Hannover April 1945 – Flug über eine zerstörte Stadt

1939 hatte die Hauptstadt der preußischen Provinz Hannover 472.000 Einwohner, bei Kriegsende waren noch 217.O0O in der Stadt gemeldet. ln militärischer Hinsicht war Hannover Garnisonsstadt mit Sitz des Wehrkreiskommandos Xl, dem Standort einer Heeresdivision (19.) und einer Kriegsschule. Die britischen Luftangriffe auf zivile Flächenziele (lnnenstadt,
Wohnviertel und andere) erfolgten gemäß der,,Anweisung zum Flächenbombardement“ (Area Bombing Directive) des britischen Luftfahrtministeriums vom 14. Februar 1942.

Als lndustriestandort lag die Stadt im Deutschen Reich auf Rang 5. Für die Kriegsführung bedeutend waren unter anderem die Gummi- und Reifenproduktion der Continental-Werke in Vahrenwald und Limmer sowie die Hanomag in Linden. Hannover war außerdem ein bedeutender Eisenbahn-Knotenpunkt.

Die Luftangriffe auf Hannover fügten der Stadt während des Zweiten Weltkrieges schwere Schäden zu. Die Angriffe wurden von Einheiten der Royal Air Force (RAF) und den United States Army Air Forces (USAAF) ausgeführt. Bei insgesamt 88 Angriffen starben 6.782 Menschen, davon 4.748 Einwohner. Die Zahl der toten Zwangsarbeiter, Ostarbeiter und Kriegsgefangenen war besonders hoch, da es ihnen verboten war, Luftschutzräume aufzusuchen. lnsgesamt wurden ca. 900.000 Brandbomben, 50.000 Phosphorbomben, 34.000 Sprengbomben und 1.000 Luftminen abgeworfen. Bei Kriegsende war das Zentrum zu 90 o/o zerstört; 52 o/o aller Gebäude im Stadtgebiet waren völlig zerstört oder schwer beschädigt. lnsgesamt 7,5 Millionen Kubikmeter Schutt waren zu beseitigen. Von den Ende 1939 vorhandenen 147.222 Wohnungen wurden 51 ,2 o/o lotal zerstört bzw. schwer beschädigt, 43,6 % mittel oder leicht beschädigt und nur 7.489 Wohnungen (5,2 %) waren noch völlig intakt.

Am 10. April wurde die Stadt von amerikanischen Truppen fast kampflos eingenommen, kurze Zeit später rückten britische Truppen nach und übernahmen die Stadt.

Die vorliegende Luftaufnahme hat ein niedrig fliegendes britisches Flugzeug aufgenommen, kurz nach der Einnahme der Stadt, wie aus den englischen Texttafeln zu Beginn hervorgeht. Aus dem Flugzeug sehen wir zunächst zerstörte Straßenzüge in der Oststadt, die Unterführung unter der Celler Straße ist zu erkennen, Bahnanlagen, den Hauptgüterbahnhof, die Nordstadt mit der St. Marienkirche, die Kopernikusstraße mit dem Hochbunker, weitere Bahnanlagen, das Verwaltungsgebäude der Continental AG an der Vahrenwalderstraße und schließlich zerstörte Straßenzüge in Vahrenwald.

Das Filmdokument stammt aus dem lmperial War Museum, London und ist dort im Filmarchiv verzeichnet unter: BOMB DAMAGE RECORD NO 13 ORIGIN OES : Results of attacks by RAF Bomber Command on industrial targets in Germany, Katalognr. CBS 59. Für die Präsentation wurde das ursprünglich stumme Filmdokument mit einem Propellergeräusch versehen.


Filmdaten

Produktionsjahr: 1945
Bearbeitung GFS 2013
Laufzeit: 1:45 Min., w/w
Herkunft: lmperial War Museum, London

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