppigen Rüstungsgeschäft gehörten zu den politischen Leitzielen der deutschen Großindustrie, welche den Krieg und die Niederlage von 1918 überdauerten. In einigen Fällen wurde eine ausschweifende Rüstungspolitik sogar offen propagiert und gegenüber der Regierung eingefordert.“(Schönbach (2015): a.a.O.: S. 32)

Das Gegeneinander vornehmlich binnenmarktorientierter Interessen im Centralverband und den Exportinteressen der RDI-Mitglieder bestand jedoch auch fort, nachdem 1919 ein einheitlicher Spitzenverband, der Reichsverband der deutschen Industrie, gegründet worden war.

Die unterschiedlichen Brancheninteressen in der soziökonomischen Krisenzeit erschwerten die interne Willensbildung. Vor allem die – in sich auch uneinige – Großindustrie suchte nach Möglichkeiten, die eigene wirtschaftliche Position auf politischem Wege zu sichern – nicht selten zu Lasten der mittelständischen Industrie und immer zu Lasten der Arbeitbewegung. In der Wirtschafts- und Staatskrise war der RDI zu zerstritten, um allgemeine Interessen zu bündeln, zumal zahlreiche Großindustrielle auch andere, direktere Einflusskanäle nutzten, um politische Entscheidungen zu beeinflussen.

Schließlich erfolgte vor dem Hintergrund der sozioökonomischen Entwicklung eine Entscheidung, die die NSDAP einband.

 

In der Weltwirtschaftskrise war der Reichsverband stark zerstritten: Der rechte Flügel, wo sich viele Schwerindustrielle und kleinere Unternehmer fanden, optierten gegen jede weitere Regierungsbeteiligung der SPD und gegen jede weitere Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften. Sie wollten die Weimarer Republik zu einem autoritären Staat umgestalten, wie es Reichskanzler Franz von Papen mit seiner Idee eines „neuen Staats“ 1932 versuchte. Das schloss eine Zusammenarbeit mit der NSDAP nicht aus, erklärte Anhänger Adolf Hitlers wie der Schwerindustrielle Fritz Thyssen gab es in dieser Gruppe aber nur wenige.

Im Oktober 1930 wurde auf Initiative des Bergbauvereins die „Wirtschaftspropagandistische Abteilung“ im RDI eingerichtet, welche unter anderem die Arbeitsgebiete „Wirtschaftsprogramm der politischen Parteien, insbesondere der nationalsozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands“ und „Das Wirtschaftssystem des Faschismus“ hatte.[1] 

 

Die Deutsche Industriellen-Vereinigung (Abkz. DI) war eine Gegengründung mittlerer und kleinerer Industrieller gegen den Reichsverband der Deutschen Industrie (RDI) aus Protest gegen dessen Unterstützung des Dawes-Plan und der Erfüllungspolitik überhaupt. Die Bedeutung des Verbandes blieb gering.

Besonders aktiv im Kampf den RDI war Carl Gottfried Gok von der damals größten privaten deutschen Werft Blohm + Voss.[3] Gründungsmitglied war auch Friedrich Carl vom Bruck, Inhaber der Bruck-Werke.

Der Alldeutsche Verband förderte die DI publizistisch. Enge Verbindungen liefen zum rechten Flügel der DVP u. a. Reinhold Quaatz.[4]

„Die Ruhr­la­de war nach Hen­ry Ash­by Tur­ner „so­fort ein Er­folg. Sie er­wies sich schnell als ei­ne nütz­li­che Ein­rich­tung zur Be­wäl­ti­gung der ver­schie­dens­ten ge­mein­sa­men Wirt­schafts­pro­ble­me. Vor­rang hat­te die Ver­mei­dung oder Bei­le­gung von Mei­nungs­ver­schie­den­hei­ten zwi­schen den Fir­men der Mit­glie­der und den weit­ge­hend von­ein­an­der ab­hän­gi­gen Wirt­schafts­zwei­gen Koh­le- und Stahl­in­dus­trie.“[11] Die­ser per­ma­nen­te Pro­zess ge­gen­sei­ti­ger Ab­stim­mung war im Hin­blick auf po­li­ti­sche Fra­gen von „un­über­seh­ba­rer[r] Be­deu­tun­g“, we­ni­ger „aus ei­ner in­ne­ren Ge­schich­te die­ses Gro­ß­in­dus­tri­el­len­clubs […] als aus nach­weis­ba­ren Tä­tig­kei­ten der ihm Zu­ge­hö­ri­gen in den Ver­bän­den“.[12]

Nach Tur­ner er­scheint im Rück­blick „die Po­li­tik der ‚R­uhr­la­de‘ wäh­rend des Wahl­kamp­fes von 1930 in po­si­ti­vem Licht. Ihr Ziel war, die ge­mä­ßig­te Mit­te des Reichs­tags zu stär­ken und Hu­gen­berg und die DNVP zu zwin­gen, sich die Mög­lich­keit der Zu­sam­men­ar­beit mit den ge­mä­ßig­ten Grup­pen of­fen­zu­hal­ten, statt sich in un­frucht­ba­re Op­po­si­ti­on zu­rück­zu­zie­hen.“[17]

So spra­chen Mit­glie­der der Ruhr­la­de häu­fi­ger bei Brü­ning vor, der sie auch emp­fing und sich Ih­re An­re­gun­gen und Be­den­ken an­hör­te. Ih­re Vor­stel­lun­gen fass­ten sie in ei­ner um­fang­rei­chen Denk­schrift vom 30.7.1931 zu­sam­men,[18]  die un­ter an­de­rem von Krupp, Klöck­ner, Sil­ver­berg, Vög­ler, Sprin­g­o­rum und Reusch un­ter­zeich­net war. Kri­tik­punk­te wa­ren vor al­lem „der lohn­po­li­ti­sche Irr­gar­ten“, die „Er­star­rungs­er­schei­nun­gen“ durch die ho­hen staat­li­chen Aus­ga­ben, die Not­wen­dig­keit ei­ner um­fas­sen­den „Re­form der Ver­wal­tung von Reich, Län­dern und Ge­mein­den“, ei­ne „Ver­min­de­rung des Be­sol­dungs­auf­wan­des“, ei­ne „Re­form un­se­res So­zi­al­sys­tem­s“, ei­ne Auf­lo­cke­rung der „über­wu­chern­de[n] kol­lek­ti­vis­ti­schen[n] Zwangs­wirt­schaf­t“, vor al­lem bei Ar­beits­zeit und Löh­nen. Die­se Ein­ga­be blieb nach Ak­ten­la­ge un­be­ant­wor­tet, Brü­ning dürf­te den Wirt­schafts­ver­tre­tern aber mehr als ein­mal zu ver­ste­hen ge­ge­ben ha­ben, dass vor al­lem die ge­for­der­ten so­zi­al­po­li­ti­schen Maß­nah­men mit Rück­sicht auf die sei­ne Re­gie­rung to­le­rie­ren­de SPD nicht mach­bar sei­en. So ließ die Be­geis­te­rung der Ruhr­la­de für Brü­ning bald nach. Spä­tes­tens ab Herbst 1931 stan­den ih­re Mit­glie­der der Re­gie­rung Brü­ning ab­leh­nend-op­po­si­tio­nell ge­gen­über.

Wie schon an­ge­deu­tet, war 1932 die Hal­tung der Mehr­heit der Mit­glie­der der Ruhr­la­de ge­gen­über dem Na­tio­nal­so­zia­lis­mus eher ab­leh­nend, wo­bei nicht nurdes­sen un­aus­ge­go­ren wir­ken­des Wirt­schafts­pro­gramm ei­ne Rol­le spiel­te. Ein­zig Fritz Thys­sen galt spä­tes­tens seit 1931 als tat­kräf­ti­ger An­hän­ger und För­de­rer Hit­lers und sei­ner Be­we­gung.

Lilla, Joachim: Die Ruhrlade – Vereinigung der „führenden Persönlichkeiten der Eisen- und Kohlenindustrie im rheinisch-westfälischen Industriegebiet“, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: http://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Epochen-und-Themen/Themen/die-ruhrlade—vereinigung-der-fuehrenden-persoenlichkeiten-der-eisen–und-kohlenindustrie-im-rheinisch-westfaelischen-industriegebiet/DE-2086/lido/5c49a09fa17da5.20259260 (abgerufen am 07.04.2022)

 

1931 blieben der Öffentlichkeit die anti-parlamentarischen Forderungen eines Teils der Mitglieder nicht verborgen. Poensgen hielt es daher für geboten, am 17. Juni 1931 ein öffentliches Dementi abzugeben „gegen die Behauptung, dass die Ruhrindustrie ein Direktorium und die Diktatur verlangt habe. Die westliche Industrie wolle keine Diktatur, sie wolle eine Führung der Wirtschafts- und Finanzpolitik, die die deutsche Wirtschaft vor dem drohenden Zusammenbruch bewahrt.“

Nach Karl Dietrich Bracher und Gerhard Schulz war der Langnam-Verein beim Treffen der Harzburger Front am 11. Oktober 1931 nur durch seinen Hauptgeschäftsführer Max Schlenker vertreten. Ansonsten fehlten anerkannte Unternehmerpersönlichkeiten, die über politischen Einfluss verfügten.[6] Laut Heinrich August Winkler war Ernst Brandi der einzige Vertreter der Schwerindustrie, der an der Harzburger Tagung teilnahm.[7]

Bei weiteren Gelegenheiten machte die Führung des Langnam-Vereins zu dieser Zeit geltend, bei der Schaffung der gewünschten „Rechtsregierung“ müsse die NSDAP beteiligt werden. Dadurch, dass die Industriellen der NSDAP helfen, an die Regierung zu kommen, habe man dann aber auch die Möglichkeit, „die allzu radikalen Strömungen innerhalb der NSDAP in etwa abzubiegen“[8] Gewollt war allerdings nicht die Wahrung der rechtsstaatlichen und demokratischen Errungenschaften der Weimarer Republik, sondern dass die Großindustrie die NSDAP nach den eigenen Interessen beeinflussen sollte, weil sie deren wirtschaftspolitischen Vorstellungen misstraute.

Am 30. Mai 1932 trat Brüning zurück, zwei Tage darauf wurde Franz von Papen Reichskanzler. Er löste bald den Reichstag auf und plante, die Weimarer Verfassung im Sinne einer Präsidialdiktatur zu ändern und keine Partei mehr an der Regierung zu beteiligen, auch nicht die NSDAP. Diese Ziele wurden vom Verein überwiegend unterstützt, der in dieser Zeit also auf Abstand zu den Nationalsozialisten ging. Es gelang von Papen aber nicht, hierfür eine Mehrheit im Reichstag zu erhalten; er trat am 17. November 1932 seinerseits zurück.

In diesen Tagen wurde der Verein in die Aktivitäten des sogenannten Keppler-Kreises einbezogen: Der süddeutsche Chemie-Unternehmer Wilhelm Keppler hatte von Adolf Hitler den Auftrag erhalten, die Beziehung der Partei zu Industrie- und Wirtschaftskreisen zu pflegen. Dessen Industrielleneingabe vom 19. November 1932, in der mehrere Bankiers, Unternehmer und Landwirte den Reichspräsidenten Paul von Hindenburg auffordern, Hitler zum Kanzler zu ernennen, wurde von fast keinem Vertreter der Großindustrie im Langnam-Verein unterschrieben – außer von Fritz Thyssen und Emil Kirdorf. Zu dieser Zeit wollte die Großindustrie eher eine erneute Kanzlerschaft von Papens erreichen. Dessen Strategie – Abbau des Sozialstaats, Zurückdrängen der Gewerkschaften und des „Parlamentarismus“ zu Gunsten einer autoritären „präsidialen“ Regierung – entsprach damals den im Langnam-Verein vorherrschenden politischen Vorstellungen.

Paul Reusch und die Gutehoffnungshütte: Leitung eines deutschen Großunternehmens

Die Wirtschaftsvereinigung zur Förderung der geistigen Wiederaufbaukräfte wurde 1919 als Reaktion auf die Novemberrevolution von Vertretern der Deutschnationalen Volkspartei gegründet und war die Dachgesellschaft des Hugenberg-Konzern.

Die Wirtschaftsvereinigung bestand aus zwölf Personen, daher wurde sie auch „12-Männer-Kollegium“ genannt. Ihre Mitglieder agierten im Verborgenen. Sie stammten wie Alfred Hugenberg auch aus der Schwerindustrie. Die Verbindung zur Schwerindustrie blieb für die Politik der Wirtschaftsvereinigung wichtig. Die Zusammenarbeit mit dem Verein für die bergbaulichen Interessen und dem Zechenverband blieb eng. So bezeichnete Hugenberg die Wirtschaftsvereinigung als „Tarnung des Zechenverbandes bzw. Bergbauvereins“.[1] Neben der Vertretung industrieller Interessen war es ihr Hauptziel, einen national gesinnten Presse- und Propagandaapparat aufzubauen. So bezeichnete Ludwig Bernhard, der enge Mitarbeiter Hugenbergs, in seinem 1928 erschienenen Buch Der Hugenberg-Konzern als ersten Punkt der „wesentlichen und lebengebenden Grundanschauungen“ des Konzerns.

Mitglieder

  • Alfred Hugenberg, von 1909 bis 1918 Vorsitzender des Direktoriums für Finanzwesen der Friedrich Krupp AG und ab 1918 Medienunternehmer (Hugenberg-Konzern)
  • Emil Kirdorf, Industrieller
  • Hans von und zu Löwenstein, Geschäftsführer des Bergbauvereins
  • Eugen Wiskott, stellvertretender Vorsitzender des Bergbauvereins
  • Ludwig Bernhard, Nationalökonom und Hochschullehrer
  • Leo Wegener, Direktor des Provinzialverbandes der Raiffeisen-Genossenschaften in Posen
  • Albert Vögler, Vereinigte Stahlwerke AG, RWE, Präsidialmitglied des Reichsverbandes der Deutschen Industrie, Mitbegründer der Deutschen Volkspartei 1919
  • Johann Bernhard Mann, Generalbevollmächtigter Hugenbergs
  • Johann Neumann, Lübecker Senator, Mitglied der Hauptleitung des Alldeutschen Verbandes
  • Hermann Winkhaus, Generaldirektor des Köln-Neu-Essener Bergwerkvereins
  • Franz Heinrich Witthoefft, Aufsichtsratsvorsitzender der Commerzbank
  • Johann Becker, Reichswirtschaftsminister a. D.

Heidrun Holzbach: Das „System Hugenberg“, Die Organisation bürgerlicher Sammlungpolitik vor dem Aufstieg der NSDAP
Karl Heinrich Pohl: Weimars Wirtschaft und die Außenpolitik der Republik 1924-1926. Vom Dawes-Plan zum Internationalen Eisenpakt. Düsseldorf 1979, S. 191 f
. Stuttgart 1981

 

Der Verein für die bergbaulichen Interessen im Oberbergamtsbezirk Dortmund, kurz Bergbau-Verein, mit Sitz in Essen, konstituierte sich am 17. Dezember 1858 (nach einer vorbereitenden Sitzung vom 20. November 1858) als Unternehmerverband und Interessenvertretung im Oberbergamtsbezirk Dortmund.[1]

Nach dem Ersten Weltkrieg konzentrierte sich der Verein nach außen hin auf seine bergtechnischen und wirtschaftlichen Aufgaben, insbesondere während der Rationalisierungswelle in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre.

Zugleich aber finanzierte und förderte der Verein während der gesamten Weimarer Republik extrem nationalistische Organisationen. So wurde der Hugenberg-Konzern über die Wirtschaftsvereinigung zur Förderung der geistigen Wiederaufbaukräfte mitfinanziert. Auch der Alldeutsche Verband, dessen Gründungsvater Alfred Hugenberg war, und die Deutschenhilfe wurden vom Bergbauverein finanziert. Ebenso wurde die rechtsgerichtete Rheinisch-Westfälische Zeitung vom Bergbauverein finanziell kontrolliert.[2] Die NSDAP wurde ebenfalls unterstützt. Am 20. September 1932 schrieb der Verbindungsmann des Ruhrbergbaus zur NSDAP, August Heinrichsbauer, an Gregor Strasser, dass sich führende Bergbauindustrielle für Hitler als Reichskanzler eingesetzt hätten. Heinrichsbauer schrieb wörtlich:

„dass sehr maßgebliche Herren des Reviers sich bei ausschlaggebenden Berliner Stellen sehr stark dafür eingesetzt haben, dass man Herrn Hitler das Reichskanzleramt übertrage“[3]

Am 29. Januar 1933 schrieb die Deutsche Bergwerks-Zeitung:

„Der Wirtschaft muß daran liegen, daß die in der nationalsozialistischen Bewegung gesammelte Kraft, die nicht zuletzt einen guten Teil begeisterungsfähiger deutscher Jugend darstellt, für die Arbeit am Staate endlich nutzbar gemacht wird.“[4]

Beim Geheimtreffen vom 20. Februar 1933, bei dem deutsche Industrielle der NSDAP und der Kampffront Schwarz-Weiß-Rot einen Wahlfonds von 3 Millionen Reichsmark zu Verfügung stellten, nahmen als Vertreter des Bergbauvereins Ernst Brandi und Hans von und zu Loewenstein teil. An diesem Wahlfonds beteiligte sich der Bergbauverein mit 600.000 Reichsmark.


Anmerkungen

1) wikipedia (Abgerufen: 05.11.2023)
2)
Henry Ashby Turner: Die Großunternehmer und der Aufstieg Hitlers. Berlin 1985, S. 364
2) Joachim Petzold: Die Demagogie des Hitlerfaschismus. Berlin 1982, S. 373 ff.
4) Deutsche Bergwerks-Zeitung, Nr. 25, 29. Januar 1933. Zit. n. Klaus Wisotzky: Der Ruhrbergbau im Dritten Reich. Düsseldorf 1983, S. 20

Der Zechenverband war eine am 22. Januar 1908 gegründete Vereinigung von Unternehmern im Ruhrbergbau. Das Ziel des Verbandes war es, die gemeinsamen Interessen der Zechenunternehmen gegenüber den Arbeitern und Angestellten zu vertreten.

Der Verband lehnte vor dem Ersten Weltkrieg jede Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften ab, musste diese Haltung jedoch vor dem Hintergrund der drohenden Revolution im Oktober 1918 – vorübergehend – . Nach der Gründung der Zentralarbeitsgemeinschaft (ZAG) vertrat der Zechenverband die Unternehmerseite in der Bezirksgruppe für den rheinisch-westfälischen Steinkohlenbergbau der Reichsarbeitsgemeinschaft Bergbau. Auch nach dem Ende der ZAG 1924 blieb der Verein bis 1933 Tarif- und Verhandlungspartner der Gewerkschaften.
Der Zechenverband agierte als ein Geldgeber für die Wirtschaftsvereinigung zur Förderung der geistigen Wiederaufbaukräfte und damit für den Hugenbergkonzern.


„Gemessen an der Zahl der Beschäftigten bildete der Agrarsektor auch noch zu Beginn der Interner Link:Weimarer Republik den zweitstärksten Wirtschaftssektor nach Industrie und Handwerk. Eine Politik gegen die agrarischen Interessenvertretungen war also nur schwer durchsetzbar.“ (

Agrarverbände in der Weimarer Republik (1919–1933)

„Der RLB orientierte sich an der konservativen Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) und im Südwesten auch an der rechtsliberalen Deutschen Volkspartei (DVP). Zusammen mit den christlichen, zentrumsnahen Bauernvereinen bildete der RLB ein nahezu unüberwindbares Bollwerk gegen eine Liberalisierung des Agrarmarktes, da DNVP und Zentrum in Fragen des Agrarschutzes im Reichstag kooperierten.“

Mit der Landvolkbewegung entstanden daher neue radikale und gewalttätige Bauernbewegungen, die ihren politischen Arm seit 1928 in der Christlich-Nationalen Bauern- und Landvolk-Partei (CNBLP) hatten. Seit den späten 1920er Jahren konnte jedoch auch die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) immer mehr unzufriedene Landwirte für sich gewinnen. Diese waren durch die Folgen der Weltagrarkrise vielfach in wirtschaftliche Not geraten und fühlten sich durch die eigenen, zersplitterten Interessenvertretungen auf Partei- und Verbandsebene nicht mehr hinreichend unterstützt. Durch den Zusammenschluss zur „Grünen Front“ 1929 versuchten die etablierten Agrarverbände diese Entwicklung noch einzugrenzen. Doch Schleswig-Holstein war das erste Beispiel, wo dies nicht mehr gelang. Die NSDAP erzielte hier zunächst bei der Reichstagswahl 1930 das reichsweit beste Ergebnis und setzte sich hier schließlich auch bei der Interner Link:Reichstagswahl im Juli 1932 mit 51 Prozent der Stimmen durch. Sie erreichte in den protestantischen Regionen ihre besten Wahlergebnisse dort, wo die Landvolkbewegung stark war.


Die Informationen zu den einzelnen Persönlichkeiten sind Wikipedia entnommen.

 

Industrieller 
*14.10.1879 Berlin n.e.

 

1906–1913 im Kolonialdienst
1914–1916 Delegierter des Deutschen Roten Kreuzes in den USA
dann Major der türkischen Armee
1919 als RegR aus dem Kolonialdienst entlassen
dann Syndikus und Verwaltungsdirektor bei AG Hoerder Hütte und Peiner Walzwerk
1920 Mitglied des Zentralvorstandes der DVP
1921–1924 MdL Preußen (DVP)
seit 1923 Direktor der Ilseder Hütte
Mitglied im Keppler-Kreis
um 1941 Wehrwirtschaftsführer, Vorsitzender des Aufsichtsrates des Boswau und Knauer AG Berlin, der Heag Hannoversche Eisengießerei und Maschinenfabrik Anderten, der Ilseder Hütte AG Peine
Präsident der IHK Hannover
1945 von der brit. Militärregierung abgesetzt

 

Politiker; Jurist; Wirtschaftsführer *19.6.1865 Hannover †12.3.1951 Kükenbruch bei Extertal

1888 Promotion

1891 Mitgründer des Alldeutschen Verbandes

1894–1899 RegAss. in der kgl. preuß. Ansiedlungskommission für Westpreußen und Posen

1900–1903 Verbandsdirektor der Raiffeisengenossenschaft in Posen

Vortr. Rat im PrFMin., Leiter des Referats für Genossenschaftswesen und Ostfragen

1907–1909 Direktor der Berg- und Metallbank in Frankfurt/Main

1909–1918 Vorsitzender des Direktoriums der Firma Krupp

seit 1913 Präsident der Industrie- und Handelskammer Essen und Mitglied des Vorstandes und des Ausschusses der Vereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände

seit 1916 Aufbau eines marktbeherrschenden Medienkonzern (Hugenbergkonzern)

1918 Mitbegründer der DNVP

1919/1920 MdN (DNVP)

1920–1945 MdR (DNVP)

1928–1933 Vorsitzender der DNVP

1933 kurzzeitig Reichs- und preuß. Minister für Wirtschaft, Landwirtschaft und Ernährung

Vorsitzender des Aufsichtsrates bei der Ostdeutschen Privatbank AG, Deutschen Gewerbehaus GmbH, Mutuum Darlehns-AG und Ostbank für Handel und Gewerbe Berlin

 

Ingenieur, Wirtschaftspolitiker
*14.12.1882 Heidelberg †13.6.1960 Kreßbronn bei Friedrichshafen

 

1911–1932 bei der Stoess u. Co. in Heidelberg, seit 1921 Direktor
1921–1931 Geschäftsfürher der Chemischen Werke Odin im badischen Eberbach
1927 Mitglied der NSDAP
seit 1931 persönlicher Wirtschaftsberater Hitlers
1933 MdR (NSDAP)
Kommissar für Wirtschaftsangelegenheiten in der Reichskanzlei
bis 1938 Leiter der wirtschaftspolitischen Abteilung der Reichsleitung der NSDAP
1936–1937 Leiter der Dienststelle „Planung und Fabrikation industrieller Fette“ für den Vierjahresplan
1938–1945 Präsident der Reichsstelle/ des Reichsamts für Bodenforschung
seit 1938 zugleich Staatssekretär z.b.V. im AA
Mitglied zahlreicher Aufsichtsräte (Braunkohle Benzin AG, Steyr-Daimler-Puch AG, Deutsche Umsiedlungs-Treuhandgesellschaft mbH, Kontinentale Öl AG)
seit 1945 in amerik. Haft
1949 zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt
1951 aus der Haft entlassen

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Meyer war promovierter Jurist und promovierter Wirtschaftswissenschaftler. 1924 wurde er Syndikus bei der Genossenschaftsabteilung der Dresdner Bank. Er war seit 1934 Vorstandsmitglied der Dresdner Bank. Meyer, ein Cousin Wilhelm Kepplers,[1] wurde 1932 Mitglied des Keppler-Kreises, des späteren Freundeskreises Reichsführer SS.

1933 trat Meyer in die NSDAP (Mitgliedsnummer 2.590.797) ein und wurde SS-Standartenführer (SS-Mitgliedsnummer 115.983). 1935 wurde er Honorarprofessor für Genossenschaftswesen an der Wirtschaftshochschule Berlin und Mitglied der NS-Akademie für Deutsches Recht.[2]

Er war einer der Direktoren von AEG sowie von Mix & Genest und von Standard Elektrik Lorenz, beides Tochterunternehmen der amerikanischen ITT. Diese Firmen leisteten während des Zweiten Weltkriegs Zahlungen an Heinrich Himmler, um die Investitionen ITTs in den Bremer Flugzeughersteller Focke-Wulf zu schützen.

 

Bankier 
*23.2.1871 Darmstadt †3.10.1943 Eichenhof (Oberbayern)

 

seit 1885 kaufmännische Lehre
1892–1895 stellvertretender Kassierer bei der Darmstädter Volksbank
dann bei der Frankfurter Genossenschaftsbank
1905 Leiter der württembergischen Landesbank
1909 im Vorstand der Mitteldeutschen Kreditbank in Frankfurt/Main
1925–1942 Mitglied im Zentralausschuss bzw. engeren Beirat der Reichsbank und der Reichsbahn
1927 Vorstandsmitglied der Ilse Bergbau AG
1929 Direktor und Vorstandsmitglied der Commerz- und Privatbank
1931–34 fungierte er als Vorstandssprecher der Commerz- und Privatbank.
1934 Vorsitz im Aufsichtsrat der Bank, gleichzeitig Präsident der Berliner Börse und der Wirtschaftsgruppe Privates Bankgewerbe
Mitglied des „Freundeskreises Reichsführer SS
1938 Wehrwirtschaftsführer
Mitglied zahlreicher Aufsichtsräte von Wirtschaftsunternehmen

 


Politische Aktivitäten in den 20er und frühen 30er Jahren

Infolge des Zusammenschlusses der „Mitteldt. Creditbank“ mit der „Commerz- und Privat-Bank“ (später: „Commerzbank“) gelangte R. 1929 in den Vorstand dieser Großbank, deren Aufsichtsratsvorsitz er 1934 übernahm. Im selben Jahr wurde er zum Präsidenten der Berliner Börse sowie der Wirtschaftsgruppe Privates Bankgewerbe bestellt; 1935 zudem zum Präsident der Industrie- und Handelskammer in Berlin und Leiter der Wirtschaftskammer Berlin-Brandenburg. Während der Bankenkrise 1931 Sachverständiger der Reichsregierung, kritisierte R. vehement die Verschuldung Deutschlands durch kurzfristige Auslandsanleihen. Er befürwortete eine teilweise Abkopplung von den internationalen Märkten bis hin zu einem Moratorium der dt. Auslandsschulden und forderte, beeinflußt von den Vorschlägen E. Wagemanns in der „Studiengesellschaft für Geld- und Kreditwirtschaft“, eine staatliche Kreditausweitung zur Überwindung der Wirtschaftskrise in Deutschland. Politisch galt er zu Beginn der 30er Jahre als Deutschnationaler. Offenbar aus zunehmender Gegnerschaft zu Brünings Deflationspolitik erhoffte sich R. vom Nationalsozialismus eine Besserung der wirtschaftlichen Lage. Er wurde Mitglied des „Keppler-Kreises“ bzw. des späteren „Freundeskreises Reichsführer SS“, ohne jedoch der NSDAP beizutreten. Im Nov. 1932 befürwortete er gemeinsam mit anderen Wirtschaftsvertretern in einer Eingabe an den Reichspräsidenten die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler. Seine öffentlichen Funktionen im Banken- und Börsenwesen innerhalb des NS-Systems nutzte er, um unter Anerkennung des Primats der Politik das privatwirtschaftliche Rentabilitätsstreben zu rechtfertigen. R. setzte sich ferner für eine Ausweitung des Börsengeschäfts ein, indem er den außerbörslichen Wertpapierhandel der Banken bekämpfte und gleichzeitig Anstrengungen unternahm, einen begrenzten Terminhandel wieder zuzulassen. Als Aufsichtsrat in mehreren Unternehmen wahrte er bei wichtigen Personalentscheidungen, wie etwa bei den Buderus’schen Eisenwerken, erfolgreich die privatwirtschaftliche Unabhängigkeit auch gegen den Druck von Staats- oder Parteivertretern.|

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Industrieller
*9.2.1868 Königsbronn (Württemberg) †21.12.1956 Stuttgart

1889 Ingenieur bei den Jenbacher Berg- und Hüttenwerken

1891–1895 Ingenieur bei Ganz & Co in Budapest

dann bis 1901 Verwalter der Witkowitzer Bergbau- und Eisenhüttengewerkschaft

1901–1905 Direktor der Friedrich-Wilhelms-Hütte in Mühlheim

seit 1905 Vorstandsmitglied, 1909 Vorstandsvorsitzender, dann Generaldirektor der Gutehoffnungshütte AG in Oberhausen

1918 Mitbegründer der Deutschen Werft in Hamburg

1919–1929 Präsident der Industrie- und Handelskammer Duisburg

1923–1933 Präsidiumsmitglied des RdI

1924–1930 Vorsitzender der „Nordwestlichen Gruppe“ des Vereins Deutscher Stahlindustrieller

1926–1933 stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Industrie- und Handelstags

1928 Mitgründer des Bundes zur Erneuerung des Reiches

1942 Niederlegung der Ämter

Mitglied weiterer nationaler wie internationaler Industriellenvereinigungen


„Sie haben zweifellos Recht, dass eine Ursache der wenig erfreulichen Lage, in der sich Deutschland befindet,
darauf zurückzuführen ist, dass wir ein Volk ohne Raum sind.“ (1927)
(Schreiben von Paul Reusch an Alexander Post, 17.11.1927, Nachlass Reusch, Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv (im Folgenden: RWWA) 130-400101293/8a.. Zitiert nach Schönbach (2015), a.a.O., S. 33)

Reusch war einer der politisch einflussreichsten Schwerindustriellen der Weimarer Republik. Repräsentanten der GHH hielten Kontakt zu Regierungsstellen und Parteizentralen in Berlin und versorgten ihn mit Nachrichten. Er zählte zu den Gründern und Vorstandsmitgliedern des 1928 ins Leben gerufenen „Bundes zur Erneuerung des Reiches“. Sein Plädoyer vom Frühjahr 1932 für eine Zusammenarbeit der konservativen Kräfte mit der NSDAP half dieser im Kampf um die Macht,

 

Bundesarchiv, Bild 102-12733 / CC-BY-SA 3.0

Bankier, Politiker, Publizist
*22.1.1877 Tingleff bei Tondern †3.6.1970 München

1900 Assistent in der Zentralstelle zur Vorbereitung von Handelsverträgen
1901 Geschäftsführer des Handelsvertragsvereins
1903 Archivar bei der Dresdner Bank
1908 stellvertretender Direktor
1914/15 Repräsentant der Dresdner Bank bei der Bankabteilung des Generalgouvernements Brüssel
1916 Direktor der Nationalbank für Deutschland
1920 Geschäftsinhaber, 1922 der Danat-Bank
1918 Mitbegründer der DDP
1923 Währungskommissar, dann Reichsbankpräsident
1926 Austritt aus der DDP
1930 Rücktritt als Reichsbankpräsident
1931 Mitglied der „Harzburger Front“
1933–1939 erneut Reichsbankpräsident
1934–1937 gleichzeitig RWiM
1935–1937 Generalbevollmächtigten für die Wehrwirtschaft
1937–1943 Reichsminister ohne Portefeuille
1944 verhaftet und in einem Konzentrationslager interniert
1945–1948 Inhaftierung
dann Privatbankier, Publizist und Berater ausländischer Regierungen


Politische Aktivitäten in den 20er und frühen 30er Jahren

Den Anlaß für Schachts Rücktritt am 2.4.1930 bot seine Ablehnung des kurz zuvor ratifizierten Young-Planes, den er selbst mit initiiert und ausgehandelt hatte. Die tiefer liegenden Ursachen waren sein inzwischen vollständiges Zerwürfnis mit der Reichsregierung und eine „Witterung für einen kommenden politischen Wetterumschlag“; Schacht, der 1926 die DDP verlassen hatte, intensivierte jetzt seine Verbindung zur DNVP. Im Jan. 1931 begegnete er zum ersten Mal Adolf Hitler, den er fortan unterstützte, nicht nur während der Wahlkämpfe 1932 bei denen er für eine Kanzlerschaft Hitlers eintrat. Am 17.3.1933 konnte Schacht in die Führungsetage der Reichsbank zurückkehren und exekutierte erneut eine Politik, die er noch wenige Wochen zuvor strikt abgelehnt hatte: Er ging zu einer expansiven Geldpolitik über und ermöglichte dem NS-Regime eine Ausweitung der Arbeitsbeschaffungspolitik sowie die sofortige Inangriffnahme der Aufrüstung. Als er am 30.6.1934 zusätzlich das Amt des Reichswirtschaftsministers übernahm, ferner im Mai 1935 das des Generalbevollmächtigten für die Kriegswirtschaft, hatte er den Zenit seiner politischen Laufbahn erreicht.

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Bankier 
*24.11.1889 Hamburg †4.11.1966 Hohenstein bei Eckernförde

 

bis 1919 Militärlaufbahn, dann Bankausbildung
1921 Mitinhaber des Kölner Bankhauses J. H. Stein
Anhänger der NSDAP
1933 Treffen zwischen Hitler und von Papen in seinem Haus
Aufsichtsratsmitglied zahlreicher Unternehmen
nach 1933 Präsident der Rheinischen Industrie- und Handelskammer in Köln
Leiter der Organisation der Privatbanken
Titel eines SS-Brigadeführers
1947/1948 Veurteilung wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit

 


Während der Besatzungszeit setzte er sich für eine Rhein. Goldbank ein, so daß er in die Nähe des Separatismus gerückt wurde. Anfang der 1930er Jahre wurde er bekannt mit Wilhelm Keppler (1882–1960) und Mitglied des „Keppler-Kreises“. Von Beginn der 1920er Jahre bis 1932 war S. Mitglied der DVP. Er lernte 1932 Hitler und v. Papen kennen und stellte am 4.1.1933 sein Kölner Privathaus für die gelegentlich als „Geburtsstunde des Dritten Reiches“ bezeichnete geheime Unterredung der beiden Politiker über ihre mögliche Zusammenarbeit zur Verfügung, der S. als einziger Zeuge beiwohnte. Nach der Machtübertragung an Hitler versuchte S., der seit Okt. 1932 Präsident der Kölner Börse war und zuvor keine öffentlichen Funktionen ausgeübt hatte, seine Position im NS-Staat durch die Übernahme der Industrie- und Handelskammer zu Köln als Staatskommissar zu sichern, was aber am Widerstand des Syndikus der Kammer scheiterte. Seit 1.2.1933 NSDAP-Mitglied, wurde er im Mai 1933 Präsident der|IHK zu Köln,

 

Bundesarchiv, Bild 102-06788 / CC-BY-SA 3.0

Industrieller
*9.11.1873 Styrum (heute zu Mülheim/Ruhr) †8.2.1951 Buenos Aires

1892 Eintritt in die väterliche Firma
seit 1898 Vorstandsmitglied der August-Thyssen-Hütte
1926 Mitgründer und bis 1935 Aufsichtsratsvorsitzender der Vereinigten Stahlwerke in Düsseldorf
bis 1927 Aufsichtsratsmitglied des Rheinisch-Westfälischen Kohlen-Syndikats
seit 1928 Vorsitzender der Internationalen Rohstahlgemeinschaft
Aufsichtsratsmitglied bzw. -vorsitzender zahlreicher Unternehmen der Montanindustrie
Mitglied des Zentralausschusses der Reichsbank
Präsidiums- und Vorstandsmitglied des RdI
1923 finanzieller Unterstützer der NSDAP
1933 Mitglied der NSDAP (nach eigenen Angaben 1931)
1933 Preußischer Staatsrat und MdR (NSDAP)
1939 Übersiedlung in die Schweiz
seit 1940 in Frankreich, dort verhaftet
bis 1945 in einer Heilanstalt, dann in Konzentrationslagern Oranienburg und Buchenwald
1940 Beschlagnahmung des Vermögen
1946 erneute Internierung durch die Alliierten


Politische Aktivitäten in den 20er und frühen 30er Jahren

Seit 1923 unterstützte Thyssen Göring und die NSDAP finanziell, insgesamt mit einigen 100 000 Mark, in der Hoffnung auf Abwehr kommunistischer Aktivitäten und Bekämpfung des Young-Plans. Er vermittelte Hitler Kontakt zur Schwerindustrie und unterzeichnete 1932 als führender Schwerindustrieller die Eingabe an Hindenburg, Hitler zum Reichskanzler zu ernennen. Am 1. 5. 1933 trat er der NSDAP bei und wurde im selben Jahr Mitglied des Preuß. Staatsrats, des Reichstags, des Sachverständigenbeirats für Bevölkerungs- und Rassenpolitik im Reichsministerium des Inneren, der Akademie für Dt. Recht sowie des Generalrats der Wirtschaft. In seinen wichtigen Verbandsfunktionen warb er für die NSDAP, bei der er Unterstützung für seine Ziele zu finden glaubte, u. a. der Wirtschaft mehr Einfluß zu verschaffen und die unternehmerischen Handlungsspielräume zu erweitern. Im Mai/Juni 1933 gründete er in Düsseldorf mit Vertretern der NSDAP und der Schwerindustrie ein Institut für Ständewesen zur Ausbildung von Führungskräften, das jedoch bald von Robert Ley und der „Dt. Arbeitsfront“ bekämpft und 1936 geschlossen wurde.

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Industrieller, Politiker
*8.2.1877 Borbeck (heute zu Essen) †13.4.1945 Haus Ende (Wittbräucke bei Dortmund)

1901 Promotion
Hütteningenieur auf der Georgsmarienhütte bei Osnabrück
1906 Oberingenieur bei der Dortmunder Union AG
1910 bei der Deutsch-Luxemburgischen Bergwerks- und Hütten-AG in Bochum
1915–19 26 dort Generaldirektor
1926 Mitgründer der Vereinigte Stahlwerke AG, Düsseldorf
1936 Leiter der der Vereinigte Stahlwerke AG
1939–1945 Vorsitzender des Aufsichtsrats der Vereinigte Stahlwerke AG
in Aufsichtsgremien zahlreicher Unternehmen
1917–1936 Vorsitzender des Vereins deutscher Eisenhüttenleute
1919 MdN (DVP)
1920–1924 MdR (DVP)
seit 1924 in der Nationalliberalen Vereinigung
1929 kurzzeitig Delegationsmitglied bei der Reparations-Sachverständigenkonferenz in Paris
1932 Mitglied des Keppler-Kreises
1933 Teilnahme am Geheimtreffen führender Wirtschaftsvertreter mit Hitler
1933 MdR (Gast der NSDAP-Fraktion)
1934 Reichsbevollmächtigter für die Verstaatlichung der rheinisch-westfälischen Kohlengruben
1940 Präsident der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft
1942–1945 Wehrwirtschaftsführer und Mitglied des Deutschen Reichs-Rüstungsrats
1944 Generalbevollmächtigten für das Rhein-Ruhr-Gebiet und Chef des Ruhrstabes von Speers Ministerium

Großkaufmann und Hamburger Senator
* 19. November 1863 in Kirchwerder; † 6. Juli 1941 Lütjensee im Amt Trittau

 

kaufmännische Lehre
1885–1900 in Singapore
seit 1900 Teilhaber der Exportfirma Arnold Otto Meyer in Hamburg
1919 MdN (DVP)
1919 bis 1923 Präses der Handelskammer Hamburg
1919 Mitglied der Wirtschaftsvereinigung zur Förderung der geistigen Wiederaufbaukräfte
1928 bis zum 15. September 1931 Senator im Hamburger Senat
Aufsichtsratsvorsitzender der Commerzbank
stellv.
 Vors. des Dt. Industrie- und Handelstages


Vom 19. Januar 1919 bis 21. Mai 1920 war Witthoefft Abgeordneter der DVP in der Weimarer Nationalversammlung. 1919 wurde er Mitglied der Wirtschaftsvereinigung zur Förderung der geistigen Wiederaufbaukräfte, die das Kapital für das Presseimperium von Alfred Hugenberg bereitstellte. Von November 1924 bis zu dessen Auflösung im Dezember 1933 war Witthoefft Präsident des Übersee-Clubs in Hamburg, der den Freihandel förderte.

Witthoefft war durchgehend während der Weimarer Republik Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft für seine Partei.[2] Vom 5. April 1928 bis zum 15. September 1931 war Witthoefft Senator im Hamburger Senat  für die DVP.  Später wurde er Mitglied der NSDAP.

Im November 1932 gehörte er zu den Mitunterzeichnern einer Eingabe von Industriellen und Bankiers an Paul von Hindenburg, die die Kanzlerschaft Hitlers forderte. 1932 wurde er Mitglied im Keppler-Kreis, dem späteren Freundeskreis Reichsführer SS.

Er war Mitglied des Aufsichtsrates der C. Lorenz AG

 

 

(* 13. August 1907 in Essen; † 30. Juli 1967)

„Deshalb […] muss ein Diktator gefunden werden, ausgestattet mit der Macht, alles zu tun, was irgendwie nötig ist. So ein Mann muss die Sprache des Volkes reden und selbst bürgerlich sein.“(1923)
Zit. nach: George Hallgarten: Hitler, Reichswehr und Industrie. Zur Zeitgeschichte der Jahre 1918-1933, Frankfurt/Main 1955, S.65.

„Ein besonderes Recht zum Streiken kann nicht anerkannt werden. Der Streik gibt keinen Rechtstitel ab, sondern ist ein tatsächliches Machtmittel.“
„Vor dem Tarifvertrag steht die Wirtschaft, der er zu dienen hat.“ (1924)
Ernst von Borsig: Vortrag: Industrie und Sozialpolitik, gehalten auf der RDI-Tagung in Berlin im März 1924, in: Veröffentlichungen des RDI, H. 21, April 1924, S.42.
(Zitiert nach Schönbach (2015), a.a.O., S. 35)

 

„So gipfelt die Angst und die Sorge um des Vaterlandes Zukunft in der bangen Frage: Wird Deutschland wieder ein Führer erstehen, der es aus seiner Zersplitterung und Verelendung wieder zur Höhe führt?“ (1930)
Emil Kirdorf: Erinnerungen 1847-1930, Düsseldorf 1930, S.180 (Zitiert nach Schönbach (2015), a.a.O., S. 36/37).

(* 7. August 1870 in Den Haag, Niederlande; † 16. Januar 1950 in Schloss Blühnbach)

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