Harzburger Front – Im Gleichschritt zur Diktatur

Aufmarsch der nationalen Opposition unter Führung von Hugenberg und Hitler in Bad Harzburg ! Die Führer der nationalen Opposition von links nach rechts: der Bundesführer des Stahlhelms Düsterberg, der Leiter des Stahlhelms Seldte, Geheimrat Hugenberg, dahinter Prinz Eitel Friedrich, beim Vorbeimarsch der SA. (Bundesarchiv, Bild 102-12404 / CC-BY-SA 3.0)

Der Aufmarsch der „nationalen Front“ am 11. Oktober 1931 in Bad Harzburg war eine öffentliche Zurschaustellung des nationalistischen Bündnisses gegen die Demokratie der Weimarer Republik und für den Weg zu Diktatur. Beteiligt waren  die NSDAP, inklusive SA, DNVP, Stahlhelm, Reichslandbund und der Alldeutsche Verband. Etwa 10.000 Menschen waren zu diesem Ereignis erschienen. Hjalmar Schacht (von 1923 bis 1930 und von März 1933 bis Januar 1939 Reichsbankpräsident sowie von 1934 bis 1937 Reichswirtschaftsminister) hielt eine programmatische Rede, Adolf Hitler sprach im Kursaal von Bad Harzburg vor großem Publikum.

In der aktuellen Darstellung bei Wikipedia [13.04.2022] wird zu diesem Ereignis u.a. ausgeführt: „Ob die Harzburger Front in die unmittelbare Vorgeschichte der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933 gehört, ist in der Forschung umstritten“.

Der Beitrag ist eines von vielen Beispielen in der Literatur, in denen insbesondere auf „Spannungen“ und „Kämpfe“ der Beteiligten untereinander hingewiesen und das Bündnis letztlich als „Fiktion“ angesehen wird, das bereits am Anfang „erfolglos und kläglich“ (Schellhorn) geendet habe. (vgl. dazu die entsprechenden Zitate bei Wikpedia)

Die sicher vorhandenen unterschiedlichen individuelle Ansprüchen und Vorstellungen der beteiligten Führungspersonen und taktische Differenzen hinsichtlich des weiteren Vorgehens werden so umgedeutet zu grundsätzlichen Differenzen zwischen den konservativ-nationalistischen Organisationen und der NSDAP. Vor dem Hintergrund der hier dargestellten sozio-ökonomischen Entwicklung und der darin operierenden vielfältigen Eliten-Netzwerke muss man dagegen Peter Schyga zustimmen: 

„Das „Bündnis von „Mob und Elite“ (Hannah Arendt) hatte sich in Bad Harzburg formiert und legte täglich an zerstörerischer Energie und Massenwirksamkeit zu. Die Resolution von Bad Harzburg bildete die Partitur für den Marsch zur Diktatur.“

Die Liste einiger einflussreicher Teilnehmer der Harzburger Front aus Politik und Wirtschaft, Adel und Militär legt Zeugnis davon ab, wer sich hier in „gleichem Geiste“ getroffen hat.

Detlef Endeward

Die oben von uns gewählte Überschrift zu diesem Kapitel ist auch der Titel zu einer Ausstellung, die von Februar bis November 2009 in der Wandelhalle in Bad Harzburg präsentiert wurde. Die Ausstellung wurde unter Federführung des Vereins Spurensuche Harzregion von Bürgerinnen und Bürger in mehr als eineinhalbhalbjähriger Arbeit erstellt. Im Februar 2010 wurde im Niedersächsischen Landtag vom Landtagspräsidium und Kultusministerium eine mobile Version der Ausstellung eröffnet, die dann 2011/12 an weiteren Orten Niedersachsen präsentiert wurde.

Wir verweisen hier zur intensiveren Beschäftigung mit diesem Ereignis auf die zahlreichen Materialien der Website zu dieser Ausstellung, darunter ein umfangreicher Ausstellungskatalog und viele Arbeitsmaterialien für SchülerInnen.

> Harzburger Front (harzburger-front.de)

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