Geschäftsleben nach dem Krieg

Die nebenstehende Aufnahme zeigt einen der ersten ‚Läden‘ inmitten der zerstörten Innenstadt, Ecke Karmarschstraße/ Osterstraße. Vor der Zerstörung der lnnenstadt bestimmten große Modehäuser und Kaufhäuser an dieser Stelle das Straßenbild.1) Erinnerungsbilder an ein ‚Vorher‘ sind nicht geblieben. Stattdessen werden an diesem Ort Waren auf aufgeschichteten Trümmersteinen unter freiem Himmel feilgeboten. Gegen hohe Reichsmarkbeträge oder Zigaretten als ’neue Währung‘ können Gegenstände wie Bürsten, Töpfe, Garn, Kurzwaren
aller Art, die zu Luxuswaren avanciert sind, ohne lange Warteschlangen erworben werden.

Nach der Kapitulation standen Probleme der Versorgungslage und Wohnsituation, sowie Instandsetzung des Verkehrswesens im Vordergrund. Vor allem die Sicherung der Ernährungslage der stetig wachsenden Bevölkerung, bedingt durch enorme Flüchtlingsströme, stellte die Militärregierung vor ein schier unlösbares Problem. Eine dringend notwendige Produktionssteigerung war angesichts von fehlendem Saatgut und Dünger, überalterten oder defekten Maschinen nicht zu leisten. Dies trug dazu bei, dass die Ernährung der Bevölkerung, trotz Beibehaltung der Lebensmittelkarten bis 1948, von einer Unterversorgung bestimmt war. Der fortwährende Kampf gegen den Hunger beleuchtet nur einen kleinen Ausschnitt der alltäglichen Not. Aber die Not ließ viele Hannoveraner nicht resignieren, sie versuchten vielmehr auf erfinderische Art und Weise einen Beitrag zum Aufbau eines ’normalen‘ Lebens zu leisten.

Schon 1945 nahmen ‚Fabriken‘ und ‚Ateliers‘ ihre Arbeit auf. Sie stellten alles her, das sich aus irgendwelchen Materialien machen ließ, die übrig geblieben waren. Munitionskisten, Stahlhelme, Minengehäuse zum Beispiel. Die gefertigten Produkte wurden in ‚Läden‘, auf ‚Messen‘ oder sonstigen Verkaufsständen zum Verkauf angeboten. Sinnvolle oder aus heutiger Sicht scheinbar unsinnige Dinge wie farbige Duftwässerchen, Mund-, Rasier- oder Haarwasser wurden teilweise zu hohen Preisen verkauft. ,,Aber es gab etwas zu kaufen“ Die Menschen brauchten jede Kleinigkeit, weil sie alles verloren hatten.

Das könnte dich auch interessieren …