Filmgattungen – Gestaltungsformen – Filmgenres

1. Grundmuster von Filmgattungen

Filmdokument
Im engeren Sinne eine nicht nachbearbeitete Dokumentarfilmaufnahme. Darüber hinaus kann aber jeder Film bzw. jede Filmaufnahme zu einem Dokument werden, z. B. für eine zeitgenössische Sicht (Mentalität, Propaganda etc.). Der Dokumentwert hängt dabei vor allem von der Fragestellung ab.

Dokumentarfilm
Ein Film, der im Grundsatz Ereignisse bzw. Zustände der jeweiligen Gegenwart, die auch ohne Anwesenheit der Kamera stattgefunden hätten, an konkreten Orten mit der Filmkamera festhält. Ein Film also, der sich an das Gefundene hält, nicht an das Erfundene. Im weiteren Sinne gehört auch der (deutsche) Kulturfilm zu dieser Gattung.

Filmedition
Retrospektive Zusammenstellung / Bearbeitung von Dokumentarfilmen unter Beibehaltung der originären, u.U. gekürzten Form.

Kompilationsfilm (retrospektiv erstellter Dokumentarfilm)
Ein Film, in dem Dokumentarfilmausschnitte aus verschiedenen Filmen zusammengestellt und durch einen Kommentar ergänzt sind. Enthält kein nachgedrehtes Bildmaterial.

Filmdokumentation
Ein Film, in dem neben Dokumentarfilmausschnitten auch Filmausschnitte, die zu einem späteren Zeitpunkt gedreht wurden (Interviews mit Zeitzeugen, Verwendung von Fotos usw.), u.U. auch symbolisch-grafische Darstellungen verwendet werden. Gegenstand des Films ist meist eine bestimmte Person bzw. ein historisches Ereignis, das aus einer bestimmten Perspektive dargestellt wird. Die verschiedenen Bestandteile sind in der Regel durch Inserts oder durch einen kommentierenden Sprecher verbunden.

Feature
Ein Filmbericht, in dem Dokumentarfilmausschnitte mit zusätzlichen Filmaufnahmen (Interviews, Befragungen, Kommentierung …) verknüpft werden, und in dem meist verschiedene Perspektiven auf den Gegenstand miteinander verbunden bzw. gegenübergestellt werden. Entwicklung über Rundfunk und Fernsehen.

Dokumentarspiel / Spieldokumentation
Ein Versuch, mit dem Medium Film historisch-gesellschaftliche Ereignisse „nachzustellen“, teilweise an „Originalorten“. Die Geschichte ist real gewesen, die Nachstellung hat naturgemäß fiktive Züge.

Doku-Dramen
bedienen sich zusätzlich zum dokumentarischen Anteil auch Spielfilmelementen. Belegbare und vermutete Ereignisse werden von Schauspielern nachgespielt, die häufig optische Ähnlichkeiten mit originalen Personen aufweisen. Das macht die Geschichte für den Zuschauer unterhaltsamer und zugänglicher, bietet aber auch ein Problem, da die Nachstellungen auf Spekulationen und Interpretationen beruhen und die Wirklichkeit womöglich verfälscht darstellen.

Spielfilm
Traditionell der Kinofilm. Ein Film, der eine Geschichte bzw. ein Geschehen für die Kamera inszeniert, das völlig fiktiv sein, aber auch auf real-historischen Ereignissen beruhen kann. Der Spielfilm ist in der Regel die teuerste Filmvariante, dementsprechend meist auf breite Zustimmung der Zuschauer im Kino bzw. Fernsehen angelegt (Unterhaltungseffekt). Meist um 90 Minuten oder länger, in jedem Fall über 60 Minuten („Langfilm“). Deutlich kürzere Filme werden als Kurzfilm bezeichnet. Im Bereich des Fernsehens haben sich – als zum Teil eigenständige Entwicklungen – der Fernsehfilm und das Fernsehspiel herausgebildet.

Werbefilm
Ein meist sehr kurzer Filmstreifen, der von den Eigenschaften aller anderen Filmgattungen („Authentizität“, „eine Geschichte erzählen“ …) Gebrauch macht zu dem Zweck, für ein Produkt zu werben.

Animationsfilm
Ein Film, der durch Trickeffekte Figuren, Gegenstände und Bilder in Bewegung versetzt. Man unterscheidet beispielsweise Einzelbildanimation (Stop-Motion-Technik, Puppentrick), Computeranimation, Zeichentrick. Von der Pionierzeit des Kinos entwickelte sich der Animationsfilm zu den ersten abendfüllenden Zeichen- und Puppentrickfilme (Walt Disney, Wladyslaw Starewicz) in den 30er Jahren.

 


2. Gestaltungsformen

Zur ergänzenden Beschreibung der Gattungszugehörigkeit bietet es sich an, die jeweilige Gestaltungsform zu charakterisieren. Zum Beispiel:

  • dokumentarisch (er Spielfilm)
  • interviewbasiert (er Dokumentarfilm)
  • (pseudo)wissenschaftlich (e Dokumentation)
  • essayistisch (er Dokumentarfilm)
  • (…)

3. Genres

Gruppen von Filmen, die gewisse thematische oder stilistische Gemeinsamkeiten besitzen, zum Beispiel: Western, Science-fiction, Musical. Die Kunst der Genre-Filme liegt in der Variation mit den – ungeschriebenen – Genre-Regeln. (James Monaco, Film verstehen, S. 556) Weitere Beispiele:

  • Tierfilm
  • Kriminalfilm
  • Gangsterfilm
  • Horrorfilm
  • (Verwechslungs)Komödie
  • Heimatfilm
  • Fantasyfilm
  • Schience-Fiction-Film
  • Historienfilm
  • Katastrophenfilm
  • (…)

Die genannten Definitionen, Zuordnungen etc. können nicht vollständig sein und sind überdies auch idealtypisch – in der Praxis gibt es immer wieder neue Überschneidungen, Mischformen und Weiterentwicklungen.

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