Gibsy – Die Geschichte des Boxers Johann Rukeli Trollmann (2013)

Inhalt

Das Dokudrama zeigt das Leben von Johann „Rukeli“ Trollmann, der in den 1920er und Anfang der 1930er Jahre eines der großen Talente des deutschen Boxsports war. Er hatte 1933 die Deutsche Meisterschaft im Halbschwergewicht gewonnen. Jedoch wurde ihm kurze Zeit darauf der Titel aberkannt, weil die nationalsozialistische Führung keinen „Zigeuner“ als Meister duldete. Aus Protest trat Trollmann beim nächsten großen Kampf als „Arier“ mit weiß gepudertem Haar und hell gefärbten Haaren auf. Der Auftritt war eine Provokation. Seine Karriere war damit beendet. 1942 wurde er verhaftet und in einem KZ ermordet.

Filme nach 2000

Titel: Gibsy – Die Geschichte des Boxers Johann Rukeli Trollmann
Regie: Eike Besuden
Drehbuch: Eike Besuden
Produzent: Eike Besuden
Kamera: André Krüger
Schnitt: Fabian Teichmann
Ton: Jan Schmiedt, Michael Henn
Musik: Fabian Teichmann
Spielzeit: 89 min
Format: 16:9
Aufführung: Kinostart (DE): 17.01.2013

Darsteller:

  • Hannes Wegener: Johann Rukeli Trollmann
  • Hannelore Elsner: Friederike Trollmann
  • Frank Auerbach: Ernst Zirzow
  • Erik Rossbander: Karl Leyendecker
  • Ramin Yazdani: Schnipplo Trollmann
  • Nora Wahls: Olga Trollman
     
  • Tim Dominick Lee: Radamm
  • Gunnar Haberland: Gefangener
  • Thomas C. Zinke: Cornelius
  • Alexander Swoboda

Regisseur Besuden berichtet in der Begegnungsstätte Sparer Dank von der Entstehung seiner Dokumentation

Weser-Kurier vom 23.01.2014

Der Bremer Regisseur Eike Besuden stellte in der Begegnungsstätte „Sparer Dank“ in der Biermannstraße seinen Film „Gibsy – die Geschichte des Boxers Johann ,Rukeli’ Trollmann“ vor. Ein Film über Zivilcourage, verriet er den gut 50 Besuchern. Die Nachbarschaftsinitiative der Rita-Bardenheuer-Straße hatte Besuden eingeladen, über die Entstehung der Dokumentation zu berichten. Sie beschäftigt sich mit dem Leben des Sinto, dem die Nationalsozialisten den Meistertitel im Halbschwergewicht aberkannt hatten. > weiter

„Eine bewegende Geschichte, erzählt in Form eines Doku-Dramas, das bei allen inszenatorischen Schwächen eindrucksvoll an einen großen Sportler erinnert, der das Boxen stilistisch entscheidend geprägt hat.“ (Filmdienst)

Jörg Albrecht | 16.01.2013

Er war Deutscher Meister im Halbschwergewicht. 1933, genau 8 Tage lang, dann wurde ihm der Titel wegen „undeutschen Boxens“ aberkannt. Die Nationalsozialisten duldeten nur noch arische Helden. Johann Rukeli Trollmann war „Zigeuner“. Einer von über 500.000 Sinti und Roma, die Opfer des Holocaust wurden. Ein Aspekt der dunklen deutschen Vergangenheit, der allzu leicht in Vergessenheit zu geraten drohte. Erst 2012 wurde in Berlin die Gedenkstätte für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas eingeweiht. Obwohl Johann Rukeli Trollmann 2003 vom Bund Deutscher Berufsboxer der Titel des Halbschwergewichtsmeisters von 1933 offiziell wieder zuerkannt wurde, ist seine Geschichte kaum bekannt. Daher ist es sehr zu begrüßen, dass nun ein Film sein tragisches Schicksal dem Vergessen entreißt. ⇒ weiter 

Filmkritik von Kirsten Kieninger bei: kino-zeit.de

Filmemacher Eike Besudenerinnert mit seinem Mix aus Spielszenen, zeitgenössischen Aufnahmen und Interviews an einen fast vergessenen, großartigen Sportler, dem seine Herkunft im nationalsozialistischen Deutschland zum Verhängnis wurde. Nach dem Ende seiner noch jungen Karriere hielt sich Trollmann mit Gelegenheitsjobs über Wasser, heiratete und verließ seine Frau und Tochter aber, um ihre Existenz nicht zu gefährden. Später zog er als Soldat in den Krieg, wurde verwundet und kehrte nach Hannover zurück. Dort wurde er bereits nach kurzer Zeit verhaftet und im KZ Neuengamme inhaftiert. Trollmann starb schließlich 1944 in KZ-Außenlager Wittenberge, nachdem er einen Kapo im Boxkampf niedergeschlagen hatte und der Unterlegene ihn mit einem Knüppel erschlug. Ein wichtiges Werk über einen heute nur noch wenigen bekannten Sportler, dessen Schicksal stellvertretend steht für hunderttausende Roma und Sinti, die von dem Nazi-Regime ermordet wurden. Schade, dass die Inszenierung nicht über TV-Niveau hinauskommt.

https://www.prisma.de/filme/Gibsy,544072

 

 

 

„Gibsy“
„Ich bin jetzt der blonde Boxer. Alles hell. Alles blond. Ich werde deutsch boxen. Deutsch.“

Von Zivilcourage erzählt der Filmemacher Eike Besuden in „Gibsy – Die Geschichte des Boxers Johann Rukeli Trollmann“. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere 1933 stieg Trollmann bei einem Kampf weiß gepudert in den Ring. Als Sohn einer Sinti-Familie – von den Zeitungen „Der Zigeuner-Boxer“ genannt – hatte der Deutsche Meister im Halbschwergewicht nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten keine Chance mehr auf Siege und Titel. Sein Box-Stil wurde als „undeutsch“ geächtet.

Der Auftritt Trollmanns als Karikatur des arischen Boxers steht im Zentrum dieser Dokumentation. Das wenige Archivmaterial – so gibt es nur eine einzige Filmaufnahme, die Trollmann zeigt – hat Eike Besuden durch Spielszenen ergänzt, unter anderem mit Hannelore Elsner als Trollmanns Mutter. Das Konzept erinnert an die Dokudramen von Heinrich Breloer. Schade nur, dass diese Passagen zu brav und steril inszeniert worden sind.

„Gibsy“ von Eike Besuden: Zwiespältig!

 

„Gibsy“ ist eine Biografie, mit der Eike Besuden keinesfalls den Vorbildern großer Box-Filme nacheifern will – im Vergleich etwa mit Scorseses „Wie ein wilder Stier“ tun sich inszenatorisch und darstellerisch Welten auf –, vielmehr ein Leben nahe bringt, das nicht nur im Boxring von Mut und (Zivil)-Courage zeugt. Da es kaum dokumentarische Aufnahmen des Boxers Trollmann gibt, lag die Form eines Doku-Dramas (mit all ihren Schwächen) wohl nahe; so wechseln schwarz-weiße Originalaufnahmen mit mehr oder weniger eindringlichen Spielszenen und Interviews mit Zeitzeugen, u.a. den Neffen des 1944 erschlagenen Boxers, die Rukeli in liebvoller Erinnerung haben. Die Verbindung des Themas „Boxen“ geht mitunter mit pädagogisch-belehrendem Zeigefinger einher; gleichwohl überzeugt der Film als ein Lehrstück über Zivilcourage. Im (Zerr-)Spiegel der Sport- und Propagandapolitik im Dritten Reich wird an einen charismatischen Menschen erinnert, dem es nicht geben war, seine Rolle in den Umbrüchen der Zeit richtig einzuschätzen; ein tragisches Schicksal, das sich vielen Schlachten gestellt, doch die entscheidende verloren hat.

Auszug aus: Hans Messias: FILMDIENST 2013/2. Zitiert nach: https://www.kino-achteinhalb.de/event/387-der-boxer-die-geschichte-des-boxers-johann-rukeli-trollmann-gibsy.html

 

 

 

 

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